• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Unknown · Date: 31.10.1813
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 31.10.1813
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 362613826
  • Bibliography: Friedrich Schlegels Briefe an seinen Bruder August Wilhelm. Hg. v. Oskar Walzel. Berlin 1890, S. 547‒548.
  • Incipit: „Wien, den 31ten October 1813.
    Geliebter Bruder, Ich benutze das Anerbieten des Herrn von Neumann, der eben in Euer Hauptquartier geht, um [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.197
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,3 x 11,7 cm
Wien, den 31ten October 1813.
Geliebter Bruder, Ich benutze das Anerbieten des Herrn von Neumann, der eben in Euer Hauptquartier geht, um Dich wenigstens zu benachrichtigen, daß ich vor einigen Tagen einen ausführlichen Brief an Dich abgesandt habe, den ich an Pilat einschloß, weil Ihr doch ja nun alle vereinigt seyd, er Dich also leicht wird auffinden können. Seitdem habe ich gehört, daß sowohl Pilat als Humbold Dich bey Metternich gesehen haben und zwar im besten Wohlseyn, worüber ich mich denn sehr freue. ‒ Da ich selbst die Freude entbehren muß Dich in Deiner Wirksamkeit und neuen Thätigkeit zu sehen, so bleibt mir nur allein der Wunsch übrig, daß Du mir doch endlich einmal wieder schreiben möchtest, worum ich Dich recht dringend bitte. ‒ Mit mir ist es immer noch beym Alten. Man ist zufrieden mit meinen Ideen, ja man lobt sie sehr, und was noch mehr ist, es ist sogar einiges davon zur Anwendung gekommen. Indessen ist für mich selbst noch durchaus nichts geschehen. Meine Lage ist sehr peinlich, und außerdem daß ich auf jede andre Weise beschränkt und in Sorgen und Noth bin, möchte ich auch vor Ungeduld vergehn, hier so in der Ferne obwohl schreibend, doch halb unthätig sitzen und auch versitzen zu müssen.
Du würdest sehr wohl gethan haben, meine Lage und Angelegenheit bey Metternich in Anregung zu bringen, da Du ihn sahest. Er kann Dir dieß durchaus nicht verübeln und es wirkt oft dergl. sehr gut. Hoffentlich hat Dir der gute Geist eingegeben, dieß von selbst schon zu thun. Auch bey Genz versäume nur ja nicht, es bey jeder Gelegenheit und mit der ganzen Stärke Deiner Redekunst zu wiederhohlen, daß sie doch endlich etwas für mich thun sollen. Diese Art, mich in den Winkel zu schieben, ist in der That nicht bloß ungerecht, sondern ganz unwürdig, ja ich kann sagen, es ist fast lächerlich, wie man hier in Oesterreich mit mir umgegangen ist d. h. nichts mit mir zu machen gewußt hat. Der Minister hat Genie genug, um zu wissen daß dergl. Leute wie ich, wenn sie auch in den gewöhnlichen Schlendrian der Geschäfte nicht passen, doch zu brauchen sind, wie er auch durch seinen Auftrag bewiesen; er ist auch wirklich sehr in meine Ideen eingegangen. Wenn er also dennoch nichts für mich thut, wozu jetzt hundert Gelegenheiten sind für eine, so ist es bloß Vergeßlichkeit. Ich selbst kann nun einmal nicht zudringlich seyn; desto wichtiger ist es daß andre ihn an mich erinnern. Genz hätte längst mehr für mich thun können, wenn er gewollt hätte. ‒ Versäume Dich auch ja nicht mit Pilat in Verbindung zu setzen. Er hat mir in der letzten Zeit viele Freundschaft erwiesen. ‒ Welche herrliche Reise machst Du jetzt in Deutschen Ländern, wo wir zum Theil unter ganz andern Verhältnissen sonst gelebt haben. ‒ Unser ehrliches, altes Hannover wird vielleicht auch noch künftig eine sehr bedeutende Rolle in dem neuen Deutschland einnehmen? Wenigstens denke ich mir das so. Schreibe mir doch Deine Gedanken darüber. Das südliche Deutschland ist mir völlig klar als hätte ich es in der Tasche; ich weiß mit jedem Fleck was zu machen ist, und bin über nichts in Verlegenheit. Bey weitem nicht so klar sind mir die Angelegenheiten des Deutschen Nordens; hier ist ein oder der andre Punkt, wo mir noch Zweifel aufstoßen. Theile mir doch einmal Deine Gedanken mit über alle Dinge, die nicht öffentlich verhandelt werden können, die Gestaltung der Zukunft wie Du sie Dir denkst. ‒ Wo wirst Du nur zunächst seyn und hingehn? ‒ Ich hoffe am 15ten December in Amsterdam und bis 12. Februar doch in Brüssel. ‒ Leb wohl von ganzem Herzen.
