• Elisabeth Wilhelmine van Nuys to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: München · Place of Destination: Unknown · Date: 12.10.1809
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Elisabeth Wilhelmine van Nuys
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: München
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 12.10.1809
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 72‒74.
  • Incipit: „[1] München Oct 12/[180]9
    Unbeschreibliche Freude hat es mir gemacht durch den freundlichen Zuruf meines Edelsten Freundes hier empfangen zu sein. Dieser [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,22,14
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl., hs. m. Paraphe
  • Format: 19,4 x 11,8 cm
[1] München Oct 12/[180]9
Unbeschreibliche Freude hat es mir gemacht durch den freundlichen Zuruf meines Edelsten Freundes hier empfangen zu sein. Dieser Empfang muß Seegen bringen, war mein erster Gedanke, o daß ich das Glück der Unabhängigkeit in seinem ganzen Umfange gekandt hätte, wahrlich nichts hätte mich zurück gehalten dahin zu eilen, wohin ich nun schon so lange vergebens mich sehne. – Den Kupferstich der gewiß herrlich wird – hab ich leider noch nicht mitnehmen können ich muste hingegen der tiefgefühltesten Achtung für meinen Freund noch [2] das Opfer bringen das köstliche mir so unendlich theure Bild zurück zu lassen. Baron Haus (er war 10 Jahre der Erzieher des Kronprinzen von Neapel) ein würdiger Mann und Verehrer (der aufrichtigsten Art) meines Freundes hat die Sorge übernommen mir das Bild so bald es immer möglich sein wird zu befördern und die erwähnten Abdrücke werden dann auch zugleich besorgt werden. Den Nahmen des treflichen Künstlers wistʼ ich nicht, oft bin ich desfalls gefragt und werde ihn sogleich nach Wien schicken, sein Pinsel ist so weich, wie verschmolzen sind die theuern Züge.
[3] Hier hab ich die Bekandschaft gemacht einer Freundin von Caroline – kaum wag ichʼs diesen Nahmen zu schreiben ungewiß ob das theilnehmende Herz des würdigen Fr[eundes] schon unterrichtet ist von dem was sie diesen Sommer litt von dem was Schel[ling] traf in der Mitte des September. S[chelling] ist jetzt in Stuttgard – ich las den Brief in dem er zuerst über den Verlust sprach – er komt hieher zurück vorerst.
Die Bernhardi und ihr Bruder sind noch hier, ich habe sie nicht besucht, da in W[ien] längst vor ihrer Abreise alle Gemeinschaft längst aufgehört hatte. Best war lange bei ihr, jetzt ist er in Augsburg angestellt bei [4] einem Fr.[anzösischen] Lazarett, der hiesige Nekrolog Schlichtegroll war ihm behülflich – durch diesen und Jacobi haben wir hier ein paar genußreiche Tage verlebt grade gestern wurde die Academie der Wissenschaften eingeweihet; wir wohnten der Versamlung bei, Jacobi ist bekandtlich Praesident, er veranlaste uns, führte uns nachdem in die Bibliothek die schon geordnet ist; sie besteht aus 400 000 Bände. Das Historische Fach und Kirchengeschichte ist am reichhaltigsten. Noch existirt ein Theil des Chaos aus dem in dem einzigen letzten Jahre eine schöne Ordnung hervorging. Das local zu dem physicalischen und naturhistorischen Fach ist sehr schön, und mit Geschmack [5] geordnet.
Ich vergesse daß die Augenblicke welche ich mein nennen kann sehr kurz und schon verflossen sind; ich kann sie wahrlich nur absenden indem ich auf die höchste Nachsicht mit Vertrauen rechne.
Von dem wichtigsten, dem geliebten Bruder habʼ ich noch nichts gesagt, weil ich nichts sagen kann; ich weiß nur daß er schon lange in Ungarn in der nähe von Fr[anz] ist daß seine Frau ihn dahin folgte – ich sah diese ein paar mal; in dem Cirkel der Eskeles Nina [?] und auch bei meiner Freundin Matt diese ist eine seltene herrliche Frau die ich innig zu lieben Ursache habe.
