• August Wilhelm von Schlegel to Philipp Joseph von Rehfues

  • Place of Dispatch: Unknown · Place of Destination: Unknown · Date: [Ende Juni/Anfang Juli 1821]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Philipp Joseph von Rehfues
  • Place of Dispatch: Unknown
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [Ende Juni/Anfang Juli 1821]
  • Notations: Nicht eigenhändige Abschrift. – Datum erschlossen. – Datierung: Unmittelbar nach der Rückkehr von Schlegels Pariser Reise Ende Juni 1821 verfasst.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36842
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.19,Nr.19
  • Number of Pages: 7 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 32,9 x 19,8 cm
  • Überlieferung: Textverlust durch geknicktes Blatt (nur im Scan geknickt!).
  • Incipit: „[1] Ew. Hochwohlgeboren habe ich die Ehre, den Inhalt Ihres verehrten Schreibens vom gestrigen dato betreffend, folgendes gehorsamst zu erwiedern.
    Zuvörderst [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Strobel, Jochen
[1] Ew. Hochwohlgeboren habe ich die Ehre, den Inhalt Ihres verehrten Schreibens vom gestrigen dato betreffend, folgendes gehorsamst zu erwiedern.
Zuvörderst muß ich bemerken, daß ein Misverständniß bey der Voraussetzung obwaltet, als ob die zu einem zweiten Gusse der Indischen Druckschriften erfoderlichen Geräthschaften, gegenwärtig hier befindlich und in meinen Händen wären, da dieselben vielmehr in sicherer Verwahrung in Paris zurück geblieben sind.
Um die Zeit meines Urlaubs nicht zu überschreiten, mußte ich im vorigen Frühling Paris verlassen, ehe der Guß angefangen war. Niemanden, der das Geleistete sieht, wird es wundern, daß die mancherley anzustellenden Versuche und die Arbeit des Schriftstechers, welcher außerdem durch Aufträge von Pierre Didot gedrängt wurde, acht Monathe Zeit erfodert haben. Indessen hatte ich den glücklichen Erfolg des Gusses durch lange fortgesetzte Unterweisung des Schriftgießers und durch die unter meinen Augen gegossenen Modelle gesichert. Außerdem übernahm Hr. Fauriel, ein ausgezeichneter Gelehrter und Kenner des Sanskrit und mein sehr genauer Freund, im [2] allgemeinen die Aufsicht dabey zu führen. Die Matrizen und Gußformen mußten also zum Behuf des Gusses in Paris zurück bleiben. Die Stempel hingegen nahm ich sorgfältig eingepackt mit mir, um einem möglichen Misbrauche zum Schlagen andrer Matrizen vorzubeugen, und der Königl. Regierung die ausschließende Benutzung der ihr zugehörigen zu sichern.
Diese Stempel werde ich die Ehre haben, Ew. Hochwohlg. sofort selbst einzuhändigen mit Beyfügung eines Verzeichnisses und einer über die beste Weise, selbige vor dem Rost zu bewahren. Ich bemerke jedoch, daß die Stempel bey dem zweiten Gusse gar nicht gebraucht werden, indem sie nur dazu dienen, neue Matrizen zu schlagen, wenn etwa die alten einmal geworden wären, welches aber nach dem zehnten Gusse noch nicht der Fall seyn würde.
Der Guß hat eine beträchtliche Zeit erfodert, weil nur die geschicktesten Arbeiter, und nur so viele als Gußformen vorhanden sind dabey angestellt werden konnten. Nachdem Hr. Fauriel sich durch eine damit gemachte Druckprobe von der Zweckmäßigkeit der Lettern überzeugt hatte, und ihr Gewicht ver[i]ficirt hatte, wurden sie mit [3] der wohlfeileren aber langsameren Fracht hieher abgesendet und trafen um die Mitte Januars ein.
Die drey Gußformen und die Matrizen welche nur ein kleines Paquet ausmachen ließ ich nicht mit hieher senden, sondern bat Hrn. Fauriel sie einstweilen in Verwahrung zu nehmen aus folgenden Gründen:
1) Weil sie weit schleuniger und sicherer durch den alle vierzehn Tage abgehenden Gesandtschafts-Courir unmittelbar von Paris nach Berlin gefördert werden konnten.
2) Weil ich die Möglichkeit voraussah, daß ungeachtet alles angewandten Fleißes einzelne Kleinigkeiten mangelhaft ausgefallen wären, welche, um zu dem gelierferten Vorrathe vollkommen zu passen, von demselben Schriftgießer ergänzt und berichtigt werden müßte.
