• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Köln · Place of Destination: Unknown · Date: 06.11.1807
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Köln
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 06.11.1807
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 463‒466.
  • Weitere Drucke: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Zweiter Teil (Januar 1806 ‒ Juni 1808). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 269‒272.
  • Incipit: „[1] Kölln. Den 6ten November 1807.
    Herzlich geliebter Bruder, ich war eben im Begriff das Gedicht an Dich, wodurch ich nur eine [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-8
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,I,41
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs. m. U.
  • Format: 20,1 x 12,5 cm
[1] Kölln. Den 6ten November 1807.
Herzlich geliebter Bruder, ich war eben im Begriff das Gedicht an Dich, wodurch ich nur eine alte Schuld abtrage abzusenden, als ich Deinen letzten [Brief] vom 18ten October erhielt. Wär er nur froher und heitrer gestimmt! – Was die Klagen über meine äußre Noth betrift, so sind die Veranlaßungen dazu freilich immer noch dieselben. Sieh aber darin ja keinen Anspruch auf Deine freundschaftliche Hülfe. Ich habe Dir ohnehin schon bei meinen Besuchen immer große Unkosten verursacht. Und wäre Deine Geldlage jetzt auch noch so gut, so würdest Du doch mit Recht ausschließend und vor allen andern an die Mutter denken, von deren Lage Dich meine Sendung vom 20ten October unterrichtet haben wird. – Auf die Aussicht in Rom fing ich freilich schon an in der letzten Zeit nicht mehr zu hoffen und dachte mir wohl daß es ein leeres Projekt mehr gewesen sei. Es war mir aber sehr unangenehm, keinen Brief von der Staël in dem Deinigen zu finden. Ich kann mich überhaupt nicht beklagen, daß sie überflüßig viel Freundschaft für mich hätte.
Was ich Dir in dem Gedicht zugeschrieben habe, ist übrigens auch mein ganz prosaisch voller Ernst; daß noch ein ganz neues Leben für Dich beginnen wird und daß Du in der Kunst noch gar nicht alle Deine Kräfte kennst. Seit mich Karl der V so lebhaft [2] beschäftigt, ist es mir recht deutlich geworden, daß Du für das Deutsche Theater unendlich viel wirken könntest, und der neue Gründer und Schöpfer desselben werden. Die Klarheit und Entfaltung, die Dir, Goethe und Tieck natürlich ist, erreiche ich doch nur durch Anstrengung und Gewalt. Und Du würdest mit mehr Ernst als Tieck, nach richtigeren Grundsätzen als Schiller und Goethe auch viel mehr bewirken können. Ich glaube, Du hast Dich bisher von einem falschen Begriff von der Erkenntniß Deines eigentlichen dramatischen Berufs ableiten lassen; indem Du Dir einredetest, Du seiest vorzüglich epischer Natur. Wenn aber dieß der Fall wäre, so hättest Du gewiß auch unter den ungünstigsten Umständen den Tristan schon lange fertig gemacht; denn das ausschließende Talent führt auch die Lust mit sich. Ueberdem hat sich das Verhältniß des Epischen und Dramatischen bei den Griechen und bei uns wohl sehr geändert; die Klarheit der Entfaltung, die bei den Griechen das Epische unterscheidet, ist die erste Bedingung historischer Dramen; die Romanze, das eigentliche Epos der Neuern, unterscheidet sich mehr durch eine heroische Abgerissenheit. Ueberdem bedarfst Du ein wenig der äußern Anregung; die würde Dir das Theater am besten gewähren, in einer Deutschen Stadt wie Frankfurt oder Wien und dergleichen. Lebten wir zusammen, so [3] würde ich durch die Mittheilung historischer Studien und Ideen, da ich immer mehr nach dieser Seite hinneige, zu Deiner Belebung auch das meinige beitragen.
Ueberhaupt halte ich es für durchaus Unrecht, daß wir auf längere Zeit getrennt bleiben; wir sollten mit einander leben, dann würden sich die Kräfte und ihre Früchte verdoppeln. Schon allzulange sind wir getrennt, und es darf unmöglich noch lange so dauern.
