Hier haben Sie, theuerster Freund, die verlangte Auslegung der Überschrift eines Indischen Bildes im Besitze des Hrn. Sotzmann. Ich hätte sie Ihnen schon längst gesendet, wenn meine Vorlesungen mich nur zu Athem kommen ließen. – Sie sehen, die Brahmanischen Studien sind keinesweges trocken oder steril, sondern vielmehr, lustig und erquicklich. Und ich habe noch gelinde übersetzt, es wäre nur auf mich angekommen vṛihannitambâ durch amplis clunibus praedita zu geben. Machen Sie doch, daß Ihnen Hr. Sotzmann die Originale zuschickt, und suchen Sie dieselben auf irgend einem Wege in mein Indisches Museum zu bringen. Hr. S. sammelt altdeutsche Sachen: ich habe ein Gebetbuch mit Miniaturen, ungefähr aus der Mitte des 15ten Jahrhunderts welches ein wahres Kleinod. Ich habe auch ein Büchlein mit unvergleichlichen Holzschnitten nach dem Todtentanz von Holbein. Könnten Sie nicht einen Tausch vermitteln?
Hiebey erfolgt der von Ihrem Hrn. Bruder mir mitgetheilte Brief wieder zurück. Ich brauche Ihnen nicht zu versichern, daß ich discret gewesen bin, und nichts weiter gelesen habe als was das Bild betrifft. Kaum habe ich dieß herausbuch[2]stabirt, es ist schwerer als Bengalische Schrift. Leben Sie recht wohl, theuerster Freund, und kommen Sie hübsch von Zeit zu Zeit des Sonnabends und Sonntags herüber, wann es nichts zu regieren giebt. Meine Typen sind fertig gegossen, und unterwegs. Durch ihre Ankunft wird erst mein Daseyn vollständig werden.
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel
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