• Johannes Schulze to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Bonn · Date: 18.11.1826
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johannes Schulze
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 18.11.1826
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 445‒447.
  • Incipit: „[1] Indem ich Ihnen, mein hochverehrter Herr und Freund, meinen zwar verspäteten aber nicht weniger herzlichen Dank für die gütige Mittheilung [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34477
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.56
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 24,6 x 20,6 cm
[1] Indem ich Ihnen, mein hochverehrter Herr und Freund, meinen zwar verspäteten aber nicht weniger herzlichen Dank für die gütige Mittheilung der beiden neuesten Hefte Ihrer indischen Bibliothek darbringe: habe ich zugleich im Namen der Societät für die mit dem ersten Januar k.[ünftigen] J.[ahres] erscheinende Berlinische Litteratur Zeitung an Sie die dringende Bitte zu richten, daß es Ihnen gefallen möge, zur Förderung dieses Unternehmens durch geneigte Einsendung von Beurtheilungen aus dem Gebiete der schönen Litteratur und Kunst hülfreich zu werden. Nach den für die neue Litteratur Zeitung festgesetzten Statuten werden in derselben nur solche Werke beurtheilt, welche die Wissenschaft in irgend einer Beziehung wirklich fördern, oder wegen der in ihnen vorwaltenden Richtung eine nähere Würdigung verdienen. Bis jetzt fehlen uns besonders noch Mitarbeiter für das Fach der schönen Litteratur und Kunst, und Sie würden Sich ein wahres Verdienst um die Sache erwerben, wenn Sie uns recht bald etwas aus Ihrem reichen Vorrathe gütigst mittheilen wollten. Welches Werk Sie auch wählen mögen, Ihre Beurtheilung wird der Societät immer erwünscht und höchst willkommen seyn. Aber für den Anfang gilt besonders für uns: bis dat, qui cito dat. [2] Es ist Gesetz, daß sich jeder Recensent am Schlusse seiner Beurtheilung nennen muß. Die Cottaische Buchhandlung hat den Verlag der Zeitung übernommen; das Honorar für jeden gedruckten Bogen beträgt für jetzt 20 Thaler, wird aber, wenn achthundert Exemplare der Zeitung verkauft werden, auf 30 Thaler erhöht. Von den Mitgliedern der Societät und von bisher angeworbenen Mitarbeitern nenne ich Ihnen nur Boeckh, Bopp, Hegel, Ritter, Dirksen, Hufeland, Marheinecke, Daub, Creuzer, Thiersch, Roth, von Baader, Schömann, Meier, Hirt, Waagen, Gans, Leo, Nees von Esenbeck, Göttling, Purkinje, Varnhagen von Ense, Streckfuß, Homeier, Hinrichs, Mühlenbruch, von Schroeter, von Martius usw., und Sie dürfen also versichert seyn, daß Sie in keine unangemessene Gesellschaft kommen werden. Ihre Beiträge bitte ich gefälligst nur an mich einzusenden, und ich werde dann Sorge tragen, daß sie an den Sekretär der betreffenden Klasse abgeliefert, und ungesäumt zum Drucke befördert werden.
Mit inniger Verehrung und Anhänglichkeit
Ihr
gehorsamer Freund
Dr J. Schulze
Burgstraße Nom. 20
Berlin
den 18ten November
1826

[3] N. S. Als ich im Begriff war, diesen Brief auf die Post zu senden, erhalte ich Ihr mir überaus werthes Schreiben vom 12ten d. M., welches ich wenigstens der Hauptsache nach noch im Folgenden beantworten will. – Ihren Reiseplan kann ich nicht genug loben; dasselbe gilt von Ihrer Absicht hier Vorlesungen zu halten. Als Mitglied der K. Akademie der Wissenschaften haben Sie das statutenmäßige Recht, bei der hiesigen Universität Vorlesungen halten zu können, und man wird Ihnen wegen Einräumung eines Auditorii keine Schwierigkeiten zu machen im Stande seyn. Sobald aber auch Damen an den Vorlesungen Theil nehmen sollen, würden Sie in der Nothwendigkeit seyn, einen schicklichen Saal außerhalb der Universität zu suchen. – Doch kann ich Ihnen nicht verhehlen, daß es mir aus mehreren Gründen bedenklich scheint, auch Damen zu Ihren Vorlesungen zuzulassen; seit der Errichtung der Universität sind hier von bedeutenden Männern, so viel ich weiß, keine Vorlesungen vor Damen gehalten worden; die desfallsigen Versuche der Herrn von Holthey und Franz Horn machen zwar eine Ausnahme, die ich indessen nicht zur Nachahmung empfehlen mögte. – In jedem Falle freue ich mich aufs lebhafteste, Sie, mein hochverehrter Freund, in einigen Monaten hier wieder zu sehen; mein persönliches Verhältniß zu Ihnen ist mir ungeachtet des nur kurzen Aufenthalts in Bonn so theuer geworden, daß ich dasselbe auf alle Weise weiter auszubilden wünsche.
