• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Frankfurt am Main · Place of Destination: Heidelberg · Date: 11.07.1818
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
  • XML
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Frankfurt am Main
  • Place of Destination: Heidelberg
  • Date: 11.07.1818
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 29. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Vom Wiener Kongress zum Frankfurter Bundestag (10. September 1814 ‒ 31. Oktober 1818). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Jean-Jacques Anstett unter Mitarbeit von Ursula Behler. Paderborn 1980, S. 518‒520.
  • Incipit: „[1] Frankfurt, den 11ten July, 1818.
    Geliebter Bruder!
    Vor allen Dingen schicke ich Dir hier einige Zeilen von Himly über die Reise des [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.214
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs. m. U.
  • Format: 20,3 x 12,7 cm
[1] Frankfurt, den 11ten July, 1818.
Geliebter Bruder!
Vor allen Dingen schicke ich Dir hier einige Zeilen von Himly über die Reise des Staatskanzlers. So wie noch etwas weiteres wieder verändert, oder näher bestimmt wird, sollst Du es sogleich auch erfahren. – Ich denke nun wohl, Du wirst die Schweizer Reise so lange aufschieben, bis diese Sache in Ordnung und so lange bis der F.[ürst] H.[ardenberg] am Rhein ist, in Heidelberg warten, wo ich so herzlich wünschte mich mit Dir vereinigen zu können. Nach Karlsbad sollicitire ich zwar, wie mein Verhältniß es mit sich bringt, geschickt zu werden; ob es aber geschehen wird, ist wohl sehr zweifelhaft. Da ich nun aber doch einmal nicht eher gehen kann, so werde ich wohl die Parthie ergreifen hier (nicht eben in loco) aber in der Gegend zu warten, bis der Fürst nach dem Johannis[2]berg kommt. Daran wäre nun auch weiter nichts zu erinnern, wenn ich nur die Zeit bis dahin nicht mit Warten verliehren müßte, sondern nützlich und fruchtbar d. h. bey Dir zubringen könnte. Dieses wünschte ich jetzt von ganzem Herzen und will alles anwenden, um es ins Werk zu setzen. Ich danke Dir für Deine freundschaftliche und brüderliche Theilnahme und will Dir alles auf das klarste auseinandersetzen. Wenn es so leicht wäre mir zu helfen, so würde es schon längst geschehen seyn, da ich es an Bemühung nicht habe fehlen laßen. Das meiste, was ich hier noch zu bezahlen habe, besteht aus solchen Posten, die sich durchaus nicht auf Wien übertragen laßen, sondern vor der Abreise hier berichtigt werden müßen. Je mehr die Sache sich hinzieht, je schwieriger wird dieß selbst für alle übrigen. So gar viel sind ihrer eben nicht, indessen ist doch die Summe mit sammt den Reisekosten <nach Wien> bedeutend und groß genug, so daß ich sie Dir lieber gar nicht sagen mag. Ungleich leichter wäre es, hier immer noch [3] festen Fuß zu behalten, aber nach Abbezahlung des dringendsten dann nach Heidelberg zu kommen und mit Dir zu bleiben, bis Du abgerufen wirst, oder bis der F.[ürst] M.[etternich] auf den Johannisberg kommt, oder sonst die Erledigung erfolgt, und mit Dir die Zeit zu verleben, nicht in gesellschaftlicher Zerstreuung wie hier, sondern in gemeinsamer Arbeit und Verabredung der weitern Plane. – Ich habe manche Versuche umsonst gemacht <um los zu kommen>; was einem dann immer auch die Laune und den Muth wieder auf eine Zeitlang verdirbt. – Erst jetzt ist mir der Gedanke klar geworden, daß es doch wohl am rathsamsten <seyn wird>, gleich den Entschluß bis auf die Ankunft des F.[ürsten] am Johannisberg, <zu Dir nach Heidelb[erg] zu gehen> zu fassen, statt wieder <hier> unnütz zu warten und sich in Ungeduld zu verzehren. Indessen würden doch auch zu der Reise nach Heidelb[erg] (nämlich die Abbezahlung des schicklich[en] und dringendsten <eingerechnet>) einige hundert Gulden – 200 oder 250 bis 300 Fl. – erfordert werden. Kannst Du diese entbehren, ohne Dir selbst in irgend einer Hinsicht zu nahe zu treten und Dich zu stören, so geschieht mir eine große Wohlthat damit, da der Himmel hier drückend auf [4] mir liegt und ich zu nichts kommen kann. Daß ich diese Schuld am ersten und gewissenhaftesten abtragen würde darf ich Dir nicht erst sagen, da ich zu gut weiß, wie wichtig Dir das Erhalten als Grundlage der Unabhängigkeit seyn muß. Uebrigens muß doch auch endlich meine Lage noch in diesem Jahre definitiv in Ordnung kommen. – Geht es nicht, so muß ich eben warten und bitte ich in diesem Falle, daß Du Frankfurt <aufs wenigste> noch mehrere Tage <oder auch längere Zeit> gönnst, wenn Dir Heidelb.[erg] nicht gar zu unentbehrlich für Deine Arbeiten ist, entweder auf der Durchreise zu dem F.[ürsten] H.[ardenberg] an den Rhein, oder was freylich beßer und sichrer wäre, sobald als möglich. – Die Gräfin St. Aulaire habe ich indessen wieder gesehn, sie war über Deinen Brief sehr erfreut. Sie ist wirklich nicht nur eine sehr liebenswürdige, sondern auch eine sehr gute und gefühlvolle Frau, an der ich herzlichen Antheil nehme. Auch für August hat einiges was sie mir gesagt, mein Interesse erregt, obleich ich sonst in der Stahlschen Familie <so> ziemlich ganz verschollen zu seyn scheine. – Bitte doch Sulpiz im voraus sich auf den 16ten zum Zeigen einiger Bilder herbey lassen zu wollen. Ich werde ihr einen Brief an Sulpiz mitgeben, und habe alles genau bestimmt, was und in welcher Ordnung sie es sehen soll; sie [5] bittet eigentlich nur um wenige, vorzüglich nur etwa um drey Bilder, was ich genau angeben werde. Ich habe dabey eigentlich auch noch einen Nebengedanken, der für die Sache von guten Einfluß seyn könnte, und den ich Sulpizen selbst andeuten werde.
