• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Unknown · Date: 09.08.1808
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 09.08.1808
  • Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 172–173.
  • Incipit: „Coppet, den 9. August 1808
    Auf Grund Ihres liebenswürdigen Briefes, für den ich Ihnen vielmals danke, habe ich Cachet zum zweiten Mal [...]“
Coppet, den 9. August 1808
Auf Grund Ihres liebenswürdigen Briefes, für den ich Ihnen vielmals danke, habe ich Cachet zum zweiten Mal nach Genf geschickt, obwohl er sich bereits am Montag nach den Briefen aus Frankreich genau erkundigt hatte. Er erfuhr, daß auch mit der letzten Post nichts angekommen ist. Es scheint so, als ob irrtümlicherweise das ganze Paket anderswohin gesandt worden ist. Nur die Zeitungen sind eingetroffen.
Auch die Hüte sind nicht da, was ich in Ihrem Interesse sehr bedaure.
Cachet brachte nur einen von den Tischen mit, der für Sie bestimmt ist, da der andere noch nicht bei Herrn Gautier abgegeben war.
August und ich haben uns sehr gut geführt; wir haben fast eine ganze euripideische Tragödie gelesen, wir haben Schach gespielt und sind zusammen spazieren gegangen. Jetzt beginnt also meine völlige Einsamkeit, und ich werde keine anderen Erzählungen mehr hören als die des murmelte den Baches. Wenn ich das, ohne melancholisch zu werden, aushalte, habe ich meine Lehrzeit für La Trappe hinter mir. Aber machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen: ich vermisse keine Gesellschaft, höchstens die Ihre. Ich denke, in diesen vierzehn Tagen mehr zu arbeiten, als in anderthalb Monaten, und ich hoffe, daß Sie mir nach Ihrer Rückkehr mehr Zeit zum Plaudern gewähren werden als bisher.
Von meinem Bruder kein Brief; ich habe ihm daher noch einmal heftig zugesetzt. Den Brief von Herrn de Carro [aus Wien] wage ich nicht zu öffnen, obwohl ich vermuten könnte, daß er einen von Albert enthält. Da Sie vielleicht nicht dieselben französischen Zeitungen in Lausanne bekommen können wie hier, schicke ich Ihnen die letzten. Die liebenswürdigen Bemerkungen über die Miliz, die man in Österreich aufgestellt hat – ohne Zweifel stammen sie aus dem Büro der Gesandtschaft – sind recht merkwürdig. Es scheint, daß diese allgemeine Rüstung ihnen mißfällt; und was sie über den Erzherzog Johann sagen, widerspricht sich sogar.
Keine Nachrichten aus Spanien, aber überall in Frankreich Siegesfeste!
Wenn Sie den bayrischen Kronprinzen sprechen, bitte ich Sie, Tieck und sein Basrelief sehr zu loben.
Er hat bei ihm eine Goethebüste bestellt, und ich wünschte sehr, Tieck erhielte noch andere Aufträge aus München. Tun Sie mir doch den Gefallen, den Prinzen zu fragen, ob er von mir meine französische Broschüre bekommen hat, die ich seinem Pariser Gesandten übermitteln ließ.
Sollten Sie Herrn Camille Jordan wiedersehen, so erinnern Sie ihn daran, daß er mir mein schönes Exemplar der Comparaison im Tausch gegen das andere zurücksenden wollte.
Kaum waren Sie zum Schloß hinaus, als ein unangenehmer Besuch, der Ihnen zugedacht war, mir zur Last fiel. Es war der junge [Louis] Manuel aus Rolle, der zwar mit seinen achtzehn Jahren bereits ein Dichter und ein Student des Griechischen und des Deutschen, trotzdem aber ein ganz verschlafener, schwerfälliger Mensch ist. Seine Umgebung scheint ihn zu bedrücken. Alles drängt ihn, einen langweiligen Pfarrerposten im Waadtland anzunehmen. Ich habe ihn ermutigt, sich ein etwas höheres Ziel zu setzen, in Heidelberg zu studieren usw. Er wird sicher nach Ihrer Rückkehr hierherkommen und Sie können ja dann sehen, ob ich ihn falsch eingeschätzt habe.
Ich habe Angst, Frossard wird trotz Ihrer Abwesenheit eines Tages doch hier vorsprechen. Der Nachhall der anregenden Unterhaltungen, der von Ihrer Gesellschaft im Schloß zurückgeblieben ist, wird ihm sicher noch angenehmer sein als sein häusliches Glück in Begnins.
Könnte man nicht das Andenken an Herrn Reverdil durch einen kleinen Artikel im Publiciste ehren? Wie Herr von Bonstetten behauptet, hat er die Sklaverei in Dänemark abgeschafft. Wenn seine Memoiren schon soweit sind, daß sie erscheinen können, würde ein solcher Artikel doch sicher einen Verleger ermutigen, sie zu drucken. Herr von Bonstetten wäre zweifellos am besten geeignet, einen solchen Artikel zu verfassen.
