• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Rom · Place of Destination: Coppet · Date: 06.10.1805
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Rom
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 06.10.1805
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 107–109.
  • Incipit: „[1] Rom den 6. 8br. 1805.
    Das erste geliebter Freund, was ich dir zu schreiben habe, ist deinen nächsten Brief an Uns [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,68
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,4 x 12 cm
    Language
  • German
[1] Rom den 6. 8br. 1805.
Das erste geliebter Freund, was ich dir zu schreiben habe, ist deinen nächsten Brief an Uns unter Humboldts Adresse zu schicken, da wir unsere sehr schlechte Wohnung, mit einer sehr guten zu Vertauschen gedenken, aber ohnmöglich heut genau die Adresse schreiben können.
Ich habe dir nun schon lange recht ausführlich über das Basrelief schreiben wollen, aber immer habe ich es noch nicht angefangen gehabt, Ich habe sehr vile Mühe Aufgewandt ein Atelier zu finden, und bin jezt doch gezwungen es in dem eines Bekannten zu machen. Dann hatt es mir nicht wenig Mühe gemacht Bronze Arbeiter zu finden, die es machen, da hir, was mir es in Weimar sehr erleichtert hätte, es erschwerlich und theurer macht, nehmlich das giessen in Bronze. Ich muß rechnen das solches gegen 300 Scudi kosten wird, und mag es doch nicht in Marmor machen, da dis mir könnte von Fr.[au] v.[on] Stael dafür ausgelegt werden könnte, als wollte ich es da ich das Geld im Voraus empfangen, nachläßig, oder auf eine zu Vortheilhafte Art für mich machen, auch würde der Transport des Marmors viel theurer sein, Zudem wiedersteth Bronze viel beßer dem Wetter, und macht sich viel beßer zum Schwarzen Marmor, ist auch viel leichter einzusetzen, und so weiter, Nun bin ich mit meinen Bronze [2] Arbeitern noch nicht ins reine, und es kann leicht sein, das es mir wohl 400 Scudi kosten wird und ich ganz umsonst Arbeite,. welches ich auch gern thun will, und es in nichts vernachläßigen. Ja ich werde es beßer machen, als wenn ich das Geld noch erhalten sollte. Die Ursach warum ich erst wegen der Bronze Giesser ganz in richtigkeit sein muß, ist weil die Bronze erstlich ganz anders gearbeitet werden muß als Marmor, dann muß auch überdiß noch das Modell um ein paar Zoll grösser gemacht werden, weil das Metall im erkalten so viel zusammenschwindet. das es auf die Höhe von 4 Fuß und 9 Zoll beinahe 3 Zoll betragen wird. –
Du siehst das du um die Güte, und das es gewiß sehr bald und gut gemacht wird nicht im mindsten brauchst in Sorgen zu sein, und was den Eifer der Madame de Stael anbetrift, das Grabmahl vollendet zu sehen, so sehe ich nicht ein, wie wenn Sie eine von meinen Zeichnungen, oder eine ähnliche ausführen läßt, es noch in disem Jahre könnte so weit beendigt werden, um das Relief zu gebrauchen, da ja erst das ganze fertig sein muß und erst zulezt die Tafell eingesetzt werden kann.
Welch einen Eindruk Rom auf mich gemacht hatt kannst du dir denken, und welche Lust zum Arbeiten ich heut besonders hier habe. Doch habe ich noch immer nichts gemacht, als die Büste Alexander Humbolds und dise blos deshalb um sich nicht in Berlin machen [3] zu lassen. Sie ist sehr ähnlich, sonst aber Roms nicht würdig, ich werde sie Colossaler in Marmor machen. Wenn du wieder herkömmst soll auch die deinige gemacht werden, mit Lorberen gekrönnt, komm also wenn du kannst bald. Unterwegs habe ich die gröste Freude gehabt an mehreren Städten, die wir sahn. Das Theater zu Verona, wie dise Stadt selbst.
Dann die Mahlereien Julius Romanos in Mantuna, die einzig in ihrer Art sind, und indem mann sie sith das gröste erscheinen was die Mahlerei hervorgebracht, bis man wider andre Meister sith, die eben so einen hohen Gipfel erstiegen. In Bologna sind so dies für mich die Göttlichen Mahlereien Francesko Francia gewesen, die mir eben so unvergesslich bleiben werden. Hast du sie nicht gesehen? Florenz ist sodann für uns der Ruhepunkt gewesen, dise Wiege der Christlichen Kunst, – Jezt bin ich nun hir, voller unruhe und Begierde zu Arbeiten, und weis nichtmahl wie es angreiffen und wo. Ich sehe in die Landschaft hinaus und im Himmel, und lebte wie im Himmel wenn ich Mein Attelier hätte, und so viel Geld als nöthig um gleich ein par Stük Marmor zu kauffen und gleich ein halb dutzend Arbeiten zu halten.
Verwünscht ist es das nicht alle Anstalten so gelingen wie man es wünscht, so bleibt Knorrings Geld das er erwartet aus, und jeder Brief braucht so [4] lange Zeit um zu lauffen, und so ist das abscheulich dumme Alberne Geld das es immer Verhindert, bald fleißig, bald lustig zu sein, Doch in einiger Zeit ist alles zu Ende, und ich rühre die Finger, und Arme, um zu Zeichnen zu Mahlen, zu hämmern, Wenn du über ein Jahr aber wieder kömmst soltest du es bei mir lebendig finden. – Lebe wohl recht wohl, bleib Gesund und laß bald wieder von dir hören, Empfiel mich Frau von Stael auf aller Höflichste, und gib ihr die Versicherung, sie solle allen möglichen Grund haben mit mir zufrieden zu sein.
