• August Wilhelm von Schlegel to Sophie Bernhardi

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Unknown · Date: 27.07.1804
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Sophie Bernhardi
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 27.07.1804
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 131‒133.
  • Incipit: „Coppet d. 27 Jul. [180]4
    Haben Sie tausend Dank, geliebte Freundin, für Ihren Brief vom 12. Juli, den ich zu meiner großen [...]“
Coppet d. 27 Jul. [180]4
Haben Sie tausend Dank, geliebte Freundin, für Ihren Brief vom 12. Juli, den ich zu meiner großen Freude vorgestern erhielt. Der Briefwechsel mit mir muß Ihnen nicht zur Ängstigung gereichen, schreiben Sie also wenn Ihr Herz Sie dazu treibt. Nur diese eine Bedingung möchte ich machen, daß Sie mich nicht so lange auf einen Brief von Ihnen oder Ihrem Bruder warten lassen, wenn der vorhergehende niederschlagende Nachrichten von Ihrem Befinden (die ich aber hoffententlich nun nicht wieder bekommen werde) enthalten hätte. Auf der andern Seite muß mir die Wahrheit darüber auch niemals verschwiegen werden wen[n] ich Ruhe haben soll. Sind die Nachrichten so günstig als sie aus Liebenstein lauteten, so kann man schon eher einige Zeit auf ihre Erneuerung warten, aber es ist grausam mit ängstigenden Gedanken in solcher Entfernung hilflos im Stiche gelassen zu werden.
Sie erwähnen daß Sie husten und sind mit dem Zustande Ihrer Gesundheit so zufrieden als in Liebenstein. Wenn die Wirkung des Bades nur dauert! Lassen Sie ja nicht ab sich auf das sorgfältigste zu pflegen, erwägen Sie wohl, ob der Winter in Deutschland Ihre Gesundheit nicht von neuem zurückwerfen würde, besonders wenn Verdruß von B.[ernhardi] dazu käme.
Sie erwähnen nichts von meinem Briefe mit dem Wechsel, und wie ich mich recht auf die Zeit seiner Absendung besonnen, habe ich ausgerechnet daß er bey Abgang des Ihrigen wirklich noch nicht angekommen seyn konnte. Er wird aber hoffentlich wenige Tage darauf eingetroffen seyn. Der Wechsel war von 68 Laub Thalern auf Frege in Leipzig. Ich will wünschen daß dieser Beytrag für den Augenblick nicht ganz unzulänglich seyn mag, nur im Nothfalle würde ich es möglich machen können unverzüglich wieder etwas zu schicken, sonst geschieht es auf den Herbst. Die Schulden in B.[erlin] schränken mich darin etwas ein, noch habe ich keine Nachricht, ob Unger die Zahlung bey Hufeland übernommen. Hat er es nicht so muß ich doch baldigst dazu thun, und mich deßhalb an Fr.[au] v. St.[aël] wenden. Dann ist der Posten bey Fischer, den ich nothwendig vor der Reise nach Italien berichtigen muß, wie auch die Rechnung beym Schneider, Schuster u. s. w. Meiner Mutter muß ich auch vor der Abreise von hier auf den Winter nothwendig etwas schicken. Dabey habe ich Ursache an meine Freundin hier gerade jetzt nicht allzu große Foderungen zu machen, wiewohl sie äusserst bereitwillig zu ihrer Befriedigung seyn würde. Sie können sich leicht denken, daß die Vollführung des Testamentes mit allen Vermächtnissen, Pensionen und so weiter, die zu zahlen sind, beträchtliche Ausgaben verursacht. Zudem ist es der erste Augenblick, wo sie ihr Vermögen in Ordnung bringt, das durch die Französische Revolution und dann auch durch die veränderte Regierung in der Schweiz, wegen Aufhebung der Feudalrechte, worin die Haupteinkünfte von Coppet bestanden, sehr gelitten hat. Überdem kann sie es nicht so vortheilhaft benutzen als ihr Vater, der immer noch in Handelsverhältnissen stand, sondern muß es auf einen einfacheren Fuß setzen. Zwey Drittel sind im Französischen Nationalschatze, wovon sie vielleicht nie etwas wiedererhält. Doch nächstens umständlicher hierüber. Heute drängt mich der Abgang der Post. Alles obige natürlich im engsten Vertrauen.