In meinem unterthänigen Bericht vom 20st. Febr. an ein hohes Königl. Ministerium habe ich dieß folgendermaßen angedeutet:
„Dieser Bericht
Ew. Hochwohlgeboren ist bekannt, daß ich diesen Winter, um den mir verliehenen Urlaub (zwar zu einer weit mühseligern Arbeit, als meine gewöhnlichen Amts[4]geschäfte sind) wieder einzubringen, ungewöhnlich viele Vorlesungen, täglich drey Stunden, darunter die zum erstenmale vorgetragene alte Weltgeschichte gehalten habe. Dieses hat meine Kräfte sehr angegriffen, jedoch habe ich mir in den Ferien keine Erholung gegönnt, sondern meine erste Muße dazu verwendet, den Plan des Setzkastens zu entwerfen, welches mir, auf das mäßigste angeschlagen, vierzehn Tage Berechnung und Nachdenken gekostet hat, indem die Aufgabe ist, über 600 Sorten von Lettern zugleich bequem und systematisch in Fächer zu ordnen.
Der Setzkasten ist gegenwärtig in Arbeit und mir zu Ende dieser Woche versprochen worden. Erst wann ich ihn habe, kann ich eine Druckprobe im Großen, wenigstens von einem ganzen Bogen-Text anstellen; und erst nach Anstellung dieser Proben, kann ich versichert seyn, daß nicht etwa, ungeachtet der vielseitigsten vorläufigen Erwägung irgend wo Mistände, Unbequemlichkeiten, oder Mangel an Zusammenstimmung der so künstlich an einander gefügten Stücke sich offenbaren werden.
Ich würde die Aufmerksamkeit Ew. Hochwohlgeboren durch Erörterung der einzelnen Schwierigkeiten einer so ver[5]wickelten Sache ermüden. Doch sey es mir erlaubt, nur Eins als Beyspiel anzuführen.
Die Devanagari-Schrift erfodert eine Menge von Zügen über und unter den Hauptbuchstaben, welche für die Bedeutung von der größten Wichtigkeit sind. Das Unterschneiden der Kegel stand hierbey nicht ganz zu vermeiden; indessen habe ich es so viel möglich eingeschränkt, weil die unterschnittenen Theile der Lettern leicht unter der Presse abbrechen. Nur durch die Erfahrung des Drucks kann ich wissen, ob und wo diese Gefahr eintritt, und durch eine veränderte Einrichtung Vorsichts-Maaßregeln dagegen treffen.
Ich hegte den Wunsch die Arbeit so vollkommen und in allen Theilen vollendet nach Berlin einzuliefern, als es nur irgend in meinen Kräften stände. Da die von der Königl. Regierung gnädigst verwilligte Summe, ungeachtet ich auf jede Ersparniß die mit dem Zwecke verträglich war, bedacht gewesen bin, bereits erschöpft ist, so war dasjenige was hiezu an Stempeln und Lettern noch erfoderlich seyn konnte, auf meine Kosten in Paris zu bestellen.
Ich stand in der Meynung, daß bey einer Sache, welche für die Dauer bestimmt ist, und nach hundert Jahren noch eben so brauchbar seyn wird wie heute [6] (wie ja zum Beyspiel in Oxford noch jetzt mit den Gothischen Lettern gedruckt wird, welche der Gelehrte Junius vor anderthalb hundert Jahren der Universität vermacht hat) eine Verzögerung von einigen Monathen zum Behuf größerer Vollkommenheit nicht eben in Betracht kommen können
Nach der amtlichen Eröffnung Ew. Hochwohlgeboren aber beeifere ich mich, dem Befehle eines hohen Königl. Ministeriums unverzüglich Folge zu leisten. Ich schreibe daher unter dem heutigen dato an Herrn Fauriel und bitte ihn, die drey Gußformen und sämtlichen Matrizen sorgfältig eingepackt und als Eigenthum der Regierung mit ihrer Addresse versehen, im Bureau der Königl. Preußischen Gesandtschaft abzuliefern. Zugleich lege ich einen Brief an Sr. Exc. Hrn. Grafen von d. Goltz ein; und bitte ihn gehorsamst um die Absendung durch den Gesandtschafts-Courir.
