• Augusta von Buttlar to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Bonn · Date: 30.05.1826
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Augusta von Buttlar
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 30.05.1826
  • Notations: Empfangsort erschlossen. – Augusta von Buttlar lässt bei „ch“-Schreibungen gelegentlich das „c“ weg. Hier wurde korrigierend eingegriffen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-38972
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.133
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,7 x 12 cm
  • Incipit: „[1] Theurer geliebter Onkel!
    Das Sprichwort sagt was lange währt wird gut, mögte es doch auch mit mir der Fall sein, [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Theurer geliebter Onkel!
Das Sprichwort sagt was lange währt wird gut, mögte es doch auch mit mir der Fall sein, und die lange versprochene Sendung von Brief und Bildchen eine freundliche Aufnahme bey dir finden möge! durch sehr viele Arbeiten ward ich verhindert das Bildchen früher fertig zu machen, und eher wollte ich auch nicht schreiben; nun erhälst du es zwar fertig, aber lange ist es nicht so geworden wie ich es gewünscht und ich bitte deshalb sehr um deine gütige Nachsicht, Da der gänzliche Mangel an Modellen manche Mängel entschuldigen wird. Ich hoffe daß Du dich immer wohl befunden hast, und nicht durch Krankheit in deinen schönen Wirken und Schaffen gehindert worden bist, möge dich Gott noch lange uns und der Welt erhalten. Der Tod unsers lieben Noehden hat mich tief ergriffen, und ich habe wieder einen Freund weniger auf der Welt! eben so habe ich den ehrwürdigen Onkel Moritz zum ersten und letzten mal gesehen. Der kurtze Aufenthalt in Hamburg, und die wenigen Stunden wo ich ihn genoßen, waren doch genug hinreichend um ihn mir sehr theuer zu machen.
Meine Abreise von hier ist auf den 4ten Juni festgesetzt, so daß ich Mitte Juni in Florenz zu sein gedenke wo ich den Sommer über bleiben, und nächsten Herbst wills Gott nach Rom gehen werde. Meine Abreise ist durch mehrere Arbeiten die ich nicht gern abweisen wollte, so lange verschoben worden, ich hatte diesen Frühling viele Portraits zu machen, und unter andern auch eine Copie eines Bildchens, die Königin Marie Antoinette mit ihren [2] Kindern vorstellend; dieses Bildchen hat die unglückliche Königin der Kaiserin Marie Theresia geschenkt und durch Erbschaft gehört es jetzt dem Erzherzog Carl. Der französische Botschafter Graf Caraman läßt es bey mir Copieren um der Dauphine ein Geschenk damit zu machen. Die Art wie man mich darum bath, war zu schmeichelhaft als daß ich es ausschlagen konnte. – Der Fürstin Gabriele Auersperg habe ich eine Zeitlang im Öhlmalen Unterricht gegeben, sie schien sehr zufrieden mit der Art meines Unterrichts und ihren Fortschritten, und sollte ich wieder nach Wien kommen so habe in ihr nicht nur eine Schülerin sondern auch eine Gönnerin. Hier hast du ungefähr das Wichtigste von dem was ich hier begonnen, im Ganzen habe ich hier viel Glück gehabt, und mit der Zeit wäre ich auch mit meinen Preisen gestiegen, die ich freilich nicht hoch machen konnte, da man hier nicht viel bezahlt, es müßte denn einer ein besonderes renommée haben. Meine kleinen Compositionen habe ich nicht allein gleich verkauft, sondern sogar das eine mehrere male copieren müßen, und zwar alles für hohe Herrschaften. Ob ich in Florenz etwas werde verdienen können weiß ich nicht, hoffe es aber, da die Concurrenz der Künstler dort nicht so groß ist, wie in Rom wo jetzt gar nichts zu verdienen ist. dieses weiß ich von einem hiesigen Künstler der 12 Jahre in Rom gewesen ist, und sich am Ende genöthigt gesehen sein Heil wieder hier in seiner Vaterstadt zu versuchen. Dieser erzählte mir auch daß selbst Philip Veit gar nichts zu thun hat, und von seinen Eignen leben muß, was ihm schwer wird da seine Familie groß ist. Bey unserer strengen Oeconomie und eingezogenen Lebens Art, hoffe ich mich doch aber dort durchzubringen, fleißig zu Copiern, und componieren, und mir so einen Schatz zu sammeln für die Zukunft.
[3] Minna Büchting oder Sophie von Schlegel wie sie sich jetzt nennt, ist seit einem Monat hier, über das Zwecklose und beynahe abendtheuerliche Herum treiben ziehen dieses unruhigen Wesens die ganz zur Schauspielerin geboren ist, wäre Manches zu sagen, ich für mein Theil bin froh, aus ihrer Sphäre wieder weg zu kommen.
Empfelungen habe einige nach Florenz, und unter diesen ist die wichtigste von dem Prinzen Maximilian, von Sachsen an seine Töchter die reg. Grosherzogin und ihre Schwester. – Nun lieber Onkel lebe recht wohl, ich bin mit Einpacken beschäftigt, von Florenz werde ich Dir ein Briefchen durch die Eltern zuschicken; der liebe Gott erhalte Dich gesund und wohl. Mein Mann empfielt sich dir herzlich. Ich küße Dich und bin ewig
Deine
Dich zärtlich liebende
Nichte
Augusta Buttlar
Wien den 30 May 1826
[4] [leer]
[1] Theurer geliebter Onkel!