Daß Koreff, wirklich Referent in allen Studien und Universitätssachen sey, höre ich hier versichern. Dem ungeachtet aber ist diese Art, daß nur er und nicht die Minister selbst Dir schreiben, so unangemessen, daß es wohl eine Rüge verdient wenigstens indirekt, etwa wenn Du an Stein schreibst oder sonst. Daß Du unter den angegebenen Umständen, nichts vernachläßigen wirst, was irgend auf eine möglich wißenschaftliche Anstellung meiner in B.[onn] Einfluß haben könnte; darf ich Dir nicht erst ans Herz legen, oder in Erinnerung bringen. Soll es einmal geschehen, wozu ich auf keine Weise gewaltsam hindringen will, daß ich mich wieder ganz in die alte Laufbahn zurückwerfe und ein so edel gehaltenes Band sich löst; so ist dann wenigstens das Gewinn und Ersatz [6] daß wir dann im Wirken und Leben einander wieder viel näher stehen. Gott mit uns.
Dein treuer Bruder
Friedrich.

Kannst Du etwas beytragen, mich hier los zu machen, so thue es schnell und antworte lieber gleich mit umgehender Post.
Das Bad ist mir zwar sehr gut bekommen, aber ich habe es viel zu früh unterbrechen müßen. Der Artzt sagte mir, wenn ich ganz freye Zeit hätte; so würde er mir noch 12 Bäder in Wießbaden und 12 in Schwalbach verordnen.
Der Fürst hatte die 1000 Fl. Conv. Vorschuß, um die ich angehalten, gleich bewilligen wollen – aber die Intrigue, Neid und böse Absicht der Subalternen hat es verhindert.
[1] Frankfurt, den 11ten July, 1818.
Geliebter Bruder!
Vor allen Dingen schicke ich Dir hier einige Zeilen von Himly über die Reise des Staatskanzlers. So wie noch etwas weiteres wieder verändert, oder näher bestimmt wird, sollst Du es sogleich auch erfahren. – Ich denke nun wohl, Du wirst die Schweizer Reise so lange aufschieben, bis diese Sache in Ordnung und so lange bis der F.[ürst] H.[ardenberg] am Rhein ist, in Heidelberg warten, wo ich so herzlich wünschte mich mit Dir vereinigen zu können. Nach Karlsbad sollicitire ich zwar, wie mein Verhältniß es mit sich bringt, geschickt zu werden; ob es aber geschehen wird, ist wohl sehr zweifelhaft. Da ich nun aber doch einmal nicht eher gehen kann, so werde ich wohl die Parthie ergreifen hier (nicht eben in loco) aber in der Gegend zu warten, bis der Fürst nach dem Johannis[2]berg kommt. Daran wäre nun auch weiter nichts zu erinnern, wenn ich nur die Zeit bis dahin nicht mit Warten verliehren müßte, sondern nützlich und fruchtbar d. h. bey Dir zubringen könnte. Dieses wünschte ich jetzt von ganzem Herzen und will alles anwenden, um es ins Werk zu setzen. Ich danke Dir für Deine freundschaftliche und brüderliche Theilnahme und will Dir alles auf das klarste auseinandersetzen. Wenn es so leicht wäre mir zu helfen, so würde es schon längst geschehen seyn, da ich es an Bemühung nicht habe fehlen laßen. Das meiste, was ich hier noch zu bezahlen habe, besteht aus solchen Posten, die sich durchaus nicht auf Wien übertragen laßen, sondern vor der Abreise hier berichtigt werden müßen. Je mehr die Sache sich hinzieht, je schwieriger wird dieß selbst für alle übrigen. So gar viel sind ihrer eben nicht, indessen ist doch die Summe mit sammt den Reisekosten <nach Wien> bedeutend und groß genug, so daß ich sie Dir lieber gar nicht sagen mag. Ungleich leichter wäre es, hier immer noch [3] festen Fuß zu behalten, aber nach Abbezahlung des dringendsten dann nach Heidelberg zu kommen und mit Dir zu bleiben, bis Du abgerufen wirst, oder bis der F.[ürst] M.[etternich] auf den Johannisberg kommt, oder sonst die Erledigung erfolgt, und mit Dir die Zeit zu verleben, nicht in gesellschaftlicher Zerstreuung wie hier, sondern in gemeinsamer Arbeit und Verabredung der weitern Plane. – Ich habe manche Versuche umsonst gemacht <um los zu kommen>; was einem dann immer auch die Laune und den Muth wieder auf eine Zeitlang verdirbt. – Erst jetzt ist mir der Gedanke klar geworden, daß es doch wohl am rathsamsten <seyn wird>, gleich den Entschluß bis auf die Ankunft des F.