• Georg Andreas Reimer to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Genf · Date: 01.02.1806
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Georg Andreas Reimer
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 01.02.1806
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 284‒285.
  • Incipit: „[1] Berlin am 1t Febr [180]6
    Ihr Brief vom 6t Jan. ist vor einigen Tagen bei mir eingegangen, und der darin enthaltene [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,c,7
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,9 cm
[1] Berlin am 1t Febr [180]6
Ihr Brief vom 6t Jan. ist vor einigen Tagen bei mir eingegangen, und der darin enthaltene Wechsel mit geringem Verlust verkauft worden. Die Quittung über den richtigen Empfang dieser Summe erfolgt einliegend. Die in Ihrem Briefe erwähnte Zahlung von Cotta ist bis heute nicht eingegangen, noch auch von ihm deshalb bis heute etwas notificirt worden. Ich zweifle jedoch keinesweges an der Richtigkeit Ihrer Angabe, und habe nur Ihrer Erlaubniß gemäß, zu näherer Bestättigung derselben an Cotta geschrieben. Sobald diese zu erwartende Nachricht eingegangen ist bitte ich Sie unsere Nebenrechnung als abgethan anzusehen, und der kleinen Differenzen an Agio (die noch wegen der an Perthes geleisteten Zahlung statt haben) nicht weiter zu erwähnen. Es war mir unangenehm daß ich, durch langes Stillschweigen dazu veranlaßt, mich genöthigt gesehen hatte zur selben Zeit da Sie an mich schrieben d. h. zu Anfange Januars über den Betrag der Rechnung der Frau von Stael zu assigniren; indeß hoffe ich daß die Anweisung ohne weiteres Aufsehen wird zurück [2] gegeben werden können.
So weit die Rechnungsangelegenheit. Was unsere übrigen Verhältnisse betrifft, so würde es vergeblich seyn, da Sie immer den Standpunkt verrücken, Ihnen noch einmal meine gerechten Ansprüche zu deduziren: ich streite für mein Eigenthum, dessen Besitz mir durch Ihr Verfahren wider Willen und widerrechtlicher Weise vorenthalten wird, und Sie vertreten die Freiheit des Schriftstellers seine Geisteswerke zu produciren, wie und wann er will. Ich bin Ihrer Behauptung gar nicht entgegen, allein dann muß der Schriftsteller sich auch zu nichts verbindlich machen; jede übernommene Verpflichtung aber muß man abdienen, auf welche Art man sie übernommen hat; und in Hinsicht auf solche Verhältnisse hat jeder sich selbst verdungen (wie unangenehm Ihnen auch dieser Ver[3]gleich deucht), und muß leisten, was er versprochen hat; weil durch ein entgegengesetztes allgemein geltendes Verfahren alle geselligen und rechtlichen Verhältnisse zusammenfielen. Daher erging meine nicht unbillige Forderung an Sie mir das abgedrungene Capital auf so lange wieder heraus zu geben bis Sie die übernommenen Verpflichtungen zu leisten im Stande wären.
Da Sie aber solchen Vorstellungen nicht Gehör geben mögen, sondern geradezu erklären, daß sie Ihnen so zuwider wären, daß Sie darnach lieber das Manuscript vernichten würden, falls es auch wirklich schon fertig wäre; ich aber diese Ansichten nicht aufgeben kann, ohne meine bürgerliche Existenz zugleich für nichts zu achten, so bleibt freilich kein anderer Ausweg als der: Ihnen das ganze Werk zu übergeben um nach [4] Belieben damit zu schalten, sobald meine deshalb gehabten Kosten mir ersetzt sind. Uebertragen Sie daher das Werk, wenn es Ihnen gutdünkt, doch mit dem Vorbehalte, daß ich binnen hier und 3 Monaten meine Befriedigung erhalte; ich bin dann sogar erbötig den ersten Band gegen ein Billiges dem Käufer mit zu übergeben. Meine Auslagen belaufen sich übrigens etwa, ohne die Zinsen, auf 7–800 Thaler für den 2t Band. Ich ersuche Sie also einen von beiden Auswegen zu wählen: entweder den letztern oder die Auslieferung des Manuscriptes binnen anberaumter Zeit. Ich setze diese Alternative um mich Ihnen gefällig zu beweisen, obgleich der erstere Ausweg, nach der gegenwärtigen Lage der Verhältnisse, bei weitem erwünschter und vortheilhafter für mich seyn wird. Dabei werde ich es immer bedauern, daß verschiedenartige Ansichten eine Verbindung störten, die wenn auch gleich nicht gerade mit äussern Vortheilen für mich verbunden, doch angenehm und ehrenvoll war.
