• Georg Andreas Reimer to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Bonn · Date: 18.12.1841
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Georg Andreas Reimer
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 18.12.1841
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 566‒567.
  • Incipit: „[1] Berlin 18/XII. [18]41
    Höchstverehrter Herr und Freund
    Mit Bedauern habe ich aus dem Eingange Ihrer geehrten Zuschrift vom 29t v. M. ersehen, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-35028
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.18,Nr.76
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 27 x 21,5 cm
[1] Berlin 18/XII. [18]41
Höchstverehrter Herr und Freund
Mit Bedauern habe ich aus dem Eingange Ihrer geehrten Zuschrift vom 29t v. M. ersehen, daß bedenkliche Zufälle Ihrer Gesundheit gedroht haben, freue mich aber, daß diese ohne schlimme Folgen vorüber gegangen sind, und hoffe baldige völlige Genesung und Aufhören der Ermattung, welche aus dem besorglichen Zustande zurück geblieben ist.
Wie bereitwillig ich war, auf den Verlag Ihrer Gedichte einzugehen, und wie sehr eine solche Verbindung unter uns mir ehrenvoll und erfreulich seyn würde habe ich Ihnen deutlich zu erkennen gegeben; allein Sie stellen dagegen ein Hinderniß auf, welches ich nicht zu heben vermag. Erlauben Sie mir darüber einige Worte. Zuvorderst sind die in den Stachelgedichten angegriffenen, der Lebende wie der Todte, meine innigsten Freunde; auch haben Sie sogar mich selbst dabei auf eine unschonende und nichts Begründetes in sich tragende Art angegriffen, indem Sie mich nemlich als Verleger von Niebuhrs Geschichte, wie einen solchen bezeichneten, der das Buch ausposaunt hätte. Dies ist aber eine reine Erdichtung. Sie werden überhaupt nicht behaupten wollen, daß ich meinen Verlag durch ungebührliche Lobhudelei zu empfehlen suchte. Bei Niebuhrs Buche habe ich aber kaum den Titel anders als im Meßkatalog und in meinem Verlagskatolog angezeigt. Allein hievon abgesehen, bin ich gewiß, daß in Preußen diese Gedichte nicht die Censur passiren, Ihnen aber viel Ungelegenheit bereiten würden. Ich habe darüber mit dem Minister gesprochen, der vollkommen meine Ansicht theilt. Erwägen Sie daneben, daß der König die größte Verehrung gegen Niebuhr hegt und sein Andenken gewiß nicht verletzt wissen will, und daß er auch Arndt vorzugsweise geneigt ist, wovon die Beweise zu Tage liegen. Endlich aber ist auch das, was Sie zur Rechtfertigung des Wiederabdrucks anführen, gerade gegen Sie zeugend. Einmal waren Sie der angreifende Theil, und Arndts Erwiederung erscheint dadurch gerechtfertigt; dann aber hat Arndt seitdem zwei Ausgaben seiner Gedichte erscheinen lassen, ohne diese der Aufnahme werth zu achten. Dies spricht am deutlichsten dafür, daß er diese Spottgedichte nur für Ephemere achtete. Mochten meine Gründe etwas überzeugendes für Sie enthalten, was mir zur großen Freude gereichen würde, dann würden alle weiteren Bedingungen uns kein Hinderniß entgegenstellen. Indessen darf ich solches nach Ihrer bestimmt gefaßten Erklärung wol kaum hoffen; obgleich ich meinerseits und alle unsre gemeinsamen Freunde mit mir, der Ueberzeugung sind daß die Ausführung Ihres Vorsatzes Ihnen viel Verdruß und Unan[2]nehmlichkeit bereiten werde.
Der Schluß Ihres Briefes, daß Sie nemlich beabsichtigen die früheren Uebersetzungen vom Shakspeare einer Revision zu unterwerfen hat mich höchlich erfreut. Möge der Vorsatz sich bei Ihnen befestigen, dem das schönste Gelingen im voraus gesichert ist.
So viel bei bedrängter Zeit für heute. Ich habe nur den Wunsch noch, daß meine eben ausgesprochenen Bedenken, auch bei Ihnen eine neue Erwägung und demgemäß eine erwünschte Vereinigung unter uns herbeiführen möchten. Wollen Sie nicht etwa auch dortige Freunde zur Berathung ziehen?
Die Rüben werden hoffentlich längst bei Ihnen eingetroffen seyn und diesmal sicherlich wohlbehalten und von der Hand des Winters nicht berührt.
