• Amalie Wolper to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Lingen (Ems) · Place of Destination: Bonn · Date: 28.12.1840
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Amalie Wolper
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Lingen (Ems)
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 28.12.1840
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34336
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.66
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,2 x 12,3 cm
  • Incipit: „[1] Lingen d. 28sten Decbr.
    1840.
    Theuerster Oheim!
    Ihr liebevoller, freundlicher Brief, den ich [g]estern erhielt, bereitete mir eine große Freude und es [...]“
  • Editors: Varwig, Olivia · Zeil, Sophia
[1] Lingen d. 28sten Decbr.
1840.
Theuerster Oheim!
Ihr liebevoller, freundlicher Brief, den ich [g]estern erhielt, bereitete mir eine große Freude und es bedarf wohl nicht der Versicherung, wie ich jedes Zeichen Ihres fortdauernden Wohlwollens und Andenkens mit innigem Dank erkenne. Das denselben begleitende gütige Geschenk war mir eine schöne Überraschung, die ich mit gerührtem, dankbaren Herzen annehme und nicht läugne, daß gerade jetzt, wo ich viele Ausgaben habe, größere noch mir bevorstehen, mir eine so freundlich gebotene Gabe höchst willkommen ist. Wäre ich nur nicht schon so oft, zu oft, geliebter Oheim, Ihrer Güte verpf[lic]htet gewesen!
[2] Daß Sie nach längerem Unwohlsein sich jetzt wieder erholt haben und um Vieles besser befinden, höre ich mit aufrichtiger Theilnahme. Von Herzen wünsche ich, daß sich Ihre Gesundheit immer mehr kräftigen und stärken möge; vielleicht trüge dazu auch die beabsichtigte Reise bei, denn es ist dem Körper gewiß wohlthätig, einmal aus dem gewohnten Gleise zu kommen und die damit verbundene Zerstreuung und Erheiterung wirken auch dazu mit. Recht sehr bedaure ich, daß die gute Mamsell Marie und Heinrich erkrankt sind und Erstere noch an einem Augenübel leidet. Wie langweilig und die Geduld erschöpfend ein solches ist, weiß ich aus früherer Erfahrung, besonders wenn man die langen Winterabende unbeschäftigt hinbringen muß. Beide bitte ich bestens von mir zu grüßen und meiner Theilnahme zu versichern.
Ich verlebe den Winter recht still und einsam und sehe nur zuweilen meine näheren Bekannte und Freunde, deren Zahl jetzt klein ist, da die meisten früher von hier weggezogen sind. So gern ich Sie, theurer Oheim, [3] auch noch einmal wiedergesehen hätte, ehe ich aus dieser Gegend scheide, so wäre es mir doch diesen Winter nicht möglich gewesen, Ihrer gütigen Einladung zu folgen, da ich noch manche Geschäfte an Ort und Stelle zu ordnen habe. Unter andern muß ich es auszuwirken suchen, daß mir die kleinen Unterstützungen belassen werden, die ich bisher, meistens aus hiesigen Kassen bezogen habe. Ich habe mich schon an die betreffenden Behörden gewandt, bis jetzt aber noch keine Antwort erhalten. Mitte April denke ich meine Auction zu halten und die mitzunehmenden Sachen einzupacken und gegen Ende desselben Monates von hier abzureisen. Ehe ich recht in die Unruhe gerathe, schreibe ich Ihnen jedenfalls noch einmal. Großen Freuden, das wissen Sie wohl, lieber Oheim, gehe ich in Harburg nicht entgegen, da leider! meine gute Mutter alt und schwach und meine arme Schwester und deren Tochter Pauline stets leidend und kränklich sind. Wenn ich aber nur etwas zu ihrer Erleichterung und Erheiterung beitragen kann, so wird mir das ein sehr [4] tröstliches Gefühl und Ersatz für manche Entbehrung sein.
Hermann wird sich sehr freuen, daß Sie sein Briefchen so nachsichtsvoll und schonend beurtheilen. Er schreibt mir fleißig und ist ja, Gott sei Dank! wohl und zufrieden in Hannover. Die Geschäfte in der Buchhandlung, von morgens 8 bis abends 8 Uhr, betreibt er mit großer Liebhaberei und ist dort sehr gerne. Ich hoffe daher, daß man auch mit ihm einigermaßen zufrieden ist, da er wenigstens Lust und Eifer beweis’t, wenn er auch noch mancher Zurechtweisung bedarf. In den nächsten Tagen werde ich deßhalb einmal bei Hn. Myrzinsky (Helwing) anfragen; früher mochte ich es nicht thun, da es sich wohl nicht sogleich beurtheilen ließ.
