• Johann Carl Fürchtegott Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Unknown · Date: 04.03.1810
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Carl Fürchtegott Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 04.03.1810
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,57
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,3 cm
  • Incipit: „[1] H. d. 4 März 1810
    Liebster Bruder, Dein letzter Brief war uns sehr erfreulich, da wir schon lange mit Sehnsucht [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] H. d. 4 März 1810
Liebster Bruder, Dein letzter Brief war uns sehr erfreulich, da wir schon lange mit Sehnsucht Nachrichten von Dir entgegen gesehen haben. Meinen Brief vom 4 Febr. nebst dem der Mutter, worin wir Dir den Empfang des Geldes meldeten, wirst Du inzwischen erhalten haben. Von Deinem Vorhaben hat uns Charlotte schon etwas gemeldet, aber so dunkel und unbefriedigend, daß es uns nur unruhig machte, da ich in solchen Fällen das zweifelhafte und ungewisse bey weitem noch unangenehmer ist, als die bestimmte Gewißheit. Auf meine weitern Anfragen hat sie gar nicht geantwortet. Das letztere Blatt Deines Briefes habe ich daher der Mutter vorerst noch vorenthalten, da ihr so wenig als uns eine so weite Entfernung angenehm seyn kann. Ist es indessen nicht zu ändern, so wünsche ich herzlich, daß es Dir ferner auch in der Entfernung wohl gehe, daß das Glück Dich wie bisher auf allen Deinen Wegen begleite, und Du nicht zu lange abwesend bleibst. Letzteres darf ich schon nach Deiner und Deiner Freundin Denckungsart, und lebhaften wissenschaftlichen Interessen hoffen. Konntest Du doch deshalb in Deinen frühern Jahren nicht lange in Holland ausdauern, bey allen sonstigen Vortheilen. Deinem nächsten Brief, worin Du uns weitere Eröffnungen versprochen hast, sehe ich mit größter Begierde entgegen.
Deinen mir übersandten 2 Theil der Vorlesungen habe ich noch nicht gelesen, da ich theils jezt viel Arbeiten habe, theils aber auch einen günstigeren Zeitpunct des geistigen Genuß abwartete, wozu die jetzige Zeit nicht geeignet war, die uns wegen der bevorstehenden Veränderungen [2] mit bangen Sorgen erfüllte. Jezt hat sich es so glücklich aufgelöset, wie man es nach Lage der Umstände nur erwarten konnte. Es ist für das gegenwärtige Jahr eine Intrrims Administration für den König von Westpfahlen angeordnet, wobey alles in seiner jetzigen Verfassung bleibt, und Patje ist General Intendant geworden. Auch für mich ist dieses ein großer Gewinn, denn schwerlich möchte ich bey eintretender Veränderung, eine Bedienung mit so guter Einnahme wieder erhalten, als ich jezt habe. – Rehbergs Machiavell ist schätzbar durch die freymüthigen Bemerkungen und Abhandlungen, womit er es begleitet hat. Unter andern hat er darin die vortheilhafte Seite der päbstlichen weltlichen Regierung darzulegen gesucht. In der Hallischen Litteratur Zeitung ist von ihm auch eine sehr weitläufige Recension von Göthens Wahlverwandtschaften, die er sehr scharf kritisirt. Er geht dabey seine ganze literarische Laufbahn durch, mit manchen treffenden Bemerkungen, wiewohl ich nicht in allen beystimmen kann. Dieses Werck von Göthe hat auch uns wenig behagt, wiewohl es nicht ohne Interesse läßt, so sind doch die zurükbleibenden Eindrücke sehr unangenehm. Das vaterländische Musaeum, dessen Du erwähnst, kenne ich nicht, doch lese ich nur wenig. Ueber Friedrichs Glück freue ich mich. Moritz will mich auf das Frühjahr besuchen, welches mir umso angenehmer ist, da man sich dlich beßer mittheilen kann als schriftlich.
