• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Carrara · Date: 12.05.1817 bis 14.05.1817
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling, partially newly transcribed
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Carrara
  • Date: 12.05.1817 bis 14.05.1817
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 36283637X
  • Bibliography: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hg. v. Karl von Holtei. Bd. 2. Hannover 1872, S. 95‒96.
  • Incipit: „[Edierter Text von Karl von Holtei:]
    Paris den 12ten Mai 1817.
    Geliebtester Freund!
    Ich schreibe Dir dießmal nur kurz, um die einliegende Anweisung auf [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(72)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,2 x 11,9 cm
  • Editors: Bamberg, Claudia (Anteil Neutranskription) · Varwig, Olivia (Anteil Neutranskription)
[Edierter Text von Karl von Holtei:]
Paris den 12ten Mai 1817.
Geliebtester Freund!
Ich schreibe Dir dießmal nur kurz, um die einliegende Anweisung auf 100 Piaster an Messieurs Senn et Guebhard à Livourne nicht aufzuhalten. Sie ist durch die leider noch immer fortdauernde Krankheit der Frau von Stael verzögert worden. Ich konnte ihr nur in Zwischenräumen, wo sie weniger unwohl war, von einem Geschäfte sprechen; dann wollte sie selbst unterzeichnen, und war eine Zeitlang ganz außer Stande dazu. Du siehst wie zitternd ihre Handschrift ist. Die Besserung ließ sich anfangs nach Hebung der heftigen Krankheit auf das günstigste an, aber seit einigen Wochen ist sie in Stillstand gerathen, ja in Einer Hinsicht rückgängig geworden. Die Schwäche ihrer Hände und Füße ist so groß, daß sie fast aller freyen Bewegung beraubt ist. Unter diesen Umständen ist es ganz unmöglich die Reise nach der Schweiz zu unternehmen; wir werden auf solche traurige Weise in Paris festgehalten, und suchen jetzt eine Wohnung in der Stadt, aber ein Erdgeschoß, und mit einem Garten, damit sie den wohlthätigen Einfluß der Sommerluft ohne Beschwerde genießen könne. Ihr Zustand ist nicht von der Art, daß er irgend etwas plötzliches besorgen ließe, aber es kann sich mit ihrer Herstellung sehr in die Länge ziehen. Indessen schmeichle ich mir immer noch, daß wir während des Sommers nach Coppet, und dann im Herbst nach Italien werden gehen können. Ich lebe jetzt hier zurückgezogener als je, und suche in den Zeiten, wo ich meiner Freundin nicht Gesellschaft leiste, allein in meinen gelehrten Arbeiten einige Zerstreuung.
Seyd ruhig, Hr. von Barante hat es bey den Anweisungen der Marquise de la Roche-Jaquelin bewenden lassen, und nicht weiter geschrieben. Ich habe ihm Deinen Auftrag bestellt.
Melde mir baldigst den Empfang der Anweisung und fördre die Statue so sehr es Dir irgend möglich ist. Die Adresse in Lyon, an welche die Büsten zu befördern sind, ist: Messieurs Rennes et Co. Sie werden nun doch wohl vor uns in Coppet eintreffen.
Was die Inschrift auf dem Monument für die Häupter der Vendée betrifft, so ändert es die Sache freylich, daß sie sich zunächst auf den noch lebenden Verwandten bezieht, was Du mir erst jetzt recht erklärt hast. Ich glaube denn doch in diesem Falle wäre der Ausdruck „Offert“ schicklicher gewesen als „Donné“. Aber das Femininum „Donnée“ kann auf keinen Fall Statt finden: denn worauf sollte es sich beziehen? Wenn man im allgemeinen spricht, gebraucht man immer das Masculinum, oder vielmehr dem Sinne nach das Neutrum. Dieses e müßt ihr also auf alle Weise wegzuschaffen suchen.
Ich sehe so eben, indem ich Deinen Brief wieder durchgehe, daß ich Deinen Auftrag wegen der Büste Neckers von Houdon ganz vergessen habe. Ist die marmorne Büste, welche wir in Coppet haben, von Houdon, wie ich glaube, so ist es durchaus unnütz, Dir die Maske davon zu schicken, denn diese ist ein wahrer Greuel. Ich will mich noch näher erkundigen.
D. 14ten Mai. Frau von Stael weiß auch nicht anders, als daß die Büste in Coppet von Houdon ist. Du wirst doch wohl den Kopf zuletzt vollenden. Wenn es mit der Gesundheit meiner Freundin geht, wie wir wünschen, so reisen wir im Herbst nach Italien, und bringen einen Theil des Winters in Rom zu.