Für das Mittelalter muß ich doch Deine Mithülfe recht thätig in Anspruch nehmen. Ist alle Hoffnung zu dem Walther von Aquitanien verlohren, so bitte ich dringendst um die Auszüge aus Schillings Geschichte der burgundischen Kriege; nur wäre es wohl nöthig, daß Du einiges Eigene in Noten oder doch in einer Einleitung hinzufügtest – wozu Deine neuliche Reise durch die Schweiz, Dein langer Aufenthalt dort, und Dein erneuertes Studium der Schweizer Geschichte Dich vortrefflich in Stand setzen. Ferner bitte ich Dich, falls Du etwa auf Stellen stößt, die geradezu gegen Oesterreich sind, meinetwegen so weit es mit Deinen Zwecken bestehn kann, diese grade lieber nicht zu wählen. Uebrigens wäre dieser Beitrag um so schöner, da ich nichts eigentlich faktisch historisches für den ersten Band zu geben habe. – Sind Deine Vorlesungen über Religions[4]kriege und Feudalverfassung ein eignes für sich bestehendes Ganzes, so fürchte ich, sie kommen in Collision mit der Einleitung wie ich sie entworfen, die ihrer Natur [nach] nichts anders sein kann, als eine Apologie des Mittelalters, aber in so bestimmter Beziehung auf unsern jetzigen Plan als möglich, auf welchen Zweck die Vorlesungen die Du damals hieltest nicht ganz gerichtet sein können. Kommt das nur episodisch in der Behandlung der Litteratur des Mittelalters vor, so kann es gar nichts schaden, daß wir beide vielleicht denselben Gegenstand berühren, jeder auf seine Weise. Denn ein sehr erwünschter Beitrag wären mir litterarische Umrisse aus dem Mittelalter – eine Abschrift nehmlich und Auswahl von demjenigen was Du aus Deinem Hefte in der Epoche des Mittelalters jetzt mitzutheilen am zweckmäßigsten hältst.
Am meisten hatte ich mich freilich auf einen recht grossen poetischen Beitrag von Dir gefreut. Ist die Hoffnung in Betreff der andern Vorschläge jetzt nicht ausführbar, so überlege Dir doch ob es nicht thunlich wäre, Deinen ersten Gesang des Tristan, da er doch schon so lange vorhanden ist, endlich einmal hier der Welt mitzutheilen. Im Grunde seh ich doch nicht ein, was Du jetzt für Gründe haben könntest, ihn noch länger zurückzuhalten. – Allerdings wird sich eine Stimme nach der andern erheben, daß Du ihn vollenden sollest; aber das wäre mir gar nicht unlieb, wenn es Dir einen Antrieb mehr geben könnte, wo auch nicht grade [5] dieses doch andre große Werke zu dichten. Daß es für Deinen Ruhm sehr an der Zeit und für den Fortgang unsres Werks ein sehr glänzender Beitrag wäre, brauche ich nicht erst zu sagen. – Sonst werde ich mich entschliessen müssen, aus Wolframʼs Parcival nach Myller und dem alten Druck, freilich nur so gut ichs kann, was Du eigentlich viel besser machen würdest, einige Stücke zu geben. – Das Gedicht Ritterthum und Minne ist ein schöner Beitrag. Die Legende von dem gespaltnen Felsen würde es nicht minder sein. Hast Du noch weiter keine Anmuthung dazu gehabt? Könntest Du nicht wenigstens für dießmal nur einige Minnelieder geben, um einmal ein Exempel aufzustellen, wie man eigentlich damit umgehn muß? – Die Stelle aus der Eneidt von Friedrich I, giebst Du doch noch? ein hundert Verse des Ottfried, wie Du sie bearbeitet, wäre auch ein schönes Bruchstück. – Aus Deinen Heften der Litteratur wäre wohl besonders das über die Nibelungen ein herrlicher Beitrag; und da Du sie jetzt wieder gelesen hast, so muß Dir ja alles noch neu und frisch sein. Mach es Dir nur aber ja nicht zu schwer. – Auf Deine Umrisse bin ich sehr begierig; alles was Du schreibst und schicken kannst wird mich freuen, und Du darfst auch für alles auf eine sehr allgemeine Theilnahme rechnen. Poesie aber ist denn doch das einzige und höchste.
