• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Unknown · Place of Destination: Unknown · Date: 20.06.1809
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Unknown
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 20.06.1809
  • Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 189–190.
  • Incipit: „20. Juni [1809]
    Liebe Freundin!
    Ich habe von Ihnen gestern keinen Brief bekommen – ich rechne also darauf, daß mir Sismondi einen übergibt. [...]“
20. Juni [1809]
Liebe Freundin!
Ich habe von Ihnen gestern keinen Brief bekommen – ich rechne also darauf, daß mir Sismondi einen übergibt. Ich fahre in die Stadt, um ihn zu treffen und meine Reise vorzubereiten, wenn er mich nicht ganz und gar von diesem Entschluß zurückhält. Anbei einige Briefe. Ich habe mir erlaubt, den einen zu öffnen, auf dem ich die Handschrift Frau von Schardts erkannte, weil ich literarische Neuigkeiten erwartete. Darin habe ich mich auch nicht getäuscht: was sie Ihnen über [Zacharias] Werner schreibt, wird Ihnen Spaß machen.
Ich habe einen Brief von meiner Schwägerin, der mich in jeder Hinsicht beruhigt. Sie wohnt bei Frau von Arnstein. Das ist bei der augenblicklichen Lage ein ausgezeichneter Zufluchtsort. Friedrich war für einen Tag in W[ien], kurze Zeit vor der Besetzung. Am 7. Mai ist er wieder von dort abgefahren, um sich zu seinem Herrn und Meister zu begeben, der, wie sie sagt, nicht so krank ist, wie man es uns vortäuschen will. Er leidet sehr, aber seine kräftige Natur wird ihn schon wieder gesunden lassen; besonders nach der letzten günstigen Krise darf man wieder mehr Hoffnung haben und sich nicht von den erschreckenden äußeren Symptomen täuschen lassen.
Der Brief ist vom 31. Mai, also etwas verspätet. Wie groß die Teuerung ist, können Sie daraus ersehen, daß es selbst in dem reichen Hause, in dem sie nun lebt, morgens, wie sie schreibt, immer die erste Sorge ist, sich Lebensmittel für den folgenden Tag zu beschaffen. Vor dem 9. Mai hatte sie die O’Donnells in bester Gesundheit abfahren sehen; später hat sie nichts wieder von ihnen gehört.
Unter den Einzelheiten, von denen die Zeitungen berichten, ist auch die Nachricht, daß der Apollosaal ein Hospital für Verwundete geworden ist.
Sie haben immer noch eifrige Bewunderer in W[ien]; zu ihnen gehört Graf F. O. D.. Fr[iedrich] und ich haben dort viele ehrliche Freunde, wie sie mir schreibt.
Anbei ein Zeitungsausschnitt, der Ihnen Vergnügen machen wird. Sonst gibt es nichts Neues. Die Tiroler haben einen Bericht über die Ereignisse veröffentlicht, die sich bei ihnen abgespielt haben; sie behaupten, dem General Deroy mehr als 2000 Mann getötet zu haben. Sie beziffern ihre bewaffnete Macht, zweifellos mit den Österreichern zusammen, auf 18 000 Mann außer einer starken Reserve zwischen Bozen und Trient im italienischen Tirol. Sie loben die Humanität des Marschalls Lefèvre, aber sie behaupten, die Bayern hätten in ihrem Lande ungeheure Greueltaten verübt.
Die Tagsatzung berät in Freiburg mit pomphaften Reden, die einem ordentlich die Finger darnach jucken lassen, dazu die nötigen Anmerkungen zu schreiben.
Ich nehme diesen Brief offen nach Genf mit, um ihn nach Sismondis Ankunft zu beenden. Albert fährt mit mir; wir gehen zum Ball bei Frau Hottinger. Ich will einmal sehen, ob die Genfer Gesellschaft in freier Luft, inmitten der schönen Natur, sich etwas weniger steif und gezwungen benimmt.
Nachmittags. – Ich schreibe diese Zeilen bei Sismondi. Da er nichts gegen die Reise einwendet und Ihr Brief auch nicht, so werde ich mit der übernächsten Post fahren. Sie geht, glaube ich am Freitag ab. Morgen ist es unmöglich; ich könnte für Albert und mich nicht mehr alle Vorbereitungen treffen.
