• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Eglisau · Place of Destination: Unknown · Date: 24.06.1811
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Eglisau
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 24.06.1811
  • Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 223–225.
  • Incipit: „Eglisau, Montag Morgen. [24 Juni 1811]
    Liebe Freundin!
    Ich benutze einen Augenblick der Ruhe, um Ihnen mitzuteilen, daß ich schon dreimal geschrieben habe: [...]“
Eglisau, Montag Morgen. [24 Juni 1811]
Liebe Freundin!
Ich benutze einen Augenblick der Ruhe, um Ihnen mitzuteilen, daß ich schon dreimal geschrieben habe: zweimal aus Bern und einmal aus Zürich; außerdem habe ich den Paß für Albert besonders eingepackt gesandt. Außer dem ersten Brief habe ich alle selbst zur Post gebracht.
Bis jetzt geht alles gut. Wenn alle geschäftlichen Besprechungen in meinen Angelegenheiten so günstige Ergebnisse erzielen, wie diese beiden, so habe ich allen Grund, mich zu meiner Reise zu beglückwünschen, und ich kann mich dann den glücklichsten aller Menschen nennen.
Bezeichnend für die Art von Sch[raut] ist folgender Zug: als ich ihm von dem Buch eines meiner Freunde, das Sie kennen und das die ängstliche Berliner Zensur glaubte, nicht durchlassen zu dürfen, erzählte, versuchte ich, ihm eine Idee von der Beschreibung der ... zu geben. Da sagte er sofort: ›Gerade dieses Kapitel wird Mißfallen erregt haben.‹
Ich habe das Visum und das Siegel des Landammanns auf meinem Schweizer Paß, so daß ich für meine Reise wohl ausgerüstet bin. M[eister]s Liebenswürdigkeit hat mir das in weniger als einer Stunde verschafft.
Soeben habe ich den schönsten aller Flüsse gesehen und meinem Vaterlande aus der Nähe meinen Gruß geboten, obwohl ich gern auch die deutsche Schweiz als zu Deutschland gehörig betrachte. Mit wie gemischten, verworrenen Gefühlen nähere ich mich diesen so gänzlich veränderten Gegenden!
Man hat mir bestimmt versichert, daß 20000 Bayern und 7000 Württemberger Befehl erhalten haben, sich bereitzuhalten, um nach Norden zu marschieren. Nach der Seite zu also verdunkelt sich der Horizont.
Ich habe die Zeichnung der entzückenden Harfenspielerin gesehen, der die Engel zuhören und deren Konzert sie begleiten. Eine einfache, groß angelegte Komposition, aber mit der Vollendung einer Miniatur ausgeführt. Der Kopf hat im kleinen die ganze ideale Ähnlichkeit mit dem Original behalten. In dem Ganzen herrscht eine gewisse feierliche Freudigkeit. Es ist sehr schön und so, wie man es heute selten malen kann.
Tieck wird sie Ihnen eingerahmt schicken, damit sie auf dem Wege nicht beschädigt wird. Er hätte sie niemals so schön ausführen können, wenn er nicht durch unvorhergesehene Umstände in Zürich zurückgehalten wäre, ohne etwas anderes zu tun zu haben. Ich bitte Sie, wenn Sie den Gesamteindruck auf sich haben wirken lassen, ihn dann in allen einzelnen Teilen genau zu prüfen. In vierzehn Tagen werden Sie die Zeichnung haben; der Aufschub liegt nur daran, daß der Rahmen noch beschafft werden muß.
Das entzückende Bild wird die Erinnerung an Albertine in der Zeit des Überganges von der Kindheit zur Jugend festhalten. Wenn sie doch ihr so rafaëlisches Gesicht, wie sie es heute in Wirklichkeit und auf dem Gemälde hat, immer bewahrte!
Ich lasse sie auch bitten, ihre Harfenstudien weiter zu treiben und vor allem, ihr Instrument gut zu stimmen, damit die Engel, die ein sehr feines Gehör haben, sich die Ohren nicht zustopfen müssen.
Tieck hat noch ein anderes Bild nach dem Prolog zum Octavian seines Bruders gemacht. Es stellt die Romanze oder die romantische Poesie dar, die auf feurigem Rosse als schlanke Amazone dahersprengt, zur Rechten die Tapferkeit als Minerva, zur Linken die Tändelei, ein Genius, der auf einem Löwen sitzt und ihn mit einer lustigen Kinderklapper schlägt, im Vordergrunde ein Hirt, im Schatten einer jungen Rüster seine Schalmei spielend, eine Pilgerin, die vor einer Kapelle sitzt, ein Ritter, der seiner Dame den Hof macht. Alles ist mit phantasievoller Grazie ersonnen und mit dem ihm eigenen Schwung ausgeführt.
Ich bin verzweifelt, daß ich keine Nachrichten von Ihnen haben kann. Ich meinerseits suche Ihnen Briefe zu schreiben, um Sie so zufriedenzustellen, wie es mir nur möglich ist, aber ich werde bald auch nichts mehr zu schreiben haben, da es bis zu meiner Ankunft nichts Wesentliches mehr zu berichten geben wird.
