• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Leipzig · Place of Destination: Amsterdam · Date: 09.10.1793
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Leipzig
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: 09.10.1793
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 137‒138.
  • Incipit: „[1] den 9ten Oct[ober] 93.
    Bester Freund, Erwarte heute keinen Brief von mir, denn ich habe heftige Kopfschmerzen, sondern nur blos die [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34186
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.a,Nr.34
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,7 cm
[1] den 9ten Oct[ober] 93.
Bester Freund, Erwarte heute keinen Brief von mir, denn ich habe heftige Kopfschmerzen, sondern nur blos die Nachrichten, die es mir den lezten Posttag unmöglich war, Dir zu geben. Ich will Dir künftig, wöchentlich zweymal schreiben; geschieht es aber einmal oder auch zweymal, <was sich sehr wohl fügen könnte,> nicht, so darfst Du Dich deshalb nicht ängstigen, denn ich will Dir versprechen schlimme Nachrichten nicht zu verhehlen. Den 30ten September früh. ‚Seit zwey Tagen bin ich weniger wohl – Gehts so fort, so kann ich nächstens nicht mehr die Treppe herunter, die geringste Bewegung giebt mir Schmerz und Ermattung.ʻ – Den 3ten October Abends schreibt sie viel und wie es scheint in guter Stimmung, nichts von ihrer Gesundheit. Den 6ten Abends. ‚Was kann es Ihnen oder W.[ilhelm] helfen, zu erfahren, daß ein Lahmer nicht gehn kann? Ein Tag ist erträglich, der andre schlecht, heute zum Beyspiel schlecht. Wenner hat einmal die Gabe, schmerzliche und verhaßte Ideen in mir zu erregen – dann überfällt mich ein gelinder Schauder – eine Schläfrigkeit, und mit eins wachen alle Nerven auf, und [2] sehen aus tausend Augen.ʻ – Morgens ‚Nachdem ich obiges geschrieben, gieng ich zu Bett und schlief gut, bin aber gar nicht lustigʻ. Postscript: ‚Das ist eine gute Art, die Leute zärtlich zu grüßen, und wollen, daß nichts, zum Bösen gekehrt werden soll, wenn man sie erst mishandelt hat.ʻ Ich schreibe das lezte mit Fleiß auch ab, damit Du Dich danach richten kannst; Dein lezter Brief scheint sie wirklich geschmerzt zu haben. – Daß zu dem Bilde keine Hoffnung ist, mag ich ihr nicht schreiben, weil es sie betrüben würde. Erwähnt hat sie es sehr lange nicht, und ich glaube, daß es doch unerwartet kommen würde. – Was die Auslagen betrifft, so wird sich schon eine Gelegenheit finden, ihr zu sagen, daß sie nur Dir dafür verbindlich ist. Rechnungen kann ich davon nicht machen, sonst müßte ich dafür einstehen, wenn ich durch Nachläßigkeit oder Unkunde mehr als nöthig, ausgebe, oder wenn ich ihr was nach meinem eignen Sinn schicke. Ich habe auch das meiste vergessen, weil ich nichts aufgeschrieben habe. Dann ist auch manches darunter, was sie bedarf, und sich doch auf die Länge entziehen würde. – Du hast mir nichts zu ersetzen; Du hast mir ja erst drey Duc.[aten] geschickt, und [ich] bin ja so sehr [3] in Deiner Schuld. – Wegen des Propertius will ich gelegentlich mit G.[öschen] reden, Deiner Absicht gemäß. – Für Deinen Brief danke ich Dir recht sehr; ich muß mir aber die Antwort auf ein Andermal vorbehalten, denn meine Kopfschmerzen sind ernstlich. Ich habe sehr viel darauf zu sagen, und zudem wirst Du nun doch genung von meiner Weisheit bekommen, da ich doch das Postgeld nicht umsonst ausgeben kann. Bin ich wieder besser, bey guter Musse, so werde ich mir einmal ein halb oder ganz Dutzend Briefe an Dich in Vorrath machen, die ich dann einen nach dem andern abschicke. – Ich hoffe aber auch von Dir Antworten zu bekommen. –
Sieh doch, daß Du Deine Briefe immer so abschickst, daß sie hier den Sonntag ankommen. Wenn sie den Mittwoch kommen, so bekömmt sie B. [Caroline Böhmer] erst vier Tage danach. –
Deine Fragmente aus Hamlet und Romeo zeigte ich C.[aroline] in den ersten Tagen unsrer Bekantschaft. Sie gefielen ihr, doch fand sie auch, was ich Dir sagte, Du hättest Dich beym Dante an veraltete Worte und Stellungen zu sehr gewöhnt.
