• Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: München · Place of Destination: Unknown · Date: 12.12.1808
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: München
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 12.12.1808
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 653.
  • Incipit: „[1] München 12. Dec. [18]08.
    Tieck sagt uns, sein Bruder, der Bildhauer, werde nächstens von Coppet hieherkommen. Dieß giebt die natürliche Veranlassung, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,24,5
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 22,6 x 18,6 cm
[1] München 12. Dec. [18]08.
Tieck sagt uns, sein Bruder, der Bildhauer, werde nächstens von Coppet hieherkommen. Dieß giebt die natürliche Veranlassung, mit Ihnen, verehrter Freund, über das Denkmal von Augusten uns zu benehmen. Wir haben seitdem beständig an die Ausführung desselben gedacht; aber die Umstände selbst haben Carolinen indeß auf einen von dem ersten verschiednen Gedanken geführt. Sie kennen aus eignem Anblick die Bescheidenheit hiesiger Wohnungen; die Theurung derselben macht die Beschränkung auf wenige und kleine Zimmer nothwendig. Eine solche Wohnung schien ein wenig schicklicher Platz für ein plastisches Monument zu seyn, das auch an einem Ort, wo wir nicht wie in Würzburg eine schöne und bleibende Wohnung haben, bei der beständigen Gefahr des Umzugs manchen Inconvenienzen und selbst Zufällen [2] ausgesetzt seyn würde. Dieses, zusammengenommen mit dem Rührenderen der Malerei, hat Caroline auf den Gedanken gebracht, das plastische Denkmal in ein Gemälde zu verwandeln, welches, da wir die Aussicht haben, vielleicht schon im nächsten Jahre nach Italien zu reisen, dort unter unseren Augen von Schick oder irgend einem der kunst- und gemüthreichsten Maler ausgeführt werden soll. Die Idee desselben hat Caroline aus Einem Ihrer Sonette gewählt – das Kind, in die Arme der himmlischen Mutter flüchtend. Gewiß würde dieses Gemälde ein weit zärtlicheres, und mehr zur Empfindung Mahnendes Denkmal seyn, auch eher zu unsern andern Umgebungen passen, und gleichsam heimischer seyn, als ein plastisches Werk.
Caroline wünscht nun zu wissen, vorerst ob Sie, theurer Freund, nicht ebenfalls diesen Gedanken billigen; dann ob Sie mit Tieck schon bestimmtere Verabredungen genommen und für die künftige Ausführung etwa [3] bereits vorausbezahlt haben, damit sie sich darnach mit Tieck benehmen kann. Sie wünscht auf jeden Fall sehr, die Sache so einleiten zu können, und bittet Sie deßhalb um Ihren guten Rath und Meinung, wie sie es mit dem Bildhauer Tieck anzustellen hat.
Von Ihrem Wohlbefinden hat uns Jakobs mündliche Kunde gebracht. Tieck ergözt uns manchen Abend mit seinen Vorlesungen, worinn, wie mir scheint, er jetzt sich selbst übertrifft. –
Leben Sie recht wohl, werthester Freund; lassen Sie mich bald ein freundliches Wort von Ihnen hören, und bleiben Sie gewogen
Ihrem
Schelling
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[1] München 12. Dec. [18]08.
Tieck sagt uns, sein Bruder, der Bildhauer, werde nächstens von Coppet hieherkommen. Dieß giebt die natürliche Veranlassung, mit Ihnen, verehrter Freund, über das Denkmal von Augusten uns zu benehmen. Wir haben seitdem beständig an die Ausführung desselben gedacht; aber die Umstände selbst haben Carolinen indeß auf einen von dem ersten verschiednen Gedanken geführt. Sie kennen aus eignem Anblick die Bescheidenheit hiesiger Wohnungen; die Theurung derselben macht die Beschränkung auf wenige und kleine Zimmer nothwendig. Eine solche Wohnung schien ein wenig schicklicher Platz für ein plastisches Monument zu seyn, das auch an einem Ort, wo wir nicht wie in Würzburg eine schöne und bleibende Wohnung haben, bei der beständigen Gefahr des Umzugs manchen Inconvenienzen und selbst Zufällen [2] ausgesetzt seyn würde. Dieses, zusammengenommen mit dem Rührenderen der Malerei, hat Caroline auf den Gedanken gebracht, das plastische Denkmal in ein Gemälde zu verwandeln, welches, da wir die Aussicht haben, vielleicht schon im nächsten Jahre nach Italien zu reisen, dort unter unseren Augen von Schick oder irgend einem der kunst- und gemüthreichsten Maler ausgeführt werden soll. Die Idee desselben hat Caroline aus Einem Ihrer Sonette gewählt – das Kind, in die Arme der himmlischen Mutter flüchtend. Gewiß würde dieses Gemälde ein weit zärtlicheres, und mehr zur Empfindung Mahnendes Denkmal seyn, auch eher zu unsern andern Umgebungen passen, und gleichsam heimischer seyn, als ein plastisches Werk.
Caroline wünscht nun zu wissen, vorerst ob Sie, theurer Freund, nicht ebenfalls diesen Gedanken billigen; dann ob Sie mit Tieck schon bestimmtere Verabredungen genommen und für die künftige Ausführung etwa [3] bereits vorausbezahlt haben, damit sie sich darnach mit Tieck benehmen kann. Sie wünscht auf jeden Fall sehr, die Sache so einleiten zu können, und bittet Sie deßhalb um Ihren guten Rath und Meinung, wie sie es mit dem Bildhauer Tieck anzustellen hat.
Von Ihrem Wohlbefinden hat uns Jakobs mündliche Kunde gebracht. Tieck ergözt uns manchen Abend mit seinen Vorlesungen, worinn, wie mir scheint, er jetzt sich selbst übertrifft. –
Leben Sie recht wohl, werthester Freund; lassen Sie mich bald ein freundliches Wort von Ihnen hören, und bleiben Sie gewogen
Ihrem
Schelling
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