G. Reimer
[1] Berlin am 1t Febr [180]6
Ihr Brief vom 6t Jan. ist vor einigen Tagen bei mir eingegangen, und der darin enthaltene Wechsel mit geringem Verlust verkauft worden. Die Quittung über den richtigen Empfang dieser Summe erfolgt einliegend. Die in Ihrem Briefe erwähnte Zahlung von Cotta ist bis heute nicht eingegangen, noch auch von ihm deshalb bis heute etwas notificirt worden. Ich zweifle jedoch keinesweges an der Richtigkeit Ihrer Angabe, und habe nur Ihrer Erlaubniß gemäß, zu näherer Bestättigung derselben an Cotta geschrieben. Sobald diese zu erwartende Nachricht eingegangen ist bitte ich Sie unsere Nebenrechnung als abgethan anzusehen, und der kleinen Differenzen an Agio (die noch wegen der an Perthes geleisteten Zahlung statt haben) nicht weiter zu erwähnen. Es war mir unangenehm daß ich, durch langes Stillschweigen dazu veranlaßt, mich genöthigt gesehen hatte zur selben Zeit da Sie an mich schrieben d. h. zu Anfange Januars über den Betrag der Rechnung der Frau von Stael zu assigniren; indeß hoffe ich daß die Anweisung ohne weiteres Aufsehen wird zurück [2] gegeben werden können.
So weit die Rechnungsangelegenheit. Was unsere übrigen Verhältnisse betrifft, so würde es vergeblich seyn, da Sie immer den Standpunkt verrücken, Ihnen noch einmal meine gerechten Ansprüche zu deduziren: ich streite für mein Eigenthum, dessen Besitz mir durch Ihr Verfahren wider Willen und widerrechtlicher Weise vorenthalten wird, und Sie vertreten die Freiheit des Schriftstellers seine Geisteswerke zu produciren, wie und wann er will. Ich bin Ihrer Behauptung gar nicht entgegen, allein dann muß der Schriftsteller sich auch zu nichts verbindlich machen; jede übernommene Verpflichtung aber muß man abdienen, auf welche Art man sie übernommen hat; und in Hinsicht auf solche Verhältnisse hat jeder sich selbst verdungen (wie unangenehm Ihnen auch dieser Ver[3]gleich deucht), und muß leisten, was er versprochen hat; weil durch ein entgegengesetztes allgemein geltendes Verfahren alle geselligen und rechtlichen Verhältnisse zusammenfielen. Daher erging meine nicht unbillige Forderung an Sie mir das abgedrungene Capital auf so lange wieder heraus zu geben bis Sie die übernommenen Verpflichtungen zu leisten im Stande wären.
Da Sie aber solchen Vorstellungen nicht Gehör geben mögen, sondern geradezu erklären, daß sie Ihnen so zuwider wären, daß Sie darnach lieber das Manuscript vernichten würden, falls es auch wirklich schon fertig wäre; ich aber diese Ansichten nicht aufgeben kann, ohne meine bürgerliche Existenz zugleich für nichts zu achten, so bleibt freilich kein anderer Ausweg als der: Ihnen das ganze Werk zu übergeben um nach [4] Belieben damit zu schalten, sobald meine deshalb gehabten Kosten mir ersetzt sind. Uebertragen Sie daher das Werk, wenn es Ihnen gutdünkt, doch mit dem Vorbehalte, daß ich binnen hier und 3 Monaten meine Befriedigung erhalte; ich bin dann sogar erbötig den ersten Band gegen ein Billiges dem Käufer mit zu übergeben. Meine Auslagen belaufen sich übrigens etwa, ohne die Zinsen, auf 7–800 Thaler für den 2t Band. Ich ersuche Sie also einen von beiden Auswegen zu wählen: entweder den letztern oder die Auslieferung des Manuscriptes binnen anberaumter Zeit. Ich setze diese Alternative um mich Ihnen gefällig zu beweisen, obgleich der erstere Ausweg, nach der gegenwärtigen Lage der Verhältnisse, bei weitem erwünschter und vortheilhafter für mich seyn wird. Dabei werde ich es immer bedauern, daß verschiedenartige Ansichten eine Verbindung störten, die wenn auch gleich nicht gerade mit äussern Vortheilen für mich verbunden, doch angenehm und ehrenvoll war.
G. Reimer
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