• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 20.09.1824
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 20.09.1824
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 70‒74.
  • Incipit: „[1] London, d. 20. Sept. 24.
    Hochwohlgebohrner Herr Professor!
    Hochzuverehrender Lehrer!
    Es ist nicht mehr als eine mir sehr theure Pflicht, wenn ich Ewr. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.26
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,7 x 18,3 cm
[1] London, d. 20. Sept. 24.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!

Es ist nicht mehr als eine mir sehr theure Pflicht, wenn ich Ewr. Hochwohlgebohren meinen aufrichtigsten Dank für den Eifer abstatte, womit Sie sich für meine Angelegenheiten interessiren; Sie dürfen überzeugt seyn, daß ich dieses sehr lebhaft fühle, und von meiner Seite alles aufbieten werde, um durch Förderung Ihres Unternehmens, mich dieser für mich so schmeichelhaften Aufmerksamkeit würdig zu zeigen. Ich werde mit meinen eigenen Mitteln bis gegen das Ende des Novembers ausreichen; es wäre mir daher sehr lieb, wenn das Königl. Ministerium mein Stipendium so früh anwiese, daß ich vor dem Anfange des Decembers eine Anweisung darauf hier erhalten könnte. Sie können überzeugt seyn, daß meine Einrichtungen sehr gemäßigt sind; was den Aufenthalt in London so sehr vertheuert, sind eben nicht die unentbehrlichsten Bedürfnisse, sondern grade Dinge, die wir gewöhnlich gar nicht in Berechnung ziehen. ‒ Es wird mir sehr willkommen seyn, für meine fernern Arbeiten Ihre Instruction zu erhalten; ich will daher die Hdschften heute kurz entlassen und nur bemerken, daß Sie den Toddʼschen Codex nach dem ersten Buche nicht beurtheilen müssen; die spätern verdienen wohl respectirt zu werden. Zweitens über die Codd. des Sir William. Der Cod. F. ist ohne den geringsten Zweifel eine Abschrift von E und also ohne kritischen Werth; das erste Buch ist ziemlich korrect und dient vorzüglich zu Bestimmung der Lesung von E, der der incorrecteste aller hiesigen Hdschft. ist und dazu sehr schlecht geschrieben; wir kennen aber die Geschichte des Schreibers jenes Codex: sein Leben wiederhohlt sich in seinem Werke; im zweiten Buche sind die Stellen sehr wohl erkennbar, die er in einem umnebelten Zustande der Seele geschrieben und wie ich sehe, im 3ten sind sie noch häufiger. Es scheint mir daher kaum nothwendig alle diese Abweichungen anzumerken, zumahl da es Ausgebuhrten einer ganz geistlosen Trunkenheit sind. Der Cod. E. selbst stimmt aufs allergenaueste [2] mit D überein und die einzigen erheblichen Abweichungen sind solche Stellen, die fehlerhaft geschrieben oder unleserlich sind und von Sir W[illiams], wo nicht unrichtig, doch im Widerspruch mit dem Commentar, restaurirt. Ich glaube nicht, daß der kritische Apparat sehr viel verliehren würde, wenn ich nur die Stellen in E vergliche, wo D. von A und C abweicht. Haben Sie doch die Güte, mir hierüber Ihre Ansicht mitzutheilen. Ich habe auf der Royal Soc[iety] die doppelte Arbeit, bei weniger Zeit, als auf dem East Ind[ia] H[ouse] und vermuthe, daß Ihnen an der Vergleichung des Bengal. Codex sehr viel gelegen sey. ‒ Herr Richter bittet Sie recht sehr zu entschuldigen, daß er nicht längst seine Schuldigkeit gethan und Ihnen geschrieben habe; er habe Sie aber mit der Subscription der Compagnie zugleich erfreuen wollen und daher von Tag zu Tag seine Antwort verschoben, weil Sir Alex[ander] John[ston] und Dr. Noehden ihn gebethen haben, sie dafür sorgen zu lassen. Nun glaubt er zwar, er