Tausend Grüße an das ganze Schloß, das ich in meinem Herzen trage.
Eglisau, Montag Morgen. [24 Juni 1811]
Liebe Freundin!
Ich benutze einen Augenblick der Ruhe, um Ihnen mitzuteilen, daß ich schon dreimal geschrieben habe: zweimal aus Bern und einmal aus Zürich; außerdem habe ich den Paß für Albert besonders eingepackt gesandt. Außer dem ersten Brief habe ich alle selbst zur Post gebracht.
Bis jetzt geht alles gut. Wenn alle geschäftlichen Besprechungen in meinen Angelegenheiten so günstige Ergebnisse erzielen, wie diese beiden, so habe ich allen Grund, mich zu meiner Reise zu beglückwünschen, und ich kann mich dann den glücklichsten aller Menschen nennen.
Bezeichnend für die Art von Sch[raut] ist folgender Zug: als ich ihm von dem Buch eines meiner Freunde, das Sie kennen und das die ängstliche Berliner Zensur glaubte, nicht durchlassen zu dürfen, erzählte, versuchte ich, ihm eine Idee von der Beschreibung der ... zu geben. Da sagte er sofort: ›Gerade dieses Kapitel wird Mißfallen erregt haben.‹
Ich habe das Visum und das Siegel des Landammanns auf meinem Schweizer Paß, so daß ich für meine Reise wohl ausgerüstet bin. M[eister]s Liebenswürdigkeit hat mir das in weniger als einer Stunde verschafft.
Soeben habe ich den schönsten aller Flüsse gesehen und meinem Vaterlande aus der Nähe meinen Gruß geboten, obwohl ich gern auch die deutsche Schweiz als zu Deutschland gehörig betrachte. Mit wie gemischten, verworrenen Gefühlen nähere ich mich diesen so gänzlich veränderten Gegenden!
Man hat mir bestimmt versichert, daß 20000 Bayern und 7000 Württemberger Befehl erhalten haben, sich bereitzuhalten, um nach Norden zu marschieren. Nach der Seite zu also verdunkelt sich der Horizont.
Ich habe die Zeichnung der entzückenden Harfenspielerin gesehen, der die Engel zuhören und deren Konzert sie begleiten. Eine einfache, groß angelegte Komposition, aber mit der Vollendung einer Miniatur ausgeführt. Der Kopf hat im kleinen die ganze ideale Ähnlichkeit mit dem Original behalten. In dem Ganzen herrscht eine gewisse feierliche Freudigkeit. Es ist sehr schön und so, wie man es heute selten malen kann.
Tieck wird sie Ihnen eingerahmt schicken, damit sie auf dem Wege nicht beschädigt wird. Er hätte sie niemals so schön ausführen können, wenn er nicht durch unvorhergesehene Umstände in Zürich zurückgehalten wäre, ohne etwas anderes zu tun zu haben. Ich bitte Sie, wenn Sie den Gesamteindruck auf sich haben wirken lassen, ihn dann in allen einzelnen Teilen genau zu prüfen. In vierzehn Tagen werden Sie die Zeichnung haben; der Aufschub liegt nur daran, daß der Rahmen noch beschafft werden muß.
Das entzückende Bild wird die Erinnerung an Albertine in der Zeit des Überganges von der Kindheit zur Jugend festhalten. Wenn sie doch ihr so rafaëlisches Gesicht, wie sie es heute in Wirklichkeit und auf dem Gemälde hat, immer bewahrte!
Ich lasse sie auch bitten, ihre Harfenstudien weiter zu treiben und vor allem, ihr Instrument gut zu stimmen, damit die Engel, die ein sehr feines Gehör haben, sich die Ohren nicht zustopfen müssen.
Tieck hat noch ein anderes Bild nach dem Prolog zum Octavian seines Bruders gemacht. Es stellt die Romanze oder die romantische Poesie dar, die auf feurigem Rosse als schlanke Amazone dahersprengt, zur Rechten die Tapferkeit als Minerva, zur Linken die Tändelei, ein Genius, der auf einem Löwen sitzt und ihn mit einer lustigen Kinderklapper schlägt, im Vordergrunde ein Hirt, im Schatten einer jungen Rüster seine Schalmei spielend, eine Pilgerin, die vor einer Kapelle sitzt, ein Ritter, der seiner Dame den Hof macht. Alles ist mit phantasievoller Grazie ersonnen und mit dem ihm eigenen Schwung ausgeführt.
Ich bin verzweifelt, daß ich keine Nachrichten von Ihnen haben kann. Ich meinerseits suche Ihnen Briefe zu schreiben, um Sie so zufriedenzustellen, wie es mir nur möglich ist, aber ich werde bald auch nichts mehr zu schreiben haben, da es bis zu meiner Ankunft nichts Wesentliches mehr zu berichten geben wird.
Tausend Grüße an das ganze Schloß, das ich in meinem Herzen trage.
· Original , 24.06.1811
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