• Henriette Mendelssohn to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Unknown · Date: 05.06.1807
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Henriette Mendelssohn
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 05.06.1807
  • Notations: Absendeort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 410‒411.
  • Incipit: „[1] [Paris] d. 5ten Juni [180]7
    Seit Sie Paris verlaßen, habe ich keinen angenehmern Augenblick gehabt, als den mir Ihr Brief gewährte, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,27,5
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U. Henriette
  • Format: 17,3 x 11,3 cm
[1] [Paris] d. 5ten Juni [180]7
Seit Sie Paris verlaßen, habe ich keinen angenehmern Augenblick gehabt, als den mir Ihr Brief gewährte, ich danke Ihnen recht herzlich dafür, und nehme unbedingt und ganz gewißenlos alles was Sie mir freundliches ja schmeichelhaftes sagen, als mein Eigenthum an, wenn es Ihnen nicht gleichgültig ist, von einem aufrichtigen Gemüth verehrt und geliebt zu sein, so darf ich mit Recht hoffen, daß Sie gern an mich denken!
Ich habe vor einigen Tagen Nachrichten aus Cölln erhalten, und wie Sie es vermutheten ist man dort eifrig mit Corinnen beschäftigt gewesen, meine Schwester nehmlich, den[n] Friedrich hat seine Hand von ihr abgezogen und sich dem Indischen ergeben! Sie werden wohl schon von andern gehört haben wie sehr Corinne hier gefällt und beschäfftigt, und wirklich enthält dies Buch, für unsre Freunde den Franzosen nehmlich, eine Welt von neuen Ansichten und Gedanken, die mit allem Zauber der [2] lebhaftesten Einbildungskraft vorgetragen, ihnen wohl die Augen und wäre es möglich das Gemüth öffnen muß! – Eine Mme de Souza, die Ihnen unter ihrem vorigen Namen Flahault vielleicht als Verfasserinn einiger Romane bekannt ist, hat wie man mir gesagt, ihre Bewunderung nicht anders auszudrücken gewußt, als durch das naive Geständniß, daß sie so etwas nicht hätte schreiben können! – Möchte nun auch dieser allgemeine Beifall etwas erfreuliches bewirken, und Ihre Freundinn sich bald dem gelobten Lande nähern dürfen! Sollten dazu nicht die neuesten Begebenheiten in dem goldarmen eisenreichen Lande auch etwas beitragen? – Was ich für Sie selbst wünschen soll, da ich Sie so gern froh und glücklich sähe weiß ich warlich selbst nicht, doch wenn ich mich selbst vergeße, denke ich Sie weit lieber am Genfer See als in den Sallons dieser herzlosen Hauptstadt! –
Ich bin einigemahl seit Sie uns verlaßen auf dem Museum gewesen, wo die Erinnerung an Sie und Ihren Gesprächen mich noch lebhafter als die Gemälde beschäftigten! Sie hätten Ihre Freude [3] an gewißen Skizzen der Schlacht von EyIau die dort aufgestellt waren, gehabt, alle so schlecht, wie Sie es nur wünschen konnten! Vom Bildniß des persischen Kaisers, erzählt Ihnen wohl Freund Klinger etwas, er hat es gesehn.
Leben Sie wohl liebster Freund. Hören Sie nicht auf, Deutschlands und der Deutschen mit Liebe zu gedenken, und für sie thätig zu sein, damit Ihre trefflichen Arbeiten Welt und Nachwelt, mit dieser jezt so gesunkenen Nation versöhnen!
Denken Sie meiner freundlich, und wohl auch mit Bedauern, denn ich lebe ein trauriges Leben, das nur zuweilen durch die Erinnerung an wenige schöne Stunden, aufgehellt wird. Sollten Sie der liebenswürdigen Gräfin Voß schreiben, so rufen Sie mich ihr ins Gedächtniß zurück. Unserm armen Freund Brinckmann ist es wie gewöhnlich ergangen, er hat das was er so sehnlich wünschte in einem Augenblick erlangt, wo die Umstände, es wenig erfreulich machen!
