• August Wilhelm von Schlegel to Georg Joachim Göschen

  • Place of Dispatch: Amsterdam · Place of Destination: Unknown · Date: 13.01.1794
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Georg Joachim Göschen
  • Place of Dispatch: Amsterdam
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 13.01.1794
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 23‒24.
  • Incipit: „[1] Amsterdam d. 13 Jan [17]94
    Werthester Herr und Freund!
    Da mir mein Bruder schreibt, daß es unsicher ist, ob ihn mein nächster [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37113
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.3,Nr.23(27)
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,7 cm
    Language
  • German
[1] Amsterdam d. 13 Jan [17]94
Werthester Herr und Freund!
Da mir mein Bruder schreibt, daß es unsicher ist, ob ihn mein nächster Brief noch in Leipzig erreichen wird, so verzeihen Sie die Freyheit, die ich nehme, Sie mit dem inliegenden zu behelligen, der sonst vielleicht lange Umwege würde machen müssen. Sollte mein Bruder noch dort seyn, so bitte ich Sie ihn nur an ihn zu besorgen.
Meine Freundin hat mir vor kurzem gemeldet, daß sie den Entschluß gefaßt, durch uneingeschränkte Offenherzigkeit alles Mistrauen, das durch das Zweydeutige in unserm Betragen und unsere Äußerungen gegen uns beyde in Ihnen verursacht seyn mußte, wegzuräumen. Sie haben zu meinen übrigen großen Verbindlichkeiten noch die gütige und freundschaftliche Aufnahme hinzugefügt, wodurch Sie dieß Zutrauen rechtfertigten. Gewiß, [2] wir werden immer Ursache haben, uns über den Zufall glücklich zu preisen, der uns Ihnen entgegenführte. Wo hätten wir edleren Diensteifer für gänzlich Unbekannte finden können? Jetzt werden wir Ihnen fortdauernde und äußerst wichtige Verbindlichkeiten haben, wenn das geheime Urtheil über meine Freundin, und mich als ihren Freund und Vertrauten, wie es auch ausfallen mag, auf ihre etwanigen Äußerungen über uns keinen Einfluß gewinnt. Es wird vielleicht mit eine glückliche Folge der Geständnisse seyn, wenn Sie sich mehr auf Ihre eigne persönliche Bekanntschaft verlassen, als auf Gerüchte, die meine Freundin, wie ich befürchte, unbarmherzig verdammen.
Bewahren Sie mir Ihre gütigen Gesinnungen für die Zukunft auf! Wie wünschte ich, wieder einmahl nach Teutschland zu kommen, und Sie mündlich um ihre Fortdauer oder Erneuerung zu bitten. Sie haben für immer [3] jeden Anspruch auf meine wärmste und innigste Dankbarkeit. Empfehlen Sie mich aufs beste Ihrer Frau Gemahlin, deren freundschaftliche Aufnahme mir auch unvergeßlich seyn wird.
Ganz der Ihrige
Aug. Wilh. Schlegel
NB. Ich habe letzthin in Ihrem historischen Kalender (gewiß dem geschmackvollsten der in Teutschland herauskommt) mit Vergnügen die Ankündigung Ihrer herrlichen Unternehmung mit den Wielandischen Werken gesehen. Sie haben in Leipzig davon gesprochen, daß Sie mir Druckproben schicken würden, um hier Pränumeranten zu sammeln. Ich weiß nicht, ob ich sie dazu auffodern soll, dieß noch zu thun; an meinem Eifer solls nicht fehlen – allein ich kann nicht voraus sagen, wie die Ernte ausfallen [4] wird. Nur Einen wahrscheinlichen Pränumeranten auf eine der beyden besten Ausgaben weiß ich bis jetzt. Die Herrn Holländer haben viel Geld – aber es ihnen aus der Tasche zu hohlen, das ist die Kunst! und nun vollends für Bücher!
[1] Amsterdam d. 13 Jan [17]94
Werthester Herr und Freund!
Da mir mein Bruder schreibt, daß es unsicher ist, ob ihn mein nächster Brief noch in Leipzig erreichen wird, so verzeihen Sie die Freyheit, die ich nehme, Sie mit dem inliegenden zu behelligen, der sonst vielleicht lange Umwege würde machen müssen. Sollte mein Bruder noch dort seyn, so bitte ich Sie ihn nur an ihn zu besorgen.
Meine Freundin hat mir vor kurzem gemeldet, daß sie den Entschluß gefaßt, durch uneingeschränkte Offenherzigkeit alles Mistrauen, das durch das Zweydeutige in unserm Betragen und unsere Äußerungen gegen uns beyde in Ihnen verursacht seyn mußte, wegzuräumen. Sie haben zu meinen übrigen großen Verbindlichkeiten noch die gütige und freundschaftliche Aufnahme hinzugefügt, wodurch Sie dieß Zutrauen rechtfertigten. Gewiß, [2] wir werden immer Ursache haben, uns über den Zufall glücklich zu preisen, der uns Ihnen entgegenführte. Wo hätten wir edleren Diensteifer für gänzlich Unbekannte finden können? Jetzt werden wir Ihnen fortdauernde und äußerst wichtige Verbindlichkeiten haben, wenn das geheime Urtheil über meine Freundin, und mich als ihren Freund und Vertrauten, wie es auch ausfallen mag, auf ihre etwanigen Äußerungen über uns keinen Einfluß gewinnt. Es wird vielleicht mit eine glückliche Folge der Geständnisse seyn, wenn Sie sich mehr auf Ihre eigne persönliche Bekanntschaft verlassen, als auf Gerüchte, die meine Freundin, wie ich befürchte, unbarmherzig verdammen.
Bewahren Sie mir Ihre gütigen Gesinnungen für die Zukunft auf! Wie wünschte ich, wieder einmahl nach Teutschland zu kommen, und Sie mündlich um ihre Fortdauer oder Erneuerung zu bitten. Sie haben für immer [3] jeden Anspruch auf meine wärmste und innigste Dankbarkeit. Empfehlen Sie mich aufs beste Ihrer Frau Gemahlin, deren freundschaftliche Aufnahme mir auch unvergeßlich seyn wird.
Ganz der Ihrige
Aug. Wilh. Schlegel
NB. Ich habe letzthin in Ihrem historischen Kalender (gewiß dem geschmackvollsten der in Teutschland herauskommt) mit Vergnügen die Ankündigung Ihrer herrlichen Unternehmung mit den Wielandischen Werken gesehen. Sie haben in Leipzig davon gesprochen, daß Sie mir Druckproben schicken würden, um hier Pränumeranten zu sammeln. Ich weiß nicht, ob ich sie dazu auffodern soll, dieß noch zu thun; an meinem Eifer solls nicht fehlen – allein ich kann nicht voraus sagen, wie die Ernte ausfallen [4] wird. Nur Einen wahrscheinlichen Pränumeranten auf eine der beyden besten Ausgaben weiß ich bis jetzt. Die Herrn Holländer haben viel Geld – aber es ihnen aus der Tasche zu hohlen, das ist die Kunst! und nun vollends für Bücher!
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