würde sich selbst eben so gut die Subscription haben verschaffen können, habe aber nicht vorgreifen wollen. Er hat mich versichert, daß er allernächstens Ihnen schreiben und die Liste senden werde. ‒ Ein Siddh[ânta] Kaum[udî] wie Sie wünschen ist weder bei Parbury, noch bei Rivington, vorhanden; vielleicht kann ich Ihnen aber ein Exemplar von der Bibliothek der Ost-[indischen] Comp[a]gnie eintauschen. Wenn Sie geneigt seyn sollten, einen Calcuttaer Manu zu erhalten, werde ich sehen, ob ich nicht einen eben daher Ihnen verschaffen könnte; ich habe in Erfahrung gebracht, daß die Compagnie auch mitunter mit Büchern handelt; ich müßte den Manu freilich wohl mit Geld bezahlen. Von Haughton höre und sehe ich nichts, er soll sehr unwohl seyn; ich werde daher bald Gelegenheit nehmen, an ihn zu schreiben. ‒ Sir John Malcolm läßt sich Ihnen bestens empfehlen, er wünscht Sie bald wieder hier zu sehen, und wird im nächsten Sommer wohl eine Rheinreise machen. Lady Malcolm bittet Sie recht sehr, Sie mit ein Paar Zeilen zu beehren und zugleich zu entschuldigen, daß sie der Frau von Butlar nicht vom größern Nutzen habe seyn können, [3] weil ihre Tochter ein ganzes Jahr [hind]urch gefährlich krank gewesen.
Es freut mich sehr, daß Sie das Ghaṭa Karp[aram] herausgeben wollen; Colebr[ooke] sagt mir, daß die gedruckte Ausgabe nach einem ihm zugehörigen Exemplar abgedruckt sey und das Manuscript dann wohl in der Druckerei zurückgeblieben; er glaubt, daß im Text und Commentar ein Druckfehler sey und an beiden Stellen zu lesen: dharasan d. h. die sich heruntersenkende Wolke, was der Comm. durch Wasser gießend oder regnend, erklärt; also adhara + san und nicht adhas + asan. ‒ Ein Manuscript habe ich nicht aufspüren können; das einzige Mittel wäre vielleicht, die Metriker durchzulesen, ob sie den Vers etwa citiren sollten. Wollen Sie nicht kleine Scholien dazu geben? ‒ man könnte aus dem Commentar alles ausziehen, was brauchbar wäre. Eine evidente Correctur hatte Col[ebrooke] nicht an der Hand. Colebrooke ist im Sanskrit sehr thätig und arbeitet jetzt eine Abhandlung über die Mimânsa aus; er hat mir sehr interessante Collectanea zu einem Lexicon nach dem Plane des Henr[icus] Stephanus gezeigt; es ist dieses freilich noch ein Kind in der Wiege; er sprach gestern sehr ausführlich mit mir darüber, ob ich nicht geneigt wäre, Theilnehmer an einer solchen Arbeit zu werden; es kann eine solche Arbeit freilich nur hier vorgenommen werden; denn die meisten fehlenden Wörter sind technische Ausdrücke aus den verschiedenen Wissenschaften. Es versteht sich, daß er überall Belegstellen und die Erklärungen der Scholiasten, wo es nothwendig ist, geben würde; er hält allerdings die Arbeit für so groß, daß er die Beendigung des Druckes wohl schwerlich erleben würde. Historisch sehr wichtig sind die Wörter, die von den Scholiasten für nicht sanskritisch erklärt werden; ich nenne nur zwei Beispiele: pika (picus) für einen schwarzen Kôkila und pîlu, was der Scholiast erklärt in der Bedeutung von Elephant, bloß bei den Mlêchhas, nie bei den âryas gebräuchlich zu seyn. ‒ Die Mdme. Bohte hat sich entschlossen das Geschäft ihres Mannes fortzusetzen: um ihren Kunden zu zeigen, daß sie die Sache thätig betreibt, will sie zuerst den ersten Theil v. dem vielbesprochenen Catalog herausgeben, und da ich ihr vorgelesen habe, was Sie mir zuletzt darüber geschrieben, wird sie sich die Freiheit nehmen, Ihnen nächstens den fehlenden Theil zu senden, mit der ergebensten Bitte, ihr dieselbe Gewogenheit zu schenken, wie ihrem sel. Manne.