Dein Bruder Fr.[iedrich] Tieck.
[1] Rom den 6. 8br. 1805.
Das erste geliebter Freund, was ich dir zu schreiben habe, ist deinen nächsten Brief an Uns unter Humboldts Adresse zu schicken, da wir unsere sehr schlechte Wohnung, mit einer sehr guten zu Vertauschen gedenken, aber ohnmöglich heut genau die Adresse schreiben können.
Ich habe dir nun schon lange recht ausführlich über das Basrelief schreiben wollen, aber immer habe ich es noch nicht angefangen gehabt, Ich habe sehr vile Mühe Aufgewandt ein Atelier zu finden, und bin jezt doch gezwungen es in dem eines Bekannten zu machen. Dann hatt es mir nicht wenig Mühe gemacht Bronze Arbeiter zu finden, die es machen, da hir, was mir es in Weimar sehr erleichtert hätte, es erschwerlich und theurer macht, nehmlich das giessen in Bronze. Ich muß rechnen das solches gegen 300 Scudi kosten wird, und mag es doch nicht in Marmor machen, da dis mir könnte von Fr.[au] v.[on] Stael dafür ausgelegt werden könnte, als wollte ich es da ich das Geld im Voraus empfangen, nachläßig, oder auf eine zu Vortheilhafte Art für mich machen, auch würde der Transport des Marmors viel theurer sein, Zudem wiedersteth Bronze viel beßer dem Wetter, und macht sich viel beßer zum Schwarzen Marmor, ist auch viel leichter einzusetzen, und so weiter, Nun bin ich mit meinen Bronze [2] Arbeitern noch nicht ins reine, und es kann leicht sein, das es mir wohl 400 Scudi kosten wird und ich ganz umsonst Arbeite,. welches ich auch gern thun will, und es in nichts vernachläßigen. Ja ich werde es beßer machen, als wenn ich das Geld noch erhalten sollte. Die Ursach warum ich erst wegen der Bronze Giesser ganz in richtigkeit sein muß, ist weil die Bronze erstlich ganz anders gearbeitet werden muß als Marmor, dann muß auch überdiß noch das Modell um ein paar Zoll grösser gemacht werden, weil das Metall im erkalten so viel zusammenschwindet. das es auf die Höhe von 4 Fuß und 9 Zoll beinahe 3 Zoll betragen wird. –
Du siehst das du um die Güte, und das es gewiß sehr bald und gut gemacht wird nicht im mindsten brauchst in Sorgen zu sein, und was den Eifer der Madame de Stael anbetrift, das Grabmahl vollendet zu sehen, so sehe ich nicht ein, wie wenn Sie eine von meinen Zeichnungen, oder eine ähnliche ausführen läßt, es noch in disem Jahre könnte so weit beendigt werden, um das Relief zu gebrauchen, da ja erst das ganze fertig sein muß und erst zulezt die Tafell eingesetzt werden kann.
Welch einen Eindruk Rom auf mich gemacht hatt kannst du dir denken, und welche Lust zum Arbeiten ich heut besonders hier habe. Doch habe ich noch immer nichts gemacht, als die Büste Alexander Humbolds und dise blos deshalb um sich nicht in Berlin machen [3] zu lassen. Sie ist sehr ähnlich, sonst aber Roms nicht würdig, ich werde sie Colossaler in Marmor machen. Wenn du wieder herkömmst soll auch die deinige gemacht werden, mit Lorberen gekrönnt, komm also wenn du kannst bald. Unterwegs habe ich die gröste Freude gehabt an mehreren Städten, die wir sahn. Das Theater zu Verona, wie dise Stadt selbst.
Dann die Mahlereien Julius Romanos in Mantuna, die einzig in ihrer Art sind, und indem mann sie sith das gröste erscheinen was die Mahlerei hervorgebracht, bis man wider andre Meister sith, die eben so einen hohen Gipfel erstiegen. In Bologna sind so dies für mich die Göttlichen Mahlereien Francesko Francia gewesen, die mir eben so unvergesslich bleiben werden. Hast du sie nicht gesehen? Florenz ist sodann für uns der Ruhepunkt gewesen, dise Wiege der Christlichen Kunst, – Jezt bin ich nun hir, voller unruhe und Begierde zu Arbeiten, und weis nichtmahl wie es angreiffen und wo. Ich sehe in die Landschaft hinaus und im Himmel, und lebte wie im Himmel wenn ich Mein Attelier hätte, und so viel Geld als nöthig um gleich ein par Stük Marmor zu kauffen und gleich ein halb dutzend Arbeiten zu halten.
Verwünscht ist es das nicht alle Anstalten so gelingen wie man es wünscht, so bleibt Knorrings Geld das er erwartet aus, und jeder Brief braucht so [4] lange Zeit um zu lauffen, und so ist das abscheulich dumme Alberne Geld das es immer Verhindert, bald fleißig, bald lustig zu sein, Doch in einiger Zeit ist alles zu Ende, und ich rühre die Finger, und Arme, um zu Zeichnen zu Mahlen, zu hämmern, Wenn du über ein Jahr aber wieder kömmst soltest du es bei mir lebendig finden. – Lebe wohl recht wohl, bleib Gesund und laß bald wieder von dir hören, Empfiel mich Frau von Stael auf aller Höflichste, und gib ihr die Versicherung, sie solle allen möglichen Grund haben mit mir zufrieden zu sein.
Dein Bruder Fr.[iedrich] Tieck.
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