Das Sprichwort sagt was lange währt wird gut, mögte es doch auch mit mir der Fall sein, und die lange versprochene Sendung von Brief und Bildchen eine freundliche Aufnahme bey dir finden möge! durch sehr viele Arbeiten ward ich verhindert das Bildchen früher fertig zu machen, und eher wollte ich auch nicht schreiben; nun erhälst du es zwar fertig, aber lange ist es nicht so geworden wie ich es gewünscht und ich bitte deshalb sehr um deine gütige Nachsicht, Da der gänzliche Mangel an Modellen manche Mängel entschuldigen wird. Ich hoffe daß Du dich immer wohl befunden hast, und nicht durch Krankheit in deinen schönen Wirken und Schaffen gehindert worden bist, möge dich Gott noch lange uns und der Welt erhalten. Der Tod unsers lieben Noehden hat mich tief ergriffen, und ich habe wieder einen Freund weniger auf der Welt! eben so habe ich den ehrwürdigen Onkel Moritz zum ersten und letzten mal gesehen. Der kurtze Aufenthalt in Hamburg, und die wenigen Stunden wo ich ihn genoßen, waren doch genug hinreichend um ihn mir sehr theuer zu machen.
Meine Abreise von hier ist auf den 4ten Juni festgesetzt, so daß ich Mitte Juni in Florenz zu sein gedenke wo ich den Sommer über bleiben, und nächsten Herbst wills Gott nach Rom gehen werde. Meine Abreise ist durch mehrere Arbeiten die ich nicht gern abweisen wollte, so lange verschoben worden, ich hatte diesen Frühling viele Portraits zu machen, und unter andern auch eine Copie eines Bildchens, die Königin Marie Antoinette mit ihren [2] Kindern vorstellend; dieses Bildchen hat die unglückliche Königin der Kaiserin Marie Theresia geschenkt und durch Erbschaft gehört es jetzt dem Erzherzog Carl. Der französische Botschafter Graf Caraman läßt es bey mir Copieren um der Dauphine ein Geschenk damit zu machen. Die Art wie man mich darum bath, war zu schmeichelhaft als daß ich es ausschlagen konnte. – Der Fürstin Gabriele Auersperg habe ich eine Zeitlang im Öhlmalen Unterricht gegeben, sie schien sehr zufrieden mit der Art meines Unterrichts und ihren Fortschritten, und sollte ich wieder nach Wien kommen so habe in ihr nicht nur eine Schülerin sondern auch eine Gönnerin. Hier hast du ungefähr das Wichtigste von dem was ich hier begonnen, im Ganzen habe ich hier viel Glück gehabt, und mit der Zeit wäre ich auch mit meinen Preisen gestiegen, die ich freilich nicht hoch machen konnte, da man hier nicht viel bezahlt, es müßte denn einer ein besonderes renommée haben. Meine kleinen Compositionen habe ich nicht allein gleich verkauft, sondern sogar das eine mehrere male copieren müßen, und zwar alles für hohe Herrschaften. Ob ich in Florenz etwas werde verdienen können weiß ich nicht, hoffe es aber, da die Concurrenz der Künstler dort nicht so groß ist, wie in Rom wo jetzt gar nichts zu verdienen ist. dieses weiß ich von einem hiesigen Künstler der 12 Jahre in Rom gewesen ist, und sich am Ende genöthigt gesehen sein Heil wieder hier in seiner Vaterstadt zu versuchen. Dieser erzählte mir auch daß selbst Philip Veit gar nichts zu thun hat, und von seinen Eignen leben muß, was ihm schwer wird da seine Familie groß ist. Bey unserer strengen Oeconomie und eingezogenen Lebens Art, hoffe ich mich doch aber dort durchzubringen, fleißig zu Copiern, und componieren, und mir so einen Schatz zu sammeln für die Zukunft.
[3] Minna Büchting oder Sophie von Schlegel wie sie sich jetzt nennt, ist seit einem Monat hier, über das Zwecklose und beynahe abendtheuerliche Herum treiben ziehen dieses unruhigen Wesens die ganz zur Schauspielerin geboren ist, wäre Manches zu sagen, ich für mein Theil bin froh, aus ihrer Sphäre wieder weg zu kommen.
Empfelungen habe einige nach Florenz, und unter diesen ist die wichtigste von dem Prinzen Maximilian, von Sachsen an seine Töchter die reg. Grosherzogin und ihre Schwester. – Nun lieber Onkel lebe recht wohl, ich bin mit Einpacken beschäftigt, von Florenz werde ich Dir ein Briefchen durch die Eltern zuschicken; der liebe Gott erhalte Dich gesund und wohl. Mein Mann empfielt sich dir herzlich. Ich küße Dich und bin ewig
Deine
Dich zärtlich liebende
Nichte
Augusta Buttlar
Wien den 30 May 1826
[4] [leer]
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