Leben Sie wohl, liebe Freundin; ich bin sehr glücklich, Sie wiederzusehen. Näheres konnte ich mit Sismondi noch nicht besprechen, da Albert dabei war.
20. Juni [1809]
Liebe Freundin!
Ich habe von Ihnen gestern keinen Brief bekommen – ich rechne also darauf, daß mir Sismondi einen übergibt. Ich fahre in die Stadt, um ihn zu treffen und meine Reise vorzubereiten, wenn er mich nicht ganz und gar von diesem Entschluß zurückhält. Anbei einige Briefe. Ich habe mir erlaubt, den einen zu öffnen, auf dem ich die Handschrift Frau von Schardts erkannte, weil ich literarische Neuigkeiten erwartete. Darin habe ich mich auch nicht getäuscht: was sie Ihnen über [Zacharias] Werner schreibt, wird Ihnen Spaß machen.
Ich habe einen Brief von meiner Schwägerin, der mich in jeder Hinsicht beruhigt. Sie wohnt bei Frau von Arnstein. Das ist bei der augenblicklichen Lage ein ausgezeichneter Zufluchtsort. Friedrich war für einen Tag in W[ien], kurze Zeit vor der Besetzung. Am 7. Mai ist er wieder von dort abgefahren, um sich zu seinem Herrn und Meister zu begeben, der, wie sie sagt, nicht so krank ist, wie man es uns vortäuschen will. Er leidet sehr, aber seine kräftige Natur wird ihn schon wieder gesunden lassen; besonders nach der letzten günstigen Krise darf man wieder mehr Hoffnung haben und sich nicht von den erschreckenden äußeren Symptomen täuschen lassen.
Der Brief ist vom 31. Mai, also etwas verspätet. Wie groß die Teuerung ist, können Sie daraus ersehen, daß es selbst in dem reichen Hause, in dem sie nun lebt, morgens, wie sie schreibt, immer die erste Sorge ist, sich Lebensmittel für den folgenden Tag zu beschaffen. Vor dem 9. Mai hatte sie die O’Donnells in bester Gesundheit abfahren sehen; später hat sie nichts wieder von ihnen gehört.
Unter den Einzelheiten, von denen die Zeitungen berichten, ist auch die Nachricht, daß der Apollosaal ein Hospital für Verwundete geworden ist.
Sie haben immer noch eifrige Bewunderer in W[ien]; zu ihnen gehört Graf F. O. D.. Fr[iedrich] und ich haben dort viele ehrliche Freunde, wie sie mir schreibt.
Anbei ein Zeitungsausschnitt, der Ihnen Vergnügen machen wird. Sonst gibt es nichts Neues. Die Tiroler haben einen Bericht über die Ereignisse veröffentlicht, die sich bei ihnen abgespielt haben; sie behaupten, dem General Deroy mehr als 2000 Mann getötet zu haben. Sie beziffern ihre bewaffnete Macht, zweifellos mit den Österreichern zusammen, auf 18 000 Mann außer einer starken Reserve zwischen Bozen und Trient im italienischen Tirol. Sie loben die Humanität des Marschalls Lefèvre, aber sie behaupten, die Bayern hätten in ihrem Lande ungeheure Greueltaten verübt.
Die Tagsatzung berät in Freiburg mit pomphaften Reden, die einem ordentlich die Finger darnach jucken lassen, dazu die nötigen Anmerkungen zu schreiben.
Ich nehme diesen Brief offen nach Genf mit, um ihn nach Sismondis Ankunft zu beenden. Albert fährt mit mir; wir gehen zum Ball bei Frau Hottinger. Ich will einmal sehen, ob die Genfer Gesellschaft in freier Luft, inmitten der schönen Natur, sich etwas weniger steif und gezwungen benimmt.
Nachmittags. – Ich schreibe diese Zeilen bei Sismondi. Da er nichts gegen die Reise einwendet und Ihr Brief auch nicht, so werde ich mit der übernächsten Post fahren. Sie geht, glaube ich am Freitag ab. Morgen ist es unmöglich; ich könnte für Albert und mich nicht mehr alle Vorbereitungen treffen.
Leben Sie wohl, liebe Freundin; ich bin sehr glücklich, Sie wiederzusehen. Näheres konnte ich mit Sismondi noch nicht besprechen, da Albert dabei war.
· Original , 20.06.1809
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