Die unmittelbare Veranlassung zu den gegenwärtigen Zeilen an Sie giebt mir der Wunsch unsres gemeinschaftlichen Freundes Herrn Haughton, den theils mannichfaltige Geschäfte, theils seine sehr schwankende Gesundheit, so lange abgehalten haben, Ihren gütigen Brief an ihn persönlich zu beantworten. Er legt es mir ans Herz, ihn wegen dieses Verzugs auf das Angelegentlichste bei Ihnen zu entschuldigen. Ich kann aus eigner Erinnerung bezeugen, wie oft er Ihnen schreiben zu können wünschte. Nur die Hoffnung, daß er bald selbst dazu im Stande seyn möchte, hielt mich von einem Posttage zum andern davon ab, ihm den Dienst meiner Feder anzubieten. – Dem von Ihnen geäußerten Wunsche in Betreff der hiesigen Bekanntmachung Ihrer Lettre sur lʼétude des langues Asiatiques, hat Herr Haughton dadurch entgegenzukommen gesucht, daß er kurz nach dem Empfang Ihres Briefes eine vorläufige Ankündigung davon in das Asiatic Journal und in die Literary Gazette hat einrücken [2] lassen. Daß es ihm dadurch gelungen sei, die Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Erscheinung Ihrer Schrift zu lenken, geht unter andern aus dem Umstande hervor, daß mich gleich darauf, manche der hiesigen Freunde Asiatischer Studien fragten, ob ich nichts Näheres angeben könne, ob man ihre Schrift bald hier zu sehen hoffen dürfe, u. dgl. – Was aber den andren, von Ihnen berührten Punkt betrifft, nämlich Ihr Anerbieten, Herrn Haughton eine Anzahl Exemplare der Schrift zum hiesigen Absatz zuzusenden, so hofft er, Sie wollen es nicht unfreundlich deuten, wenn er bei der Mannichfaltigkeit seiner gegenwärtigen Geschäfte, worin ihn das unpassend gewählte, ihm untergeordnete Personal der Asiatischen Gesellschaft nur sehr unzureichend unterstützt, diesen Vorschlag ablehnen zu dürfen bittet. Er erinnert zugleich daran, daß bei allem Interesse was man hier an dem commerciellen und politischen Verkehr mit dem Orient findet, die Theilnahme an den eigentlich wissenschaftlichen Fortschritten in der Orientalischen Litteratur doch leider nur auf wenige Personen beschränkt ist, und daß daher selbst für eine so vielfach anziehende und bedeutende Schrift als die Ihrige, hier nur auf einen verhältnißmäßig geringen Absatz zu rechnen seyn dürfte. –
Vor vierzehn Tagen habe ich Lassen’s schönes Geschenk, seine Ausgabe der Sankhyā Sutras, empfangen. Ich werde ihm in Kurzem dafür danken, um dann vielleicht einige Bemerkungen über ein [3] Paar Stellen mittheilen, die ich anders auslegen möchte, als er gethan hat. – Windischmann’s Sankara habe ich nur flüchtig gesehen in einem Exemplare welches Sir Alexander Johnston durch H. Horner erhalten hatte. Einen kürzlich erhaltenen Brief von Windischmann werde ich sogleich beantworten: eine Abschrift der von ihm verlangten Stelle aus dem Commentar über den Chhándogya Upanishat habe ich bereits besorgt.
Daß Stenzler zu Ende des August zum Besuch nach Berlin und Wolgast gereist ist, wissen Sie schon durch ihn selbst. Ich habe seit seiner Abreise durchaus Nichts weder von ihm noch über ihn [gehört] und ich läugne nicht, daß mich dieß etwas zu beunruhigen […] [Se]ine Ausgabe des Raghuvansa werden Sie erhalten haben.
Mit den besten Empfehlungen von H. Haughton, und mit der Bitte um die Fortdauer Ihres gütigen Wohlwollens für ihn und mich, bin ich hochachtungsvoll
Ihr
gehorsamster
F. Rosen.
London,
16. Speldhurst St., Burton Cresct.
1sten Octobr. 1832.
Sir Alex. Johnston, der vor einigen Tagen nach Schottland abgereist ist, hat mir den beiliegenden Brief zur gelegentlichen Beförderung an Herrn Horner gegeben. Sie werden es mir hoffentlich verzeihen, daß ich Sie damit belästige.
[4] Sr Hochwohlgeboren
Herrn Professor A. W. von Schlegel
in
Bonn.
Royal Asiatic Society.