• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel , Caroline von Schelling , Auguste Böhmer

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: [nach Anfang November 1797]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel, Caroline von Schelling, Auguste Böhmer
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: [nach Anfang November 1797]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 36‒38.
  • Incipit: „[1] Meine Addreße ist im Mierkeschen Hause auf der Taubenstraße unweit der Friedrichsstraße. –
    Ich hatte mich ordentlich festlich drauf gefreut, heute [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.93
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,9 x 11,3 cm
[1] Meine Addreße ist im Mierkeschen Hause auf der Taubenstraße unweit der Friedrichsstraße. –
Ich hatte mich ordentlich festlich drauf gefreut, heute Dir, liebes Augustchen, zu schreiben, was ein Gemüth sey; Ihnen liebste Mutter, wie es um mein Gemüth steht; und Dir, Wilhelm, vom Romanzo, von der romantischen Komödie, vor allem aber vom Herkules. Mit welcher Ungeduld, ja mit welchem Heißhunger erwarte ich nicht heute Antwort auf meinen letzten Brief! Wie viele Projekte sind nicht schon gemacht!
Ihr letzter Brief, Karoline, hat mir besondere Freude gemacht. Jetzt nur so viel: Alles Mistrauen war recht sehr überflüßig. Ich bin gut, und meine Verhältnisse sind auch gut. Necken werde ich Sie aber doch noch über manches in Ihrer ersten Epistel, die mir, wie Sie zu ahnden scheinen, Trotz der Mütterlichkeit, die mich im Ganzen damit ausgesöhnt hat, mehr als weh thun mußte. Wildfremd, meynen Sie, soll oder kann ich Ihnen werden. So werdʼ ichs nie. Aber leider war ichs, da sie mir so schreiben konnten.
Ich vergeße bald zu sagen, was mich eigentlich heute stört: nichts als reiner ganz unnützer Verdruß. Es ist eben eine neue komische Operette: [2] Der rasende Musikus. – Ich habe eben ein gepfeffertes Billet an Reichardt [geschrieben], der sich nicht aus Bosheit, <denn die ist nicht in ihm>, aber aus leidenschaftl.[icher] Plattheit unnütz gegen mich macht. – Nichts ist mir so ekel, als Verdruß über unnütze Albernheit. – Schleyermacher und M. sind mein einziger Trost. Aber ich sehne mich oft, sehr oft wieder zu Euch.
Fichteʼn bitte ich zärtlichst zu grüßen. – Schreibt mir doch, ob Ihr nichts von Hardenb[erg] wißt? Mich verlangt recht, von ihm zu hören. Fast glaubʼ ich, ein langer Brief, den ich vor etwa 6 Wochen seiner Anweisung gemäß nach Weißenfels addreßirte, sey verlohren.
Ist <mein> DʼAnvillescher Atlas von alten Charten in Jena geblieben, Auguste?
Wenn mirʼs Reich.[ardt] sehr bunt macht, so lasse ich eine Warnung vor ihm an alle jungen Gelehrten in die Zeitung setzen. –
Daß Wilh.[elm] so selbständig handelt, wie er immer in seinem Innern war, freut mich sehr. – Aber wäre es nicht <besser>, wenn sein Verhältniß oder Misverhältniß still aufhörte, als laut bräche? – Ich finde es gar nicht der Mühe werth mit den Menschen eigentlich Feind zu seyn. Wollen [3] sie das, so betrachte ich [es] als Poesie, und als Spaß.
