• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 23.06.1825
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 23.06.1825
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 135‒137.
  • Incipit: „Paris, den 23sten Junii 1825.
    rue Snte Anne No. 31.
    Hochwohlgebohrner Herr Professor!
    Hochverehrtester Lehrer!
    Ich erhalte soeben Ihren Brief vom 17ten d. M. und [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.40
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 23,8 x 19,7 cm
Paris, den 23sten Junii 1825.
rue Snte Anne No. 31.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochverehrtester Lehrer!
Ich erhalte soeben Ihren Brief vom 17ten d. M. und beeile mich Ihnen drauf zu antworten; mit dem ersten Buche des Râm[âyana] werde ich in zwei bis drei Tagen fertig seyn; das Dêvanâgari Manuscript ist ein sehr fehlerhaftes und in der That das schlechteste von allen. Ich habe deswegen bei seiner Vergleichung die Regel befolgt, bei Stellen, wo bloß unwichtige Varianten, die aber auf den Inhalt keinen Bezug haben, vorkommen, solche Verschiedenheiten anzugeben, die für die Critik vom Nutzen seyn können, die Fehler aber größtentheils nicht angegeben, da dieses mehr Zeit erfordern würde, als die Handschrift verdient; dagegen wo der materielle Theil des Gedichts in diesem Manuscript mit afficirt wird, habe ich ganze Stellen abgeschrieben. Uebrigens hat dieses Gedicht im Ganzen genau denselben Text, als die Bengalischen Hdschften und die des C[a]pt[ain] Todd; die Uebereinstimmung erstreckt sich so gar auf Kleinigkeiten und ich vermuthe, daß dieses Manuscript aus einem Bengalischen Codex herstamme, eine Vermuthung, die dadurch bestärkt wird, daß Buchstabenverwechselungen darin vorkommen, die bloß aus der Bengalischen Schrift sich erklären lassen, wie z. B. va für ra, eine Verwechselung, woran ich in keinem einzigen Devanâg[ari]-Manuscript mich eines Beispiels erinnere. ‒ Das Manuscript No. XXII enthält nach Chezyʼs Aussage, bei dem das Manuscript ist, die drei letzten Bücher; ich werde mir aber das Manuscript zeigen lassen. Ich bin nehmlich bei Herrn Chézy gewesen, da Rémusat mir den Wunsch äußerte, erst den friedlichen Weg zu versuchen, um ihn zu bewegen, die Manuscripte mitzutheilen, die bei ihm schlummern. Ich habe auch mit ihm eine sehr amüsante Zusammenkunft gehabt; nach einer kurzen Negociation habe ich dann auch das Dêvanâgari Manuscript des Râm[âyana] erobert; und wir sind anscheinend die besten Freunde von der Welt. ‒ Das zweite Buch zu vergleichen wird zwar einige Zeit kosten, jedoch wenn Sie es wünschen, bin ich sehr dazu geneigt. Da meine Abschrift aus dem Cod. Todd so sehr mit dem Bengal. Cod. des Jones, den ich I genannt habe, übereinstimmt, zweifle ich nicht, daß ich auch zur Vergleichung beider Pariser Manuscripte mich derselben bedienen könne. Ich wünschte gern, daß Sie hierüber selbst die Entscheidung fällten; übrigens bemerke ich, daß ich für das zweite Buch alles in London gesammelt habe, was von Materialien da ist. Das 4te Buch des Hitôpadêṣa werde ich gleich nach dem Râmây[ana] vornehmen; die gedruckte Ausgabe hoffe ich, wird in der Bibliothek seyn; es freut mich außerordentlich, daß Ewr. Hochwohlgebohren die Absicht haben, dieses Buch, das Hamilton etwas englisch behandelt hat, neu herauszugeben. Die Abhandlung von Wilson über das Panchatantra ist schon in den Trans[actions] of the As[iatic] Soc[iety] of Gr[eat]-Br[itain] and Ireland abgedruckt, der Band wird aber erst im Herbste erscheinen.
Rémusatʼs jährlicher Bericht ist noch nicht erschienen, es wird aber daran gedruckt. ‒ Herrn von Humboldt habe ich noch nicht aufwarten können, ich hoffe ihn aber nächsten Sonntag zu sehen; ich habe ihn schon gleich schriftlich gebeten, mir eine Stunde zu bestimmen, wo ich ihn sehen dürfe.
