• Ludwig Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Berlin · Date: [Anfang Juli 1801]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Ludwig Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: [Anfang Juli 1801]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 79‒80.
  • Incipit: „[1] [Dresden, Anfang Juli 1801]
    Lieber Freund,
    Deinen Brief, und die Abschriften der Gedichte habe ich erhalten, ich danke dir für deine Mühe. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36934
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.28,Nr.72
  • Number of Pages: 2 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,8 x 19,1 cm
[1] [Dresden, Anfang Juli 1801]
Lieber Freund,
Deinen Brief, und die Abschriften der Gedichte habe ich erhalten, ich danke dir für deine Mühe. Da die Epigramme von Röschlaub nicht mehr und nicht besser sind, so mögen sie lieber zurückbleiben, ich habe mir Wunder was von Menge und vortreflichem Witz dabei vorgestellt, sie sind aber mehr grob, und besonders zu prosaisch. Das Gedicht von Mnioch ist im Ganzen gut, nur darf es sich bei weitem nicht mit jenem einzigen Werke vergleichen, welches mir noch immer göttlich erscheint. Das Gedicht meiner Schwester ist süß, und erfüllt mit wehmütigem Schauder. Ich will noch einige Gedichte geben, auch noch ein schönes von Schütz, das ziemlich lang ist. Ich schicke die von Hardenberg zurück, ich wuste, daß deine Wahl diese getroffen hatte, nur halte ich das Weinlied für das schwächste im Roman: es wäre immer besser, daß man diese unterliesse, doch scheint es einmal, ob ich gleich auch einen Herausgeber vorstellen soll, daß ich gar keine Stimme haben darf, und wie gesagt, es ist mir jezt gleichgültig. Sonst würde ich auch sagen, daß die kleinen Gedichte von Friedrich entweder gar nicht, oder alle aufgenommen werden müsten. – Ich muß dir gestehn, daß die Ursache, warum du mir den Afterdingen nicht schickst, mich sehr überrascht hat. Du hast, scheint es, ganz vergessen, daß Hardenberg mir und dir und Friedrich das Buch schickte, daß ich es Unger mitnahm, daß ich den Auftrag hatte, die Sprache hie und da zu ändern, daß Unger es mir zurück gab, und daß ich es auch nur unter dem Versprechen in Berlin ließ, es mir sogleich nachzuschicken. Daß es gerade wie der Wilhelm Meister gedruckt werden soll, scheint mir jezt ganz unwesentlich, da das Buch jezt eine andre Absicht hat, es ist gar keine Frage, daß leicht ein Verleger gefunden wird, und daß es Hardenbergs Freunde auf Subskription sollen drucken lassen, scheint mir ganz ungeziemlich, werden seine Schriften nicht auf die grössere Menge etwas wirken, und ihm ein bleibendes Denkmahl stiften, so könnten sie ungedruckt bleiben, die Freunde, die [2] wenigen, könnten sich leicht Abschriften verschaffen, ja für diese dürfte im schlimmsten Falle alles verlohren gehn, da sie ihn gekannt haben, und sein Umgang in ihnen muß Wurzel geschlagen haben. Du kannst ja nicht wissen, ob nicht zwischen mir und Friedrich eine Abrede wegen der Herausgabe statt findet, ob wir nicht mit Carl Hardenberg einig [sind], ob ich nicht das Mansukript, soweit der Afterdingen fortgesezt ist, in Händen habe, ob ich nicht mit einem Verleger so gut wie einig bin. Ich sage dir, daß alles dieses der Fall ist. Auch muß durchaus gleich alles in 2 Bänden [erscheinen], was auch recht gut möglich ist, da ich, wie gesagt, mit allem diesem schon richtig bin. Glaubst du nun aber, daß es mir bei der Herausgabe dieses Buchs um Ehre oder Vortheil zu thun ist, so werde ich mich nur von neuem ärgern; doch wolltest du ja selbst erst, daß ich es thun, ja gar beendigen sollte, was ich nie gethan hätte. Ich mag dir aber das Manuskript nicht mit Gewalt abnehmen, ich habe dir nur meine Meinung darüber gesagt, und so kurz, weil ich verdrüßlich bin, du hast jezt, wenn du sonst willst, eine Gelegenheit, das Buch durch Verwandten von mir, die mich besuchen, herzuschicken, so daß es nicht nöthig wäre, es der Post zu vertrauen. Du könntest jezt auch wohl schwerlich mit Unger etwas darüber ausmachen, da du mit ihm in Streit bist. Leb wohl, grüsse Bernhardiʼs und Schütz, denen ich heut nicht schreiben kann.
