Beikommende Blätter sind mir von einem Reisenden, mit dem mündlichen Auftrag von Ihrem Bruder sie Ihnen theurer Freund zu überschicken, gegeben worden. Es scheint Ihr Bruder habe es beschloßen gar nie anders zu schreiben als wenn es auch gedruckt wird, u meine Schwester thut natürlich dasselbe, wenigstens habe ich schon in mehreren Monaten keine geschriebnes Lebenszeichen von ihr erhalten.
Sie bekommen hier ebenfalls, die Scene aus Was ihr wollt. allerdings etwas spät, aber ohne meine Schuld. Glauben Sie ja nicht lieber Freund daß ich [2] die Anmaßung habe so genialisch nachläßig gegen Aufträge zu werden, wie unser Freund Koreff, den ich nun seit 8 Tagen vergebens mit Briefen bestürme um den Ifflandschen Kalender für Frau v Staël von ihm zu verlangen, alle meine Beschwörungen sind fruchtlos, er läßt mich ohne Antwort. – Haben Sie die Güte lieber Freund mich bei der Frau v Staël zu entschuldigen. ich kann mir den diesjährigen Kalender nicht verschaffen, in meiner Verzweiflung, sende ich ihr den von 1807, in welchem allerdings auch von ihrem Spiel gesprochen wird, aber welcher doch nicht der rechte ist. –
Leben Sie froh mein wehrter Freund. Wenn ich es recht bedenke, ist nun wohl [3] die Reihe an Ihnen mir ein gutes Wort zu sagen, aber so ein gelehrter, vielfach beschäftigter u zerstreuter Mann, wie Sie kann sich keine Vorstellung machen wie in einem so höchst einförmigen Leben wie das meinige ein freundliches Wort von geliebten Menschen Epoche macht.
Leben Sie tausendmahl wohl
Henriette M
[4] [leer]