Hochzuverehrender Herr Staatsminister!
Ew. Excellenz statte ich meinen ehrerbietigsten Dank ab, für die mir ertheilte gnädige Erlaubniß in diesem Winter-halben-Jahr nicht in Berlin sondern in Bonn Vorlesungen zu halten. Ich fühle es selbst, wie unendlich viel ich dadurch verliere, daß ich nicht sogleich in die belebende Nähe Ew. Excellenz versetzt werde, und unter Hochderselben unmittelbaren Leitung in Wirksamkeit trete. Daß ich auf solche Vortheile mit vollkommener Anerkennung dennoch Verzicht leiste, kann Ew. Excellenz einen Maaßstab für die Stärke der aus persönlichen Verhältnissen entspringenden [2] Beweggründe geben, die mich zu meinem unterthänigen Gesuche bewogen haben. Wiewohl meine Vorstellungen nicht das Glück gehabt, eine beyfällige Überzeugung bey Ew. Excellenz zu bewirken, so erkenne ich doch in jedem Ausdrucke Ihres verehrten Schreibens Hochderselben gnädige Gesinnungen für mich, und auf diese Gesinnungen baue ich die Hoffnung der ferneren Erfüllung meiner Wünsche.
Nach früher erhaltenen Nachrichten hatte ich gehofft, um die Mitte Septembers Ew. Excellenz in Coblenz oder Bonn persönlich aufwarten zu können. Von Seiner Durchlaucht, dem Herrn Staatskanzler erfuhr ich, daß Dero Ankunft in den Rheinischen Gegenden erst später zu erwarten stehe.
Ich halte mich bereit, auf den ersten Ruf nach Bonn abzugehen, sobald die auch nur theilweise angekündigte Eröffnung der Universität, und die Anwesenheit einiger Schüler es möglich machen wird, dort öffentliche Vorträge zu halten. Die Zeit, welche bis dahin verfließen dürfte, werde ich in Heidelberg, wohin schon zu Anfange dieses Monats zurückzukehren nur eine unangenehme Zufälligkeit mich verhindert hat, unausgesetzt zur Vorbereitung auf künftige Vorlesungen verwenden, indem ich von dem Zeitpunkte meiner [3] Ernennung an meine ganze Thätigkeit dem Staate, in dessen Dienste ich berufen zu seyn die Ehre habe, für verpflichtet achte. Sollte die Universität Bonn das Glück haben, unter dem Vorsitz Ew. Excellenz inaugurirt zu werden, so würde vielleicht die Erwägung der örtlichen Verhältnisse bey Hochdenselben die Überzeugung bewirken, daß meine Bemühungen für die Pflege Deutscher Geistesbildung dort von einigem Nutzen seyn möchten.
Ich verharre in tiefster Ehrerbietung
Ew. Excellenz
unterthänig gehorsamster
Aug. Wilh. von Schlegel
Stuttgart den 12ten October
1818.
[4] [leer]
[1] pre den 20ten Oct 18
H. Consist R Schulze.
188.