Die Zumuthung des Herrn Bartholdi ist höchst unangemessen; irre ich nicht, so ist er ein ehemaliger Jude, der hier zum Christenthum bekehrt worden; und dieser Gattung von Leuten, die sich ungemein vermehrt, ist, wie ich leider aus Erfahrung weiß, [4] eine ungemeine Zudringlichkeit eigen, und sie machen Ansprüche, die ins Lächerliche gehen; es ist gar nicht ungewöhnlich, daß sie sich in der ersten der besten Geld-Verlegenheit unmittelbar selbst an den König wenden. Ueber den H. Bartholdi werde ich nähere Erkundigungen einziehen, und ihm, wenn er es verdient, zu helfen suchen. – Alles, was man Gutes, Treffliches und Ausgezeichnetes von einem Manne rühmen kann, habe ich von Ihnen einem jeden gesagt, und so will ich fortfahren, weil ich Sie eben so sehr verehre als liebe. Aber muthen Sie mir nicht zu, den freigebigsten, gefälligsten und uneigennützigsten Mann einen Knicker zu schelten. Doch will ich Sorge tragen, daß Ihnen von hier nicht wieder Bartholdische Zumuthungen gemacht werden. – Kann der Minister Herr von Altenstein Ihnen in Betreff der Fortführung des Râmâyána irgend eine Erleichterung gewähren, so dürfen Sie Sich versichert halten, daß es ihm eine wahre Freude macht, und er gewiß keinen Weg, der zum Ziele führt, unversucht läßt. Seinen Dank für die letzten Hefte der Indischen Bibliothek werden Sie erhalten haben. – Ich bitte Sie, doch in dem Katholiken (Band 21. Heft 8. August. Seite 208ff.) die treffliche von Görres verfaßte Beurtheilung der Schrift: Lebens- und Todeskunden über J. H. Voß, herausgegeben von Paulus zu lesen.
Boeckh, von welchem ich eben komme, empfiehlt sich Ihrem wohlwollenden Andenken und bittet mit mir um gefällige Beiträge zu unserer Litteratur Zeitung. Bopp hat für das erste Heft die Beurtheilung der Grammatik von Grimm geliefert. Auch der Minister von Humboldt hat sich zu Beiträgen bereit erklärt; die neueste Schrift von Thiersch über gelehrte Schulen ist von mir für das erste Heft beurtheilt. Hegel hat die Abhandlung des Herrn von Humboldt über Bhagavad Gita angezeigt.
Schulze
[1] Indem ich Ihnen, mein hochverehrter Herr und Freund, meinen zwar verspäteten aber nicht weniger herzlichen Dank für die gütige Mittheilung der beiden neuesten Hefte Ihrer indischen Bibliothek darbringe: habe ich zugleich im Namen der Societät für die mit dem ersten Januar k.[ünftigen] J.[ahres] erscheinende Berlinische Litteratur Zeitung an Sie die dringende Bitte zu richten, daß es Ihnen gefallen möge, zur Förderung dieses Unternehmens durch geneigte Einsendung von Beurtheilungen aus dem Gebiete der schönen Litteratur und Kunst hülfreich zu werden. Nach den für die neue Litteratur Zeitung festgesetzten Statuten werden in derselben nur solche Werke beurtheilt, welche die Wissenschaft in irgend einer Beziehung wirklich fördern, oder wegen der in ihnen vorwaltenden Richtung eine nähere Würdigung verdienen. Bis jetzt fehlen uns besonders noch Mitarbeiter für das Fach der schönen Litteratur und Kunst, und Sie würden Sich ein wahres Verdienst um die Sache erwerben, wenn Sie uns recht bald etwas aus Ihrem reichen Vorrathe gütigst mittheilen wollten. Welches Werk Sie auch wählen mögen, Ihre Beurtheilung wird der Societät immer erwünscht und höchst willkommen seyn. Aber für den Anfang gilt besonders für uns: bis dat, qui cito dat. [2] Es ist Gesetz, daß sich jeder Recensent am Schlusse seiner Beurtheilung nennen muß. Die Cottaische Buchhandlung hat den Verlag der Zeitung übernommen; das Honorar für jeden gedruckten Bogen beträgt für jetzt 20 Thaler, wird aber, wenn achthundert Exemplare der Zeitung verkauft werden, auf 30 Thaler erhöht. Von den Mitgliedern der Societät und von bisher angeworbenen Mitarbeitern nenne ich Ihnen nur Boeckh, Bopp, Hegel, Ritter, Dirksen, Hufeland, Marheinecke, Daub, Creuzer, Thiersch, Roth, von Baader, Schömann, Meier, Hirt, Waagen, Gans, Leo, Nees von Esenbeck, Göttling, Purkinje, Varnhagen von Ense, Streckfuß, Homeier, Hinrichs, Mühlenbruch, von Schroeter, von Martius usw., und Sie dürfen also versichert seyn, daß Sie in keine unangemessene Gesellschaft kommen werden. Ihre Beiträge bitte ich gefälligst nur an mich einzusenden, und ich werde dann Sorge tragen, daß sie an den Sekretär der betreffenden Klasse abgeliefert, und ungesäumt zum Drucke befördert werden.
