• August Wilhelm von Schlegel to Preußen. Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Unknown · Date: 15.05.1822
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Preußen. Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 15.05.1822
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 390‒391.
  • Incipit: „[Bonn, 15. Mai 1822]
    Das gnädige Schreiben eines hohen K.[öniglichen] Minist.[erii] vom 22sten April, wodurch mir eröffnet wird, daß die Kgl. Akademie [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-38971
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.2(1),Nr.5
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 21,3 x 13,6 cm
[Bonn, 15. Mai 1822]
Das gnädige Schreiben eines hohen K.[öniglichen] Minist.[erii] vom 22sten April, wodurch mir eröffnet wird, daß die Kgl. Akademie der Wissenschaften mir die Ehre erwiesen, mich zum auswärtigen Mitgliede zu erwählen, und daß des Königs Majestät Allergnädigst geruhet, diese Wahl zu bestätigen, habe ich am 12ten d. M. empfangen, und ermangle nicht, der darin enthaltenen Auffoderung, meine Wünsche in Betreff der Festsetzung meiner Amtsverhältnisse vorzutragen, unverzüglich zu entsprechen.
Nach dem Ausdrucke meines aufrichtigsten Dankes für die Gnade des Kgl. Ministeriums, meiner persönlichen Neigung bey einer Sache Gehör verleihen zu wollen, worin ich, laut des mir anfänglich zu Theil gewordenen Rufes, verpflichtet wäre, unbedingt der Entscheidung Hochdesselben Folge zu leisten, sey es mir vergönnt, zu erklären, daß ich wünsche, mit Verzichtleistung auf die glänzenden Vortheile, welche mit meiner Amtsführung in Berlin ohne Zweifel verknüpft seyn würden, in dem hiesigen Wirkungskreise zu verbleiben; und zwar aus folgenden Gründen:
1. Eine beynahe vierjährige Erfahrung hat mich überzeugt, daß ich an der Kgl. Rhein-Universität mit einigem Nutzen lehren kann. Auch solche Vorlesungen, welche nicht zu den unentbehrlichen in irgend einer Facultät gehören, namentlich die, welche die Deutsche Sprache und Litteratur betrafen, sind mit Theilnahme angehört worden, und ich halte es nicht für unwichtig, die Neigung zu dem genannten Fache, welches in der hiesigen Gegend niemals recht einheimisch gewesen, und während der Trennung der Rheinprovinzen von Deutschland gänzlich verabsäumt worden, bey der hiesigen studirenden Jugend anzuregen.
2. Wenn ich gegenwärtig Bonn verließe, so würden die der hiesigen Universität verliehenen Indischen Druckschriften, wenigstens bis auf den Zeitpunkt einer neuen dießhalb zu treffenden Einrichtung ungenutzt bleiben, da ich hingegen hoffe durch eine Reihe von gedruckten Arbeiten, welche Typis Regiis aus einer hiesigen Presse hervorgehen werden, die Bereicherung der Rhein-Universität mit einem noch so seltenen gelehrten Hülfsmittel zu beurkunden. Es ist mir bis jetzt noch nicht gelungen einen Schüler zu bilden, den ich der künftigen Berücksichtigung eines hohen Kgl. Ministerium hätte empfehlen dürfen, da ich jedoch fortwährend unentgeltlich das Sanskrit lehre, so kann ich hoffen, die hiezu erfoderliche Verbindung von Talent und Fleiß bei einem Schüler aufzufinden, der in Zukunft meine Bemühungen würde fortsetzen können.
3. Wiewohl ich im Ganzen einer guten Gesundheit genieße, so bin ich doch in den Jahren, wo man das Bedürfniß einer ruhigen, mäßigen und genau geordneten Lebensweise spürt. Diese läßt sich leichter in der Stille und Eingezogenheit einer kleinen Stadt beobachten, als unter den geselligen Annehmlichkeiten der Hauptstadt, denen mich ganz zu entziehen, ein für meine Gesundheit und meine Arbeiten unerläßlicher, aber schwer durchzuführender Entschluß seyn möchte.
4. Die Fortdauer meines Aufenthaltes in Bonn wird für die unternommene Förderung des Studiums der Indischen Sprache und Litteratur vortheilhafter seyn, weil ich von hier aus ohne einen außerordentlichen Urlaub, während der Ferien, mich in wenigen Tagen nach Paris oder London verfügen kann, um die handschriftlichen Vorräthe zu besichtigen und mich mit den dortigen Gelehrten zu besprechen, welches von Berlin aus wegen der weiten Entfernung unmöglich fallen würde.
Ich hoffe das Kgl. Ministerium werde diese gewissenhaft dargelegten Gründe nicht misfällig vernehmen, und erwarte ehrerbietigst dessen hohe Entscheidung über meine definitive Bestimmung.
