• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 01.06.1801
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
  • XML
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 01.06.1801
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 274‒275.
  • Incipit: „[1] Jena den 1ten Jun[ius] 1801
    An Wilhelm
    Lieber Freund,
    Hier ist wenigstens eine Copie unsrer Berechnung mit Nicol[ovius]. Ich darf dieß wohl nicht [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.172
  • Number of Pages: 8S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,5 x 11,5 cm
[1] Jena den 1ten Jun[ius] 1801
An Wilhelm
Lieber Freund,
Hier ist wenigstens eine Copie unsrer Berechnung mit Nicol[ovius]. Ich darf dieß wohl nicht länger aufschieben, da Du in einem bedeutenden Irrthum stehst. Wir bekommen für das Alte 1 Carol[in] und für das Neue nur 2 Louisd[’ors]. Ich habe den Contract von Deiner Hand geschrieben die Zahl ganz deutlich und beiderseitig unterzeichnet, in Händen und auch mit in Leipz[ig]. Zu gutem Glücke, denn Nic[olovius] hatte sich grade auf der entgegengesetzten Seite ebenfalls geirrt, und wollte mir für das Alte ganz unbefangen 1 Louisd[’or], für das Neue 1 Carol[in] zahlen [2] da ich denn zu gutem Glücke so vorsichtig gewesen war den Contract mitzunehmen und der Sache gleich ein Ende machen konnte.
Daß ich bis jezt nicht wieder geschrieben, auch heute noch weder das Mährchen noch die Abschriften der Gedichte schicke, wirst Du gewiß verzeihen, wenn ich Dir sage daß Dor[othea] leider seit 3 Wochen nun schon ernstlich krank, und jezt zwar etwas besser aber doch noch bettlägerig ist. [3] Die Ueberschriften zu den schon überschickten Gedichten bitte ich Dich ganz so zu lassen. Aber ob Du das 6te unter den kleinen Gedichten verwerfen oder aufnehmen willst, stelle ich ganz Dir anheim; nur wäre ich im ersten Falle dafür auch das 5te wegzulassen, weil es mir sonst zu ernsthaft ist und nur als Gegensatz zu der Leichtfertigkeit des 6 der Aufnahme werth schien. An die äusserst gelehrte lunarische Beziehung, die Du mit so großem Scharfsinn herein oder heraus gefunden hast, ist für dieß mal wenigstens nicht zu [4] denken. Es ist ganz einfach zu nehmen wie es da steht. Auf die Distichen freue ich mich übrigens unbeschreiblich, ich kann Dich auch mit einer guten Parthie Saturnalien regaliren: denn das Lied vom Schicksal ist nicht ohne Geschwister.
Daß Du in der Methode des Bocc[accio] Aehnlichkeit mit der Deinigen wahrnimmst ist mir ein gutes Zeichen. Wir sind von verschiednen Punkten ausgegangen in der historischen Ansicht begegnet man sich dennoch, wo denn auch die Manieren der Schreibart sich mehr und mehr in dem einen und untheilbaren Styl verlieren. [5] Jezt liegt die größte Verschiedenheit vielleicht nur in dem verschiednen Maaß der Gesprächigkeit und der Schweigsamkeit; und wenn der Bocc[accio] selbst noch hie und da mehr entfaltet sein könnte, so könnte der Bürg[er] vielleicht an einigen Stellen gedrängter geschrieben sein.
Ich bin durch diese Störung seit 3 Wochen so confus geworden daß ich nicht einmal mehr weiß ob ich Dir beantwortet, was Du mir von meinen Gedichten geschrieben hast. Wie sehr mich Dein gelehrtes Lob des Sylbenmaaßes in dem Frühlingsliede erfreut hat kannst Du leicht denken.
Die Götter lenken es so [6] daß Du recht bald kommst sonst triffst Du mich nicht mehr. Ich freue mich sehr darauf, und bitte Dich mir so viel Zeit zu schenken als Du kannst.
In Deinen Romanzen der lezten Zeit ist eine weitläuftige Anlage sichtbar; das natürlichste ist mir daher mein Urtheil noch ganz zurückzuhalten. Doch kann ich Dir nicht verschweigen, daß ich dem Erfolg nicht mit reiner Zuversicht entgegensehe. Aber dieses reicht in meinem Gefühl nicht an den großen [7] Styl in Deinem Leonardo. Ja ich bin nicht ohne Besorgniß, es möchte Dich davon ablenken. Besonders der ewige Jude scheint mir in das Nordische und Bürgersche zurückzugehn. – Der bunte Farbenton im Anfang des Fortun[at] und der dunkle am Schluß ist durch die Mischung der Vokale sehr klar herausgearbeitet, besonders der erste. Mit den Reimen in der Rede der Erscheinung, das macht eine gute Wirkung. Indessen glaube ich, gewöhnl[iche] Endechas[illabi], würden dasselbe noch besser leisten.
[8] Lebe wohl lieber Freund. Für heute genug, ich muß noch an Schlei[ermacher] schreiben.
Ich schicke Dir nur 1 Ex[emplar] der Char[akteristiken]. Du brauchst nur 2 Ex[emplare] in Berlin für Fichte und Bernhardi, und hast noch 1 Aush[änge] Ex[emplar] .
