• Amalie Wolper to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Lingen (Ems) · Place of Destination: Bonn · Date: 20.01.1840
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Amalie Wolper
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Lingen (Ems)
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 20.01.1840
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34336
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.57
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 22,4 x 13,9 cm
  • Incipit: „[1] Lingen d. 20sten Januar
    1840.
    Theuerster Oheim!
    Bis zum Abgange der Post bleibt mir noch eben so viel Zeit, um Ihnen die [...]“
  • Editors: Varwig, Olivia · Zeil, Sophia
[1] Lingen d. 20sten Januar
1840.
Theuerster Oheim!
Bis zum Abgange der Post bleibt mir noch eben so viel Zeit, um Ihnen die heute bei uns eingegangene Nachricht mitzutheilen, daß mein Bruder am 16ten d. M. nach Hildesheim abgereist ist. Gott sei Dank! daß es endlich so weit ist, ich fühle mich dadurch ordentlich etwas erleichtert und beruhigt, da nun doch zweckmäßige Mittel zu seiner Heilung angewandt werden; wir wollen hoffen, daß sie von dem besten Erfolge sind. Der Doctor Matthäi meldet es dem Sup. Jüngst, der ihm neulich geschrieben hatte und der Inhalt seines Briefes ist wörtlich folgender: „Der Dr. Schlegel ist diesen Morgen (der Brief ist vom 16ten d. M. datirt) munter und vergnügt nach Hildesheim abgefahren. Erst vorgestern ging der Receptionsschein ein, des[2]sen Erwirkung die hiesige Obrigkeit, ungeachtet meiner mehrfachen Bitten, leider längere Zeit versäumt hatte. Der Kranke befindet sich, mit Ausnahme seines Zeigefingers an der rechten Hand, ziemlich wohl. Er ist freilich sehr abgemagert, allein, doch immer heiter. Nur ein einziges Mal hat er einen Anfall einer Tobsucht gehabt, das war aber höchst wahrscheinlich in Folge heftiger Schmerzen an seinem Finger. Diesen Finger hat er beim entzweischlagen einer Fensterscheibe verletzt. Er wurde sehr schlimm, weil er den Verband nicht sitzen ließ. Jetzt ist er auf Besserung.“ Auf unsre Anfrage, weßhalb August in Verden nicht ärztlich behandelt sei, wird nichts erwiedert. –
Mich dünkt auch, der H. Curator hätte die Sache wohl etwas eifriger betreiben können, denn am 30sten Decbr. v. J. schrieb Kohlrausch schon, der Abreise meines Bruders nach Hildesheim stehe kein Hinderniß mehr im Wege und vielleicht sei der Transport dahin schon geschehen und wegen einer bloßen Nachlässigkeit hat sich diese so lange verzögert. Ich glaube, wenn wir nicht so dringende Eile empfohlen hätten, säße Aug. noch, wer weiß, wie lange, in Verden. Überhaupt bin ich recht böse auf die Menschen in Verden, denn sie haben sich, vom Anfange an, einfältig und [3] nachlässig benommen. Die gutmüthige Frau Engels ist noch die einzige, die nach Kräften und bester Einsicht etwas für uns gethan hat. Vor einigen Tagen schrieb sie mir, daß Aug. mit Kleidung recht gut und auch mit Wäsche recht ordentlich versehen sei, nur habe er in der letzten Zeit viele von seinen gewöhnlichen Sachen zerrissen und ruinirt. Er könne jedoch noch ein Dutzend gute Hemden mit nach Hildesheim nehmen und das scheine ihr für den Anfang genug zu sein. Da er aber auch ein Bett mitbringen müsse, so bedürfe er Bettwäsche. Dieses habe ich nun gleich übernommen und werde ihm von starken, neuen Leinen Betttücher und Überzüge nähen. Sobald er sie bedarf, soll er auch ein halbes Dutzend neue Hemden von mir haben, die habe ich ihm einmal zugedacht, er mag nun besser werden, oder krank bleiben.
H. Sup. Jüngst will nun, vielleicht noch in dieser Woche, in unserem Namen an den Arzt in Hildesheim schreiben und August demselben empfehlen. Sobald wir einige Nachricht von dort erhalten, werde ich sie Ihnen mittheilen.
Ich will nun noch mit einigen Zeilen meiner Mutter die Abreise August’s melden, denn sie klagt mir, daß sie auf drei Briefe nach Verden keine Sylbe [4] Antwort erhalten habe und nun gar nicht wisse, wie es dort stehe.
Wegen August’s Geburtstag, glaube ich, irrt sich mein[e] Mutter, da ich aus früherer Zeit von ihm selbst weiß, daß derselbe auf den 10ten October fällt.