Die Universität in Berlin wird jetzt wieder be[6]zweifelt; mag sie aber auch einrichten wer da will, Berlin wird immer das Deutsche Babel greuelhaften Hochmuths auf Nichts und gänzlicher GeistesVerwirrung und GeistesErloschenheit bleiben. Schleiermacher wird wie ich höre gewiß angestellt.
Für Deine Recension des Dichter Gartens dank ich Dir sehr. Noch habʼ ich nur davon gehört und das Stück nicht selbst habhaft werden können.
Steffens lebt in Hamburg und zwar in übler Lage, da er ohne Stelle keine andre Hülfe hat.
Etwas was auch Recht Noth thäte wäre daß wir zusammen einen Allmanach herausgäben, oder vielmehr Du es thätest; seit Schiller todt ist, fehlt das ganz und niemand ist so dazu berufen als Du. Wärest Du in Deutschland so könnte Dir das auch ein hübsche Einnahme von ein 60–80 L[ouis]d.[or] jährlich machen, da Du außer mir und der Sophie B.[ernhardi] niemands Beiträge bezahlen müßtest. Doch liesse es sich einmal auch noch wenn Du in der Schweiz wärest, gemeinschaftlich thun; die Eingeladenen schickten dann die Beiträge an mich.
In dem Morgenblatt hat von einem Schreiber ein Gedicht an Dich gestanden; eine Auffoderung nach Deutschland zurückzukehren. Er hat nur dasselbe in Versen gesagt, was man so oft in Prosa zu hören bekommt.
Rede mir doch ja nicht von England. Eine Reise auf ein paar Monate, das geht; aber sonst kenne ich ja nichts trostloseres für einen Deutschen als sich auf diese verstockte halsstarrige Insel zu vergraben.
Dein Friedrich

In Wien wirst Du freilich viel finden, was in der Folge für unser Mittelalter sehr wichtig werden könnte; aber diesen Winter hast Du dort gewiß keine Zeit es zu nutzen.
[1] Kölln. Den 6ten November 1807.
Herzlich geliebter Bruder, ich war eben im Begriff das Gedicht an Dich, wodurch ich nur eine alte Schuld abtrage abzusenden, als ich Deinen letzten [Brief] vom 18ten October erhielt. Wär er nur froher und heitrer gestimmt! – Was die Klagen über meine äußre Noth betrift, so sind die Veranlaßungen dazu freilich immer noch dieselben. Sieh aber darin ja keinen Anspruch auf Deine freundschaftliche Hülfe. Ich habe Dir ohnehin schon bei meinen Besuchen immer große Unkosten verursacht. Und wäre Deine Geldlage jetzt auch noch so gut, so würdest Du doch mit Recht ausschließend und vor allen andern an die Mutter denken, von deren Lage Dich meine Sendung vom 20ten October unterrichtet haben wird. – Auf die Aussicht in Rom fing ich freilich schon an in der letzten Zeit nicht mehr zu hoffen und dachte mir wohl daß es ein leeres Projekt mehr gewesen sei. Es war mir aber sehr unangenehm, keinen Brief von der Staël in dem Deinigen zu finden. Ich kann mich überhaupt nicht beklagen, daß sie überflüßig viel Freundschaft für mich hätte.