[6] In W[ien] freut man sich Enthousiastisch über die Erscheinung der köstlichen Vorlesungen. Hasch[ka] grüst tausendfach es ist ein redlicher Freund des seltenen Brüderpaares. Zu der Aussicht nach Frank[reich] zu gehen wünschʼ ich der Corin[na] herzlich Glück.
Was macht Albertine? H[arriott] mit mir wünschen herzlich beiden empfolen zu sein. Wo ist Albert jetzt? und der ältere Sohn ist er auch so lieblich?
Heute ist der Nahmenstag des Königs, alles hofte die proclamation des Friedens aber leider ist sie [7] noch immer nicht erfolgt. Doch zweifelt man nicht mehr.
O daß ich jetzt meinen Weg dahin nehmen könnte wo Geist und Herz so oft weilt! H[amburg] wird recht lange jetzt der Aufenthalt seyn.
Tiek soll sehr krank gewesen sein und Sorgen haben, die B[ernhardi] sorgt für ihn, und für diese – K[norring] – wie man sagt. T[ieck] erfreut oft durch Vorlesungen in privatcirkel, zuweilen sollen aber auch die Zuhörer der Art sein das sie die Carten vorziehen würden.
Eine Frau die seit 3 Monath hier ist mit ihrem Mann scheint mir sehr liebenswürdig, die Liebeskind aus Göttingen; ich sah sie zu kurz, gerne wüstʼ ich nähres von ihr.
[8] Wir verlassen morgen diese Stadt nach einen dreitägigen Aufenthalt, unser Weg geht durch den Thüringer Wald über Gotha und Meinungen. Dort halten wir uns ein paar Tage auf, und gehen dann grade in das kältere Vaterland. In H[amburg] ist meine Adresse Minna B[ertheau] in der Königsstraße – dort wieder so wie hier empfangen zu werden wird eine sehr tröstende glückliche Wirkung haben.
Der erwähnte Brief ist mir nicht geworden, dieß fühlʼ ich recht schmerzlich, über W[ien] werden gewiß die Briefe durch die Eskeles oder N[ina?] H[artl?] hieher besorgt werden.
So schwer es mir wird mich loszureißen von diesem beneidenswerthen Blättchen so nothwendig ist es! God bless my dearest friend and h[is] M[inna] – beg his friendly remembrance.
B[ertheau] muste nach H[amburg] zurück – der göttliche Roman, ward daher unmöglich.
[1] München Oct 12/[180]9
Unbeschreibliche Freude hat es mir gemacht durch den freundlichen Zuruf meines Edelsten Freundes hier empfangen zu sein. Dieser Empfang muß Seegen bringen, war mein erster Gedanke, o daß ich das Glück der Unabhängigkeit in seinem ganzen Umfange gekandt hätte, wahrlich nichts hätte mich zurück gehalten dahin zu eilen, wohin ich nun schon so lange vergebens mich sehne. – Den Kupferstich der gewiß herrlich wird – hab ich leider noch nicht mitnehmen können ich muste hingegen der tiefgefühltesten Achtung für meinen Freund noch [2] das Opfer bringen das köstliche mir so unendlich theure Bild zurück zu lassen. Baron Haus (er war 10 Jahre der Erzieher des Kronprinzen von Neapel) ein würdiger Mann und Verehrer (der aufrichtigsten Art) meines Freundes hat die Sorge übernommen mir das Bild so bald es immer möglich sein wird zu befördern und die erwähnten Abdrücke werden dann auch zugleich besorgt werden. Den Nahmen des treflichen Künstlers wistʼ ich nicht, oft bin ich desfalls gefragt und werde ihn sogleich nach Wien schicken, sein Pinsel ist so weich, wie verschmolzen sind die theuern Züge.
[3] Hier hab ich die Bekandschaft gemacht einer Freundin von Caroline – kaum wag ichʼs diesen Nahmen zu schreiben ungewiß ob das theilnehmende Herz des würdigen Fr[eundes] schon unterrichtet ist von dem was sie diesen Sommer litt von dem was Schel[ling] traf in der Mitte des September. S[chelling] ist jetzt in Stuttgard – ich las den Brief in dem er zuerst über den Verlust sprach – er komt hieher zurück vorerst.
