• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: München · Place of Destination: Unknown · Date: 19.09.1807
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: München
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 19.09.1807
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 437.
  • Incipit: „[1] München den 19ten Septbr 1807
    Mein geliebter Freund, mein treuer Bruder, welche Worte soll ich finden, um Ihnen mein bewegtes Gemüth [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,54
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. Paraphe
  • Format: 24,5 x 19,2 cm
[1] München den 19ten Septbr 1807
Mein geliebter Freund, mein treuer Bruder, welche Worte soll ich finden, um Ihnen mein bewegtes Gemüth auszudruken. Ich bin hier, betrübt und einsam, und komme mir verlassen von Gott und verstossen von allen Menschen vor. Nie habe ich mich so einsam gefühlt, und mich wandeld oft eine Furcht vor den Menschen an. Ich habe Ihren lieben Brief hier erhalten, aber leider noch nicht das Geld, und nun bin ich hier, und kann nicht weiter, und muß es abwarten. O Gott gebe mir endlich Ruhe. Ihren Auftrag an Aretin werde ich besorgen, um so eher da ich hier einen Menschen kenne Dotzen heißt er, der das Altdeutsche sehr gut versteht und es gewiß um ein billiges abschreibt, doch meinte Schelling daß Sie es kaum nöthig haben werden, da die Niebelungen welche ein Herr v. Hagen herausgegeben hat, nach der hiesigen Abschrift sind, mit Anmerkungen wo diese varirt mit der andern welche gedrukt ist. Ich bin hier bei Schellings gewesen und sie haben mich sehr artig empfangen, Caroline wolte kalt und fremd sein, konte aber nicht zwei Minuten in der Fassung bleiben, weil ich so viel Welt gelernt habe, in der armseeligen Welt, daß ich wo es mir darauf ankomt den Ton selbst anstimmen kann, aus welchem man mit mir umgehen soll, und so sind wir nun als währen wir immer die besten Freundinnen gewesen, und ich scheine so heiter als ob ich überauß glücklich währe, und kein Mensch hat eine Ahndung welche Schmerzen meine Seele zerreißen. Mein geliebter Freund ich muß aufhöhren zu schreiben, weil ich mich selbst hüten muß nicht in eine Bewegung zu gerathen, welche meine Gesund[2]heit völlig zerstöhren könte. Sobald mir Hardenberg das Geld schickt reise ich ab. Ich bitte Sie schreiben Sie mir einen trostreichen Brief nach Prag, Adressiren Sie ihn an mich, aber abzugeben an Knorring, im Hause des Freiherren v. Edelmuth in der Wallensteiner Gaße. Ich bitte Sie schreiben Sie mir sogleich, ich habe nie so Trost gebraucht als jezt. Gebe Gott daß wir uns bald sprechen. Meine Kinder grüssen Sie tausendmal und sind ausser sich vor Freude wenn ich ihnen sage daß sie Sie bald wiedersehen werden. Leben Sie wohl und glücklich. Ewig Ihre Schwester
S.[ophie]
[1] München den 19ten Septbr 1807
Mein geliebter Freund, mein treuer Bruder, welche Worte soll ich finden, um Ihnen mein bewegtes Gemüth auszudruken. Ich bin hier, betrübt und einsam, und komme mir verlassen von Gott und verstossen von allen Menschen vor. Nie habe ich mich so einsam gefühlt, und mich wandeld oft eine Furcht vor den Menschen an. Ich habe Ihren lieben Brief hier erhalten, aber leider noch nicht das Geld, und nun bin ich hier, und kann nicht weiter, und muß es abwarten. O Gott gebe mir endlich Ruhe. Ihren Auftrag an Aretin werde ich besorgen, um so eher da ich hier einen Menschen kenne Dotzen heißt er, der das Altdeutsche sehr gut versteht und es gewiß um ein billiges abschreibt, doch meinte Schelling daß Sie es kaum nöthig haben werden, da die Niebelungen welche ein Herr v. Hagen herausgegeben hat, nach der hiesigen Abschrift sind, mit Anmerkungen wo diese varirt mit der andern welche gedrukt ist. Ich bin hier bei Schellings gewesen und sie haben mich sehr artig empfangen, Caroline wolte kalt und fremd sein, konte aber nicht zwei Minuten in der Fassung bleiben, weil ich so viel Welt gelernt habe, in der armseeligen Welt, daß ich wo es mir darauf ankomt den Ton selbst anstimmen kann, aus welchem man mit mir umgehen soll, und so sind wir nun als währen wir immer die besten Freundinnen gewesen, und ich scheine so heiter als ob ich überauß glücklich währe, und kein Mensch hat eine Ahndung welche Schmerzen meine Seele zerreißen. Mein geliebter Freund ich muß aufhöhren zu schreiben, weil ich mich selbst hüten muß nicht in eine Bewegung zu gerathen, welche meine Gesund[2]heit völlig zerstöhren könte. Sobald mir Hardenberg das Geld schickt reise ich ab. Ich bitte Sie schreiben Sie mir einen trostreichen Brief nach Prag, Adressiren Sie ihn an mich, aber abzugeben an Knorring, im Hause des Freiherren v. Edelmuth in der Wallensteiner Gaße. Ich bitte Sie schreiben Sie mir sogleich, ich habe nie so Trost gebraucht als jezt. Gebe Gott daß wir uns bald sprechen. Meine Kinder grüssen Sie tausendmal und sind ausser sich vor Freude wenn ich ihnen sage daß sie Sie bald wiedersehen werden. Leben Sie wohl und glücklich. Ewig Ihre Schwester
S.[ophie]
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