Leben Sie recht wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir ein freundliches Andenken.
Ihre
Sie liebende Nichte
Amalie Wolper.
[1] VI.
beantw. d. 30sten Januar
[1] Lingen d. 20sten Januar
1840.
Theuerster Oheim!
Bis zum Abgange der Post bleibt mir noch eben so viel Zeit, um Ihnen die heute bei uns eingegangene Nachricht mitzutheilen, daß mein Bruder am 16ten d. M. nach Hildesheim abgereist ist. Gott sei Dank! daß es endlich so weit ist, ich fühle mich dadurch ordentlich etwas erleichtert und beruhigt, da nun doch zweckmäßige Mittel zu seiner Heilung angewandt werden; wir wollen hoffen, daß sie von dem besten Erfolge sind. Der Doctor Matthäi meldet es dem Sup. Jüngst, der ihm neulich geschrieben hatte und der Inhalt seines Briefes ist wörtlich folgender: „Der Dr. Schlegel ist diesen Morgen (der Brief ist vom 16ten d. M. datirt) munter und vergnügt nach Hildesheim abgefahren. Erst vorgestern ging der Receptionsschein ein, des[2]sen Erwirkung die hiesige Obrigkeit, ungeachtet meiner mehrfachen Bitten, leider längere Zeit versäumt hatte. Der Kranke befindet sich, mit Ausnahme seines Zeigefingers an der rechten Hand, ziemlich wohl. Er ist freilich sehr abgemagert, allein, doch immer heiter. Nur ein einziges Mal hat er einen Anfall einer Tobsucht gehabt, das war aber höchst wahrscheinlich in Folge heftiger Schmerzen an seinem Finger. Diesen Finger hat er beim entzweischlagen einer Fensterscheibe verletzt. Er wurde sehr schlimm, weil er den Verband nicht sitzen ließ. Jetzt ist er auf Besserung.“ Auf unsre Anfrage, weßhalb August in Verden nicht ärztlich behandelt sei, wird nichts erwiedert. –
Mich dünkt auch, der H. Curator hätte die Sache wohl etwas eifriger betreiben können, denn am 30sten Decbr. v. J. schrieb Kohlrausch schon, der Abreise meines Bruders nach Hildesheim stehe kein Hinderniß mehr im Wege und vielleicht sei der Transport dahin schon geschehen und wegen einer bloßen Nachlässigkeit hat sich diese so lange verzögert. Ich glaube, wenn wir nicht so dringende Eile empfohlen hätten, säße Aug. noch, wer weiß, wie lange, in Verden. Überhaupt bin ich recht böse auf die Menschen in Verden, denn sie haben sich, vom Anfange an, einfältig und [3] nachlässig benommen. Die gutmüthige Frau Engels ist noch die einzige, die nach Kräften und bester Einsicht etwas für uns gethan hat. Vor einigen Tagen schrieb sie mir, daß Aug. mit Kleidung recht gut und auch mit Wäsche recht ordentlich versehen sei, nur habe er in der letzten Zeit viele von seinen gewöhnlichen Sachen zerrissen und ruinirt. Er könne jedoch noch ein Dutzend gute Hemden mit nach Hildesheim nehmen und das scheine ihr für den Anfang genug zu sein. Da er aber auch ein Bett mitbringen müsse, so bedürfe er Bettwäsche. Dieses habe ich nun gleich übernommen und werde ihm von starken, neuen Leinen Betttücher und Überzüge nähen. Sobald er sie bedarf, soll er auch ein halbes Dutzend neue Hemden von mir haben, die habe ich ihm einmal zugedacht, er mag nun besser werden, oder krank bleiben.
H. Sup. Jüngst will nun, vielleicht noch in dieser Woche, in unserem Namen an den Arzt in Hildesheim schreiben und August demselben empfehlen. Sobald wir einige Nachricht von dort erhalten, werde ich sie Ihnen mittheilen.
Ich will nun noch mit einigen Zeilen meiner Mutter die Abreise August’s melden, denn sie klagt mir, daß sie auf drei Briefe nach Verden keine Sylbe [4] Antwort erhalten habe und nun gar nicht wisse, wie es dort stehe.
Wegen August’s Geburtstag, glaube ich, irrt sich mein[e] Mutter, da ich aus früherer Zeit von ihm selbst weiß, daß derselbe auf den 10ten October fällt.
Leben Sie recht wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir ein freundliches Andenken.
Ihre
Sie liebende Nichte
Amalie Wolper.
[1] VI.
beantw. d. 30sten Januar
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