L. Tieck.
Was ich mit dem Roman will? Ihn von neuem studiren, wie du jezt die Griechen, er gehört mir zu Böhme, zu dem ich beständig Studien mache, zu Schellings Naturphilosophie, die ich lese, zum Plato, den ich ebenfalls lese, zum Homer, den ich ebenfalls lese. Sind dies der Studien genug?
Dein Freund,
L. T.
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[1] [Dresden, Anfang Juli 1801]
Lieber Freund,
Deinen Brief, und die Abschriften der Gedichte habe ich erhalten, ich danke dir für deine Mühe. Da die Epigramme von Röschlaub nicht mehr und nicht besser sind, so mögen sie lieber zurückbleiben, ich habe mir Wunder was von Menge und vortreflichem Witz dabei vorgestellt, sie sind aber mehr grob, und besonders zu prosaisch. Das Gedicht von Mnioch ist im Ganzen gut, nur darf es sich bei weitem nicht mit jenem einzigen Werke vergleichen, welches mir noch immer göttlich erscheint. Das Gedicht meiner Schwester ist süß, und erfüllt mit wehmütigem Schauder. Ich will noch einige Gedichte geben, auch noch ein schönes von Schütz, das ziemlich lang ist. Ich schicke die von Hardenberg zurück, ich wuste, daß deine Wahl diese getroffen hatte, nur halte ich das Weinlied für das schwächste im Roman: es wäre immer besser, daß man diese unterliesse, doch scheint es einmal, ob ich gleich auch einen Herausgeber vorstellen soll, daß ich gar keine Stimme haben darf, und wie gesagt, es ist mir jezt gleichgültig. Sonst würde ich auch sagen, daß die kleinen Gedichte von Friedrich entweder gar nicht, oder alle aufgenommen werden müsten. – Ich muß dir gestehn, daß die Ursache, warum du mir den Afterdingen nicht schickst, mich sehr überrascht hat. Du hast, scheint es, ganz vergessen, daß Hardenberg mir und dir und Friedrich das Buch schickte, daß ich es Unger mitnahm, daß ich den Auftrag hatte, die Sprache hie und da zu ändern, daß Unger es mir zurück gab, und daß ich es auch nur unter dem Versprechen in Berlin ließ, es mir sogleich nachzuschicken. Daß es gerade wie der Wilhelm Meister gedruckt werden soll, scheint mir jezt ganz unwesentlich, da das Buch jezt eine andre Absicht hat, es ist gar keine Frage, daß leicht ein Verleger gefunden wird, und daß es Hardenbergs Freunde auf Subskription sollen drucken lassen, scheint mir ganz ungeziemlich, werden seine Schriften nicht auf die grössere Menge etwas wirken, und ihm ein bleibendes Denkmahl stiften, so könnten sie ungedruckt bleiben, die Freunde, die [2] wenigen, könnten sich leicht Abschriften verschaffen, ja für diese dürfte im schlimmsten Falle alles verlohren gehn, da sie ihn gekannt haben, und sein Umgang in ihnen muß Wurzel geschlagen haben. Du kannst ja nicht wissen, ob nicht zwischen mir und Friedrich eine Abrede wegen der Herausgabe statt findet, ob wir nicht mit Carl Hardenberg einig [sind], ob ich nicht das Mansukript, soweit der Afterdingen fortgesezt ist, in Händen habe, ob ich nicht mit einem Verleger so gut wie einig bin. Ich sage dir, daß alles dieses der Fall ist. Auch muß durchaus gleich alles in 2 Bänden [erscheinen], was auch recht gut möglich ist, da ich, wie gesagt, mit allem diesem schon richtig bin. Glaubst du nun aber, daß es mir bei der Herausgabe dieses Buchs um Ehre oder Vortheil zu thun ist, so werde ich mich nur von neuem ärgern; doch wolltest du ja selbst erst, daß ich es thun, ja gar beendigen sollte, was ich nie gethan hätte. Ich mag dir aber das Manuskript nicht mit Gewalt abnehmen, ich habe dir nur meine Meinung darüber gesagt, und so kurz, weil ich verdrüßlich bin, du hast jezt, wenn du sonst willst, eine Gelegenheit, das Buch durch Verwandten von mir, die mich besuchen, herzuschicken, so daß es nicht nöthig wäre, es der Post zu vertrauen. Du könntest jezt auch wohl schwerlich mit Unger etwas darüber ausmachen, da du mit ihm in Streit bist. Leb wohl, grüsse Bernhardiʼs und Schütz, denen ich heut nicht schreiben kann.
L. Tieck.
Was ich mit dem Roman will? Ihn von neuem studiren, wie du jezt die Griechen, er gehört mir zu Böhme, zu dem ich beständig Studien mache, zu Schellings Naturphilosophie, die ich lese, zum Plato, den ich ebenfalls lese, zum Homer, den ich ebenfalls lese. Sind dies der Studien genug?
Dein Freund,
L. T.
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