• Dorothea von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Coppet · Date: 09.06.1809
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Dorothea von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 09.06.1809
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 48‒49.
  • Incipit: „[1] W.[ien] 9ten Juni [180]9
    Lieber guter Wilhelm! Ihren liebenswürdigen Brief vom 13ten April habe ich am 31ten Mai erhalten, Ihr Briefchen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-8
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,II,2
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,6 x 11,5 cm
[1] W.[ien] 9ten Juni [180]9
Lieber guter Wilhelm! Ihren liebenswürdigen Brief vom 13ten April habe ich am 31ten Mai erhalten, Ihr Briefchen durch Decarro erhielt ich gestern. Auf den Ersten antwortete ich auf der Stelle und schickte ihn mit der Post unter Ihrer Adresse nach C[oppet]. man hatte mich versichert die Posten giengen wieder, ich wagte es also, Gott weiß aber ob Ihnen mein Brief zukommen wird? desto froher bin ich diese Gelegenheit zum schreiben erhalten zu haben die mir auf jede Weise sicherer zu seyn scheint. Seyn Sie ruhig mein theurer Freund, suchen Sie sich zu fassen, und geben Sie weder sich selber noch die Welt auf... ein gelassener Muth und feste Beharrlichkeit ist jetzt Noth – ich sage nicht mehr. Fr.[iedrich] war am 6ten Mai auf einige Stunden hier, am 7ten gieng er wieder zu seinen Herrn zurück seitdem habe ich natürlich keine Nachricht von ihm haben können, aber die gegründetste Hoffnung und alle Ursache zu glauben daß es ihm wohl geht, und daß es ihm an Nichts mangelt. Gott gebe daß wir bald Nachricht von ihm erhalten mögen. Was mich betrifft so hat mich die Baronin Arnstein während der ersten [2] Schreckenszeit zu sich genommen, damit ich nicht allein sey, und bewirthet mich mit außerordentlicher Gastfreundlichkeit; ich bin noch immer bei ihr, obgleich wieder Willen, weil es eigentlich ein Missbrauch der Gastfreundschaft ist, aber sie will mich noch nicht aus dem Hause lassen, und ich wüßte auch nicht wie ich bei der entsetzlichen Theurung und Seltenheit der Lebensmittel mich einrichten könnte. Seyn Sie also unbekümmert um mich; ich will mich schon durchschlagen, ich darf ja auch von einen Tag zum andern hoffen daß endlich eine Communikation zwischen mir und Fr.[iedrich] geöffnet, und er sich meiner wird wieder annehmen können. Seyn Sie ruhig meintwillen, ich habe das Nothwendige, das schmerzhafteste ist mir von ihm und von den Kindern getrennt zu seyn, aber ich hoffe eine baldige Aenderung, und habe Ursache zu hoffen. Sobald ich etwas von F.[riedrich] erfahre schreibe ich Ihnen. Erhalten Sie sich uns, erhalten Sie Ihren Muth, Ihre Kraft und Gesundheit, damit bessere Zeiten Sie gerüstet finden. Bleiben Sie mir gut und mein Freund, und schreiben Sie es mir manchmal.
Knorring ist noch hier, lebt in dem herlichsten Müßigseyn, und grüßt Sie.
Ihre Schwester, die Sie herzlich liebt.
[3]
Ich habe einigemal nach Dresden geschrieben, ich weiß aber nicht ob die Briefe angekommen sind. Seyn Sie so gut und schreiben Sie an die Ernst, geben Sie ihr Nachricht von uns, und bitten Sie sie auch meine Kinder zu beruhigen. von diesen weiß ich auch kein Wort, und das beunruhigt mich sehr.
Ich möchte Ihnen sogern noch so manches von unserm großen Prozeß schreiben, dazu ist aber heute keine Zeit, aber ich habe die beste Hoffnungen wir gewinnen ihn noch. Daß alle bekannt gemachte gedruckte Ackten ganz falsch sind, werden Sie auch ohne avis schon gewiß gemerkt haben...ʼ
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[1] W.[ien] 9ten Juni [180]9
Lieber guter Wilhelm! Ihren liebenswürdigen Brief vom 13ten April habe ich am 31ten Mai erhalten, Ihr Briefchen durch Decarro erhielt ich gestern. Auf den Ersten antwortete ich auf der Stelle und schickte ihn mit der Post unter Ihrer Adresse nach C[oppet]. man hatte mich versichert die Posten giengen wieder, ich wagte es also, Gott weiß aber ob Ihnen mein Brief zukommen wird? desto froher bin ich diese Gelegenheit zum schreiben erhalten zu haben die mir auf jede Weise sicherer zu seyn scheint. Seyn Sie ruhig mein theurer Freund, suchen Sie sich zu fassen, und geben Sie weder sich selber noch die Welt auf... ein gelassener Muth und feste Beharrlichkeit ist jetzt Noth – ich sage nicht mehr. Fr.[iedrich] war am 6ten Mai auf einige Stunden hier, am 7ten gieng er wieder zu seinen Herrn zurück seitdem habe ich natürlich keine Nachricht von ihm haben können, aber die gegründetste Hoffnung und alle Ursache zu glauben daß es ihm wohl geht, und daß es ihm an Nichts mangelt. Gott gebe daß wir bald Nachricht von ihm erhalten mögen. Was mich betrifft so hat mich die Baronin Arnstein während der ersten [2] Schreckenszeit zu sich genommen, damit ich nicht allein sey, und bewirthet mich mit außerordentlicher Gastfreundlichkeit; ich bin noch immer bei ihr, obgleich wieder Willen, weil es eigentlich ein Missbrauch der Gastfreundschaft ist, aber sie will mich noch nicht aus dem Hause lassen, und ich wüßte auch nicht wie ich bei der entsetzlichen Theurung und Seltenheit der Lebensmittel mich einrichten könnte. Seyn Sie also unbekümmert um mich; ich will mich schon durchschlagen, ich darf ja auch von einen Tag zum andern hoffen daß endlich eine Communikation zwischen mir und Fr.[iedrich] geöffnet, und er sich meiner wird wieder annehmen können. Seyn Sie ruhig meintwillen, ich habe das Nothwendige, das schmerzhafteste ist mir von ihm und von den Kindern getrennt zu seyn, aber ich hoffe eine baldige Aenderung, und habe Ursache zu hoffen. Sobald ich etwas von F.[riedrich] erfahre schreibe ich Ihnen. Erhalten Sie sich uns, erhalten Sie Ihren Muth, Ihre Kraft und Gesundheit, damit bessere Zeiten Sie gerüstet finden. Bleiben Sie mir gut und mein Freund, und schreiben Sie es mir manchmal.
Knorring ist noch hier, lebt in dem herlichsten Müßigseyn, und grüßt Sie.
Ihre Schwester, die Sie herzlich liebt.
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Ich habe einigemal nach Dresden geschrieben, ich weiß aber nicht ob die Briefe angekommen sind. Seyn Sie so gut und schreiben Sie an die Ernst, geben Sie ihr Nachricht von uns, und bitten Sie sie auch meine Kinder zu beruhigen. von diesen weiß ich auch kein Wort, und das beunruhigt mich sehr.
Ich möchte Ihnen sogern noch so manches von unserm großen Prozeß schreiben, dazu ist aber heute keine Zeit, aber ich habe die beste Hoffnungen wir gewinnen ihn noch. Daß alle bekannt gemachte gedruckte Ackten ganz falsch sind, werden Sie auch ohne avis schon gewiß gemerkt haben...ʼ
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