Da diese Arbeit dem ohne Zweifel sehr geschickten Schriftgießer in Berlin doch völlig neu und fremd ist, so wird das gleiche Gelingen des zweiten Gusses wie des ersten ganz auf der Einsicht des mit der Leitung beauftragten [7] Gelehrten beruhen. Ich kann in keinem Falle verantwortlich dafür seyn, und finde mich veranlaßt dieß bey Ew. Hochwohlgb. ausdrücklich zu bevorworten.
Ich bitte Ew. Hochwohlgebohren die Versicherung der ausgezeichnetsten Verehrung zu genehmigen, womit ich die Ehre habe zu seyn
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[1] Ew. Hochwohlgeboren habe ich die Ehre, den Inhalt Ihres verehrten Schreibens vom gestrigen dato betreffend, folgendes gehorsamst zu erwiedern.
Zuvörderst muß ich bemerken, daß ein Misverständniß bey der Voraussetzung obwaltet, als ob die zu einem zweiten Gusse der Indischen Druckschriften erfoderlichen Geräthschaften, gegenwärtig hier befindlich und in meinen Händen wären, da dieselben vielmehr in sicherer Verwahrung in Paris zurück geblieben sind.
Um die Zeit meines Urlaubs nicht zu überschreiten, mußte ich im vorigen Frühling Paris verlassen, ehe der Guß angefangen war. Niemanden, der das Geleistete sieht, wird es wundern, daß die mancherley anzustellenden Versuche und die Arbeit des Schriftstechers, welcher außerdem durch Aufträge von Pierre Didot gedrängt wurde, acht Monathe Zeit erfodert haben. Indessen hatte ich den glücklichen Erfolg des Gusses durch lange fortgesetzte Unterweisung des Schriftgießers und durch die unter meinen Augen gegossenen Modelle gesichert. Außerdem übernahm Hr. Fauriel, ein ausgezeichneter Gelehrter und Kenner des Sanskrit und mein sehr genauer Freund, im [2] allgemeinen die Aufsicht dabey zu führen. Die Matrizen und Gußformen mußten also zum Behuf des Gusses in Paris zurück bleiben. Die Stempel hingegen nahm ich sorgfältig eingepackt mit mir, um einem möglichen Misbrauche zum Schlagen andrer Matrizen vorzubeugen, und der Königl. Regierung die ausschließende Benutzung der ihr zugehörigen zu sichern.
Diese Stempel werde ich die Ehre haben, Ew. Hochwohlg. sofort selbst einzuhändigen mit Beyfügung eines Verzeichnisses und einer über die beste Weise, selbige vor dem Rost zu bewahren. Ich bemerke jedoch, daß die Stempel bey dem zweiten Gusse gar nicht gebraucht werden, indem sie nur dazu dienen, neue Matrizen zu schlagen, wenn etwa die alten einmal geworden wären, welches aber nach dem zehnten Gusse noch nicht der Fall seyn würde.
Der Guß hat eine beträchtliche Zeit erfodert, weil nur die geschicktesten Arbeiter, und nur so viele als Gußformen vorhanden sind dabey angestellt werden konnten. Nachdem Hr. Fauriel sich durch eine damit gemachte Druckprobe von der Zweckmäßigkeit der Lettern überzeugt hatte, und ihr Gewicht ver[i]ficirt hatte, wurden sie mit [3] der wohlfeileren aber langsameren Fracht hieher abgesendet und trafen um die Mitte Januars ein.
Die drey Gußformen und die Matrizen welche nur ein kleines Paquet ausmachen ließ ich nicht mit hieher senden, sondern bat Hrn. Fauriel sie einstweilen in Verwahrung zu nehmen aus folgenden Gründen:
1) Weil sie weit schleuniger und sicherer durch den alle vierzehn Tage abgehenden Gesandtschafts-Courir unmittelbar von Paris nach Berlin gefördert werden konnten.
2) Weil ich die Möglichkeit voraussah, daß ungeachtet alles angewandten Fleißes einzelne Kleinigkeiten mangelhaft ausgefallen wären, welche, um zu dem gelierferten Vorrathe vollkommen zu passen, von demselben Schriftgießer ergänzt und berichtigt werden müßte.
