• Ferdinand Delbrück to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Bonn · Date: 10.05.1842
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Ferdinand Delbrück
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 10.05.1842
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 384530206
  • Bibliography: Stanger, Hermann: Drei Briefe aus August Wilhelm Schlegels Nachlaß. In: Euphorion, 5. Ergänzungsheft (1901), S. 205.
  • Incipit: „Hochwohlgeborener
    Höchstverehrter Herr Amtsgenosse!
    Beyliegende köstliche Blätter sende ich Ihnen hiedurch zurück mit innigem Danke für gewogentliche Mittheilung derselben.
    Wie verschieden ist [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33442
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.6,Nr.10
  • Number of Pages: 2S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 26,9 x 20,7 cm
Hochwohlgeborener
Höchstverehrter Herr Amtsgenosse!
Beyliegende köstliche Blätter sende ich Ihnen hiedurch zurück mit innigem Danke für gewogentliche Mittheilung derselben.
Wie verschieden ist der Eindruck, welchen Ihre Äußerung über Ossian vor vierzig Jahren auf mich machte von der jetzigen. Damals schien Sie mir verwegene Auflehnung gegen fast einstimmiges Urtheil bewährtester Dichter und Kunstlehrer. Gegenwärtig erkenne ich darin mit Bewunderung die frühe, späterhin so vielfach erprobte Selbstständigkeit Ihres Geistes verbunden mit dem Muthe und der Kraft, eingewurzelte Meinungen auszurotten, neue einzupflanzen.
Wie sehr ist zu bedauern, daß die geistreiche Talvy Ihr Geständnis nicht gekannt hat, um es ihrem trefflichen Büchlein über die Unechtheit der Lieder Ossianʼs einzuflechten. Als Zugabe von unschätzbarem Werthe würde es auch denen willkommen gewesen seyn, welche dem vermeinten Ossian unter den Dichtern einen höhern Rang anweisen, als ihm Ihrem Ausspruch zu Folge gebührt. Selbst Walter Scott rühmte dem Macpherson ein bedeutendes Talent nach. Auch möchte schwerer fallen, ihm ein solches abzusprechen wegen der unermesslichen Wirkungen, welche er hervorgebracht hat, wie viel hiezu das durch ihn künstlich erregte Vorurtheil auch beygetragen haben mag.
Wenn Sie nun damals den dichterischen Gehalt der Ossianischen Gesänge vielleicht mehr als billig herabsetzten: so thaten Sie dieses unstreitig nur in der Absicht, der Überschätzung derselben ein Gegengewicht zu geben, welche der Täuschung über ihren Ursprung zur Hauptsache diente. ‒ Ich schließe mit der Bitte, die Versicherung innigster Verehrung zu genehmigen, mit welcher ich verharre
als Ihr
ergebenster Amtsgenosse
Delbrück.

Bonn, d. 10. Mai 1842.
Hochwohlgeborener
Höchstverehrter Herr Amtsgenosse!
Beyliegende köstliche Blätter sende ich Ihnen hiedurch zurück mit innigem Danke für gewogentliche Mittheilung derselben.
Wie verschieden ist der Eindruck, welchen Ihre Äußerung über Ossian vor vierzig Jahren auf mich machte von der jetzigen. Damals schien Sie mir verwegene Auflehnung gegen fast einstimmiges Urtheil bewährtester Dichter und Kunstlehrer. Gegenwärtig erkenne ich darin mit Bewunderung die frühe, späterhin so vielfach erprobte Selbstständigkeit Ihres Geistes verbunden mit dem Muthe und der Kraft, eingewurzelte Meinungen auszurotten, neue einzupflanzen.
Wie sehr ist zu bedauern, daß die geistreiche Talvy Ihr Geständnis nicht gekannt hat, um es ihrem trefflichen Büchlein über die Unechtheit der Lieder Ossianʼs einzuflechten. Als Zugabe von unschätzbarem Werthe würde es auch denen willkommen gewesen seyn, welche dem vermeinten Ossian unter den Dichtern einen höhern Rang anweisen, als ihm Ihrem Ausspruch zu Folge gebührt. Selbst Walter Scott rühmte dem Macpherson ein bedeutendes Talent nach. Auch möchte schwerer fallen, ihm ein solches abzusprechen wegen der unermesslichen Wirkungen, welche er hervorgebracht hat, wie viel hiezu das durch ihn künstlich erregte Vorurtheil auch beygetragen haben mag.
Wenn Sie nun damals den dichterischen Gehalt der Ossianischen Gesänge vielleicht mehr als billig herabsetzten: so thaten Sie dieses unstreitig nur in der Absicht, der Überschätzung derselben ein Gegengewicht zu geben, welche der Täuschung über ihren Ursprung zur Hauptsache diente. ‒ Ich schließe mit der Bitte, die Versicherung innigster Verehrung zu genehmigen, mit welcher ich verharre
als Ihr
ergebenster Amtsgenosse
Delbrück.

Bonn, d. 10. Mai 1842.
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