• August Wilhelm von Schlegel to Johann Wolfgang von Goethe

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Weimar · Date: 23.03.1800
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Wolfgang von Goethe
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Weimar
  • Date: 23.03.1800
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 97‒98.
  • Verlag: Insel Verlag
  • Incipit: „[1] Jena d. 23 März 1800
    Ihre Sendung empfing ich vorgestern, und habe sogleich das neue darin mit großen Freuden durchstudirt. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Classification Number: GSA 28/805 St. 18
  • Provenance: Klassik Stiftung Weimar
[1] Jena d. 23 März 1800
Ihre Sendung empfing ich vorgestern, und habe sogleich das neue darin mit großen Freuden durchstudirt. Eine Äußerung Ihres Briefes hat die Lust, die ich schon lange hegte, einmal auf einen Tag nach Weimar zu gehen, noch um vieles vermehrt, und wenn das Wetter es nicht unmöglich macht, und unsre Patientin auf dem Wege der Besserung bleibt, auf den sie seit der letzten Nacht endlich gebracht zu seyn scheint, so hoffe ich den Dienstag oder Mittwoch hinüber zu reiten. Auf jeden Fall erhalten Sie Mittwochs das Manuscript durch den Boten wieder.
Als ich Ihnen letzthin schrieb, hoffte ich, die Krankheit meiner Frau sey schon dem Wesen nach gehoben. Dieses heimtückische Nervenfieber ist aber mit sehr übeln krampfhaften Zufällen heftig wieder gekommen, und hat uns die ganze Zeit über in abwechselnden Besorgnissen gehalten. Nur die stärksten Mittel haben es hemmen können, Moschus, Opium, und dazwischen als die einzige [2] Hülfe für die erschöpften Kräfte, beständig Ungrischer Wein. Sollten Sie von diesem grade vorräthig haben, so möchte ich so unverschämt seyn, Sie um eine Flasche anzusprechen. Zu kaufen ist hier keiner mehr, u in Weimar auch nicht, und der Vorrath unsrer Freunde, die uns bisher damit ausgeholfen haben, erschöpft sich, da sie auch andern Kranken damit beygestanden haben. Auf einige Tage sind wir noch theils durch etwas Ungrischen Wein, theils durch eine Flasche vortrefflichen Lünell, den H. von Einsiedel die Güte gehabt hat mir zu schicken, versorgt; allein ich besorge, daß meine Frau dieß Stärkungsmittel, das sie in einem Maße hat gebrauchen müssen, wie sie es im gesunden Zustande gar nicht hätte vertragen können, noch nicht sobald wird entbehren dürfen.
Wir sind außerdem alle gesund, auch Tieck wird wieder besser, und hat sehr artige neue Sachen componirt.
Ich schicke Ihnen hier vorläufig ein [3] Exemplar meiner so eben fertig gewordnen Gedichte, das ich Ihnen nachher gegen ein Bessres austauschen will. Die Ausgabe auf Velin wird erst in einigen Wochen fertig. – Das Neue werden Sie schon selbst herausfinden, es macht noch ziemlich viel aus.
Leben Sie recht wohl, ich hoffe Sie bald in Ihrem Hause [zu] besuchen, wenn wir nur erst das Glück haben sollten, Sie wieder bey uns zu sehen.
AWSchlegel

[4] leer
[1] Jena d. 23 März 1800
Ihre Sendung empfing ich vorgestern, und habe sogleich das neue darin mit großen Freuden durchstudirt. Eine Äußerung Ihres Briefes hat die Lust, die ich schon lange hegte, einmal auf einen Tag nach Weimar zu gehen, noch um vieles vermehrt, und wenn das Wetter es nicht unmöglich macht, und unsre Patientin auf dem Wege der Besserung bleibt, auf den sie seit der letzten Nacht endlich gebracht zu seyn scheint, so hoffe ich den Dienstag oder Mittwoch hinüber zu reiten. Auf jeden Fall erhalten Sie Mittwochs das Manuscript durch den Boten wieder.
Als ich Ihnen letzthin schrieb, hoffte ich, die Krankheit meiner Frau sey schon dem Wesen nach gehoben. Dieses heimtückische Nervenfieber ist aber mit sehr übeln krampfhaften Zufällen heftig wieder gekommen, und hat uns die ganze Zeit über in abwechselnden Besorgnissen gehalten. Nur die stärksten Mittel haben es hemmen können, Moschus, Opium, und dazwischen als die einzige [2] Hülfe für die erschöpften Kräfte, beständig Ungrischer Wein. Sollten Sie von diesem grade vorräthig haben, so möchte ich so unverschämt seyn, Sie um eine Flasche anzusprechen. Zu kaufen ist hier keiner mehr, u in Weimar auch nicht, und der Vorrath unsrer Freunde, die uns bisher damit ausgeholfen haben, erschöpft sich, da sie auch andern Kranken damit beygestanden haben. Auf einige Tage sind wir noch theils durch etwas Ungrischen Wein, theils durch eine Flasche vortrefflichen Lünell, den H. von Einsiedel die Güte gehabt hat mir zu schicken, versorgt; allein ich besorge, daß meine Frau dieß Stärkungsmittel, das sie in einem Maße hat gebrauchen müssen, wie sie es im gesunden Zustande gar nicht hätte vertragen können, noch nicht sobald wird entbehren dürfen.
Wir sind außerdem alle gesund, auch Tieck wird wieder besser, und hat sehr artige neue Sachen componirt.
Ich schicke Ihnen hier vorläufig ein [3] Exemplar meiner so eben fertig gewordnen Gedichte, das ich Ihnen nachher gegen ein Bessres austauschen will. Die Ausgabe auf Velin wird erst in einigen Wochen fertig. – Das Neue werden Sie schon selbst herausfinden, es macht noch ziemlich viel aus.
Leben Sie recht wohl, ich hoffe Sie bald in Ihrem Hause [zu] besuchen, wenn wir nur erst das Glück haben sollten, Sie wieder bey uns zu sehen.
AWSchlegel

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