Das ist nun ein regelrechter langer Brief geworden, wie ich sie immer schreibe. Ich hoffe, Sie werden sich entsprechend revanchieren. Viel tausendmal Lebewohl, liebe Freundin.
Coppet, den 9. August 1808
Auf Grund Ihres liebenswürdigen Briefes, für den ich Ihnen vielmals danke, habe ich Cachet zum zweiten Mal nach Genf geschickt, obwohl er sich bereits am Montag nach den Briefen aus Frankreich genau erkundigt hatte. Er erfuhr, daß auch mit der letzten Post nichts angekommen ist. Es scheint so, als ob irrtümlicherweise das ganze Paket anderswohin gesandt worden ist. Nur die Zeitungen sind eingetroffen.
Auch die Hüte sind nicht da, was ich in Ihrem Interesse sehr bedaure.
Cachet brachte nur einen von den Tischen mit, der für Sie bestimmt ist, da der andere noch nicht bei Herrn Gautier abgegeben war.
August und ich haben uns sehr gut geführt; wir haben fast eine ganze euripideische Tragödie gelesen, wir haben Schach gespielt und sind zusammen spazieren gegangen. Jetzt beginnt also meine völlige Einsamkeit, und ich werde keine anderen Erzählungen mehr hören als die des murmelte den Baches. Wenn ich das, ohne melancholisch zu werden, aushalte, habe ich meine Lehrzeit für La Trappe hinter mir. Aber machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen: ich vermisse keine Gesellschaft, höchstens die Ihre. Ich denke, in diesen vierzehn Tagen mehr zu arbeiten, als in anderthalb Monaten, und ich hoffe, daß Sie mir nach Ihrer Rückkehr mehr Zeit zum Plaudern gewähren werden als bisher.
Von meinem Bruder kein Brief; ich habe ihm daher noch einmal heftig zugesetzt. Den Brief von Herrn de Carro [aus Wien] wage ich nicht zu öffnen, obwohl ich vermuten könnte, daß er einen von Albert enthält. Da Sie vielleicht nicht dieselben französischen Zeitungen in Lausanne bekommen können wie hier, schicke ich Ihnen die letzten. Die liebenswürdigen Bemerkungen über die Miliz, die man in Österreich aufgestellt hat – ohne Zweifel stammen sie aus dem Büro der Gesandtschaft – sind recht merkwürdig. Es scheint, daß diese allgemeine Rüstung ihnen mißfällt; und was sie über den Erzherzog Johann sagen, widerspricht sich sogar.
Keine Nachrichten aus Spanien, aber überall in Frankreich Siegesfeste!
Wenn Sie den bayrischen Kronprinzen sprechen, bitte ich Sie, Tieck und sein Basrelief sehr zu loben.
Er hat bei ihm eine Goethebüste bestellt, und ich wünschte sehr, Tieck erhielte noch andere Aufträge aus München. Tun Sie mir doch den Gefallen, den Prinzen zu fragen, ob er von mir meine französische Broschüre bekommen hat, die ich seinem Pariser Gesandten übermitteln ließ.
Sollten Sie Herrn Camille Jordan wiedersehen, so erinnern Sie ihn daran, daß er mir mein schönes Exemplar der Comparaison im Tausch gegen das andere zurücksenden wollte.
Kaum waren Sie zum Schloß hinaus, als ein unangenehmer Besuch, der Ihnen zugedacht war, mir zur Last fiel. Es war der junge [Louis] Manuel aus Rolle, der zwar mit seinen achtzehn Jahren bereits ein Dichter und ein Student des Griechischen und des Deutschen, trotzdem aber ein ganz verschlafener, schwerfälliger Mensch ist. Seine Umgebung scheint ihn zu bedrücken. Alles drängt ihn, einen langweiligen Pfarrerposten im Waadtland anzunehmen. Ich habe ihn ermutigt, sich ein etwas höheres Ziel zu setzen, in Heidelberg zu studieren usw. Er wird sicher nach Ihrer Rückkehr hierherkommen und Sie können ja dann sehen, ob ich ihn falsch eingeschätzt habe.
Ich habe Angst, Frossard wird trotz Ihrer Abwesenheit eines Tages doch hier vorsprechen. Der Nachhall der anregenden Unterhaltungen, der von Ihrer Gesellschaft im Schloß zurückgeblieben ist, wird ihm sicher noch angenehmer sein als sein häusliches Glück in Begnins.
Könnte man nicht das Andenken an Herrn Reverdil durch einen kleinen Artikel im Publiciste ehren? Wie Herr von Bonstetten behauptet, hat er die Sklaverei in Dänemark abgeschafft. Wenn seine Memoiren schon soweit sind, daß sie erscheinen können, würde ein solcher Artikel doch sicher einen Verleger ermutigen, sie zu drucken. Herr von Bonstetten wäre zweifellos am besten geeignet, einen solchen Artikel zu verfassen.
Das ist nun ein regelrechter langer Brief geworden, wie ich sie immer schreibe. Ich hoffe, Sie werden sich entsprechend revanchieren. Viel tausendmal Lebewohl, liebe Freundin.
· Original , 09.08.1808
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