Mit inniger Verehrung und Anhänglichkeit
Ihr
gehorsamer Freund
Dr J. Schulze
Burgstraße Nom. 20
Berlin
den 18ten November
1826

[3] N. S. Als ich im Begriff war, diesen Brief auf die Post zu senden, erhalte ich Ihr mir überaus werthes Schreiben vom 12ten d. M., welches ich wenigstens der Hauptsache nach noch im Folgenden beantworten will. – Ihren Reiseplan kann ich nicht genug loben; dasselbe gilt von Ihrer Absicht hier Vorlesungen zu halten. Als Mitglied der K. Akademie der Wissenschaften haben Sie das statutenmäßige Recht, bei der hiesigen Universität Vorlesungen halten zu können, und man wird Ihnen wegen Einräumung eines Auditorii keine Schwierigkeiten zu machen im Stande seyn. Sobald aber auch Damen an den Vorlesungen Theil nehmen sollen, würden Sie in der Nothwendigkeit seyn, einen schicklichen Saal außerhalb der Universität zu suchen. – Doch kann ich Ihnen nicht verhehlen, daß es mir aus mehreren Gründen bedenklich scheint, auch Damen zu Ihren Vorlesungen zuzulassen; seit der Errichtung der Universität sind hier von bedeutenden Männern, so viel ich weiß, keine Vorlesungen vor Damen gehalten worden; die desfallsigen Versuche der Herrn von Holthey und Franz Horn machen zwar eine Ausnahme, die ich indessen nicht zur Nachahmung empfehlen mögte. – In jedem Falle freue ich mich aufs lebhafteste, Sie, mein hochverehrter Freund, in einigen Monaten hier wieder zu sehen; mein persönliches Verhältniß zu Ihnen ist mir ungeachtet des nur kurzen Aufenthalts in Bonn so theuer geworden, daß ich dasselbe auf alle Weise weiter auszubilden wünsche.
Die Zumuthung des Herrn Bartholdi ist höchst unangemessen; irre ich nicht, so ist er ein ehemaliger Jude, der hier zum Christenthum bekehrt worden; und dieser Gattung von Leuten, die sich ungemein vermehrt, ist, wie ich leider aus Erfahrung weiß, [4] eine ungemeine Zudringlichkeit eigen, und sie machen Ansprüche, die ins Lächerliche gehen; es ist gar nicht ungewöhnlich, daß sie sich in der ersten der besten Geld-Verlegenheit unmittelbar selbst an den König wenden. Ueber den H. Bartholdi werde ich nähere Erkundigungen einziehen, und ihm, wenn er es verdient, zu helfen suchen. – Alles, was man Gutes, Treffliches und Ausgezeichnetes von einem Manne rühmen kann, habe ich von Ihnen einem jeden gesagt, und so will ich fortfahren, weil ich Sie eben so sehr verehre als liebe. Aber muthen Sie mir nicht zu, den freigebigsten, gefälligsten und uneigennützigsten Mann einen Knicker zu schelten. Doch will ich Sorge tragen, daß Ihnen von hier nicht wieder Bartholdische Zumuthungen gemacht werden. – Kann der Minister Herr von Altenstein Ihnen in Betreff der Fortführung des Râmâyána irgend eine Erleichterung gewähren, so dürfen Sie Sich versichert halten, daß es ihm eine wahre Freude macht, und er gewiß keinen Weg, der zum Ziele führt, unversucht läßt. Seinen Dank für die letzten Hefte der Indischen Bibliothek werden Sie erhalten haben. – Ich bitte Sie, doch in dem Katholiken (Band 21. Heft 8. August. Seite 208ff.) die treffliche von Görres verfaßte Beurtheilung der Schrift: Lebens- und Todeskunden über J. H. Voß, herausgegeben von Paulus zu lesen.
Boeckh, von welchem ich eben komme, empfiehlt sich Ihrem wohlwollenden Andenken und bittet mit mir um gefällige Beiträge zu unserer Litteratur Zeitung. Bopp hat für das erste Heft die Beurtheilung der Grammatik von Grimm geliefert. Auch der Minister von Humboldt hat sich zu Beiträgen bereit erklärt; die neueste Schrift von Thiersch über gelehrte Schulen ist von mir für das erste Heft beurtheilt. Hegel hat die Abhandlung des Herrn von Humboldt über Bhagavad Gita angezeigt.
Schulze
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