Ich wünsche sehr Kants kleine Schriften von der A.[llgemeinen] L.[itteratur-] Z.[eitung] zu erhalten. –
Hufelanden <nebst den besten Grüßen> bitte ich zu sagen, daß ich, wenn es Woltmann verlangt, recht gern gelegentl[ich] erklären will, daß es möglich sey, daß es nicht Absicht (die nur Gott kennt) bey ihm gewesen pp und wie; ungeachtet ein Beurtheiler vollkommen berechtigt gewesen sey, diese Absicht bey ihm voraus <zu> setzen. Du wirst Dich erinnern, daß ich dieß alles sogar in dem ersten Project meiner Gegenerklärung gesagt; nur freylich mit ironischen Ausdrücken. Jetzt würdʼ ichs natürlich mit dem möglichst mildesten Ausdruck thun. Aber ich will durchaus keinen Vertrag mit ihm eingehn, sondern thue dieß aus freyer Willkühr <bloß> auf sein Verlangen. Er behält die Freyheit, zu schreiben pp was er will. Dieß muß ihm ausdrücklich erklärt werden. Besteht er auf seinem Begehren, so soll es so bald als möglich erfüllt werden.
Der Gedanke ob sie Fichte einleuchten würden stört mich bey den philosoph.[ischen] Fragmenten: Bey unsern gemeinschaftl[ichen] wäre das ganz anders. Sie machen doch auch welche, Karoline?
Ich wünsche sehr zu wissen, ob Charlotte den [4] Hermann und Dorothea von mir erhalten hat. Es sollte mir sehr leid thun, wenn Porto und Exemplar verschwendet, und das Packet verlohren wäre.
Die Rec[ension] des Sh.[akespear] ist ja recht vernünftig ausgefallen. –
Das letzte Lied des Narren in Was ihr wollt hat ungeachtet meiner Gegenvorstellung kleiner gedruckt werden müssen, des Raums wegen. So wars einmahl und es fehlte an Zeit zur Aenderung. Auch die Druckart der scenical directions muß ich U.[nger] ganz überlassen. Doch habʼ ich ihm Euren Tadel mitgetheilt. –
Der Rec.[ension] von Hermann und der von Diderot sehe ich mit Ungeduld entgegen. –
Ueber Deine Gedichte habʼ ich kein bedeutendes Urtheil vernommen, was ich Dir mittheilen möchte. Die Zueignung gefällt jedermann vorzügl[ich]. Der Prometheus ist für Tieck wohl zu gediegen philosophisch. –
<Tieck> grüßt Dich herzlich, wollte heute schreiben, aber bey ihm ist das eine große Sache. Unter seinen andern Volksmährchen gefallen mir mehre besser als die dramatischen Sachen.
[1] Meine Addreße ist im Mierkeschen Hause auf der Taubenstraße unweit der Friedrichsstraße. –
Ich hatte mich ordentlich festlich drauf gefreut, heute Dir, liebes Augustchen, zu schreiben, was ein Gemüth sey; Ihnen liebste Mutter, wie es um mein Gemüth steht; und Dir, Wilhelm, vom Romanzo, von der romantischen Komödie, vor allem aber vom Herkules. Mit welcher Ungeduld, ja mit welchem Heißhunger erwarte ich nicht heute Antwort auf meinen letzten Brief! Wie viele Projekte sind nicht schon gemacht!
Ihr letzter Brief, Karoline, hat mir besondere Freude gemacht. Jetzt nur so viel: Alles Mistrauen war recht sehr überflüßig. Ich bin gut, und meine Verhältnisse sind auch gut. Necken werde ich Sie aber doch noch über manches in Ihrer ersten Epistel, die mir, wie Sie zu ahnden scheinen, Trotz der Mütterlichkeit, die mich im Ganzen damit ausgesöhnt hat, mehr als weh thun mußte. Wildfremd, meynen Sie, soll oder kann ich Ihnen werden. So werdʼ ichs nie. Aber leider war ichs, da sie mir so schreiben konnten.
Ich vergeße bald zu sagen, was mich eigentlich heute stört: nichts als reiner ganz unnützer Verdruß. Es ist eben eine neue komische Operette: [2] Der rasende Musikus. – Ich habe eben ein gepfeffertes Billet an Reichardt [geschrieben], der sich nicht aus Bosheit, <denn die ist nicht in ihm>, aber aus leidenschaftl.[icher] Plattheit unnütz gegen mich macht. – Nichts ist mir so ekel, als Verdruß über unnütze Albernheit. – Schleyermacher und M. sind mein einziger Trost. Aber ich sehne mich oft, sehr oft wieder zu Euch.