Kannst Du für die Mutter eine solche Einrichtung treffen, wie Du schreibst, so wird dieses sehr zu ihrer Beruhigung gereichen. Lebe wohl Karl S.
[1] H. d. 4 März 1810
Liebster Bruder, Dein letzter Brief war uns sehr erfreulich, da wir schon lange mit Sehnsucht Nachrichten von Dir entgegen gesehen haben. Meinen Brief vom 4 Febr. nebst dem der Mutter, worin wir Dir den Empfang des Geldes meldeten, wirst Du inzwischen erhalten haben. Von Deinem Vorhaben hat uns Charlotte schon etwas gemeldet, aber so dunkel und unbefriedigend, daß es uns nur unruhig machte, da ich in solchen Fällen das zweifelhafte und ungewisse bey weitem noch unangenehmer ist, als die bestimmte Gewißheit. Auf meine weitern Anfragen hat sie gar nicht geantwortet. Das letztere Blatt Deines Briefes habe ich daher der Mutter vorerst noch vorenthalten, da ihr so wenig als uns eine so weite Entfernung angenehm seyn kann. Ist es indessen nicht zu ändern, so wünsche ich herzlich, daß es Dir ferner auch in der Entfernung wohl gehe, daß das Glück Dich wie bisher auf allen Deinen Wegen begleite, und Du nicht zu lange abwesend bleibst. Letzteres darf ich schon nach Deiner und Deiner Freundin Denckungsart, und lebhaften wissenschaftlichen Interessen hoffen. Konntest Du doch deshalb in Deinen frühern Jahren nicht lange in Holland ausdauern, bey allen sonstigen Vortheilen. Deinem nächsten Brief, worin Du uns weitere Eröffnungen versprochen hast, sehe ich mit größter Begierde entgegen.
Deinen mir übersandten 2 Theil der Vorlesungen habe ich noch nicht gelesen, da ich theils jezt viel Arbeiten habe, theils aber auch einen günstigeren Zeitpunct des geistigen Genuß abwartete, wozu die jetzige Zeit nicht geeignet war, die uns wegen der bevorstehenden Veränderungen [2] mit bangen Sorgen erfüllte. Jezt hat sich es so glücklich aufgelöset, wie man es nach Lage der Umstände nur erwarten konnte. Es ist für das gegenwärtige Jahr eine Intrrims Administration für den König von Westpfahlen angeordnet, wobey alles in seiner jetzigen Verfassung bleibt, und Patje ist General Intendant geworden. Auch für mich ist dieses ein großer Gewinn, denn schwerlich möchte ich bey eintretender Veränderung, eine Bedienung mit so guter Einnahme wieder erhalten, als ich jezt habe. – Rehbergs Machiavell ist schätzbar durch die freymüthigen Bemerkungen und Abhandlungen, womit er es begleitet hat. Unter andern hat er darin die vortheilhafte Seite der päbstlichen weltlichen Regierung darzulegen gesucht. In der Hallischen Litteratur Zeitung ist von ihm auch eine sehr weitläufige Recension von Göthens Wahlverwandtschaften, die er sehr scharf kritisirt. Er geht dabey seine ganze literarische Laufbahn durch, mit manchen treffenden Bemerkungen, wiewohl ich nicht in allen beystimmen kann. Dieses Werck von Göthe hat auch uns wenig behagt, wiewohl es nicht ohne Interesse läßt, so sind doch die zurükbleibenden Eindrücke sehr unangenehm. Das vaterländische Musaeum, dessen Du erwähnst, kenne ich nicht, doch lese ich nur wenig. Ueber Friedrichs Glück freue ich mich. Moritz will mich auf das Frühjahr besuchen, welches mir umso angenehmer ist, da man sich dlich beßer mittheilen kann als schriftlich.
Kannst Du für die Mutter eine solche Einrichtung treffen, wie Du schreibst, so wird dieses sehr zu ihrer Beruhigung gereichen. Lebe wohl Karl S.
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