• Johann Ferdinand Koreff to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Unknown · Date: [Oktober 1807]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Ferdinand Koreff
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [Oktober 1807]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 459‒460.
  • Incipit: „[1] [Paris, Oktober 1807]
    Mein werther Freund!
    Wohl haben Sie Grund mich tüchtig zu schelten, daß ich Ihnen nicht früher schrieb. Ich wollte [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,26,6
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,4 x 12,4 cm
[1] [Paris, Oktober 1807]
Mein werther Freund!
Wohl haben Sie Grund mich tüchtig zu schelten, daß ich Ihnen nicht früher schrieb. Ich wollte Sie immer in Ihrem schönen Coppet überraschen und schrieb deswegen nicht, weil wir immer von acht Tagen zu acht Tagen hofften unsern Vorsatz ins Werk richten zu können – doch jetzt ist es leider zu spät und wäre auch außerdem unmöglich. Denn der Krieg hat uns so ruinirt daß wir kaum diese ganze Zeit her so viel hatten um dürftig zu leben und das wenige, was wir noch mit unzähligen Opfern von unserem eignen Vermögen erbeuteten, das war Pflicht noch mit denen zu theilen, denen der Krieg nichts gelassen hatte. Es blieb uns also so [2] wenig übrig daß wir auf jedes Vergnügen Verzicht thaten um uns und Anderen helfen zu können – an eine Reise war also gar nicht zu denken, so weh es uns auch that diesen LieblingsPlan aufzugeben. Ich habe fortwährend vom frühen Morgen bis in die späte Nacht in meiner Stube gesessen, habe studirt und gedichtet und manchmal kuriren müssen – um nur auf einige Augenblicke das unnennbare Elend zu vergessen, das mein Vaterland zermalmt und mich und meine Kraft für eine bessre Zeit zu stählen. Dies hoffe ich soll mich in Ihren und Frau von Staels Augen entschuldigen, daß ich Ihre Einladung nicht angenommen habe. Sie werden nach [3] Wien gehen? Auch wir, so bald wir Geld bekommen, gehen dahin und machen uns schon im Voraus ein Fest daraus Sie dort zu treffen. Nicht Mißtrauen hindert mich Ihnen meine Versuche vorzulegen – ich habe sie keinem Menschen gezeigt [außer] Mad. Mendelssohn – es ist nur ein wohlverdientes Erkennen meiner Schwäche, ein aufrichtiges Streben besser zu machen und die Furcht Ihnen zu misfallen und dadurch mich selbst schüchtern zu machen, was mich gehindert hat Ihnen meine Arbeiten zu zeigen. Doch Sie wollen es also und dies verändert dann die ganze Lage der Sache und ich mache mir einen wahren Genuß daraus [4] Ihnen das weniger Schlechte zu zeigen. In wenigen Tagen sollen Sie eine Abschrift der Frühlingsfantasien erhalten, welche ein Brief über Deutschlands litterarische Neuigkeiten begleiten wird. Rufen Sie mich der Frau von Stael etwas ins Gedächtniß zurück – Sie können mir keinen größern Dienst erweisen – ich fürchte Sie erinnert sich gar nicht mehr meiner und diese Furcht hindert mich ihr zu schreiben, was ich doch so gern thäte. Leben Sie wohl, bald ein Mehreres.
Ihr
Koreff.
[1] [Paris, Oktober 1807]
Mein werther Freund!
Wohl haben Sie Grund mich tüchtig zu schelten, daß ich Ihnen nicht früher schrieb. Ich wollte Sie immer in Ihrem schönen Coppet überraschen und schrieb deswegen nicht, weil wir immer von acht Tagen zu acht Tagen hofften unsern Vorsatz ins Werk richten zu können – doch jetzt ist es leider zu spät und wäre auch außerdem unmöglich. Denn der Krieg hat uns so ruinirt daß wir kaum diese ganze Zeit her so viel hatten um dürftig zu leben und das wenige, was wir noch mit unzähligen Opfern von unserem eignen Vermögen erbeuteten, das war Pflicht noch mit denen zu theilen, denen der Krieg nichts gelassen hatte. Es blieb uns also so [2] wenig übrig daß wir auf jedes Vergnügen Verzicht thaten um uns und Anderen helfen zu können – an eine Reise war also gar nicht zu denken, so weh es uns auch that diesen LieblingsPlan aufzugeben. Ich habe fortwährend vom frühen Morgen bis in die späte Nacht in meiner Stube gesessen, habe studirt und gedichtet und manchmal kuriren müssen – um nur auf einige Augenblicke das unnennbare Elend zu vergessen, das mein Vaterland zermalmt und mich und meine Kraft für eine bessre Zeit zu stählen. Dies hoffe ich soll mich in Ihren und Frau von Staels Augen entschuldigen, daß ich Ihre Einladung nicht angenommen habe. Sie werden nach [3] Wien gehen? Auch wir, so bald wir Geld bekommen, gehen dahin und machen uns schon im Voraus ein Fest daraus Sie dort zu treffen. Nicht Mißtrauen hindert mich Ihnen meine Versuche vorzulegen – ich habe sie keinem Menschen gezeigt [außer] Mad. Mendelssohn – es ist nur ein wohlverdientes Erkennen meiner Schwäche, ein aufrichtiges Streben besser zu machen und die Furcht Ihnen zu misfallen und dadurch mich selbst schüchtern zu machen, was mich gehindert hat Ihnen meine Arbeiten zu zeigen. Doch Sie wollen es also und dies verändert dann die ganze Lage der Sache und ich mache mir einen wahren Genuß daraus [4] Ihnen das weniger Schlechte zu zeigen. In wenigen Tagen sollen Sie eine Abschrift der Frühlingsfantasien erhalten, welche ein Brief über Deutschlands litterarische Neuigkeiten begleiten wird. Rufen Sie mich der Frau von Stael etwas ins Gedächtniß zurück – Sie können mir keinen größern Dienst erweisen – ich fürchte Sie erinnert sich gar nicht mehr meiner und diese Furcht hindert mich ihr zu schreiben, was ich doch so gern thäte. Leben Sie wohl, bald ein Mehreres.
Ihr
Koreff.
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