• Johann Daniel Falk to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Weimar · Place of Destination: Jena · Date: Dezember [1796]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Daniel Falk
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Weimar
  • Place of Destination: Jena
  • Date: Dezember [1796]
  • Notations: Datum (Jahr) und Empfangsort erschlossen. ‒ Datierung: Durch Schlegels Antwort vom 27. Dezember 1796.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33563
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.8,Nr.2
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs.
  • Format: 14,7 x 9,1 cm; 10,2 x 8,4 cm
  • Incipit: „[1] Mein theuerster Schlegel
    Weimar. im
    Decbr.
    Sie erhalten hier einige Exemplare von meinem Taschenbuch. Sie werden die Gütigkeit haben sie an die [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Mein theuerster Schlegel
Weimar. im
Decbr.
Sie erhalten hier einige Exemplare von
meinem Taschenbuch. Sie werden die Gütigkeit haben sie an die Behörde zu fördern. Wenn Sie davon eine Anzeige in der all. Litt. Uebernehmen wollten, so würden sie mich sehr verbinden, denn wie sie wissen gründet sich meine Existenz grösstentheils auf dies Büchlein. Versteht sich dass Sie freymüthig tadeln, was ihnen tadelnswürdig scheint. Dieser Tage habʼ ich eine Parodie [2] versucht. Sie heisst M...s Tod. Hier haben sie einige Bruchstücke.
Solo
Sein Odem ist schwach, seine Tage sind abgekürzet, Seine Seele ist voll Jammer; sein Leben ist nahe bey der Hölle.
Recit.
Jerusalem, Jerusalem!
Wen hören deine Mauern
so lange so verlassen trauern
Wer ist der peinlich langsam Reimende?
Ist das
mein M – –o? – Bestes aller Menschenkinder
Du zagst du zitterst gleich dem Sünder
Dem die Kritik sein Todesurtheil fällt,
Ach seht! Er sinkt belastet mit den Missethaten
Der ganzen Recensentenwelt.–.
Tutti der Recensent in der Bibl. der Sch. Wissens.
-
Unsre Seele ist gebeuget zur Erde.
O wehe, dass wir so gesündiget haben!
Choral
Manso singt
Wen hab ich sonst als
Dyk allein
[3] Der mir in meiner letzten Pein
Kan Stärke, Trost und Hoffnung geben.
Wer komt und hilft mir ungesäumt,
Wenn ich von dem, was ich gereimt
An Deutschland Rechenschaft soll geben:
Wer recensirt dan mein Gedicht?
Bist du es, Dyk, mein Schutzgott nicht?
– –
Manso sucht darauf seine Jünger auf und liest die Kunst zu lieben vor. Allein auch die schlafen ein bey dem ersten Verse
Das Fleisch ist willig, nur der Geist ist schwach.
Drauf bückt Er
J....bs Hand sich anzurühren nieder:
Auch du bist nicht mehr wach?
O wacht und reimet meine Brüder!
Arie
Ein Recens. in der Biblioth der Schön. Wiss.
Singt dem göttlichen Poeten!
[4] Der den Reim vom Himmel bringet,
Und
die Kunst zu lieben singet,
Musensöhne singt ihm Dank.
Nun geniesse deiner Tugend
Steig auf der Poetik Leiter
Bis zu
Gellert, steige weiter,
Manso, Gottsched sey dein Sang
Singt dem gottlichen Poeten ec ec
Recit.
Erklingen Waffen! Lanzen blinken bey dem Schein
Der Fackeln.–
Göthe, Schiller dringen ein.
Ich sehe
MansoDyk – Es ist um sie geschehen!
Was hör ich hier? Was muss ich sehen?
Du armer Dyk! Ach
J–––s selber spricht
Ich kenne dieser Menschen nicht!
Arie (Magister Dyk singt)
Die mich liebten, fliehn zurück
Mächtig sind, die mich verdammen,
Und es regnet Epigrammen
Ach! ich armer, armer Dyk.
Meine saubre Politik,
[5] Kaum zur Hälfte noch vergriffen
Ward in Deutschland ausgepfiffen,
Ach ich armer, armer Dyk.
Weh mir welch ein Missgeschick
selbst nicht meine Comödien
Konten
Schillers Spott entfliehen,
Ach! ich armer, armer Dyk!
