• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wiesbaden · Place of Destination: Heidelberg · Date: 19.07.1818
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wiesbaden
  • Place of Destination: Heidelberg
  • Date: 19.07.1818
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 29. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Vom Wiener Kongress zum Frankfurter Bundestag (10. September 1814 ‒ 31. Oktober 1818). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Jean-Jacques Anstett unter Mitarbeit von Ursula Behler. Paderborn 1980, S. 524.
  • Incipit: „[1] Wießbaden, den 19ten July 1818.
    Geliebter Freund!
    Ich danke Dir herzlich für Deine brüderliche Theilnahme und Aushülfe. Deinen Brief vom 14ten habe [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.216
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 15,9 x 10,2 cm
[1] Wießbaden, den 19ten July 1818.
Geliebter Freund!
Ich danke Dir herzlich für Deine brüderliche Theilnahme und Aushülfe. Deinen Brief vom 14ten habe ich erst gestern Abend erhalten, weil man meine Anweisung wegen der Briefe in Frankfurt nicht recht verstanden oder befolgt hat. – Ich kehre nun sofort nach Frankfurt zurück, und eile sogleich zu Dir; doch werdʼ ich wohl den übermorgenden Courier erwarten müßen, und also erst am Mittewoch Abend bey Dir seyn, wenn es sich nicht unterdessen noch anders bestimmt. – Meine Sache in Wien ist unterdessen expedirt worden; [2] sonderbar genug, grade jetzt, da ich wenn es noch etwas länger gedauert hätte, den F.[ürsten] M.[etternich] auf dem Johannisberge gesehen haben würde, welches manche wohl zu verhindern wünschen. Indessen wird das Officielle schwerlich vor übermorgen über acht Tage ankommen, wer weiß ob auch dann noch. Ich habe also in jedem Falle noch volle acht Tage für Dich, die ich denn auch einzig diesem Zwecke widmen, und Deine Aushülfe gleich dazu verwenden will. – Durch den langen Aufschub hat sich übrigens die Masse des Bedürfnisses oder des Deficits immer noch um etwas vermehrt, so daß mir auch in dieser allgemeinen Hinsicht, Deine Hülfe von dem größten Werth ist.
[3] Theuerster Freund, das Andenken der geehrten Frau ist mir auch am 14ten gegenwärtig gewesen und ich habe <besonders> viel an Dich dabey gedacht. Die Gräfin hatte mir auch oft davon schon im voraus gesprochen, und wir hätten gerne in der Kirche nach unsrer Weise uns ihrer zugleich mit dem Gedanken an Gott erinnert. Nachher ist aber doch nichts daraus geworden, weil sich keine Gelegenheit dazu fand; ich hätte zwar diese wohl schaffen wollen, aber ich dachte bey der argwöhnischen Umgebung möchte dieß nur verdrießliche Gesichter und störende Gefühle erregen; und so unterblieb es.
Du bist traurig, lieber Bruder, aber warum klagst Du? Talente, [4] Hülfsmittel, Liebe und Achtung, Ruhm und Lebensgenuß stehen vor Dir und laden Dich freundlich ein. – Vermissest Du noch einen Trost, ein höheres innigeres Labsal – so ist es vielleicht, weil Du Dich in den letzten Jahren etwas mehr wieder von jener innern Liebesquelle <unvermerkt> entfernt und in das äußere Leben festgelebt hast. Dieses ist aber leicht zu ändern – denn jene Quelle ist immer da und fließt für und für. – Ich umarme Dich von ganzer Seele. Grüße die Boisserées, ich hoffe, sie haben ihre Sache mit den Bildern bey der Gräfin Victorine gut gemacht. Ich hatte meine eigenen Gedanken dabey, zwiefach – und liegt mir sehr daran. Sie hat mir auch von Heidelb.[erg] schreiben wollen; es ist aber nichts gekommen, weder von ihr noch von Dir.
Friedrich.
[1] Wießbaden, den 19ten July 1818.
Geliebter Freund!
Ich danke Dir herzlich für Deine brüderliche Theilnahme und Aushülfe. Deinen Brief vom 14ten habe ich erst gestern Abend erhalten, weil man meine Anweisung wegen der Briefe in Frankfurt nicht recht verstanden oder befolgt hat. – Ich kehre nun sofort nach Frankfurt zurück, und eile sogleich zu Dir; doch werdʼ ich wohl den übermorgenden Courier erwarten müßen, und also erst am Mittewoch Abend bey Dir seyn, wenn es sich nicht unterdessen noch anders bestimmt. – Meine Sache in Wien ist unterdessen expedirt worden; [2] sonderbar genug, grade jetzt, da ich wenn es noch etwas länger gedauert hätte, den F.[ürsten] M.[etternich] auf dem Johannisberge gesehen haben würde, welches manche wohl zu verhindern wünschen. Indessen wird das Officielle schwerlich vor übermorgen über acht Tage ankommen, wer weiß ob auch dann noch. Ich habe also in jedem Falle noch volle acht Tage für Dich, die ich denn auch einzig diesem Zwecke widmen, und Deine Aushülfe gleich dazu verwenden will. – Durch den langen Aufschub hat sich übrigens die Masse des Bedürfnisses oder des Deficits immer noch um etwas vermehrt, so daß mir auch in dieser allgemeinen Hinsicht, Deine Hülfe von dem größten Werth ist.
[3] Theuerster Freund, das Andenken der geehrten Frau ist mir auch am 14ten gegenwärtig gewesen und ich habe <besonders> viel an Dich dabey gedacht. Die Gräfin hatte mir auch oft davon schon im voraus gesprochen, und wir hätten gerne in der Kirche nach unsrer Weise uns ihrer zugleich mit dem Gedanken an Gott erinnert. Nachher ist aber doch nichts daraus geworden, weil sich keine Gelegenheit dazu fand; ich hätte zwar diese wohl schaffen wollen, aber ich dachte bey der argwöhnischen Umgebung möchte dieß nur verdrießliche Gesichter und störende Gefühle erregen; und so unterblieb es.
Du bist traurig, lieber Bruder, aber warum klagst Du? Talente, [4] Hülfsmittel, Liebe und Achtung, Ruhm und Lebensgenuß stehen vor Dir und laden Dich freundlich ein. – Vermissest Du noch einen Trost, ein höheres innigeres Labsal – so ist es vielleicht, weil Du Dich in den letzten Jahren etwas mehr wieder von jener innern Liebesquelle <unvermerkt> entfernt und in das äußere Leben festgelebt hast. Dieses ist aber leicht zu ändern – denn jene Quelle ist immer da und fließt für und für. – Ich umarme Dich von ganzer Seele. Grüße die Boisserées, ich hoffe, sie haben ihre Sache mit den Bildern bey der Gräfin Victorine gut gemacht. Ich hatte meine eigenen Gedanken dabey, zwiefach – und liegt mir sehr daran. Sie hat mir auch von Heidelb.[erg] schreiben wollen; es ist aber nichts gekommen, weder von ihr noch von Dir.
Friedrich.
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