Was ich Dir in dem Gedicht zugeschrieben habe, ist übrigens auch mein ganz prosaisch voller Ernst; daß noch ein ganz neues Leben für Dich beginnen wird und daß Du in der Kunst noch gar nicht alle Deine Kräfte kennst. Seit mich Karl der V so lebhaft [2] beschäftigt, ist es mir recht deutlich geworden, daß Du für das Deutsche Theater unendlich viel wirken könntest, und der neue Gründer und Schöpfer desselben werden. Die Klarheit und Entfaltung, die Dir, Goethe und Tieck natürlich ist, erreiche ich doch nur durch Anstrengung und Gewalt. Und Du würdest mit mehr Ernst als Tieck, nach richtigeren Grundsätzen als Schiller und Goethe auch viel mehr bewirken können. Ich glaube, Du hast Dich bisher von einem falschen Begriff von der Erkenntniß Deines eigentlichen dramatischen Berufs ableiten lassen; indem Du Dir einredetest, Du seiest vorzüglich epischer Natur. Wenn aber dieß der Fall wäre, so hättest Du gewiß auch unter den ungünstigsten Umständen den Tristan schon lange fertig gemacht; denn das ausschließende Talent führt auch die Lust mit sich. Ueberdem hat sich das Verhältniß des Epischen und Dramatischen bei den Griechen und bei uns wohl sehr geändert; die Klarheit der Entfaltung, die bei den Griechen das Epische unterscheidet, ist die erste Bedingung historischer Dramen; die Romanze, das eigentliche Epos der Neuern, unterscheidet sich mehr durch eine heroische Abgerissenheit. Ueberdem bedarfst Du ein wenig der äußern Anregung; die würde Dir das Theater am besten gewähren, in einer Deutschen Stadt wie Frankfurt oder Wien und dergleichen. Lebten wir zusammen, so [3] würde ich durch die Mittheilung historischer Studien und Ideen, da ich immer mehr nach dieser Seite hinneige, zu Deiner Belebung auch das meinige beitragen.
Ueberhaupt halte ich es für durchaus Unrecht, daß wir auf längere Zeit getrennt bleiben; wir sollten mit einander leben, dann würden sich die Kräfte und ihre Früchte verdoppeln. Schon allzulange sind wir getrennt, und es darf unmöglich noch lange so dauern.
Für das Mittelalter muß ich doch Deine Mithülfe recht thätig in Anspruch nehmen. Ist alle Hoffnung zu dem Walther von Aquitanien verlohren, so bitte ich dringendst um die Auszüge aus Schillings Geschichte der burgundischen Kriege; nur wäre es wohl nöthig, daß Du einiges Eigene in Noten oder doch in einer Einleitung hinzufügtest – wozu Deine neuliche Reise durch die Schweiz, Dein langer Aufenthalt dort, und Dein erneuertes Studium der Schweizer Geschichte Dich vortrefflich in Stand setzen. Ferner bitte ich Dich, falls Du etwa auf Stellen stößt, die geradezu gegen Oesterreich sind, meinetwegen so weit es mit Deinen Zwecken bestehn kann, diese grade lieber nicht zu wählen. Uebrigens wäre dieser Beitrag um so schöner, da ich nichts eigentlich faktisch historisches für den ersten Band zu geben habe. – Sind Deine Vorlesungen über Religions[4]kriege und Feudalverfassung ein eignes für sich bestehendes Ganzes, so fürchte ich, sie kommen in Collision mit der Einleitung wie ich sie entworfen, die ihrer Natur [nach] nichts anders sein kann, als eine Apologie des Mittelalters, aber in so bestimmter Beziehung auf unsern jetzigen Plan als möglich, auf welchen Zweck die Vorlesungen die Du damals hieltest nicht ganz gerichtet sein können. Kommt das nur episodisch in der Behandlung der Litteratur des Mittelalters vor, so kann es gar nichts schaden, daß wir beide vielleicht denselben Gegenstand berühren, jeder auf seine Weise. Denn ein sehr erwünschter Beitrag wären mir litterarische Umrisse aus dem Mittelalter – eine Abschrift nehmlich und Auswahl von demjenigen was Du aus Deinem Hefte in der Epoche des Mittelalters jetzt mitzutheilen am zweckmäßigsten hältst.
