• August Wilhelm von Schlegel to Johann Wolfgang von Goethe

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Weimar · Date: 21.10.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Wolfgang von Goethe
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Weimar
  • Date: 21.10.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 151‒153.
  • Verlag: Insel Verlag
  • Incipit: „[1] Berlin d. 21 Oct. 3
    Meinem Dank über Ihre so erfreulichen Mittheilungen vom Julius Cäsar, muß ich schon eine Bitte [...]“
    Manuscript
  • Provider: Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Classification Number: GSA 28/805 St. 41
  • Provenance: Klassik Stiftung Weimar
[1] Berlin d. 21 Oct. 3
Meinem Dank über Ihre so erfreulichen Mittheilungen vom Julius Cäsar, muß ich schon eine Bitte denselben Gegenstand betreffend nachsenden, wovon ich hoffe, daß die Erfüllung Ihnen nicht zu beschwerlich seyn mag.
Ich habe nämlich von Iffland einen Aufsatz über die Aufführung des Stücks empfangen, worin er verschiedne Veränderungen für das Theater wünscht. Die Wegräumung der zur Sitzung des Senats gehörigen Veranstaltungen scheint ihm störend, einen Vorhang vor den Sitzen niederlassen, nicht thunlich, weil sonst die Bühne für die Szene mit den Reden zu schmal wird, oder, wenn dieß nicht seyn soll, der Senat u die ganze Szene mit der Ermordung des Caesar zu sehr in den Hintergrund kommt. Ferner wünscht er in dem Akt, wo der Geist erscheint, alle Decorationsveränderungen ver[2]meiden zu können, um vollkommne Stille und Ruhe auf dem Theater zu haben. Sein Vorschlag ist deswegen eine veränderte Vertheilung in Akte, und zwar in sechs, in dieser Rücksicht nach dem Vorgange der Dalbergschen Bearbeitung.
Ich habe nun hierauf gerathen, zwar 5 Akte beyzubehalten, jedoch sie etwas anders zu vertheilen: nämlich die 1te Sz. des 3 Aktes noch zum 2ten zu ziehen, als an den sie sich unmittelbar dem Moment u Inhalt nach anschließt; ferner den 3ten Akt zu eröffnen mit der 2ten Szene des jetzigen, und ihm dann (mit Übergehung der vom Poeten Cinna, weil man Rollen zu ersparen wünscht) die 1te des 4ten Aktes, die Versammlung der Triumvirn, hinzuzufügen. So wird der 4te Akt im Lager eröffnet, u kann, wenn das Zelt des Brutus nur einen Theil der Szene einnimmt, ohne Veränderung derselben spielen.
Haben Sie doch die Güte mir zu melden, [3] wie Sie es mit allen diesen Dingen gehalten, wie Sie die Szenen eingerichtet und wie oft verändert haben. War der Senat schon großentheils versammelt, wie Caesar eintritt, oder zogen alle erst mit ihm ein? u war dieser Zug von Musik begleitet? u. s. w. Überhaupt werde ich Ihnen um so mehr verbunden seyn, je mehr und genauer Sie mir von Ihren theatralischen Einrichtungen schreiben wollen. Nur müßte ich mich einer baldigen Antwort erfreuen, wenn es nicht zu spät zur Benutzung seyn sollte. Ich fühle das Zudringliche meiner Zumuthung, allein ich kenne auch Ihren Eifer für die gute Sache. Es würde mir jetzt unendlich viel werth seyn, Ihre Vorstellung schon gesehen zu haben, allein auch die bloße Nachricht wird mir zu Statten kommen. Ich kann mich auf Ihr Beyspiel berufen, u habe schon Ihre Beschreibung des Leichenzuges meinem Gutachten beygefügt.
[4] Leben Sie recht wohl und verzeihen Sie mein Anliegen. Ich muß für dießmal schließen, da ich im Begriffe bin, eine kleine Reise aufs Land zu machen.
A. W. Schlegel
[1] Berlin d. 21 Oct. 3
Meinem Dank über Ihre so erfreulichen Mittheilungen vom Julius Cäsar, muß ich schon eine Bitte denselben Gegenstand betreffend nachsenden, wovon ich hoffe, daß die Erfüllung Ihnen nicht zu beschwerlich seyn mag.
Ich habe nämlich von Iffland einen Aufsatz über die Aufführung des Stücks empfangen, worin er verschiedne Veränderungen für das Theater wünscht. Die Wegräumung der zur Sitzung des Senats gehörigen Veranstaltungen scheint ihm störend, einen Vorhang vor den Sitzen niederlassen, nicht thunlich, weil sonst die Bühne für die Szene mit den Reden zu schmal wird, oder, wenn dieß nicht seyn soll, der Senat u die ganze Szene mit der Ermordung des Caesar zu sehr in den Hintergrund kommt. Ferner wünscht er in dem Akt, wo der Geist erscheint, alle Decorationsveränderungen ver[2]meiden zu können, um vollkommne Stille und Ruhe auf dem Theater zu haben. Sein Vorschlag ist deswegen eine veränderte Vertheilung in Akte, und zwar in sechs, in dieser Rücksicht nach dem Vorgange der Dalbergschen Bearbeitung.
Ich habe nun hierauf gerathen, zwar 5 Akte beyzubehalten, jedoch sie etwas anders zu vertheilen: nämlich die 1te Sz. des 3 Aktes noch zum 2ten zu ziehen, als an den sie sich unmittelbar dem Moment u Inhalt nach anschließt; ferner den 3ten Akt zu eröffnen mit der 2ten Szene des jetzigen, und ihm dann (mit Übergehung der vom Poeten Cinna, weil man Rollen zu ersparen wünscht) die 1te des 4ten Aktes, die Versammlung der Triumvirn, hinzuzufügen. So wird der 4te Akt im Lager eröffnet, u kann, wenn das Zelt des Brutus nur einen Theil der Szene einnimmt, ohne Veränderung derselben spielen.
Haben Sie doch die Güte mir zu melden, [3] wie Sie es mit allen diesen Dingen gehalten, wie Sie die Szenen eingerichtet und wie oft verändert haben. War der Senat schon großentheils versammelt, wie Caesar eintritt, oder zogen alle erst mit ihm ein? u war dieser Zug von Musik begleitet? u. s. w. Überhaupt werde ich Ihnen um so mehr verbunden seyn, je mehr und genauer Sie mir von Ihren theatralischen Einrichtungen schreiben wollen. Nur müßte ich mich einer baldigen Antwort erfreuen, wenn es nicht zu spät zur Benutzung seyn sollte. Ich fühle das Zudringliche meiner Zumuthung, allein ich kenne auch Ihren Eifer für die gute Sache. Es würde mir jetzt unendlich viel werth seyn, Ihre Vorstellung schon gesehen zu haben, allein auch die bloße Nachricht wird mir zu Statten kommen. Ich kann mich auf Ihr Beyspiel berufen, u habe schon Ihre Beschreibung des Leichenzuges meinem Gutachten beygefügt.
[4] Leben Sie recht wohl und verzeihen Sie mein Anliegen. Ich muß für dießmal schließen, da ich im Begriffe bin, eine kleine Reise aufs Land zu machen.
A. W. Schlegel
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