Geliebtester Freund!
Wie viel lieber eilte ich Ihrer Umarmung entgegen, als daß ich noch diesen Brief absenden muß. Die letzten Tage des Aufenthalts sind immer unangenehm, und sind es in meiner Lage ganz besonders. Alles häuft sich wissenschaftliche Arbeiten, Geschäfts-Besorgungen, gesellschaftliche Anfoderungen; ich weiß kaum wo aus noch ein, und meine Kräfte darf ich nun einmal nicht über das gehörige Maaß anstrengen. In acht Tagen spätstens hoffe ich indessen abreisen zu können, der Himmel gebe mir nur gutes Wetter, denn der Zustand meiner Augen beunruhigt mich einigermaßen in dieser Hinsicht. Sie sind so äußerst empfindlich geworden, daß ich daran einen lebendigen Barometer habe. Bey schönem warmem Wetter glaube ich ganz hergestellt zu seyn, aber die Wirkung eines einzigen rauhen Windstoßes spüre ich vier und zwanzig Stunden lang, und auf der Reise kann ich mich doch nicht in meiner Kalesche hermetisch verschließen. Auf das Reisen bey Nacht muß ich daher auch gänzlich Verzicht thun.
Haben Sie doch die Güte, Hrn von Münchow wissen zu lassen, daß die von Hrn Kastner bestellte balance [2] de torsion fertig geworden ist. Ich werde sie sorgfältig einpacken lassen, und sie entweder selbst mitbringen, oder in meiner Bücherkiste nach Bonn fördern
Ich bitte Sie, die Einlagen meiner Haushälterin zu kommen zu lassen. Den Brief an die Cölnische Weinhandlung lasse ich offen, damit sie sehen kann, was sie zu empfangen hat.
Meine Indische Druckschrift scheint vielen Beyfall zu finden, aber ich kann Sie versichern, daß ich sie seit der Probe noch beträchtlich verschönert habe.
Nehmen Sie freundschaftlich mit diesem kahlen Geschreibe vorlieb. In Erwartung der mündlichen Mittheilungen habe ich keine Stimmung, überdieß weder Zeit noch Ruhe, um ordentlich zu schreiben.
Die herzlichsten Grüße an alle die Ihrigen! Leben Sie tausendmahl wohl, mein geliebter unschätzbarer Freund!
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