• August Wilhelm von Schlegel to Georg Joachim Göschen

  • Place of Dispatch: Amsterdam · Place of Destination: Leipzig · Date: 23.06.1794
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Georg Joachim Göschen
  • Place of Dispatch: Amsterdam
  • Place of Destination: Leipzig
  • Date: 23.06.1794
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37113
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.3,Nr.23(2)
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 23 x 19,4 cm
  • Incipit: „[1] Amsterdam d. 23. Jun. 1794
    Verzeihen Sie, werthester Herr und Freund, daß ich Ihren Brief erst jetzt beantworte: ein Aufenthalt [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Amsterdam d. 23. Jun. 1794
Verzeihen Sie, werthester Herr und Freund, daß ich Ihren Brief erst jetzt beantworte: ein Aufenthalt auf dem Lande, und nachher eine Krankheit – ein Fieber, womit es hier zu Lande gar kein Scherz ist – haben mich abgehalten es früher zu thun. In Ansehung Ihres Wieland habe ich nur meine Pflicht wahrgenommen: ich freue mich schon von Herzen auf die erste Lieferung, und werde, wenn sie erst da ist, das Geld für die zweyte und das etwan noch rückständige einzutreiben suchen. Wenn die Art, wie ich das Geld übermacht, nehmlich Sie auf Amsterdam ziehen zu lassen, Ihnen nicht die bequemste ist, so haben Sie die Gewogenheit, mir eine andre anzuzeigen. Da es hier keinen regelmäßigen Wechselkurs auf Leipzig giebt, so kann man keine Wechsel auf dort, wie auf Hamburg oder andre Städte, kaufen. Bloß durch die Gefälligkeit eines hiesigen Kaufmanns, und mit vielen Umständen habe ich mir zu andern Zeiten geholfen, wenn ich Geld auf dem Papiere nach Teustchland schicken wollte.
Haben Sie keine Nachricht von der Ankunft des Packets in England? Sollte es nicht richtig bestellt seyn, so ist die Schuld gewiß nicht mein.
Auf Ihre Frage: wie lange Zeit ich brauchen würde, um einen von den elegischen Dichtern der Römer herauszugeben? ist es mir nicht ganz leicht zu antworten. Meine Lust zu dieser Unternehmung ist sehr groß; allein ich möchte gern genau und gewissenhaft arbeiten, [2] und habe hier nur abgebrochen und beschränkt Muße. (Wär ich erst wieder in Teutschland, so würde ich täglich vom Morgen bis Abend mich damit beschäftigen können; ich weiß noch nicht ganz gewiß, wie lange ich hier bleiben werde: es muß sich aber bald entscheiden.) Hinzu kommt, daß die Ausgabe des ersten dieser Dichter bey weitem die meiste Zeit kosten würde; die andern könnten alsdann schnell nachfolgen. Ich muß nehmlich, der Verwandschaft und gegenseitigen Aufklärung wegen, aus allen zugleich mein Studium machen. – Dieß ist keine von den Unternehmungen, worauf litterarische Moden Einfluß haben, und wobey also der Augenblick schnell benutzt werden muß. Sie würden mich verbinden wenn Sie mir den frühesten Zeitpunkt sagen wollten, wo Ihnen anderweitige Geschäfte erlauben, an dieses zu denken; und den spätsten bis zu welchem es aufgeschoben bleiben dürfte. Alles, was in meinen Kräften steht, um die Sache nach Ihrem Wunsch auszuführen, werde ich gern thun.
Es thut mir leid, daß Ihre Gefälligkeiten für meine Freunde zu einem Ihnen unangenehmen Gerücht Anlaß gegeben haben. Indessen sollte ich denken, dergleichen Geschwätz wäre gar zu unwahrscheinlich, um von Konsequenz zu seyn, und nicht sehr bald zu verfallen. Hoffentlich werden die Umstände Carolinen bald erlauben, ihren Sohn von Lucca wegzunehmen, und alsdann wird sowohl dort, als in Leipzig alles schnell vergessen seyn.
Leben Sie recht wohl, werthgeschätzter Freund! Ich hoffe daß Sie sich bey den überhäuften Meßgeschäften immer wohl befunden haben. Meine besten Empfehlungen an Madam Göschen
Ihr gehorsamster AWSchlegel

