Hr. Cotta hat sich – daß ichʼs nur gestehe – auf meine Veranlaßung zur Erweiterung des KunstBlatts nach beiliegendem Plan – entschloßen. – Die laufenden Nachrichten über alles, was in der Europäeisch. KunstWelt vorgeht, sollen die Theilnahme des großen Publikums rege erhalten, und nur soviel Raum laßen [2] für Aufsätze und Abhandlungen, daß hiebei durchaus eine strenge Wahl eintreten und so das Blatt bey aller Manichfaltigkeit wahre Bedeutung gewinnen und behalten kann. Aber wenn dieses gelingen soll, so müßen Männer, wie Sie, sich der Sache annehmen, und besonders im Anfang reichlich beisteuern, damit dadurch für alle, welche einen edelen gediegenen Ton und ehrenvolle Gesellschaft wünschen Aufmunterung und Zuversicht entstehe.
Sie haben gewiß noch reiche Kräfte, aus denen Sie – seyen es vorderhand auch nur einzelne Absätze – von allgemeinem Interesse mittheilen können. Oder besitzen [3] Sie gar besondere Abhandlungen über allgemeine interessante Kunst Gegenstände, so scheuen Sie eine Ausdehnung von einem bis anderthalb Druckbogen nicht, und statten Sie damit das neue Blatt aus. Der Grundsatz, lieber weniger aber bedeutendes, als vielerley und mittelmäßges zu liefern, muß wenn es nach meinem und des Redacteurs Wunsch geht, stets aufrechterhalten werden. Und Hr v. Cotta hat sich auch ganz für diese Gesinnung erklärt.
Verzeihen Sie mein eiliges Schreiben; ich bin gar sehr beschäftigt außer dem Laufenden noch besonders durch die nun immer näher rükende Herausgabe des DomWerks und damit verbundenen Schrift über die Altdeutsche Baukunst ihr System und Geschichte.
Mein [4] Bruder und Bertram empfehlen sich Ihnen zu gütigem Andenken und bitten mit mir die dortigen Freunde & Bekannte vorzüglich Windischmann und seine Familie aufs freundlichste zu grüßen.
ganz der Ihrige
Sulpitz Boisserée
Stuttgart am 16 Dzbr 1819.