An Schlei[ermacher] dachte ich 1 Velin zu geben. Wir haben deren 6, behält jeder 1, geben wir gemeinschaftl[ich] an Goethe und Tieck dergl[eichen], Du an Schiller weil er Dir seine Sachen auf Vel[in] geschickt, und ich dagegen an Schlei[ermacher].
[1] Jena den 1ten Jun[ius] 1801
An Wilhelm
Lieber Freund,
Hier ist wenigstens eine Copie unsrer Berechnung mit Nicol[ovius]. Ich darf dieß wohl nicht länger aufschieben, da Du in einem bedeutenden Irrthum stehst. Wir bekommen für das Alte 1 Carol[in] und für das Neue nur 2 Louisd[’ors]. Ich habe den Contract von Deiner Hand geschrieben die Zahl ganz deutlich und beiderseitig unterzeichnet, in Händen und auch mit in Leipz[ig]. Zu gutem Glücke, denn Nic[olovius] hatte sich grade auf der entgegengesetzten Seite ebenfalls geirrt, und wollte mir für das Alte ganz unbefangen 1 Louisd[’or], für das Neue 1 Carol[in] zahlen [2] da ich denn zu gutem Glücke so vorsichtig gewesen war den Contract mitzunehmen und der Sache gleich ein Ende machen konnte.
Daß ich bis jezt nicht wieder geschrieben, auch heute noch weder das Mährchen noch die Abschriften der Gedichte schicke, wirst Du gewiß verzeihen, wenn ich Dir sage daß Dor[othea] leider seit 3 Wochen nun schon ernstlich krank, und jezt zwar etwas besser aber doch noch bettlägerig ist. [3] Die Ueberschriften zu den schon überschickten Gedichten bitte ich Dich ganz so zu lassen. Aber ob Du das 6te unter den kleinen Gedichten verwerfen oder aufnehmen willst, stelle ich ganz Dir anheim; nur wäre ich im ersten Falle dafür auch das 5te wegzulassen, weil es mir sonst zu ernsthaft ist und nur als Gegensatz zu der Leichtfertigkeit des 6 der Aufnahme werth schien. An die äusserst gelehrte lunarische Beziehung, die Du mit so großem Scharfsinn herein oder heraus gefunden hast, ist für dieß mal wenigstens nicht zu [4] denken. Es ist ganz einfach zu nehmen wie es da steht. Auf die Distichen freue ich mich übrigens unbeschreiblich, ich kann Dich auch mit einer guten Parthie Saturnalien regaliren: denn das Lied vom Schicksal ist nicht ohne Geschwister.
Daß Du in der Methode des Bocc[accio] Aehnlichkeit mit der Deinigen wahrnimmst ist mir ein gutes Zeichen. Wir sind von verschiednen Punkten ausgegangen in der historischen Ansicht begegnet man sich dennoch, wo denn auch die Manieren der Schreibart sich mehr und mehr in dem einen und untheilbaren Styl verlieren. [5] Jezt liegt die größte Verschiedenheit vielleicht nur in dem verschiednen Maaß der Gesprächigkeit und der Schweigsamkeit; und wenn der Bocc[accio] selbst noch hie und da mehr entfaltet sein könnte, so könnte der Bürg[er] vielleicht an einigen Stellen gedrängter geschrieben sein.
Ich bin durch diese Störung seit 3 Wochen so confus geworden daß ich nicht einmal mehr weiß ob ich Dir beantwortet, was Du mir von meinen Gedichten geschrieben hast. Wie sehr mich Dein gelehrtes Lob des Sylbenmaaßes in dem Frühlingsliede erfreut hat kannst Du leicht denken.
Die Götter lenken es so [6] daß Du recht bald kommst sonst triffst Du mich nicht mehr. Ich freue mich sehr darauf, und bitte Dich mir so viel Zeit zu schenken als Du kannst.
In Deinen Romanzen der lezten Zeit ist eine weitläuftige Anlage sichtbar; das natürlichste ist mir daher mein Urtheil noch ganz zurückzuhalten. Doch kann ich Dir nicht verschweigen, daß ich dem Erfolg nicht mit reiner Zuversicht entgegensehe. Aber dieses reicht in meinem Gefühl nicht an den großen [7] Styl in Deinem Leonardo. Ja ich bin nicht ohne Besorgniß, es möchte Dich davon ablenken. Besonders der ewige Jude scheint mir in das Nordische und Bürgersche zurückzugehn. – Der bunte Farbenton im Anfang des Fortun[at] und der dunkle am Schluß ist durch die Mischung der Vokale sehr klar herausgearbeitet, besonders der erste. Mit den Reimen in der Rede der Erscheinung, das macht eine gute Wirkung. Indessen glaube ich, gewöhnl[iche] Endechas[illabi], würden dasselbe noch besser leisten.
[8] Lebe wohl lieber Freund. Für heute genug, ich muß noch an Schlei[ermacher] schreiben.
Ich schicke Dir nur 1 Ex[emplar] der Char[akteristiken]. Du brauchst nur 2 Ex[emplare] in Berlin für Fichte und Bernhardi, und hast noch 1 Aush[änge] Ex[emplar] .
An Schlei[ermacher] dachte ich 1 Velin zu geben. Wir haben deren 6, behält jeder 1, geben wir gemeinschaftl[ich] an Goethe und Tieck dergl[eichen], Du an Schiller weil er Dir seine Sachen auf Vel[in] geschickt, und ich dagegen an Schlei[ermacher].
×
×