Hochzuverehrender Herr Staatsminister!
Ew: Excellenz wollen mir hochgeneigt erlauben, Ihnen eine für mich wichtige Angelegenheit vorzutragen.
Ein Ausdruck meiner begeisterten Freude über die Nachricht, daß unser hochherziger König beabsichtigee, durch eine würdig ausgeschmückte und vollendete Ausgabe der Schriften K. Friedrichs II seinem großen Vorgänger ein Denkmal des geistigen Ruhmes zu setzen, ward Ew: Excellenz bekannt, und veranlaßte die Allerhöchste Cabintes-Ordre vom 5ten October 1840, des Inhalts, daß Se. Majestät meine Theilnahme an den hierauf bezüglichen Arbeiten der Königlichen Akademie zu genehmigen geruhe.
Ich ergriff diesen ehrenvollen Auftrag mit dem regsten Eifer, und wandte sogleich mein Nachdenken diesem Gegenstande zu. Auf die erste Einladung des Ausschusses der Königl. Akademie der Wissenschaften trat ich im Monat Mai 1841 die Reise nach Berlin an. Hier ermangelte ich nicht, Ew. Excellenz sofort meine auf das Studium der Werke des unsterblichen Geschichtschreibers, Denkers und Dichters bezüglichen Ansichten ausführlich darzulegen, wobei Sie mir eine Aufmerksamkeit schenkten die mir in dankbarer Erinnerung geblieben ist.
Während meines dreimonatlichen Aufenthalts in Berlin widmete ich mich ausschließlich diesem Geschäfte. Ich stellte mich zu den Sitzungen des Ausschusses ein, die jedoch weder häufig, noch durch die gehaltenen Vorträge bedeutend waren; ich hatte viele Privat-Unterredungen mit Herrn Böckh als dem Vorsitzer und dem thätigsten Mitgliede des Ausschusses. Ich bin erst Ende Augusts abgereist; als die meisten Mitglieder schon ab[2]wesend, und keine Sitzungen mehr möglich waren
Seit meiner Rückkehr sind anderthalb Jahre verflossen, während welcher meine Gesundheit oft sehr angegriffen war. Ich habe indesse[n] meine Bemühungen immer fortgesetzt und dem Ausschusse die Ergebnisse meiner Vorarbeiten übersendet, welche bereits gegen 200 Quartseiten anfüllen; ich habe mich aber überzeugt, daß meine weite Entfernung einer fördersamen Mitwirkung unübersteiglich[e] Hindernisse entgegenstellt. Demnach halte ich es für meine Pflicht, der mir zugedachten Ehre zu entsagen; und ich bitte Ew. Excellenz mein unterthänigstes und ehrerbietigstes Gesuch um huldreiche Enthebung von aller Theilnahme an der Herausgabe der Werke K. Friedrichs II zu den Füßen Sr. Majestät zu legen.
Genehmigen Sie, Herr Staatsminister, die Versicherung der ausgezeichneten Verehrung, womit ich die Ehre habe zu sein
Ew: Excellenz
gehorsamster
gez: A. W. von Schlegel
Bonn, den 21 Februar 1843.
An
des wirklichen Herrn Geheimen Raths
und Staatsministers Eichhorn
Excellenz
in
Berlin.
Für die Richtigkeit der Abschrift
Ulrici