Amsterdam d. 23: Jun 1794.
Schlegel
empf. d. 29:
Jun.
[1] Amsterdam d. 23. Jun. 1794
Verzeihen Sie, werthester Herr und Freund, daß ich Ihren Brief erst jetzt beantworte: ein Aufenthalt auf dem Lande, und nachher eine Krankheit – ein Fieber, womit es hier zu Lande gar kein Scherz ist – haben mich abgehalten es früher zu thun. In Ansehung Ihres Wieland habe ich nur meine Pflicht wahrgenommen: ich freue mich schon von Herzen auf die erste Lieferung, und werde, wenn sie erst da ist, das Geld für die zweyte und das etwan noch rückständige einzutreiben suchen. Wenn die Art, wie ich das Geld übermacht, nehmlich Sie auf Amsterdam ziehen zu lassen, Ihnen nicht die bequemste ist, so haben Sie die Gewogenheit, mir eine andre anzuzeigen. Da es hier keinen regelmäßigen Wechselkurs auf Leipzig giebt, so kann man keine Wechsel auf dort, wie auf Hamburg oder andre Städte, kaufen. Bloß durch die Gefälligkeit eines hiesigen Kaufmanns, und mit vielen Umständen habe ich mir zu andern Zeiten geholfen, wenn ich Geld auf dem Papiere nach Teustchland schicken wollte.
Haben Sie keine Nachricht von der Ankunft des Packets in England? Sollte es nicht richtig bestellt seyn, so ist die Schuld gewiß nicht mein.
Auf Ihre Frage: wie lange Zeit ich brauchen würde, um einen von den elegischen Dichtern der Römer herauszugeben? ist es mir nicht ganz leicht zu antworten. Meine Lust zu dieser Unternehmung ist sehr groß; allein ich möchte gern genau und gewissenhaft arbeiten, [2] und habe hier nur abgebrochen und beschränkt Muße. (Wär ich erst wieder in Teutschland, so würde ich täglich vom Morgen bis Abend mich damit beschäftigen können; ich weiß noch nicht ganz gewiß, wie lange ich hier bleiben werde: es muß sich aber bald entscheiden.) Hinzu kommt, daß die Ausgabe des ersten dieser Dichter bey weitem die meiste Zeit kosten würde; die andern könnten alsdann schnell nachfolgen. Ich muß nehmlich, der Verwandschaft und gegenseitigen Aufklärung wegen, aus allen zugleich mein Studium machen. – Dieß ist keine von den Unternehmungen, worauf litterarische Moden Einfluß haben, und wobey also der Augenblick schnell benutzt werden muß. Sie würden mich verbinden wenn Sie mir den frühesten Zeitpunkt sagen wollten, wo Ihnen anderweitige Geschäfte erlauben, an dieses zu denken; und den spätsten bis zu welchem es aufgeschoben bleiben dürfte. Alles, was in meinen Kräften steht, um die Sache nach Ihrem Wunsch auszuführen, werde ich gern thun.
Es thut mir leid, daß Ihre Gefälligkeiten für meine Freunde zu einem Ihnen unangenehmen Gerücht Anlaß gegeben haben. Indessen sollte ich denken, dergleichen Geschwätz wäre gar zu unwahrscheinlich, um von Konsequenz zu seyn, und nicht sehr bald zu verfallen. Hoffentlich werden die Umstände Carolinen bald erlauben, ihren Sohn von Lucca wegzunehmen, und alsdann wird sowohl dort, als in Leipzig alles schnell vergessen seyn.
Leben Sie recht wohl, werthgeschätzter Freund! Ich hoffe daß Sie sich bey den überhäuften Meßgeschäften immer wohl befunden haben. Meine besten Empfehlungen an Madam Göschen
Ihr gehorsamster AWSchlegel

Amsterdam d. 23: Jun 1794.
Schlegel
empf. d. 29:
Jun.
· Abschrift , 23.06.1794
· Deutsche Nationalbibliothek
· 1886/Bö-GS C. Schlegel, A. W. Br. 2
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