Wenn ich Hoffnung hätte zwey Monate mit Ihnen in Rom zusammen zu seyn, das wäre allerdings voller Ersatz für die vereitelte Hoffnung Sie hier zu sehn. Aber um auch nur Einen Monat heraus zu bringen, würden Sie genau zu Anfang Februars von W.[eimar] abreisen und sich unterwegs so wenig als möglich [aufhalten müssen], um [uns] zu Anfange des März in Rom zu sehn. – Vielleicht bleiben wir 3 Monate ununterbrochen dort, das wäre dann Januar, Februar, März; den April in Neapel, den May auf der Rückreise, wo wir vermuthlich Rom wieder berühren würden, aber ohne uns aufzuhalten. Stellen Sie es also täglich unserm Bruder Tieck vor Augen, daß von seiner Genauigkeit in Beobachtung der Zeiten mein ganzes Heil abhängt, daß ich trostlos seyn würde, euch so aus dem Wege zu reisen. Ich weiß er wird für mich alles thun, was er kann.
Seit einigen Tagen ist Montmorency hier, also ist es ausgemacht, daß wir erst gegen Ende Octobers reisen. Ihr nächster Brief wird mich schon in Genf treffen, addressiren Sie aber nur immer nach Coppet, par la Suisse, damit es nicht durch Frankreich geht. Den October werden wir noch wieder hier zubringen. – Es ist die Zeit her so unerhört kaltes und nasses Wetter gewesen, daß wir verschiedentlich Caminfeuer angezündet haben. Ich fürchte es wird in Deutschland nicht besser gewesen seyn, und ihrer Gesundheit vielleicht geschadet haben. Wenn sich das Wetter nicht völlig wieder herstellt, so wird unsre Reise nach dem Montblanc unmöglich. Zu meinem Leidwesen berichtet man uns auch, daß die Eisgrotte an der Quelle des Arveyron, die etwas wunderschönes seyn muß, für diesen Sommer eingestürzt sey.
Versäumen Sie doch nicht eine Fahrt nach der Rudelsburg bey Kösen an der Saale zu machen, es ist die schönste Ruine einer alten Burg die ich kenne. Haben Sie die Wartburg erklommen? Gehen Sie nicht auch einmal über Jena und Rudolstadt nach Schwarzburg? Der Weg ist sehr bequem.
Ich hoffe der liebe Wilhelm wird von seinem Husten ganz wieder hergestellt seyn, melden Sie mir es ja. Bitten Sie doch Kn.[orring] ihm Bonbons wie von mir mitzubringen. Über die guten Nachrichten von dem Engelsjungen Felix freue ich mich unaussprechlich. Gewiß Sie werden noch rechte Freude an beyden erleben. Die Vorsehung ist Ihnen auch glückliche Tage zum Ersatz für so viele Leiden schuldig.
B.[ernhardi] ist in seiner Schlechtigkeit zu lächerlich ohnmächtig, um irgend etwas dagegen zu vermögen. Sie werden aber doch nichts versäumen, was dazu dienen kann Ihre Rechte geltend zu machen? Wan[n] reisen Sie denn nach Dresden?
Theilen Sie mir ja baldmöglichst Ihr neues Schauspiel mit. Ich werde es mit aller Liebe pflegen. Über den Druck können wir ja noch nähere Abrede nehmen. Ich habe eigentlich nichts gegen Kn.[orring]ʼs Vorhaben dabey, es ist recht in meinen ritterlichen Gesinnungen.