Die Meinigen empfehlen sich mit mir Ihrem wohlwollenden Andenken und ich schließe mit der aufrichtigen Versicherung wahrhafter Verehrung und freundschaftlicher Ergebenheit.
G. Reimer
[1] Berlin 18/XII. [18]41
Höchstverehrter Herr und Freund
Mit Bedauern habe ich aus dem Eingange Ihrer geehrten Zuschrift vom 29t v. M. ersehen, daß bedenkliche Zufälle Ihrer Gesundheit gedroht haben, freue mich aber, daß diese ohne schlimme Folgen vorüber gegangen sind, und hoffe baldige völlige Genesung und Aufhören der Ermattung, welche aus dem besorglichen Zustande zurück geblieben ist.
Wie bereitwillig ich war, auf den Verlag Ihrer Gedichte einzugehen, und wie sehr eine solche Verbindung unter uns mir ehrenvoll und erfreulich seyn würde habe ich Ihnen deutlich zu erkennen gegeben; allein Sie stellen dagegen ein Hinderniß auf, welches ich nicht zu heben vermag. Erlauben Sie mir darüber einige Worte. Zuvorderst sind die in den Stachelgedichten angegriffenen, der Lebende wie der Todte, meine innigsten Freunde; auch haben Sie sogar mich selbst dabei auf eine unschonende und nichts Begründetes in sich tragende Art angegriffen, indem Sie mich nemlich als Verleger von Niebuhrs Geschichte, wie einen solchen bezeichneten, der das Buch ausposaunt hätte. Dies ist aber eine reine Erdichtung. Sie werden überhaupt nicht behaupten wollen, daß ich meinen Verlag durch ungebührliche Lobhudelei zu empfehlen suchte. Bei Niebuhrs Buche habe ich aber kaum den Titel anders als im Meßkatalog und in meinem Verlagskatolog angezeigt. Allein hievon abgesehen, bin ich gewiß, daß in Preußen diese Gedichte nicht die Censur passiren, Ihnen aber viel Ungelegenheit bereiten würden. Ich habe darüber mit dem Minister gesprochen, der vollkommen meine Ansicht theilt. Erwägen Sie daneben, daß der König die größte Verehrung gegen Niebuhr hegt und sein Andenken gewiß nicht verletzt wissen will, und daß er auch Arndt vorzugsweise geneigt ist, wovon die Beweise zu Tage liegen. Endlich aber ist auch das, was Sie zur Rechtfertigung des Wiederabdrucks anführen, gerade gegen Sie zeugend. Einmal waren Sie der angreifende Theil, und Arndts Erwiederung erscheint dadurch gerechtfertigt; dann aber hat Arndt seitdem zwei Ausgaben seiner Gedichte erscheinen lassen, ohne diese der Aufnahme werth zu achten. Dies spricht am deutlichsten dafür, daß er diese Spottgedichte nur für Ephemere achtete. Mochten meine Gründe etwas überzeugendes für Sie enthalten, was mir zur großen Freude gereichen würde, dann würden alle weiteren Bedingungen uns kein Hinderniß entgegenstellen. Indessen darf ich solches nach Ihrer bestimmt gefaßten Erklärung wol kaum hoffen; obgleich ich meinerseits und alle unsre gemeinsamen Freunde mit mir, der Ueberzeugung sind daß die Ausführung Ihres Vorsatzes Ihnen viel Verdruß und Unan[2]nehmlichkeit bereiten werde.
Der Schluß Ihres Briefes, daß Sie nemlich beabsichtigen die früheren Uebersetzungen vom Shakspeare einer Revision zu unterwerfen hat mich höchlich erfreut. Möge der Vorsatz sich bei Ihnen befestigen, dem das schönste Gelingen im voraus gesichert ist.
So viel bei bedrängter Zeit für heute. Ich habe nur den Wunsch noch, daß meine eben ausgesprochenen Bedenken, auch bei Ihnen eine neue Erwägung und demgemäß eine erwünschte Vereinigung unter uns herbeiführen möchten. Wollen Sie nicht etwa auch dortige Freunde zur Berathung ziehen?
Die Rüben werden hoffentlich längst bei Ihnen eingetroffen seyn und diesmal sicherlich wohlbehalten und von der Hand des Winters nicht berührt.
Die Meinigen empfehlen sich mit mir Ihrem wohlwollenden Andenken und ich schließe mit der aufrichtigen Versicherung wahrhafter Verehrung und freundschaftlicher Ergebenheit.
G. Reimer
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