• August Wilhelm von Schlegel an Christian Friedrich Tieck

  • Absendeort: Pisa · Empfangsort: Carrara · Datum: 02.12.1815
Editionsstatus: Einmal kollationierter Druckvolltext mit Registerauszeichnung
    Briefkopfdaten
  • Absender: August Wilhelm von Schlegel
  • Empfänger: Christian Friedrich Tieck
  • Absendeort: Pisa
  • Empfangsort: Carrara
  • Datum: 02.12.1815
    Druck
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 36283637X
  • Bibliographische Angabe: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hg. v. Karl von Holtei. Bd. 2. Hannover 1872, S. 80.
  • Incipit: „[1] Pisa d. 2ten Dec. 1815.
    Mein Freund, wir haben in dieser verfallenen Stadt, in einem verfallenen Palaste, eine verfallene jedoch geräumige [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(61)
  • Blatt-/Seitenzahl: 1 S., hs.
  • Format: 21,2 x 12,5 cm
    Sprache
  • Deutsch
[1] Pisa d. 2ten Dec. 1815.
Mein Freund, wir haben in dieser verfallenen Stadt, in einem verfallenen Palaste, eine verfallene jedoch geräumige und sonst leidliche Wohnung gefunden. Ich habe zwey Zimmer, eins zum Schlafzimmer für Dich, in dem andern mit einem Kamin können wir den Tag über gemeinschaftlich Haus halten. Es hat kein überflüßiges Licht, doch wirst Du Dir Deinen Tisch neben das Fenster stellen können, und alsdann Licht genug zum Zeichnen haben, wozu ohnehin bey Tage wenig Stunden ausfallen dürften. Auch den Platz zu den Sitzungen habe ich schon ausersehen, nämlich im Eßsaal, der zwar wenig Breite und viel Tiefe, aber doch ein Fenster auf den Arno hinaus hat. Ich muß gestehen, daß ich vergessen habe, mich zu erkundigen, wie es hier mit der Sculptur steht, und ob man sich allenfalls mit Kunstbedürfnissen wird versehen können. Allein ich bezweifle, daß es hier irgend etwas im Ueberflusse giebt, als leere toscanische Redensarten. Bringe also lieber alles mit und komme je eher je lieber, um so mehr, da der Bräutigam und Bruder vielleicht schon in einem Monat eintreffen, was dann allerley Störungen verursachen möchte.
Mich hat seit der Ankunft hier ein unglaublicher Trübsinn befallen, und Deine Gegenwart wird mir zum großen Trost gereichen. Lebe indessen recht wohl. Melde Dich hier in Palazzo Roncioni.
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[1] Pisa d. 2ten Dec. 1815.
Mein Freund, wir haben in dieser verfallenen Stadt, in einem verfallenen Palaste, eine verfallene jedoch geräumige und sonst leidliche Wohnung gefunden. Ich habe zwey Zimmer, eins zum Schlafzimmer für Dich, in dem andern mit einem Kamin können wir den Tag über gemeinschaftlich Haus halten. Es hat kein überflüßiges Licht, doch wirst Du Dir Deinen Tisch neben das Fenster stellen können, und alsdann Licht genug zum Zeichnen haben, wozu ohnehin bey Tage wenig Stunden ausfallen dürften. Auch den Platz zu den Sitzungen habe ich schon ausersehen, nämlich im Eßsaal, der zwar wenig Breite und viel Tiefe, aber doch ein Fenster auf den Arno hinaus hat. Ich muß gestehen, daß ich vergessen habe, mich zu erkundigen, wie es hier mit der Sculptur steht, und ob man sich allenfalls mit Kunstbedürfnissen wird versehen können. Allein ich bezweifle, daß es hier irgend etwas im Ueberflusse giebt, als leere toscanische Redensarten. Bringe also lieber alles mit und komme je eher je lieber, um so mehr, da der Bräutigam und Bruder vielleicht schon in einem Monat eintreffen, was dann allerley Störungen verursachen möchte.
Mich hat seit der Ankunft hier ein unglaublicher Trübsinn befallen, und Deine Gegenwart wird mir zum großen Trost gereichen. Lebe indessen recht wohl. Melde Dich hier in Palazzo Roncioni.
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