[Mit] größter Hochachtung und Dankbarkeit
Ewr. Hochwohlgebohren ergebenster
Chr. Laßen.

N. B. Die Carnata Grammar hat Richter nicht ausmitteln können.
[4]
[1] London, d. 20. Sept. 24.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!

Es ist nicht mehr als eine mir sehr theure Pflicht, wenn ich Ewr. Hochwohlgebohren meinen aufrichtigsten Dank für den Eifer abstatte, womit Sie sich für meine Angelegenheiten interessiren; Sie dürfen überzeugt seyn, daß ich dieses sehr lebhaft fühle, und von meiner Seite alles aufbieten werde, um durch Förderung Ihres Unternehmens, mich dieser für mich so schmeichelhaften Aufmerksamkeit würdig zu zeigen. Ich werde mit meinen eigenen Mitteln bis gegen das Ende des Novembers ausreichen; es wäre mir daher sehr lieb, wenn das Königl. Ministerium mein Stipendium so früh anwiese, daß ich vor dem Anfange des Decembers eine Anweisung darauf hier erhalten könnte. Sie können überzeugt seyn, daß meine Einrichtungen sehr gemäßigt sind; was den Aufenthalt in London so sehr vertheuert, sind eben nicht die unentbehrlichsten Bedürfnisse, sondern grade Dinge, die wir gewöhnlich gar nicht in Berechnung ziehen. ‒ Es wird mir sehr willkommen seyn, für meine fernern Arbeiten Ihre Instruction zu erhalten; ich will daher die Hdschften heute kurz entlassen und nur bemerken, daß Sie den Toddʼschen Codex nach dem ersten Buche nicht beurtheilen müssen; die spätern verdienen wohl respectirt zu werden. Zweitens über die Codd. des Sir William. Der Cod. F. ist ohne den geringsten Zweifel eine Abschrift von E und also ohne kritischen Werth; das erste Buch ist ziemlich korrect und dient vorzüglich zu Bestimmung der Lesung von E, der der incorrecteste aller hiesigen Hdschft. ist und dazu sehr schlecht geschrieben; wir kennen aber die Geschichte des Schreibers jenes Codex: sein Leben wiederhohlt sich in seinem Werke; im zweiten Buche sind die Stellen sehr wohl erkennbar, die er in einem umnebelten Zustande der Seele geschrieben und wie ich sehe, im 3ten sind sie noch häufiger. Es scheint mir daher kaum nothwendig alle diese Abweichungen anzumerken, zumahl da es Ausgebuhrten einer ganz geistlosen Trunkenheit sind. Der Cod. E. selbst stimmt aufs allergenaueste [2] mit D überein und die einzigen erheblichen Abweichungen sind solche Stellen, die fehlerhaft geschrieben oder unleserlich sind und von Sir W[illiams], wo nicht unrichtig, doch im Widerspruch mit dem Commentar, restaurirt. Ich glaube nicht, daß der kritische Apparat sehr viel verliehren würde, wenn ich nur die Stellen in E vergliche, wo D. von A und C abweicht. Haben Sie doch die Güte, mir hierüber Ihre Ansicht mitzutheilen. Ich habe auf der Royal Soc[iety] die doppelte Arbeit, bei weniger Zeit, als auf dem East Ind[ia] H[ouse] und vermuthe, daß Ihnen an der Vergleichung des Bengal. Codex sehr viel gelegen sey. ‒ Herr Richter bittet Sie recht sehr zu entschuldigen, daß er nicht längst seine Schuldigkeit gethan und Ihnen geschrieben habe; er habe Sie aber mit der Subscription der Compagnie zugleich erfreuen wollen und daher von Tag zu Tag seine Antwort verschoben, weil Sir Alex[ander] John[ston] und Dr. Noehden ihn gebethen haben, sie dafür sorgen zu lassen. Nun glaubt er zwar, er würde sich selbst eben so gut die Subscription haben verschaffen können, habe aber nicht vorgreifen wollen. Er hat mich versichert, daß er allernächstens Ihnen schreiben und die Liste senden werde. ‒ Ein Siddh[ânta] Kaum[udî] wie Sie wünschen ist weder bei Parbury, noch bei Rivington, vorhanden; vielleicht kann ich Ihnen aber ein Exemplar von der Bibliothek der Ost-[indischen] Comp[a]gnie eintauschen. Wenn Sie geneigt seyn sollten, einen Calcuttaer Manu zu erhalten, werde ich sehen, ob ich nicht einen eben daher Ihnen verschaffen könnte; ich habe in Erfahrung gebracht, daß die Compagnie auch mitunter mit Büchern handelt; ich müßte den Manu freilich wohl mit Geld bezahlen. Von Haughton höre und sehe ich nichts, er soll sehr unwohl seyn; ich werde daher bald Gelegenheit nehmen, an ihn zu schreiben. ‒ Sir John Malcolm läßt sich Ihnen bestens empfehlen, er wünscht Sie bald wieder hier zu sehen, und wird im nächsten Sommer wohl eine Rheinreise machen. Lady Malcolm bittet Sie recht sehr, Sie mit ein Paar Zeilen zu beehren und zugleich zu entschuldigen, daß sie der Frau von Butlar nicht vom größern Nutzen habe seyn können, [3] weil ihre Tochter ein ganzes Jahr [hind]urch gefährlich krank gewesen.