[Neutranskription:]
Sey so gut, die Einlage sogleich zu besorgen.
Lebe wohl u schreibe mir bald wieder, setze aber auf die Adresse: chez Madame la Baronne de Stael
[Edierter Text von Karl von Holtei:]
Paris den 12ten Mai 1817.
Geliebtester Freund!
Ich schreibe Dir dießmal nur kurz, um die einliegende Anweisung auf 100 Piaster an Messieurs Senn et Guebhard à Livourne nicht aufzuhalten. Sie ist durch die leider noch immer fortdauernde Krankheit der Frau von Stael verzögert worden. Ich konnte ihr nur in Zwischenräumen, wo sie weniger unwohl war, von einem Geschäfte sprechen; dann wollte sie selbst unterzeichnen, und war eine Zeitlang ganz außer Stande dazu. Du siehst wie zitternd ihre Handschrift ist. Die Besserung ließ sich anfangs nach Hebung der heftigen Krankheit auf das günstigste an, aber seit einigen Wochen ist sie in Stillstand gerathen, ja in Einer Hinsicht rückgängig geworden. Die Schwäche ihrer Hände und Füße ist so groß, daß sie fast aller freyen Bewegung beraubt ist. Unter diesen Umständen ist es ganz unmöglich die Reise nach der Schweiz zu unternehmen; wir werden auf solche traurige Weise in Paris festgehalten, und suchen jetzt eine Wohnung in der Stadt, aber ein Erdgeschoß, und mit einem Garten, damit sie den wohlthätigen Einfluß der Sommerluft ohne Beschwerde genießen könne. Ihr Zustand ist nicht von der Art, daß er irgend etwas plötzliches besorgen ließe, aber es kann sich mit ihrer Herstellung sehr in die Länge ziehen. Indessen schmeichle ich mir immer noch, daß wir während des Sommers nach Coppet, und dann im Herbst nach Italien werden gehen können. Ich lebe jetzt hier zurückgezogener als je, und suche in den Zeiten, wo ich meiner Freundin nicht Gesellschaft leiste, allein in meinen gelehrten Arbeiten einige Zerstreuung.
Seyd ruhig, Hr. von Barante hat es bey den Anweisungen der Marquise de la Roche-Jaquelin bewenden lassen, und nicht weiter geschrieben. Ich habe ihm Deinen Auftrag bestellt.
Melde mir baldigst den Empfang der Anweisung und fördre die Statue so sehr es Dir irgend möglich ist. Die Adresse in Lyon, an welche die Büsten zu befördern sind, ist: Messieurs Rennes et Co. Sie werden nun doch wohl vor uns in Coppet eintreffen.
Was die Inschrift auf dem Monument für die Häupter der Vendée betrifft, so ändert es die Sache freylich, daß sie sich zunächst auf den noch lebenden Verwandten bezieht, was Du mir erst jetzt recht erklärt hast. Ich glaube denn doch in diesem Falle wäre der Ausdruck „Offert“ schicklicher gewesen als „Donné“. Aber das Femininum „Donnée“ kann auf keinen Fall Statt finden: denn worauf sollte es sich beziehen? Wenn man im allgemeinen spricht, gebraucht man immer das Masculinum, oder vielmehr dem Sinne nach das Neutrum. Dieses e müßt ihr also auf alle Weise wegzuschaffen suchen.
Ich sehe so eben, indem ich Deinen Brief wieder durchgehe, daß ich Deinen Auftrag wegen der Büste Neckers von Houdon ganz vergessen habe. Ist die marmorne Büste, welche wir in Coppet haben, von Houdon, wie ich glaube, so ist es durchaus unnütz, Dir die Maske davon zu schicken, denn diese ist ein wahrer Greuel. Ich will mich noch näher erkundigen.
D. 14ten Mai. Frau von Stael weiß auch nicht anders, als daß die Büste in Coppet von Houdon ist. Du wirst doch wohl den Kopf zuletzt vollenden. Wenn es mit der Gesundheit meiner Freundin geht, wie wir wünschen, so reisen wir im Herbst nach Italien, und bringen einen Theil des Winters in Rom zu.
[Neutranskription:]
Sey so gut, die Einlage sogleich zu besorgen.
Lebe wohl u schreibe mir bald wieder, setze aber auf die Adresse: chez Madame la Baronne de Stael
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