U. s. w. – Bey Gelegenheit sehen sie wohl einmahl
das Ganze. Ich will sie also nicht mit Anzeigen behelligen. Ihre kleine liebenswürdige Frau grüssen Sie nur [6] tausendmahl, und seyn sagen sie ihr, das ich die Augenblicke, die ich in Weimar in ihrer beyderseitigen Gesellschaft verlebt habe, zu den interessantesten meines Lebens rechne – – Wieland hat sich den Abend als Er mit ihnen bey H. war einen starken Katharrh zugezogen
Adieu mein liebster Schlegel
Emphehlen sie mich vielmahl bey
Schütz, Adieu!
[1] Mein theuerster Schlegel
Weimar. im
Decbr.
Sie erhalten hier einige Exemplare von
meinem Taschenbuch. Sie werden die Gütigkeit haben sie an die Behörde zu fördern. Wenn Sie davon eine Anzeige in der all. Litt. Uebernehmen wollten, so würden sie mich sehr verbinden, denn wie sie wissen gründet sich meine Existenz grösstentheils auf dies Büchlein. Versteht sich dass Sie freymüthig tadeln, was ihnen tadelnswürdig scheint. Dieser Tage habʼ ich eine Parodie [2] versucht. Sie heisst M...s Tod. Hier haben sie einige Bruchstücke.
Solo
Sein Odem ist schwach, seine Tage sind abgekürzet, Seine Seele ist voll Jammer; sein Leben ist nahe bey der Hölle.
Recit.
Jerusalem, Jerusalem!
Wen hören deine Mauern
so lange so verlassen trauern
Wer ist der peinlich langsam Reimende?
Ist das
mein M – –o? – Bestes aller Menschenkinder
Du zagst du zitterst gleich dem Sünder
Dem die Kritik sein Todesurtheil fällt,
Ach seht! Er sinkt belastet mit den Missethaten
Der ganzen Recensentenwelt.–.
Tutti der Recensent in der Bibl. der Sch. Wissens.
-
Unsre Seele ist gebeuget zur Erde.
O wehe, dass wir so gesündiget haben!
Choral
Manso singt
Wen hab ich sonst als
Dyk allein
[3] Der mir in meiner letzten Pein
Kan Stärke, Trost und Hoffnung geben.
Wer komt und hilft mir ungesäumt,
Wenn ich von dem, was ich gereimt
An Deutschland Rechenschaft soll geben:
Wer recensirt dan mein Gedicht?
Bist du es, Dyk, mein Schutzgott nicht?
– –
Manso sucht darauf seine Jünger auf und liest die Kunst zu lieben vor. Allein auch die schlafen ein bey dem ersten Verse
Das Fleisch ist willig, nur der Geist ist schwach.
Drauf bückt Er
J....bs Hand sich anzurühren nieder:
Auch du bist nicht mehr wach?
O wacht und reimet meine Brüder!
Arie
Ein Recens. in der Biblioth der Schön. Wiss.
Singt dem göttlichen Poeten!
[4] Der den Reim vom Himmel bringet,
Und
die Kunst zu lieben singet,
Musensöhne singt ihm Dank.
Nun geniesse deiner Tugend
Steig auf der Poetik Leiter
Bis zu
Gellert, steige weiter,
Manso, Gottsched sey dein Sang
Singt dem gottlichen Poeten ec ec
Recit.
Erklingen Waffen! Lanzen blinken bey dem Schein
Der Fackeln.–
Göthe, Schiller dringen ein.
Ich sehe
MansoDyk – Es ist um sie geschehen!
Was hör ich hier? Was muss ich sehen?
Du armer Dyk! Ach
J–––s selber spricht
Ich kenne dieser Menschen nicht!
Arie (Magister Dyk singt)
Die mich liebten, fliehn zurück
Mächtig sind, die mich verdammen,
Und es regnet Epigrammen
Ach! ich armer, armer Dyk.
Meine saubre Politik,
[5] Kaum zur Hälfte noch vergriffen
Ward in Deutschland ausgepfiffen,
Ach ich armer, armer Dyk.
Weh mir welch ein Missgeschick
selbst nicht meine Comödien
Konten
Schillers Spott entfliehen,
Ach! ich armer, armer Dyk!
U. s. w. – Bey Gelegenheit sehen sie wohl einmahl
das Ganze. Ich will sie also nicht mit Anzeigen behelligen. Ihre kleine liebenswürdige Frau grüssen Sie nur [6] tausendmahl, und seyn sagen sie ihr, das ich die Augenblicke, die ich in Weimar in ihrer beyderseitigen Gesellschaft verlebt habe, zu den interessantesten meines Lebens rechne – – Wieland hat sich den Abend als Er mit ihnen bey H. war einen starken Katharrh zugezogen
Adieu mein liebster Schlegel
Emphehlen sie mich vielmahl bey
Schütz, Adieu!
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