Ich grüße Sie von ganzem Herzen
Ihre Henriette

[4] Keiner von Ihren Pariser Freunden weiß Ihre eigentliche Adresse, wollen Sie sie nicht mir oder Koreff schicken? Koreff hat Frühlings Phantasieen gedichtet, lassen Sie [sie] Sich doch bei Ihrem nächsten Wiedersehn von ihm geben.
[1] [Paris] d. 5ten Juni [180]7
Seit Sie Paris verlaßen, habe ich keinen angenehmern Augenblick gehabt, als den mir Ihr Brief gewährte, ich danke Ihnen recht herzlich dafür, und nehme unbedingt und ganz gewißenlos alles was Sie mir freundliches ja schmeichelhaftes sagen, als mein Eigenthum an, wenn es Ihnen nicht gleichgültig ist, von einem aufrichtigen Gemüth verehrt und geliebt zu sein, so darf ich mit Recht hoffen, daß Sie gern an mich denken!
Ich habe vor einigen Tagen Nachrichten aus Cölln erhalten, und wie Sie es vermutheten ist man dort eifrig mit Corinnen beschäftigt gewesen, meine Schwester nehmlich, den[n] Friedrich hat seine Hand von ihr abgezogen und sich dem Indischen ergeben! Sie werden wohl schon von andern gehört haben wie sehr Corinne hier gefällt und beschäfftigt, und wirklich enthält dies Buch, für unsre Freunde den Franzosen nehmlich, eine Welt von neuen Ansichten und Gedanken, die mit allem Zauber der [2] lebhaftesten Einbildungskraft vorgetragen, ihnen wohl die Augen und wäre es möglich das Gemüth öffnen muß! – Eine Mme de Souza, die Ihnen unter ihrem vorigen Namen Flahault vielleicht als Verfasserinn einiger Romane bekannt ist, hat wie man mir gesagt, ihre Bewunderung nicht anders auszudrücken gewußt, als durch das naive Geständniß, daß sie so etwas nicht hätte schreiben können! – Möchte nun auch dieser allgemeine Beifall etwas erfreuliches bewirken, und Ihre Freundinn sich bald dem gelobten Lande nähern dürfen! Sollten dazu nicht die neuesten Begebenheiten in dem goldarmen eisenreichen Lande auch etwas beitragen? – Was ich für Sie selbst wünschen soll, da ich Sie so gern froh und glücklich sähe weiß ich warlich selbst nicht, doch wenn ich mich selbst vergeße, denke ich Sie weit lieber am Genfer See als in den Sallons dieser herzlosen Hauptstadt! –
Ich bin einigemahl seit Sie uns verlaßen auf dem Museum gewesen, wo die Erinnerung an Sie und Ihren Gesprächen mich noch lebhafter als die Gemälde beschäftigten! Sie hätten Ihre Freude [3] an gewißen Skizzen der Schlacht von EyIau die dort aufgestellt waren, gehabt, alle so schlecht, wie Sie es nur wünschen konnten! Vom Bildniß des persischen Kaisers, erzählt Ihnen wohl Freund Klinger etwas, er hat es gesehn.
Leben Sie wohl liebster Freund. Hören Sie nicht auf, Deutschlands und der Deutschen mit Liebe zu gedenken, und für sie thätig zu sein, damit Ihre trefflichen Arbeiten Welt und Nachwelt, mit dieser jezt so gesunkenen Nation versöhnen!
Denken Sie meiner freundlich, und wohl auch mit Bedauern, denn ich lebe ein trauriges Leben, das nur zuweilen durch die Erinnerung an wenige schöne Stunden, aufgehellt wird. Sollten Sie der liebenswürdigen Gräfin Voß schreiben, so rufen Sie mich ihr ins Gedächtniß zurück. Unserm armen Freund Brinckmann ist es wie gewöhnlich ergangen, er hat das was er so sehnlich wünschte in einem Augenblick erlangt, wo die Umstände, es wenig erfreulich machen!
Ich grüße Sie von ganzem Herzen
Ihre Henriette

[4] Keiner von Ihren Pariser Freunden weiß Ihre eigentliche Adresse, wollen Sie sie nicht mir oder Koreff schicken? Koreff hat Frühlings Phantasieen gedichtet, lassen Sie [sie] Sich doch bei Ihrem nächsten Wiedersehn von ihm geben.
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