• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Stralsund · Place of Destination: Unknown · Date: 07.08.1813
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Stralsund
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 07.08.1813
  • Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 362‒363.
  • Incipit: „Stralsund, den 7. August [1813]
    Liebe Freundin!
    Ich kam vorgestern hierher zurück und fand im Kabinett mehrere Briefe von Ihnen vor: einen vom [...]“
Stralsund, den 7. August [1813]
Liebe Freundin!
Ich kam vorgestern hierher zurück und fand im Kabinett mehrere Briefe von Ihnen vor: einen vom 24. Juni, der sich verspätet hat, einen vom 8. und einen vom 16. Juli; die vom 2. und 11. Juli hatte ich schon seit geraumer Zeit. Sie sehen, wie das alles vom Zufall abhängt; daher bitte ich Sie, mich niemals auszuschelten, weil ich scheinbar geschwiegen habe. Ich habe keinen ›Major‹ gesehen; nennen Sie mir doch die Personen mit Namen, wenn Sie wollen, daß ich mich mit ihnen bekannt mache.
Moreau ist gestern morgen angekommen, der Prinz gegen Abend. Zufällig war ich im Augenblick ihrer ersten Zusammenkunft nicht zugegen. Ich habe den Prinzen noch nicht unter vier Augen sprechen können; er hatte sich den ganzen Morgen mit Moreau eingeschlossen, aber ich sehe sie beim Mittagessen.
Ich glaube, wir werden übermorgen nach Oranienburg, acht Stunden vor Berlin, aufbrechen. Ich nutze noch einige Mußestunden aus, um diese lange Sendung zu beenden; später werde ich weiter von der Küste und infolgedessen auch von Ihnen entfernt sein, aber ich werde keine Gelegenheit versäumen, Ihnen zum wenigsten ein paar Zeilen zu schreiben, auch wenn es nur in aller Eile geschehen kann.
Die Kapitulation Suchets und seines Armeekorps sowie die Einnahme von Pamplona werden gemeldet – die Nachrichten kommen aus dem Hauptqu[artier] der Verbündeten; man versichert, daß infolgedessen Bonap[arte] nach Paris geeilt sei. An sich ist die Nachricht nicht unwahrscheinlich – die Depeschen Wellingtons, die wir erhalten haben, gehen nur bis zum 3. Juli — man könnte im Hauptqu[artier] vielleicht neuere Nachrichten auf dem Landwege bekommen haben. So ist denn der Augenblick für große Schläge gekommen; der Waffenstillstand läuft am 16. August ab, wenn man ihn am 11. aufkündigt und nicht wieder verlängert. Das wäre dann allerdings der Gnadenstoß, den Herr von Metternich Europa versetzte, das erst zur Hälfte wieder aufgerichtet ist; er hätte dann für den Ruhm, daß er Österreich zwei Monate lang den höchsten Schiedsrichter spielen ließ, alles ins Verderben gestürzt. Trotz aller Versicherungen, die wir erhalten haben, glaube ich an den Wiederbeginn des Krieges nicht eher, als bis ich Kanonenschüsse höre.
Moreau begibt sich zum Kais[er] von Rußland; er wird ihn beraten und vielleicht noch Besseres tun, und seine Gegenwart im Hauptquartier wird endlich dazu beitragen, zwischen den Operationen der verbündeten Armee und der, die der Kronprinz befehligt, – sie wird sich auf mehr als 120000 Mann belaufen – ein vollkommenes Zusammenspiel herzustellen. Zu welchen schönen Hoffnungen würde das alles berechtigen, wenn man uns nicht schon so oft genarrt hätte!
Ich konnte das Übersetzungsmanuskript meiner Broschüre gegen Dänemark noch nicht wiederbekommen – sonst hätte ich es Ihnen zur Veröffentlichung im Ambigu gesandt. Vielleicht sind schon Auszüge nach dem Original wiedergegeben. Lassen Sie sich dies doch von Herrn von Rehausen geben; ich weiß nicht, ob ich Gelegenheit haben werde, es Ihnen zu schikken. Herr von Münster hat es auch von mir bekommen.
Ihren Auftrag an Uginet werde ich über Wien weiterleiten. Indessen ist der englische Wechselkurs auf dem Kontinent stark gestiegen – ob das auch in Amerika der Fall ist, weiß ich nicht.
Sie fragen mich nach einem sicheren Weg, auf dem man nach der Schweiz schreiben könnte. Ich kenne keinen, da alle Briefe bestimmt in Bayern geöffnet werden – und die privaten Gelegenheiten, die man für sicher hält, sind manchmal nichts weniger als das. Man darf also nur ganz allgemeine Dinge schreiben, und Ihnen selber rate ich immer wieder, sich stets der Handschrift eines anderen zu bedienen.
Ihren Brief an Graf Neipperg werde ich aufbewahren: Er muß bei der böhmischen Armee stehen, aber seit Trachenberg habe ich nichts mehr von ihm gehört.