Sollte meine Anwesenheit in Berlin auf einige Zeit zu irgend einem besondern Zwecke oder Geschäfte für nützlich erachtet werden, so werde ich mich sehr gern auf erhaltenen Befehl dahin verfügen, überhaupt jeden wissenschaftlichen Auftrag bereitwillig übernehmen, welchem Genüge zu leisten in meinen Kräften steht.
[Bonn, 15. Mai 1822]
Das gnädige Schreiben eines hohen K.[öniglichen] Minist.[erii] vom 22sten April, wodurch mir eröffnet wird, daß die Kgl. Akademie der Wissenschaften mir die Ehre erwiesen, mich zum auswärtigen Mitgliede zu erwählen, und daß des Königs Majestät Allergnädigst geruhet, diese Wahl zu bestätigen, habe ich am 12ten d. M. empfangen, und ermangle nicht, der darin enthaltenen Auffoderung, meine Wünsche in Betreff der Festsetzung meiner Amtsverhältnisse vorzutragen, unverzüglich zu entsprechen.
Nach dem Ausdrucke meines aufrichtigsten Dankes für die Gnade des Kgl. Ministeriums, meiner persönlichen Neigung bey einer Sache Gehör verleihen zu wollen, worin ich, laut des mir anfänglich zu Theil gewordenen Rufes, verpflichtet wäre, unbedingt der Entscheidung Hochdesselben Folge zu leisten, sey es mir vergönnt, zu erklären, daß ich wünsche, mit Verzichtleistung auf die glänzenden Vortheile, welche mit meiner Amtsführung in Berlin ohne Zweifel verknüpft seyn würden, in dem hiesigen Wirkungskreise zu verbleiben; und zwar aus folgenden Gründen:
1. Eine beynahe vierjährige Erfahrung hat mich überzeugt, daß ich an der Kgl. Rhein-Universität mit einigem Nutzen lehren kann. Auch solche Vorlesungen, welche nicht zu den unentbehrlichen in irgend einer Facultät gehören, namentlich die, welche die Deutsche Sprache und Litteratur betrafen, sind mit Theilnahme angehört worden, und ich halte es nicht für unwichtig, die Neigung zu dem genannten Fache, welches in der hiesigen Gegend niemals recht einheimisch gewesen, und während der Trennung der Rheinprovinzen von Deutschland gänzlich verabsäumt worden, bey der hiesigen studirenden Jugend anzuregen.
2. Wenn ich gegenwärtig Bonn verließe, so würden die der hiesigen Universität verliehenen Indischen Druckschriften, wenigstens bis auf den Zeitpunkt einer neuen dießhalb zu treffenden Einrichtung ungenutzt bleiben, da ich hingegen hoffe durch eine Reihe von gedruckten Arbeiten, welche Typis Regiis aus einer hiesigen Presse hervorgehen werden, die Bereicherung der Rhein-Universität mit einem noch so seltenen gelehrten Hülfsmittel zu beurkunden. Es ist mir bis jetzt noch nicht gelungen einen Schüler zu bilden, den ich der künftigen Berücksichtigung eines hohen Kgl. Ministerium hätte empfehlen dürfen, da ich jedoch fortwährend unentgeltlich das Sanskrit lehre, so kann ich hoffen, die hiezu erfoderliche Verbindung von Talent und Fleiß bei einem Schüler aufzufinden, der in Zukunft meine Bemühungen würde fortsetzen können.
3. Wiewohl ich im Ganzen einer guten Gesundheit genieße, so bin ich doch in den Jahren, wo man das Bedürfniß einer ruhigen, mäßigen und genau geordneten Lebensweise spürt. Diese läßt sich leichter in der Stille und Eingezogenheit einer kleinen Stadt beobachten, als unter den geselligen Annehmlichkeiten der Hauptstadt, denen mich ganz zu entziehen, ein für meine Gesundheit und meine Arbeiten unerläßlicher, aber schwer durchzuführender Entschluß seyn möchte.
4. Die Fortdauer meines Aufenthaltes in Bonn wird für die unternommene Förderung des Studiums der Indischen Sprache und Litteratur vortheilhafter seyn, weil ich von hier aus ohne einen außerordentlichen Urlaub, während der Ferien, mich in wenigen Tagen nach Paris oder London verfügen kann, um die handschriftlichen Vorräthe zu besichtigen und mich mit den dortigen Gelehrten zu besprechen, welches von Berlin aus wegen der weiten Entfernung unmöglich fallen würde.
Ich hoffe das Kgl. Ministerium werde diese gewissenhaft dargelegten Gründe nicht misfällig vernehmen, und erwarte ehrerbietigst dessen hohe Entscheidung über meine definitive Bestimmung.
Sollte meine Anwesenheit in Berlin auf einige Zeit zu irgend einem besondern Zwecke oder Geschäfte für nützlich erachtet werden, so werde ich mich sehr gern auf erhaltenen Befehl dahin verfügen, überhaupt jeden wissenschaftlichen Auftrag bereitwillig übernehmen, welchem Genüge zu leisten in meinen Kräften steht.
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