• Friedrich Schiller to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Braunschweig · Date: [11. März 1796]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Schiller
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Braunschweig
  • Date: [11. März 1796]
  • Notations: Absender sowie Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Friedrich Schiller ‒ August Wilhelm Schlegel. Der Briefwechsel. Hg. v. Norbert Oellers. Köln 2005, S. 76‒77.
  • Incipit: „[1] [Jena, den 11. März 1796. Freitag]
    Sehr angenehm haben Sie mich mit Ihrem Aufsatz über Shakespear und Ihrer schönen Uebersetzung dieses [...]“
    Manuscript
  • Provider: Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
  • OAI Id: 1715241
  • Classification Number: S 506 : I : 9
  • Number of Pages: 1 Doppelbl. (4 e. beschriebene S.)
  • Format: 23,1 x 18,5cm
  • Particularities: Der Brief befindet sich als Brief Nr. 9 in einem 1983 angefertigten Aufbewahrungskasten (Kasten I = Kasten "Schiller").
[1] [Jena, den 11. März 1796. Freitag]
Sehr angenehm haben Sie mich mit Ihrem Aufsatz über Shakespear und Ihrer schönen Uebersetzung dieses Dichters überrascht. Mehr will ich Ihnen heute nicht davon sagen, weil der Versendungstag der Horen und eine starke Brief Expedition mir den Kopf zu sehr zerstreuen. Ich habe meine Rechte an die Uebersetzung ein wenig überschritten, und die mittlere Scene (ja auch die beyden andern, wenn Platz dafür ist) zum Druck in die Horen abgesandt. Da ich aus Ihrem Briefe schloß, dass bloß der frühere Gebrauch, den Sie von dieser Uebersetzung für den Druck zu machen willens wären, gegen den Abdruck in den Horen sey, so trug ich um so weniger Bedenken, das [2] dritte Stück der Horen mit diesem interessanten Beytrag zu bereichern. Sie können, da es nur ein sehr kleiner Theil des Ganzen ist, das ganze Schauspiel abdrucken laßen, sobald Sie wollen. Eine vorausgeschickte Probe der neuen beßeren Uebersetzung Shakesp. in d Horen wird selbst für Ihren Aufsatz gut seyn, denn immer ist es gut, wenn die That dem Raisonnement vorhergeht, und der Leser, dem jene Proben noch in frischem Gedächtniß sind, ergreift die Abhandlung mit um so größerer Begierde.
Ueber die ganze Unternehmung, den Shakespear zu übersetzen werden wir wohl mündlich am beßten sprechen können. [3] Der Gedanke ist sehr glücklich, und der Himmel lohn es Ihnen, dass Sie uns von dem traurigen Eschenburg befreyen wollen. Mit diesem sind Sie glimpflicher umgegangen als ers verdient, bey seiner lächerlichen Anmassung als Critiker und Aesthetiker verdient. Man sollte diese Erzphilister, die doch Menschen zu seyn sich einbilden, nicht so gut traktieren. Käme es auf sie und ihre Hohlköpfe an, sie würden alles genialische in Grundsboden zertreten und zerstören.
Auch Bürgers Makbeth und die übersetzten Hexengesänge haben Sie mir zu raisonnabel behandelt. Ich halte die letztern für eine recht Bürgerische Pfuscherey, so arg als irgend eine von ihm, und das ist nicht bloß meine PrivatMeinung. Göthe z. B. mit dem ich [4] erst kurz noch davon sprach, findet sie greulich, und er hat, da er den Macbeth gern einmal in Weimar spielen lassen wollte, schon darauf gedacht, wie er sie anders übersetzt bekommen könnte. Ich will, wenn Sie es nicht contremandieren wozu es binnen 14 Tagen noch Zeit ist, jene Stelle in Ihrer Abhandlung, welche die Bürgerischen Hexengesänge betrifft, herauslassen. Es ist mir bloß deßwegen, weil man nicht weiss, ob man einander nicht über kurz oder lang in Rücksicht auf diesen Punkt in demselben Journal widersprechen könnte, welches das Publicum irre machen würde.
Herzlich freue ich mich Sie binnen 8 Wochen hier zu sehen, wo wir denn recht viel in die Länge und Breite miteinander durchsprechen wollen. Leben Sie recht wohl.
Ganz d Ihrige
Schiller.
[1] [Jena, den 11. März 1796. Freitag]
Sehr angenehm haben Sie mich mit Ihrem Aufsatz über Shakespear und Ihrer schönen Uebersetzung dieses Dichters überrascht. Mehr will ich Ihnen heute nicht davon sagen, weil der Versendungstag der Horen und eine starke Brief Expedition mir den Kopf zu sehr zerstreuen. Ich habe meine Rechte an die Uebersetzung ein wenig überschritten, und die mittlere Scene (ja auch die beyden andern, wenn Platz dafür ist) zum Druck in die Horen abgesandt. Da ich aus Ihrem Briefe schloß, dass bloß der frühere Gebrauch, den Sie von dieser Uebersetzung für den Druck zu machen willens wären, gegen den Abdruck in den Horen sey, so trug ich um so weniger Bedenken, das [2] dritte Stück der Horen mit diesem interessanten Beytrag zu bereichern. Sie können, da es nur ein sehr kleiner Theil des Ganzen ist, das ganze Schauspiel abdrucken laßen, sobald Sie wollen. Eine vorausgeschickte Probe der neuen beßeren Uebersetzung Shakesp. in d Horen wird selbst für Ihren Aufsatz gut seyn, denn immer ist es gut, wenn die That dem Raisonnement vorhergeht, und der Leser, dem jene Proben noch in frischem Gedächtniß sind, ergreift die Abhandlung mit um so größerer Begierde.
Ueber die ganze Unternehmung, den Shakespear zu übersetzen werden wir wohl mündlich am beßten sprechen können. [3] Der Gedanke ist sehr glücklich, und der Himmel lohn es Ihnen, dass Sie uns von dem traurigen Eschenburg befreyen wollen. Mit diesem sind Sie glimpflicher umgegangen als ers verdient, bey seiner lächerlichen Anmassung als Critiker und Aesthetiker verdient. Man sollte diese Erzphilister, die doch Menschen zu seyn sich einbilden, nicht so gut traktieren. Käme es auf sie und ihre Hohlköpfe an, sie würden alles genialische in Grundsboden zertreten und zerstören.
Auch Bürgers Makbeth und die übersetzten Hexengesänge haben Sie mir zu raisonnabel behandelt. Ich halte die letztern für eine recht Bürgerische Pfuscherey, so arg als irgend eine von ihm, und das ist nicht bloß meine PrivatMeinung. Göthe z. B. mit dem ich [4] erst kurz noch davon sprach, findet sie greulich, und er hat, da er den Macbeth gern einmal in Weimar spielen lassen wollte, schon darauf gedacht, wie er sie anders übersetzt bekommen könnte. Ich will, wenn Sie es nicht contremandieren wozu es binnen 14 Tagen noch Zeit ist, jene Stelle in Ihrer Abhandlung, welche die Bürgerischen Hexengesänge betrifft, herauslassen. Es ist mir bloß deßwegen, weil man nicht weiss, ob man einander nicht über kurz oder lang in Rücksicht auf diesen Punkt in demselben Journal widersprechen könnte, welches das Publicum irre machen würde.
Herzlich freue ich mich Sie binnen 8 Wochen hier zu sehen, wo wir denn recht viel in die Länge und Breite miteinander durchsprechen wollen. Leben Sie recht wohl.
Ganz d Ihrige
Schiller.
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