Es freut mich sehr, daß Sie das Ghaṭa Karp[aram] herausgeben wollen; Colebr[ooke] sagt mir, daß die gedruckte Ausgabe nach einem ihm zugehörigen Exemplar abgedruckt sey und das Manuscript dann wohl in der Druckerei zurückgeblieben; er glaubt, daß im Text und Commentar ein Druckfehler sey und an beiden Stellen zu lesen: dharasan d. h. die sich heruntersenkende Wolke, was der Comm. durch Wasser gießend oder regnend, erklärt; also adhara + san und nicht adhas + asan. ‒ Ein Manuscript habe ich nicht aufspüren können; das einzige Mittel wäre vielleicht, die Metriker durchzulesen, ob sie den Vers etwa citiren sollten. Wollen Sie nicht kleine Scholien dazu geben? ‒ man könnte aus dem Commentar alles ausziehen, was brauchbar wäre. Eine evidente Correctur hatte Col[ebrooke] nicht an der Hand. Colebrooke ist im Sanskrit sehr thätig und arbeitet jetzt eine Abhandlung über die Mimânsa aus; er hat mir sehr interessante Collectanea zu einem Lexicon nach dem Plane des Henr[icus] Stephanus gezeigt; es ist dieses freilich noch ein Kind in der Wiege; er sprach gestern sehr ausführlich mit mir darüber, ob ich nicht geneigt wäre, Theilnehmer an einer solchen Arbeit zu werden; es kann eine solche Arbeit freilich nur hier vorgenommen werden; denn die meisten fehlenden Wörter sind technische Ausdrücke aus den verschiedenen Wissenschaften. Es versteht sich, daß er überall Belegstellen und die Erklärungen der Scholiasten, wo es nothwendig ist, geben würde; er hält allerdings die Arbeit für so groß, daß er die Beendigung des Druckes wohl schwerlich erleben würde. Historisch sehr wichtig sind die Wörter, die von den Scholiasten für nicht sanskritisch erklärt werden; ich nenne nur zwei Beispiele: pika (picus) für einen schwarzen Kôkila und pîlu, was der Scholiast erklärt in der Bedeutung von Elephant, bloß bei den Mlêchhas, nie bei den âryas gebräuchlich zu seyn. ‒ Die Mdme. Bohte hat sich entschlossen das Geschäft ihres Mannes fortzusetzen: um ihren Kunden zu zeigen, daß sie die Sache thätig betreibt, will sie zuerst den ersten Theil v. dem vielbesprochenen Catalog herausgeben, und da ich ihr vorgelesen habe, was Sie mir zuletzt darüber geschrieben, wird sie sich die Freiheit nehmen, Ihnen nächstens den fehlenden Theil zu senden, mit der ergebensten Bitte, ihr dieselbe Gewogenheit zu schenken, wie ihrem sel. Manne.
[Mit] größter Hochachtung und Dankbarkeit
Ewr. Hochwohlgebohren ergebenster
Chr. Laßen.

N. B. Die Carnata Grammar hat Richter nicht ausmitteln können.
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