Leben Sie recht glücklich und wohl, ich umarme Tieck. Denkt er denn auch an die Zeichnung für mich?
Haben Sie an Hufeland geschrieben?
Melden Sie mir doch etwas näheres über Henriettens Heirath.
Coppet d. 27 Jul. [180]4
Haben Sie tausend Dank, geliebte Freundin, für Ihren Brief vom 12. Juli, den ich zu meiner großen Freude vorgestern erhielt. Der Briefwechsel mit mir muß Ihnen nicht zur Ängstigung gereichen, schreiben Sie also wenn Ihr Herz Sie dazu treibt. Nur diese eine Bedingung möchte ich machen, daß Sie mich nicht so lange auf einen Brief von Ihnen oder Ihrem Bruder warten lassen, wenn der vorhergehende niederschlagende Nachrichten von Ihrem Befinden (die ich aber hoffententlich nun nicht wieder bekommen werde) enthalten hätte. Auf der andern Seite muß mir die Wahrheit darüber auch niemals verschwiegen werden wen[n] ich Ruhe haben soll. Sind die Nachrichten so günstig als sie aus Liebenstein lauteten, so kann man schon eher einige Zeit auf ihre Erneuerung warten, aber es ist grausam mit ängstigenden Gedanken in solcher Entfernung hilflos im Stiche gelassen zu werden.
Sie erwähnen daß Sie husten und sind mit dem Zustande Ihrer Gesundheit so zufrieden als in Liebenstein. Wenn die Wirkung des Bades nur dauert! Lassen Sie ja nicht ab sich auf das sorgfältigste zu pflegen, erwägen Sie wohl, ob der Winter in Deutschland Ihre Gesundheit nicht von neuem zurückwerfen würde, besonders wenn Verdruß von B.[ernhardi] dazu käme.
Sie erwähnen nichts von meinem Briefe mit dem Wechsel, und wie ich mich recht auf die Zeit seiner Absendung besonnen, habe ich ausgerechnet daß er bey Abgang des Ihrigen wirklich noch nicht angekommen seyn konnte. Er wird aber hoffentlich wenige Tage darauf eingetroffen seyn. Der Wechsel war von 68 Laub Thalern auf Frege in Leipzig. Ich will wünschen daß dieser Beytrag für den Augenblick nicht ganz unzulänglich seyn mag, nur im Nothfalle würde ich es möglich machen können unverzüglich wieder etwas zu schicken, sonst geschieht es auf den Herbst. Die Schulden in B.[erlin] schränken mich darin etwas ein, noch habe ich keine Nachricht, ob Unger die Zahlung bey Hufeland übernommen. Hat er es nicht so muß ich doch baldigst dazu thun, und mich deßhalb an Fr.[au] v. St.[aël] wenden. Dann ist der Posten bey Fischer, den ich nothwendig vor der Reise nach Italien berichtigen muß, wie auch die Rechnung beym Schneider, Schuster u. s. w. Meiner Mutter muß ich auch vor der Abreise von hier auf den Winter nothwendig etwas schicken. Dabey habe ich Ursache an meine Freundin hier gerade jetzt nicht allzu große Foderungen zu machen, wiewohl sie äusserst bereitwillig zu ihrer Befriedigung seyn würde. Sie können sich leicht denken, daß die Vollführung des Testamentes mit allen Vermächtnissen, Pensionen und so weiter, die zu zahlen sind, beträchtliche Ausgaben verursacht. Zudem ist es der erste Augenblick, wo sie ihr Vermögen in Ordnung bringt, das durch die Französische Revolution und dann auch durch die veränderte Regierung in der Schweiz, wegen Aufhebung der Feudalrechte, worin die Haupteinkünfte von Coppet bestanden, sehr gelitten hat. Überdem kann sie es nicht so vortheilhaft benutzen als ihr Vater, der immer noch in Handelsverhältnissen stand, sondern muß es auf einen einfacheren Fuß setzen. Zwey Drittel sind im Französischen Nationalschatze, wovon sie vielleicht nie etwas wiedererhält. Doch nächstens umständlicher hierüber. Heute drängt mich der Abgang der Post. Alles obige natürlich im engsten Vertrauen.