In meinem unterthänigen Bericht vom 20st. Febr. an ein hohes Königl. Ministerium habe ich dieß folgendermaßen angedeutet:
„Dieser Bericht
Ew. Hochwohlgeboren ist bekannt, daß ich diesen Winter, um den mir verliehenen Urlaub (zwar zu einer weit mühseligern Arbeit, als meine gewöhnlichen Amts[4]geschäfte sind) wieder einzubringen, ungewöhnlich viele Vorlesungen, täglich drey Stunden, darunter die zum erstenmale vorgetragene alte Weltgeschichte gehalten habe. Dieses hat meine Kräfte sehr angegriffen, jedoch habe ich mir in den Ferien keine Erholung gegönnt, sondern meine erste Muße dazu verwendet, den Plan des Setzkastens zu entwerfen, welches mir, auf das mäßigste angeschlagen, vierzehn Tage Berechnung und Nachdenken gekostet hat, indem die Aufgabe ist, über 600 Sorten von Lettern zugleich bequem und systematisch in Fächer zu ordnen.
Der Setzkasten ist gegenwärtig in Arbeit und mir zu Ende dieser Woche versprochen worden. Erst wann ich ihn habe, kann ich eine Druckprobe im Großen, wenigstens von einem ganzen Bogen-Text anstellen; und erst nach Anstellung dieser Proben, kann ich versichert seyn, daß nicht etwa, ungeachtet der vielseitigsten vorläufigen Erwägung irgend wo Mistände, Unbequemlichkeiten, oder Mangel an Zusammenstimmung der so künstlich an einander gefügten Stücke sich offenbaren werden.
Ich würde die Aufmerksamkeit Ew. Hochwohlgeboren durch Erörterung der einzelnen Schwierigkeiten einer so ver[5]wickelten Sache ermüden. Doch sey es mir erlaubt, nur Eins als Beyspiel anzuführen.
Die Devanagari-Schrift erfodert eine Menge von Zügen über und unter den Hauptbuchstaben, welche für die Bedeutung von der größten Wichtigkeit sind. Das Unterschneiden der Kegel stand hierbey nicht ganz zu vermeiden; indessen habe ich es so viel möglich eingeschränkt, weil die unterschnittenen Theile der Lettern leicht unter der Presse abbrechen. Nur durch die Erfahrung des Drucks kann ich wissen, ob und wo diese Gefahr eintritt, und durch eine veränderte Einrichtung Vorsichts-Maaßregeln dagegen treffen.
Ich hegte den Wunsch die Arbeit so vollkommen und in allen Theilen vollendet nach Berlin einzuliefern, als es nur irgend in meinen Kräften stände. Da die von der Königl. Regierung gnädigst verwilligte Summe, ungeachtet ich auf jede Ersparniß die mit dem Zwecke verträglich war, bedacht gewesen bin, bereits erschöpft ist, so war dasjenige was hiezu an Stempeln und Lettern noch erfoderlich seyn konnte, auf meine Kosten in Paris zu bestellen.
Ich stand in der Meynung, daß bey einer Sache, welche für die Dauer bestimmt ist, und nach hundert Jahren noch eben so brauchbar seyn wird wie heute [6] (wie ja zum Beyspiel in Oxford noch jetzt mit den Gothischen Lettern gedruckt wird, welche der Gelehrte Junius vor anderthalb hundert Jahren der Universität vermacht hat) eine Verzögerung von einigen Monathen zum Behuf größerer Vollkommenheit nicht eben in Betracht kommen können
Nach der amtlichen Eröffnung Ew. Hochwohlgeboren aber beeifere ich mich, dem Befehle eines hohen Königl. Ministeriums unverzüglich Folge zu leisten. Ich schreibe daher unter dem heutigen dato an Herrn Fauriel und bitte ihn, die drey Gußformen und sämtlichen Matrizen sorgfältig eingepackt und als Eigenthum der Regierung mit ihrer Addresse versehen, im Bureau der Königl. Preußischen Gesandtschaft abzuliefern. Zugleich lege ich einen Brief an Sr. Exc. Hrn. Grafen von d. Goltz ein; und bitte ihn gehorsamst um die Absendung durch den Gesandtschafts-Courir.
Da diese Arbeit dem ohne Zweifel sehr geschickten Schriftgießer in Berlin doch völlig neu und fremd ist, so wird das gleiche Gelingen des zweiten Gusses wie des ersten ganz auf der Einsicht des mit der Leitung beauftragten [7] Gelehrten beruhen. Ich kann in keinem Falle verantwortlich dafür seyn, und finde mich veranlaßt dieß bey Ew. Hochwohlgb. ausdrücklich zu bevorworten.
Ich bitte Ew. Hochwohlgebohren die Versicherung der ausgezeichnetsten Verehrung zu genehmigen, womit ich die Ehre habe zu seyn
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