Ach! Nun wäre die Ruhmesbahn für Albert aufgetan, wenn er nicht sein Schicksal überstürzt hätte.
Tausendmal Lebewohl, liebe Freundin!
Stralsund, den 7. August [1813]
Liebe Freundin!
Ich kam vorgestern hierher zurück und fand im Kabinett mehrere Briefe von Ihnen vor: einen vom 24. Juni, der sich verspätet hat, einen vom 8. und einen vom 16. Juli; die vom 2. und 11. Juli hatte ich schon seit geraumer Zeit. Sie sehen, wie das alles vom Zufall abhängt; daher bitte ich Sie, mich niemals auszuschelten, weil ich scheinbar geschwiegen habe. Ich habe keinen ›Major‹ gesehen; nennen Sie mir doch die Personen mit Namen, wenn Sie wollen, daß ich mich mit ihnen bekannt mache.
Moreau ist gestern morgen angekommen, der Prinz gegen Abend. Zufällig war ich im Augenblick ihrer ersten Zusammenkunft nicht zugegen. Ich habe den Prinzen noch nicht unter vier Augen sprechen können; er hatte sich den ganzen Morgen mit Moreau eingeschlossen, aber ich sehe sie beim Mittagessen.
Ich glaube, wir werden übermorgen nach Oranienburg, acht Stunden vor Berlin, aufbrechen. Ich nutze noch einige Mußestunden aus, um diese lange Sendung zu beenden; später werde ich weiter von der Küste und infolgedessen auch von Ihnen entfernt sein, aber ich werde keine Gelegenheit versäumen, Ihnen zum wenigsten ein paar Zeilen zu schreiben, auch wenn es nur in aller Eile geschehen kann.
Die Kapitulation Suchets und seines Armeekorps sowie die Einnahme von Pamplona werden gemeldet – die Nachrichten kommen aus dem Hauptqu[artier] der Verbündeten; man versichert, daß infolgedessen Bonap[arte] nach Paris geeilt sei. An sich ist die Nachricht nicht unwahrscheinlich – die Depeschen Wellingtons, die wir erhalten haben, gehen nur bis zum 3. Juli — man könnte im Hauptqu[artier] vielleicht neuere Nachrichten auf dem Landwege bekommen haben. So ist denn der Augenblick für große Schläge gekommen; der Waffenstillstand läuft am 16. August ab, wenn man ihn am 11. aufkündigt und nicht wieder verlängert. Das wäre dann allerdings der Gnadenstoß, den Herr von Metternich Europa versetzte, das erst zur Hälfte wieder aufgerichtet ist; er hätte dann für den Ruhm, daß er Österreich zwei Monate lang den höchsten Schiedsrichter spielen ließ, alles ins Verderben gestürzt. Trotz aller Versicherungen, die wir erhalten haben, glaube ich an den Wiederbeginn des Krieges nicht eher, als bis ich Kanonenschüsse höre.
Moreau begibt sich zum Kais[er] von Rußland; er wird ihn beraten und vielleicht noch Besseres tun, und seine Gegenwart im Hauptquartier wird endlich dazu beitragen, zwischen den Operationen der verbündeten Armee und der, die der Kronprinz befehligt, – sie wird sich auf mehr als 120000 Mann belaufen – ein vollkommenes Zusammenspiel herzustellen. Zu welchen schönen Hoffnungen würde das alles berechtigen, wenn man uns nicht schon so oft genarrt hätte!
Ich konnte das Übersetzungsmanuskript meiner Broschüre gegen Dänemark noch nicht wiederbekommen – sonst hätte ich es Ihnen zur Veröffentlichung im Ambigu gesandt. Vielleicht sind schon Auszüge nach dem Original wiedergegeben. Lassen Sie sich dies doch von Herrn von Rehausen geben; ich weiß nicht, ob ich Gelegenheit haben werde, es Ihnen zu schikken. Herr von Münster hat es auch von mir bekommen.
Ihren Auftrag an Uginet werde ich über Wien weiterleiten. Indessen ist der englische Wechselkurs auf dem Kontinent stark gestiegen – ob das auch in Amerika der Fall ist, weiß ich nicht.
Sie fragen mich nach einem sicheren Weg, auf dem man nach der Schweiz schreiben könnte. Ich kenne keinen, da alle Briefe bestimmt in Bayern geöffnet werden – und die privaten Gelegenheiten, die man für sicher hält, sind manchmal nichts weniger als das. Man darf also nur ganz allgemeine Dinge schreiben, und Ihnen selber rate ich immer wieder, sich stets der Handschrift eines anderen zu bedienen.
Ihren Brief an Graf Neipperg werde ich aufbewahren: Er muß bei der böhmischen Armee stehen, aber seit Trachenberg habe ich nichts mehr von ihm gehört.
Ach! Nun wäre die Ruhmesbahn für Albert aufgetan, wenn er nicht sein Schicksal überstürzt hätte.
Tausendmal Lebewohl, liebe Freundin!
· Original , 07.08.1813
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