Die Bernhardi und ihr Bruder sind noch hier, ich habe sie nicht besucht, da in W[ien] längst vor ihrer Abreise alle Gemeinschaft längst aufgehört hatte. Best war lange bei ihr, jetzt ist er in Augsburg angestellt bei [4] einem Fr.[anzösischen] Lazarett, der hiesige Nekrolog Schlichtegroll war ihm behülflich – durch diesen und Jacobi haben wir hier ein paar genußreiche Tage verlebt grade gestern wurde die Academie der Wissenschaften eingeweihet; wir wohnten der Versamlung bei, Jacobi ist bekandtlich Praesident, er veranlaste uns, führte uns nachdem in die Bibliothek die schon geordnet ist; sie besteht aus 400 000 Bände. Das Historische Fach und Kirchengeschichte ist am reichhaltigsten. Noch existirt ein Theil des Chaos aus dem in dem einzigen letzten Jahre eine schöne Ordnung hervorging. Das local zu dem physicalischen und naturhistorischen Fach ist sehr schön, und mit Geschmack [5] geordnet.
Ich vergesse daß die Augenblicke welche ich mein nennen kann sehr kurz und schon verflossen sind; ich kann sie wahrlich nur absenden indem ich auf die höchste Nachsicht mit Vertrauen rechne.
Von dem wichtigsten, dem geliebten Bruder habʼ ich noch nichts gesagt, weil ich nichts sagen kann; ich weiß nur daß er schon lange in Ungarn in der nähe von Fr[anz] ist daß seine Frau ihn dahin folgte – ich sah diese ein paar mal; in dem Cirkel der Eskeles Nina [?] und auch bei meiner Freundin Matt diese ist eine seltene herrliche Frau die ich innig zu lieben Ursache habe.
[6] In W[ien] freut man sich Enthousiastisch über die Erscheinung der köstlichen Vorlesungen. Hasch[ka] grüst tausendfach es ist ein redlicher Freund des seltenen Brüderpaares. Zu der Aussicht nach Frank[reich] zu gehen wünschʼ ich der Corin[na] herzlich Glück.
Was macht Albertine? H[arriott] mit mir wünschen herzlich beiden empfolen zu sein. Wo ist Albert jetzt? und der ältere Sohn ist er auch so lieblich?
Heute ist der Nahmenstag des Königs, alles hofte die proclamation des Friedens aber leider ist sie [7] noch immer nicht erfolgt. Doch zweifelt man nicht mehr.
O daß ich jetzt meinen Weg dahin nehmen könnte wo Geist und Herz so oft weilt! H[amburg] wird recht lange jetzt der Aufenthalt seyn.
Tiek soll sehr krank gewesen sein und Sorgen haben, die B[ernhardi] sorgt für ihn, und für diese – K[norring] – wie man sagt. T[ieck] erfreut oft durch Vorlesungen in privatcirkel, zuweilen sollen aber auch die Zuhörer der Art sein das sie die Carten vorziehen würden.
Eine Frau die seit 3 Monath hier ist mit ihrem Mann scheint mir sehr liebenswürdig, die Liebeskind aus Göttingen; ich sah sie zu kurz, gerne wüstʼ ich nähres von ihr.
[8] Wir verlassen morgen diese Stadt nach einen dreitägigen Aufenthalt, unser Weg geht durch den Thüringer Wald über Gotha und Meinungen. Dort halten wir uns ein paar Tage auf, und gehen dann grade in das kältere Vaterland. In H[amburg] ist meine Adresse Minna B[ertheau] in der Königsstraße – dort wieder so wie hier empfangen zu werden wird eine sehr tröstende glückliche Wirkung haben.
Der erwähnte Brief ist mir nicht geworden, dieß fühlʼ ich recht schmerzlich, über W[ien] werden gewiß die Briefe durch die Eskeles oder N[ina?] H[artl?] hieher besorgt werden.
So schwer es mir wird mich loszureißen von diesem beneidenswerthen Blättchen so nothwendig ist es! God bless my dearest friend and h[is] M[inna] – beg his friendly remembrance.
B[ertheau] muste nach H[amburg] zurück – der göttliche Roman, ward daher unmöglich.
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