Diese Zeilen, mein theuerster Herr und Freund, hat Herr Baron Schilling von Canstadt Kaiserl. Russischer Staatsrath, die Güte gehabt, für Sie mitnehmen zu wollen. Er ist ein gründlicher Kenner des Chinesischen, und vieler andern Sprachen des östlichen und innern Asiens, und die Unterhaltung mit ihm wird für Sie eben so lehrreich werden, als sie für mich gewesen, da er von allem was in Chinesischen und Tibetanischen Schriften die Sanskrit-Sprache, die Indische Paläographie und die Verbreitung des Buddhismus betrifft, so genau unterrichtet ist. Ich bitte Sie angelegentlichst, sich Herrn Baron von Schilling durch Nachweisungen aller Art und gelehrte Hülfeleistungen während seines Aufenhaltes in London so nützlich zu machen, als es nur irgend in Ihren Kräften steht. Sie werden mich durch diese Bemühung wahrhaft verpflichten. Dieser Kenner der entlegensten Asiatischen Forschungen besitzt unter vielen andern seltnen Gegenständen auch eine Bengalische, wie es scheint, vortreffliche, Handschrift des Hitôpadêsa, deren künftige Benutzung er mir auf die zuvorkommendste Weise versprochen hat. Ich habe einige Tage mit ihm in gelehrten Mittheilungen so angenehm wie möglich zugebracht und dabey einzig dieß zu beklagen gehabt, daß alle meine [2] Beredsamkeit ihn nicht hat vermögen können, länger hier zu verweilen, da er, wie natürlich, größeren Schauplätzen Asiatischer Gelehrsamkeit entgegen eilt. Mit den besten Wünschen für das fernere Gedeihen unserer gemeinschaftlichen Arbeiten, und der vollkommensten Hochachtung
Ew. Wohlgebohren
ergebenster
AWvon Schlegel.
[3]
[4]