Fichteʼn bitte ich zärtlichst zu grüßen. – Schreibt mir doch, ob Ihr nichts von Hardenb[erg] wißt? Mich verlangt recht, von ihm zu hören. Fast glaubʼ ich, ein langer Brief, den ich vor etwa 6 Wochen seiner Anweisung gemäß nach Weißenfels addreßirte, sey verlohren.
Ist <mein> DʼAnvillescher Atlas von alten Charten in Jena geblieben, Auguste?
Wenn mirʼs Reich.[ardt] sehr bunt macht, so lasse ich eine Warnung vor ihm an alle jungen Gelehrten in die Zeitung setzen. –
Daß Wilh.[elm] so selbständig handelt, wie er immer in seinem Innern war, freut mich sehr. – Aber wäre es nicht <besser>, wenn sein Verhältniß oder Misverhältniß still aufhörte, als laut bräche? – Ich finde es gar nicht der Mühe werth mit den Menschen eigentlich Feind zu seyn. Wollen [3] sie das, so betrachte ich [es] als Poesie, und als Spaß.
Ich wünsche sehr Kants kleine Schriften von der A.[llgemeinen] L.[itteratur-] Z.[eitung] zu erhalten. –
Hufelanden <nebst den besten Grüßen> bitte ich zu sagen, daß ich, wenn es Woltmann verlangt, recht gern gelegentl[ich] erklären will, daß es möglich sey, daß es nicht Absicht (die nur Gott kennt) bey ihm gewesen pp und wie; ungeachtet ein Beurtheiler vollkommen berechtigt gewesen sey, diese Absicht bey ihm voraus <zu> setzen. Du wirst Dich erinnern, daß ich dieß alles sogar in dem ersten Project meiner Gegenerklärung gesagt; nur freylich mit ironischen Ausdrücken. Jetzt würdʼ ichs natürlich mit dem möglichst mildesten Ausdruck thun. Aber ich will durchaus keinen Vertrag mit ihm eingehn, sondern thue dieß aus freyer Willkühr <bloß> auf sein Verlangen. Er behält die Freyheit, zu schreiben pp was er will. Dieß muß ihm ausdrücklich erklärt werden. Besteht er auf seinem Begehren, so soll es so bald als möglich erfüllt werden.
Der Gedanke ob sie Fichte einleuchten würden stört mich bey den philosoph.[ischen] Fragmenten: Bey unsern gemeinschaftl[ichen] wäre das ganz anders. Sie machen doch auch welche, Karoline?
Ich wünsche sehr zu wissen, ob Charlotte den [4] Hermann und Dorothea von mir erhalten hat. Es sollte mir sehr leid thun, wenn Porto und Exemplar verschwendet, und das Packet verlohren wäre.
Die Rec[ension] des Sh.[akespear] ist ja recht vernünftig ausgefallen. –
Das letzte Lied des Narren in Was ihr wollt hat ungeachtet meiner Gegenvorstellung kleiner gedruckt werden müssen, des Raums wegen. So wars einmahl und es fehlte an Zeit zur Aenderung. Auch die Druckart der scenical directions muß ich U.[nger] ganz überlassen. Doch habʼ ich ihm Euren Tadel mitgetheilt. –
Der Rec.[ension] von Hermann und der von Diderot sehe ich mit Ungeduld entgegen. –
Ueber Deine Gedichte habʼ ich kein bedeutendes Urtheil vernommen, was ich Dir mittheilen möchte. Die Zueignung gefällt jedermann vorzügl[ich]. Der Prometheus ist für Tieck wohl zu gediegen philosophisch. –
<Tieck> grüßt Dich herzlich, wollte heute schreiben, aber bey ihm ist das eine große Sache. Unter seinen andern Volksmährchen gefallen mir mehre besser als die dramatischen Sachen.
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