Fr. Schl.
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[1] den 9ten Oct[ober] 93.
Bester Freund, Erwarte heute keinen Brief von mir, denn ich habe heftige Kopfschmerzen, sondern nur blos die Nachrichten, die es mir den lezten Posttag unmöglich war, Dir zu geben. Ich will Dir künftig, wöchentlich zweymal schreiben; geschieht es aber einmal oder auch zweymal, <was sich sehr wohl fügen könnte,> nicht, so darfst Du Dich deshalb nicht ängstigen, denn ich will Dir versprechen schlimme Nachrichten nicht zu verhehlen. Den 30ten September früh. ‚Seit zwey Tagen bin ich weniger wohl – Gehts so fort, so kann ich nächstens nicht mehr die Treppe herunter, die geringste Bewegung giebt mir Schmerz und Ermattung.ʻ – Den 3ten October Abends schreibt sie viel und wie es scheint in guter Stimmung, nichts von ihrer Gesundheit. Den 6ten Abends. ‚Was kann es Ihnen oder W.[ilhelm] helfen, zu erfahren, daß ein Lahmer nicht gehn kann? Ein Tag ist erträglich, der andre schlecht, heute zum Beyspiel schlecht. Wenner hat einmal die Gabe, schmerzliche und verhaßte Ideen in mir zu erregen – dann überfällt mich ein gelinder Schauder – eine Schläfrigkeit, und mit eins wachen alle Nerven auf, und [2] sehen aus tausend Augen.ʻ – Morgens ‚Nachdem ich obiges geschrieben, gieng ich zu Bett und schlief gut, bin aber gar nicht lustigʻ. Postscript: ‚Das ist eine gute Art, die Leute zärtlich zu grüßen, und wollen, daß nichts, zum Bösen gekehrt werden soll, wenn man sie erst mishandelt hat.ʻ Ich schreibe das lezte mit Fleiß auch ab, damit Du Dich danach richten kannst; Dein lezter Brief scheint sie wirklich geschmerzt zu haben. – Daß zu dem Bilde keine Hoffnung ist, mag ich ihr nicht schreiben, weil es sie betrüben würde. Erwähnt hat sie es sehr lange nicht, und ich glaube, daß es doch unerwartet kommen würde. – Was die Auslagen betrifft, so wird sich schon eine Gelegenheit finden, ihr zu sagen, daß sie nur Dir dafür verbindlich ist. Rechnungen kann ich davon nicht machen, sonst müßte ich dafür einstehen, wenn ich durch Nachläßigkeit oder Unkunde mehr als nöthig, ausgebe, oder wenn ich ihr was nach meinem eignen Sinn schicke. Ich habe auch das meiste vergessen, weil ich nichts aufgeschrieben habe. Dann ist auch manches darunter, was sie bedarf, und sich doch auf die Länge entziehen würde. – Du hast mir nichts zu ersetzen; Du hast mir ja erst drey Duc.[aten] geschickt, und [ich] bin ja so sehr [3] in Deiner Schuld. – Wegen des Propertius will ich gelegentlich mit G.[öschen] reden, Deiner Absicht gemäß. – Für Deinen Brief danke ich Dir recht sehr; ich muß mir aber die Antwort auf ein Andermal vorbehalten, denn meine Kopfschmerzen sind ernstlich. Ich habe sehr viel darauf zu sagen, und zudem wirst Du nun doch genung von meiner Weisheit bekommen, da ich doch das Postgeld nicht umsonst ausgeben kann. Bin ich wieder besser, bey guter Musse, so werde ich mir einmal ein halb oder ganz Dutzend Briefe an Dich in Vorrath machen, die ich dann einen nach dem andern abschicke. – Ich hoffe aber auch von Dir Antworten zu bekommen. –
Sieh doch, daß Du Deine Briefe immer so abschickst, daß sie hier den Sonntag ankommen. Wenn sie den Mittwoch kommen, so bekömmt sie B. [Caroline Böhmer] erst vier Tage danach. –
Deine Fragmente aus Hamlet und Romeo zeigte ich C.[aroline] in den ersten Tagen unsrer Bekantschaft. Sie gefielen ihr, doch fand sie auch, was ich Dir sagte, Du hättest Dich beym Dante an veraltete Worte und Stellungen zu sehr gewöhnt.
Fr. Schl.
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