Am meisten hatte ich mich freilich auf einen recht grossen poetischen Beitrag von Dir gefreut. Ist die Hoffnung in Betreff der andern Vorschläge jetzt nicht ausführbar, so überlege Dir doch ob es nicht thunlich wäre, Deinen ersten Gesang des Tristan, da er doch schon so lange vorhanden ist, endlich einmal hier der Welt mitzutheilen. Im Grunde seh ich doch nicht ein, was Du jetzt für Gründe haben könntest, ihn noch länger zurückzuhalten. – Allerdings wird sich eine Stimme nach der andern erheben, daß Du ihn vollenden sollest; aber das wäre mir gar nicht unlieb, wenn es Dir einen Antrieb mehr geben könnte, wo auch nicht grade [5] dieses doch andre große Werke zu dichten. Daß es für Deinen Ruhm sehr an der Zeit und für den Fortgang unsres Werks ein sehr glänzender Beitrag wäre, brauche ich nicht erst zu sagen. – Sonst werde ich mich entschliessen müssen, aus Wolframʼs Parcival nach Myller und dem alten Druck, freilich nur so gut ichs kann, was Du eigentlich viel besser machen würdest, einige Stücke zu geben. – Das Gedicht Ritterthum und Minne ist ein schöner Beitrag. Die Legende von dem gespaltnen Felsen würde es nicht minder sein. Hast Du noch weiter keine Anmuthung dazu gehabt? Könntest Du nicht wenigstens für dießmal nur einige Minnelieder geben, um einmal ein Exempel aufzustellen, wie man eigentlich damit umgehn muß? – Die Stelle aus der Eneidt von Friedrich I, giebst Du doch noch? ein hundert Verse des Ottfried, wie Du sie bearbeitet, wäre auch ein schönes Bruchstück. – Aus Deinen Heften der Litteratur wäre wohl besonders das über die Nibelungen ein herrlicher Beitrag; und da Du sie jetzt wieder gelesen hast, so muß Dir ja alles noch neu und frisch sein. Mach es Dir nur aber ja nicht zu schwer. – Auf Deine Umrisse bin ich sehr begierig; alles was Du schreibst und schicken kannst wird mich freuen, und Du darfst auch für alles auf eine sehr allgemeine Theilnahme rechnen. Poesie aber ist denn doch das einzige und höchste.
Die Universität in Berlin wird jetzt wieder be[6]zweifelt; mag sie aber auch einrichten wer da will, Berlin wird immer das Deutsche Babel greuelhaften Hochmuths auf Nichts und gänzlicher GeistesVerwirrung und GeistesErloschenheit bleiben. Schleiermacher wird wie ich höre gewiß angestellt.
Für Deine Recension des Dichter Gartens dank ich Dir sehr. Noch habʼ ich nur davon gehört und das Stück nicht selbst habhaft werden können.
Steffens lebt in Hamburg und zwar in übler Lage, da er ohne Stelle keine andre Hülfe hat.
Etwas was auch Recht Noth thäte wäre daß wir zusammen einen Allmanach herausgäben, oder vielmehr Du es thätest; seit Schiller todt ist, fehlt das ganz und niemand ist so dazu berufen als Du. Wärest Du in Deutschland so könnte Dir das auch ein hübsche Einnahme von ein 60–80 L[ouis]d.[or] jährlich machen, da Du außer mir und der Sophie B.[ernhardi] niemands Beiträge bezahlen müßtest. Doch liesse es sich einmal auch noch wenn Du in der Schweiz wärest, gemeinschaftlich thun; die Eingeladenen schickten dann die Beiträge an mich.
In dem Morgenblatt hat von einem Schreiber ein Gedicht an Dich gestanden; eine Auffoderung nach Deutschland zurückzukehren. Er hat nur dasselbe in Versen gesagt, was man so oft in Prosa zu hören bekommt.
Rede mir doch ja nicht von England. Eine Reise auf ein paar Monate, das geht; aber sonst kenne ich ja nichts trostloseres für einen Deutschen als sich auf diese verstockte halsstarrige Insel zu vergraben.
Dein Friedrich

In Wien wirst Du freilich viel finden, was in der Folge für unser Mittelalter sehr wichtig werden könnte; aber diesen Winter hast Du dort gewiß keine Zeit es zu nutzen.
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