• August Wilhelm von Schlegel to Karl Vom Stein Zum Altenstein

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 09.06.1829
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Karl Vom Stein Zum Altenstein
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 09.06.1829
  • Notations: Konzept. – Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-38971
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.2(1),Nr.34
  • Number of Pages: 2 S., hs.
  • Format: 33,1 x 20,6 cm
  • Incipit: „[1] Auf Ew. Hochwohlgeboren Anfrage, den französischen Sprachlehrer Nadaud betreffend, beehre ich mich folgendes gehorsamst zu erwiedern.
    Dieser Mann Derselbe ist [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Auf Ew. Hochwohlgeboren Anfrage, den französischen Sprachlehrer Nadaud betreffend, beehre ich mich folgendes gehorsamst zu erwiedern.
Dieser Mann Derselbe ist mir sowohl von Seiten seines Charakters und seiner Sitten als seiner Kenntnisse und Fähigkeiten wohl sehr genau bekannt, da er geraume Zeit hindurch zwei jungen Engländern, die in meinem Hause wohnten, und deren Erziehung ich leitete, Unterricht ertheilt hat; da ich ihn während dieser Zeit sogar bei mir speisen ließ, um das Gespräch französisch zu führen; und ich kann ihm in jeder Beziehung das vortheilhafteste Zeugniß ertheilen ausstatten.
Sohn eines französischen Vaters und in einer Pariser Lehranstalt erzogen, besitzt er die richtige Aussprache, welche Ausländer sich so selten aneignen. Er hat auch gründliche grammatische und litterarische Studien über seine Muttersprache gemacht, und mir mehrere lobenswerthe Aufsätze über diese Gegenstände mitgetheilt. *Endlich spricht und schreibt er auch das Deutsche mit vollkommner Richtigkeit, und die Kenntniß dieser Sprache kommt ihm bei der gegenseitigen Übertragung der Ausdrücke zu Statten; so daß er auf alle Weise zu einem gründlichen und methodischen Unterricht qualificirt ist.
Ich halte es überhaupt für sehr wünschenswerth, daß die Sitte anderer auf andern Universitäten bef namentlich in Göttingen, befolgte Sitte, Lectoren der [2] neueren Sprachen anzustellen, welche nicht eigentliche Gelehrte zu seyn brauchen, auch bei uns eingeführt werde.
Die Vorlesungen der Professoren über einzelne Theile der neueren Litteratur, z. B. über einen Französischen, Englischen oder Italiänischen Dichter, setzen einerseits schon eine gewisse Kenntniß der Sprache voraus *welche zu erlangen auf unsern Gymnasien eben keine Gelegenheit ist; andererseits reichen sie auch für den praktischen Zweck nicht hin, diese Sprachen fertig reden und schreiben zu lernen. Da nun aber doch manche Studirende, z. B. solche, die sich auf Reisen vorbereiten[,] eines Unterrichtes hierin bedürfen, so find[en] sich wohl Sprachlehrer an, aber meistes solche, die nicht gehörig qual[i]ficirt sind. Schon zweimal ist der Fall vorgekommen, daß ein Engl[i]scher und ein Französischer Sprachm Engländer und ein Franzose sich hier als Sprachmeist Sprachlehrer angekündigt, auch eine Zeitlang ziemlich viele Schüler gehabt haben, nachher aber durch ihre Sittenlosigkeit und schlechte Aufführung in übeln Ruf gerathen, und vermuthlich nicht ohne Hinterlassung mancher nachtheiligen Einflüsse weggegangen sind. Durch die Ernennung eines schon bewährten Sprachlehrers zum Lector würde die Wahl der Studirenden auf das bessere gelenkt werden.
Bonn d. 9ten Jun. 1829
[1] Auf Ew. Hochwohlgeboren Anfrage, den französischen Sprachlehrer Nadaud betreffend, beehre ich mich folgendes gehorsamst zu erwiedern.
Dieser Mann Derselbe ist mir sowohl von Seiten seines Charakters und seiner Sitten als seiner Kenntnisse und Fähigkeiten wohl sehr genau bekannt, da er geraume Zeit hindurch zwei jungen Engländern, die in meinem Hause wohnten, und deren Erziehung ich leitete, Unterricht ertheilt hat; da ich ihn während dieser Zeit sogar bei mir speisen ließ, um das Gespräch französisch zu führen; und ich kann ihm in jeder Beziehung das vortheilhafteste Zeugniß ertheilen ausstatten.
Sohn eines französischen Vaters und in einer Pariser Lehranstalt erzogen, besitzt er die richtige Aussprache, welche Ausländer sich so selten aneignen. Er hat auch gründliche grammatische und litterarische Studien über seine Muttersprache gemacht, und mir mehrere lobenswerthe Aufsätze über diese Gegenstände mitgetheilt. *Endlich spricht und schreibt er auch das Deutsche mit vollkommner Richtigkeit, und die Kenntniß dieser Sprache kommt ihm bei der gegenseitigen Übertragung der Ausdrücke zu Statten; so daß er auf alle Weise zu einem gründlichen und methodischen Unterricht qualificirt ist.
Ich halte es überhaupt für sehr wünschenswerth, daß die Sitte anderer auf andern Universitäten bef namentlich in Göttingen, befolgte Sitte, Lectoren der [2] neueren Sprachen anzustellen, welche nicht eigentliche Gelehrte zu seyn brauchen, auch bei uns eingeführt werde.
Die Vorlesungen der Professoren über einzelne Theile der neueren Litteratur, z. B. über einen Französischen, Englischen oder Italiänischen Dichter, setzen einerseits schon eine gewisse Kenntniß der Sprache voraus *welche zu erlangen auf unsern Gymnasien eben keine Gelegenheit ist; andererseits reichen sie auch für den praktischen Zweck nicht hin, diese Sprachen fertig reden und schreiben zu lernen. Da nun aber doch manche Studirende, z. B. solche, die sich auf Reisen vorbereiten[,] eines Unterrichtes hierin bedürfen, so find[en] sich wohl Sprachlehrer an, aber meistes solche, die nicht gehörig qual[i]ficirt sind. Schon zweimal ist der Fall vorgekommen, daß ein Engl[i]scher und ein Französischer Sprachm Engländer und ein Franzose sich hier als Sprachmeist Sprachlehrer angekündigt, auch eine Zeitlang ziemlich viele Schüler gehabt haben, nachher aber durch ihre Sittenlosigkeit und schlechte Aufführung in übeln Ruf gerathen, und vermuthlich nicht ohne Hinterlassung mancher nachtheiligen Einflüsse weggegangen sind. Durch die Ernennung eines schon bewährten Sprachlehrers zum Lector würde die Wahl der Studirenden auf das bessere gelenkt werden.
Bonn d. 9ten Jun. 1829
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