• Charlotte Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Harburg, Elbe · Place of Destination: Bonn · Date: 22.10.1832
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Charlotte Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Harburg, Elbe
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 22.10.1832
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34097
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.12
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,1 x 12,6 cm
  • Incipit: „[1] Harburg den 22sten Oct.
    1832.
    Abermahls habe ich Ihnen, geliebter Bruder, eine, für uns höchst traurige Nachricht die zunächst mein armes [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Harburg den 22sten Oct.
1832.
Abermahls habe ich Ihnen, geliebter Bruder, eine, für uns höchst traurige Nachricht die zunächst mein armes Malchen betrifft, mitzutheilen. Denken Sie, dieß gute fromme Kind, ist jetzt eben so unglüklich wie ihre Schwester, den auch sie hat den heißgeliebten Gatten verloren! Er befiel vor ungefähr 4 Wochen mit eine dem Anschein nach, unbedeutenden Krankheit, die aber mit jedem Tage gefährlicher ward, und am 15ten d. unter vielen Leiden und Kämpfen seinen Leben ein Ende machte. Unbeschreiblich ist meiner armen Tochter Schmerz bey den Verlust des Mannes der ihr Alles war, und mit dem sie still und häuslich so glücklich lebte; nun steht sie einsam und verlassen an einen fremden Ort unter Fremden da, ganz ohne verwandtschaftlichen Zuspruch und Beystand; entfernt wie ich bin kann ich nichts für sie thun als sie von ganzer Seele bedauren. Schwer lastet die Hand des Schicksahls auf uns, und fast [2] möchte ich verzagen und wieder die Vorsehung murren die mir dieß neue Unglük noch erleben läßt! – Für den übersandten Wechsel der 8 Luisdor, die mir auch schon ausgezahlt sind, sage ich Ihnen, geliebter Bruder, in meinen und meiner Tochter Namen herzlichen Dank: sie sind uns ein sehr willkommnes Geschenk, und Ihr Versprechen noch ferner zu unsrer Erleichtrung beytragen zu wollen, ist uns eine angenehme Versichrung und eine Beruhigung bey den sorgenvollen trüben Blick in die Zukunft.
Wie die Umstände bey meiner unglüklichen Malchen sind, weiß ich noch nicht genau, so wie ich glaube hat er keine Schulden hinterlassen, aber auch vielleicht kein Vermögen, weil auf seiner Stelle sich wohl nichts sammeln ließ so sparsam sie auch gelebt haben.
– Auf Ihre Anfrage ob ich mein Vermögen nicht vortheilhafter wie bißher belegen könte? kann ich Ihnen sagen daß ich schon längst darauf bedacht war, da aber der gröste Theil in der Hamburger Bank steht, so macht es viele Weitläuftigkeiten [3] und Kosten es da heraus zu ziehn, und weil es da vollkommen sicher ist, und man auf andre Weise so leicht darum kommen kann wie ich leider erst kürzlich die traurige Erfahrung davon gemacht habe, da mir ein Posten von 300 Thr. den ich in hiesiger Gegend zu 5 procent belegt hatte, auf diese Weise verloren gegangen ist, so habe ich es vorgezogen es stehn zu lassen zumahl da meine Zeit bald daher ist, und nach meinen Tode doch andre Einrichtungen müssen gemacht werden.
Ich schließe für Heute, mein Körper ist so angegriffen, und mein Geist so gedrükt daß ich nichts weiter hinzusetzen kann, als Sie zu bitten, bester Bruder, daß Sie mir und meine unglüklichen Kinder ferner mit Liebe und Theilnahme gewogen bleiben.
Ihre
Sie innig werthschätzende
tief traurende Schwester
Ch. Schlegel.
[4] [leer]
[1] beantw. d. 28sten Oct.
Zugleich an
Malchen geschrieben
[1] Harburg den 22sten Oct.
1832.
Abermahls habe ich Ihnen, geliebter Bruder, eine, für uns höchst traurige Nachricht die zunächst mein armes Malchen betrifft, mitzutheilen. Denken Sie, dieß gute fromme Kind, ist jetzt eben so unglüklich wie ihre Schwester, den auch sie hat den heißgeliebten Gatten verloren! Er befiel vor ungefähr 4 Wochen mit eine dem Anschein nach, unbedeutenden Krankheit, die aber mit jedem Tage gefährlicher ward, und am 15ten d. unter vielen Leiden und Kämpfen seinen Leben ein Ende machte. Unbeschreiblich ist meiner armen Tochter Schmerz bey den Verlust des Mannes der ihr Alles war, und mit dem sie still und häuslich so glücklich lebte; nun steht sie einsam und verlassen an einen fremden Ort unter Fremden da, ganz ohne verwandtschaftlichen Zuspruch und Beystand; entfernt wie ich bin kann ich nichts für sie thun als sie von ganzer Seele bedauren. Schwer lastet die Hand des Schicksahls auf uns, und fast [2] möchte ich verzagen und wieder die Vorsehung murren die mir dieß neue Unglük noch erleben läßt! – Für den übersandten Wechsel der 8 Luisdor, die mir auch schon ausgezahlt sind, sage ich Ihnen, geliebter Bruder, in meinen und meiner Tochter Namen herzlichen Dank: sie sind uns ein sehr willkommnes Geschenk, und Ihr Versprechen noch ferner zu unsrer Erleichtrung beytragen zu wollen, ist uns eine angenehme Versichrung und eine Beruhigung bey den sorgenvollen trüben Blick in die Zukunft.
Wie die Umstände bey meiner unglüklichen Malchen sind, weiß ich noch nicht genau, so wie ich glaube hat er keine Schulden hinterlassen, aber auch vielleicht kein Vermögen, weil auf seiner Stelle sich wohl nichts sammeln ließ so sparsam sie auch gelebt haben.
– Auf Ihre Anfrage ob ich mein Vermögen nicht vortheilhafter wie bißher belegen könte? kann ich Ihnen sagen daß ich schon längst darauf bedacht war, da aber der gröste Theil in der Hamburger Bank steht, so macht es viele Weitläuftigkeiten [3] und Kosten es da heraus zu ziehn, und weil es da vollkommen sicher ist, und man auf andre Weise so leicht darum kommen kann wie ich leider erst kürzlich die traurige Erfahrung davon gemacht habe, da mir ein Posten von 300 Thr. den ich in hiesiger Gegend zu 5 procent belegt hatte, auf diese Weise verloren gegangen ist, so habe ich es vorgezogen es stehn zu lassen zumahl da meine Zeit bald daher ist, und nach meinen Tode doch andre Einrichtungen müssen gemacht werden.
Ich schließe für Heute, mein Körper ist so angegriffen, und mein Geist so gedrükt daß ich nichts weiter hinzusetzen kann, als Sie zu bitten, bester Bruder, daß Sie mir und meine unglüklichen Kinder ferner mit Liebe und Theilnahme gewogen bleiben.
Ihre
Sie innig werthschätzende
tief traurende Schwester
Ch. Schlegel.
[4] [leer]
[1] beantw. d. 28sten Oct.
Zugleich an
Malchen geschrieben
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