Dein Friedrich.
Wien, den 31ten October 1813.
Geliebter Bruder, Ich benutze das Anerbieten des Herrn von Neumann, der eben in Euer Hauptquartier geht, um Dich wenigstens zu benachrichtigen, daß ich vor einigen Tagen einen ausführlichen Brief an Dich abgesandt habe, den ich an Pilat einschloß, weil Ihr doch ja nun alle vereinigt seyd, er Dich also leicht wird auffinden können. Seitdem habe ich gehört, daß sowohl Pilat als Humbold Dich bey Metternich gesehen haben und zwar im besten Wohlseyn, worüber ich mich denn sehr freue. ‒ Da ich selbst die Freude entbehren muß Dich in Deiner Wirksamkeit und neuen Thätigkeit zu sehen, so bleibt mir nur allein der Wunsch übrig, daß Du mir doch endlich einmal wieder schreiben möchtest, worum ich Dich recht dringend bitte. ‒ Mit mir ist es immer noch beym Alten. Man ist zufrieden mit meinen Ideen, ja man lobt sie sehr, und was noch mehr ist, es ist sogar einiges davon zur Anwendung gekommen. Indessen ist für mich selbst noch durchaus nichts geschehen. Meine Lage ist sehr peinlich, und außerdem daß ich auf jede andre Weise beschränkt und in Sorgen und Noth bin, möchte ich auch vor Ungeduld vergehn, hier so in der Ferne obwohl schreibend, doch halb unthätig sitzen und auch versitzen zu müssen.
Du würdest sehr wohl gethan haben, meine Lage und Angelegenheit bey Metternich in Anregung zu bringen, da Du ihn sahest. Er kann Dir dieß durchaus nicht verübeln und es wirkt oft dergl. sehr gut. Hoffentlich hat Dir der gute Geist eingegeben, dieß von selbst schon zu thun. Auch bey Genz versäume nur ja nicht, es bey jeder Gelegenheit und mit der ganzen Stärke Deiner Redekunst zu wiederhohlen, daß sie doch endlich etwas für mich thun sollen. Diese Art, mich in den Winkel zu schieben, ist in der That nicht bloß ungerecht, sondern ganz unwürdig, ja ich kann sagen, es ist fast lächerlich, wie man hier in Oesterreich mit mir umgegangen ist d. h. nichts mit mir zu machen gewußt hat. Der Minister hat Genie genug, um zu wissen daß dergl. Leute wie ich, wenn sie auch in den gewöhnlichen Schlendrian der Geschäfte nicht passen, doch zu brauchen sind, wie er auch durch seinen Auftrag bewiesen; er ist auch wirklich sehr in meine Ideen eingegangen. Wenn er also dennoch nichts für mich thut, wozu jetzt hundert Gelegenheiten sind für eine, so ist es bloß Vergeßlichkeit. Ich selbst kann nun einmal nicht zudringlich seyn; desto wichtiger ist es daß andre ihn an mich erinnern. Genz hätte längst mehr für mich thun können, wenn er gewollt hätte. ‒ Versäume Dich auch ja nicht mit Pilat in Verbindung zu setzen. Er hat mir in der letzten Zeit viele Freundschaft erwiesen. ‒ Welche herrliche Reise machst Du jetzt in Deutschen Ländern, wo wir zum Theil unter ganz andern Verhältnissen sonst gelebt haben. ‒ Unser ehrliches, altes Hannover wird vielleicht auch noch künftig eine sehr bedeutende Rolle in dem neuen Deutschland einnehmen? Wenigstens denke ich mir das so. Schreibe mir doch Deine Gedanken darüber. Das südliche Deutschland ist mir völlig klar als hätte ich es in der Tasche; ich weiß mit jedem Fleck was zu machen ist, und bin über nichts in Verlegenheit. Bey weitem nicht so klar sind mir die Angelegenheiten des Deutschen Nordens; hier ist ein oder der andre Punkt, wo mir noch Zweifel aufstoßen. Theile mir doch einmal Deine Gedanken mit über alle Dinge, die nicht öffentlich verhandelt werden können, die Gestaltung der Zukunft wie Du sie Dir denkst. ‒ Wo wirst Du nur zunächst seyn und hingehn? ‒ Ich hoffe am 15ten December in Amsterdam und bis 12. Februar doch in Brüssel. ‒ Leb wohl von ganzem Herzen.
Dein Friedrich.
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