Wenn ich Hoffnung hätte zwey Monate mit Ihnen in Rom zusammen zu seyn, das wäre allerdings voller Ersatz für die vereitelte Hoffnung Sie hier zu sehn. Aber um auch nur Einen Monat heraus zu bringen, würden Sie genau zu Anfang Februars von W.[eimar] abreisen und sich unterwegs so wenig als möglich [aufhalten müssen], um [uns] zu Anfange des März in Rom zu sehn. – Vielleicht bleiben wir 3 Monate ununterbrochen dort, das wäre dann Januar, Februar, März; den April in Neapel, den May auf der Rückreise, wo wir vermuthlich Rom wieder berühren würden, aber ohne uns aufzuhalten. Stellen Sie es also täglich unserm Bruder Tieck vor Augen, daß von seiner Genauigkeit in Beobachtung der Zeiten mein ganzes Heil abhängt, daß ich trostlos seyn würde, euch so aus dem Wege zu reisen. Ich weiß er wird für mich alles thun, was er kann.
Seit einigen Tagen ist Montmorency hier, also ist es ausgemacht, daß wir erst gegen Ende Octobers reisen. Ihr nächster Brief wird mich schon in Genf treffen, addressiren Sie aber nur immer nach Coppet, par la Suisse, damit es nicht durch Frankreich geht. Den October werden wir noch wieder hier zubringen. – Es ist die Zeit her so unerhört kaltes und nasses Wetter gewesen, daß wir verschiedentlich Caminfeuer angezündet haben. Ich fürchte es wird in Deutschland nicht besser gewesen seyn, und ihrer Gesundheit vielleicht geschadet haben. Wenn sich das Wetter nicht völlig wieder herstellt, so wird unsre Reise nach dem Montblanc unmöglich. Zu meinem Leidwesen berichtet man uns auch, daß die Eisgrotte an der Quelle des Arveyron, die etwas wunderschönes seyn muß, für diesen Sommer eingestürzt sey.
Versäumen Sie doch nicht eine Fahrt nach der Rudelsburg bey Kösen an der Saale zu machen, es ist die schönste Ruine einer alten Burg die ich kenne. Haben Sie die Wartburg erklommen? Gehen Sie nicht auch einmal über Jena und Rudolstadt nach Schwarzburg? Der Weg ist sehr bequem.
Ich hoffe der liebe Wilhelm wird von seinem Husten ganz wieder hergestellt seyn, melden Sie mir es ja. Bitten Sie doch Kn.[orring] ihm Bonbons wie von mir mitzubringen. Über die guten Nachrichten von dem Engelsjungen Felix freue ich mich unaussprechlich. Gewiß Sie werden noch rechte Freude an beyden erleben. Die Vorsehung ist Ihnen auch glückliche Tage zum Ersatz für so viele Leiden schuldig.
B.[ernhardi] ist in seiner Schlechtigkeit zu lächerlich ohnmächtig, um irgend etwas dagegen zu vermögen. Sie werden aber doch nichts versäumen, was dazu dienen kann Ihre Rechte geltend zu machen? Wan[n] reisen Sie denn nach Dresden?
Theilen Sie mir ja baldmöglichst Ihr neues Schauspiel mit. Ich werde es mit aller Liebe pflegen. Über den Druck können wir ja noch nähere Abrede nehmen. Ich habe eigentlich nichts gegen Kn.[orring]ʼs Vorhaben dabey, es ist recht in meinen ritterlichen Gesinnungen.
Leben Sie recht glücklich und wohl, ich umarme Tieck. Denkt er denn auch an die Zeichnung für mich?
Haben Sie an Hufeland geschrieben?
Melden Sie mir doch etwas näheres über Henriettens Heirath.
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