[ürsten] am Johannisberg, <zu Dir nach Heidelb[erg] zu gehen> zu fassen, statt wieder <hier> unnütz zu warten und sich in Ungeduld zu verzehren. Indessen würden doch auch zu der Reise nach Heidelb[erg] (nämlich die Abbezahlung des schicklich[en] und dringendsten <eingerechnet>) einige hundert Gulden – 200 oder 250 bis 300 Fl. – erfordert werden. Kannst Du diese entbehren, ohne Dir selbst in irgend einer Hinsicht zu nahe zu treten und Dich zu stören, so geschieht mir eine große Wohlthat damit, da der Himmel hier drückend auf [4] mir liegt und ich zu nichts kommen kann. Daß ich diese Schuld am ersten und gewissenhaftesten abtragen würde darf ich Dir nicht erst sagen, da ich zu gut weiß, wie wichtig Dir das Erhalten als Grundlage der Unabhängigkeit seyn muß. Uebrigens muß doch auch endlich meine Lage noch in diesem Jahre definitiv in Ordnung kommen. – Geht es nicht, so muß ich eben warten und bitte ich in diesem Falle, daß Du Frankfurt <aufs wenigste> noch mehrere Tage <oder auch längere Zeit> gönnst, wenn Dir Heidelb.[erg] nicht gar zu unentbehrlich für Deine Arbeiten ist, entweder auf der Durchreise zu dem F.[ürsten] H.[ardenberg] an den Rhein, oder was freylich beßer und sichrer wäre, sobald als möglich. – Die Gräfin St. Aulaire habe ich indessen wieder gesehn, sie war über Deinen Brief sehr erfreut. Sie ist wirklich nicht nur eine sehr liebenswürdige, sondern auch eine sehr gute und gefühlvolle Frau, an der ich herzlichen Antheil nehme. Auch für August hat einiges was sie mir gesagt, mein Interesse erregt, obleich ich sonst in der Stahlschen Familie <so> ziemlich ganz verschollen zu seyn scheine. – Bitte doch Sulpiz im voraus sich auf den 16ten zum Zeigen einiger Bilder herbey lassen zu wollen. Ich werde ihr einen Brief an Sulpiz mitgeben, und habe alles genau bestimmt, was und in welcher Ordnung sie es sehen soll; sie [5] bittet eigentlich nur um wenige, vorzüglich nur etwa um drey Bilder, was ich genau angeben werde. Ich habe dabey eigentlich auch noch einen Nebengedanken, der für die Sache von guten Einfluß seyn könnte, und den ich Sulpizen selbst andeuten werde.
Daß Koreff, wirklich Referent in allen Studien und Universitätssachen sey, höre ich hier versichern. Dem ungeachtet aber ist diese Art, daß nur er und nicht die Minister selbst Dir schreiben, so unangemessen, daß es wohl eine Rüge verdient wenigstens indirekt, etwa wenn Du an Stein schreibst oder sonst. Daß Du unter den angegebenen Umständen, nichts vernachläßigen wirst, was irgend auf eine möglich wißenschaftliche Anstellung meiner in B.[onn] Einfluß haben könnte; darf ich Dir nicht erst ans Herz legen, oder in Erinnerung bringen. Soll es einmal geschehen, wozu ich auf keine Weise gewaltsam hindringen will, daß ich mich wieder ganz in die alte Laufbahn zurückwerfe und ein so edel gehaltenes Band sich löst; so ist dann wenigstens das Gewinn und Ersatz [6] daß wir dann im Wirken und Leben einander wieder viel näher stehen. Gott mit uns.
Dein treuer Bruder
Friedrich.

Kannst Du etwas beytragen, mich hier los zu machen, so thue es schnell und antworte lieber gleich mit umgehender Post.
Das Bad ist mir zwar sehr gut bekommen, aber ich habe es viel zu früh unterbrechen müßen. Der Artzt sagte mir, wenn ich ganz freye Zeit hätte; so würde er mir noch 12 Bäder in Wießbaden und 12 in Schwalbach verordnen.
Der Fürst hatte die 1000 Fl. Conv. Vorschuß, um die ich angehalten, gleich bewilligen wollen – aber die Intrigue, Neid und böse Absicht der Subalternen hat es verhindert.
×
×