Nun leben Sie recht wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir auch ferner die freundlichen Gesinnungen, die mich so glücklich machen.
Ihre
Sie wahrhaft liebende Nichte
Amalie Wolper.
[1] Lingen d. 28sten Decbr.
1840.
Theuerster Oheim!
Ihr liebevoller, freundlicher Brief, den ich [g]estern erhielt, bereitete mir eine große Freude und es bedarf wohl nicht der Versicherung, wie ich jedes Zeichen Ihres fortdauernden Wohlwollens und Andenkens mit innigem Dank erkenne. Das denselben begleitende gütige Geschenk war mir eine schöne Überraschung, die ich mit gerührtem, dankbaren Herzen annehme und nicht läugne, daß gerade jetzt, wo ich viele Ausgaben habe, größere noch mir bevorstehen, mir eine so freundlich gebotene Gabe höchst willkommen ist. Wäre ich nur nicht schon so oft, zu oft, geliebter Oheim, Ihrer Güte verpf[lic]htet gewesen!
[2] Daß Sie nach längerem Unwohlsein sich jetzt wieder erholt haben und um Vieles besser befinden, höre ich mit aufrichtiger Theilnahme. Von Herzen wünsche ich, daß sich Ihre Gesundheit immer mehr kräftigen und stärken möge; vielleicht trüge dazu auch die beabsichtigte Reise bei, denn es ist dem Körper gewiß wohlthätig, einmal aus dem gewohnten Gleise zu kommen und die damit verbundene Zerstreuung und Erheiterung wirken auch dazu mit. Recht sehr bedaure ich, daß die gute Mamsell Marie und Heinrich erkrankt sind und Erstere noch an einem Augenübel leidet. Wie langweilig und die Geduld erschöpfend ein solches ist, weiß ich aus früherer Erfahrung, besonders wenn man die langen Winterabende unbeschäftigt hinbringen muß. Beide bitte ich bestens von mir zu grüßen und meiner Theilnahme zu versichern.
Ich verlebe den Winter recht still und einsam und sehe nur zuweilen meine näheren Bekannte und Freunde, deren Zahl jetzt klein ist, da die meisten früher von hier weggezogen sind. So gern ich Sie, theurer Oheim, [3] auch noch einmal wiedergesehen hätte, ehe ich aus dieser Gegend scheide, so wäre es mir doch diesen Winter nicht möglich gewesen, Ihrer gütigen Einladung zu folgen, da ich noch manche Geschäfte an Ort und Stelle zu ordnen habe. Unter andern muß ich es auszuwirken suchen, daß mir die kleinen Unterstützungen belassen werden, die ich bisher, meistens aus hiesigen Kassen bezogen habe. Ich habe mich schon an die betreffenden Behörden gewandt, bis jetzt aber noch keine Antwort erhalten. Mitte April denke ich meine Auction zu halten und die mitzunehmenden Sachen einzupacken und gegen Ende desselben Monates von hier abzureisen. Ehe ich recht in die Unruhe gerathe, schreibe ich Ihnen jedenfalls noch einmal. Großen Freuden, das wissen Sie wohl, lieber Oheim, gehe ich in Harburg nicht entgegen, da leider! meine gute Mutter alt und schwach und meine arme Schwester und deren Tochter Pauline stets leidend und kränklich sind. Wenn ich aber nur etwas zu ihrer Erleichterung und Erheiterung beitragen kann, so wird mir das ein sehr [4] tröstliches Gefühl und Ersatz für manche Entbehrung sein.
Hermann wird sich sehr freuen, daß Sie sein Briefchen so nachsichtsvoll und schonend beurtheilen. Er schreibt mir fleißig und ist ja, Gott sei Dank! wohl und zufrieden in Hannover. Die Geschäfte in der Buchhandlung, von morgens 8 bis abends 8 Uhr, betreibt er mit großer Liebhaberei und ist dort sehr gerne. Ich hoffe daher, daß man auch mit ihm einigermaßen zufrieden ist, da er wenigstens Lust und Eifer beweis’t, wenn er auch noch mancher Zurechtweisung bedarf. In den nächsten Tagen werde ich deßhalb einmal bei Hn. Myrzinsky (Helwing) anfragen; früher mochte ich es nicht thun, da es sich wohl nicht sogleich beurtheilen ließ.
Nun leben Sie recht wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir auch ferner die freundlichen Gesinnungen, die mich so glücklich machen.
Ihre
Sie wahrhaft liebende Nichte
Amalie Wolper.
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