Für die frühe Auszahlung des dritten Quartals des Stipendiums bin ich Ihnen meinen größten Dank schuldig; ich gedenke damit auch die Reise bestreiten zu können, wenn ich nicht wegen der Vergleichung des zweiten Buchs meinen Aufenthalt verlängern soll. Mein eigner Wunsch wäre zwar so bald wie möglich nach Bonn zu kommen; doch ich hoffe, daß Sie deswegen durchaus nicht in Ihren eigenen Plänen eine Veränderung treffen. Sir John Malcolm & Sir George Staunton sind gegenwärtig hier.
Mit der größten Hochachtung
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebenster und dankbarster
Chr. Laßen.
Paris, den 23sten Junii 1825.
rue Snte Anne No. 31.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochverehrtester Lehrer!
Ich erhalte soeben Ihren Brief vom 17ten d. M. und beeile mich Ihnen drauf zu antworten; mit dem ersten Buche des Râm[âyana] werde ich in zwei bis drei Tagen fertig seyn; das Dêvanâgari Manuscript ist ein sehr fehlerhaftes und in der That das schlechteste von allen. Ich habe deswegen bei seiner Vergleichung die Regel befolgt, bei Stellen, wo bloß unwichtige Varianten, die aber auf den Inhalt keinen Bezug haben, vorkommen, solche Verschiedenheiten anzugeben, die für die Critik vom Nutzen seyn können, die Fehler aber größtentheils nicht angegeben, da dieses mehr Zeit erfordern würde, als die Handschrift verdient; dagegen wo der materielle Theil des Gedichts in diesem Manuscript mit afficirt wird, habe ich ganze Stellen abgeschrieben. Uebrigens hat dieses Gedicht im Ganzen genau denselben Text, als die Bengalischen Hdschften und die des C[a]pt[ain] Todd; die Uebereinstimmung erstreckt sich so gar auf Kleinigkeiten und ich vermuthe, daß dieses Manuscript aus einem Bengalischen Codex herstamme, eine Vermuthung, die dadurch bestärkt wird, daß Buchstabenverwechselungen darin vorkommen, die bloß aus der Bengalischen Schrift sich erklären lassen, wie z. B. va für ra, eine Verwechselung, woran ich in keinem einzigen Devanâg[ari]-Manuscript mich eines Beispiels erinnere. ‒ Das Manuscript No. XXII enthält nach Chezyʼs Aussage, bei dem das Manuscript ist, die drei letzten Bücher; ich werde mir aber das Manuscript zeigen lassen. Ich bin nehmlich bei Herrn Chézy gewesen, da Rémusat mir den Wunsch äußerte, erst den friedlichen Weg zu versuchen, um ihn zu bewegen, die Manuscripte mitzutheilen, die bei ihm schlummern. Ich habe auch mit ihm eine sehr amüsante Zusammenkunft gehabt; nach einer kurzen Negociation habe ich dann auch das Dêvanâgari Manuscript des Râm[âyana] erobert; und wir sind anscheinend die besten Freunde von der Welt. ‒ Das zweite Buch zu vergleichen wird zwar einige Zeit kosten, jedoch wenn Sie es wünschen, bin ich sehr dazu geneigt. Da meine Abschrift aus dem Cod. Todd so sehr mit dem Bengal. Cod. des Jones, den ich I genannt habe, übereinstimmt, zweifle ich nicht, daß ich auch zur Vergleichung beider Pariser Manuscripte mich derselben bedienen könne. Ich wünschte gern, daß Sie hierüber selbst die Entscheidung fällten; übrigens bemerke ich, daß ich für das zweite Buch alles in London gesammelt habe, was von Materialien da ist. Das 4te Buch des Hitôpadêṣa werde ich gleich nach dem Râmây[ana] vornehmen; die gedruckte Ausgabe hoffe ich, wird in der Bibliothek seyn; es freut mich außerordentlich, daß Ewr. Hochwohlgebohren die Absicht haben, dieses Buch, das Hamilton etwas englisch behandelt hat, neu herauszugeben. Die Abhandlung von Wilson über das Panchatantra ist schon in den Trans[actions] of the As[iatic] Soc[iety] of Gr[eat]-Br[itain] and Ireland abgedruckt, der Band wird aber erst im Herbste erscheinen.
Rémusatʼs jährlicher Bericht ist noch nicht erschienen, es wird aber daran gedruckt. ‒ Herrn von Humboldt habe ich noch nicht aufwarten können, ich hoffe ihn aber nächsten Sonntag zu sehen; ich habe ihn schon gleich schriftlich gebeten, mir eine Stunde zu bestimmen, wo ich ihn sehen dürfe.
Für die frühe Auszahlung des dritten Quartals des Stipendiums bin ich Ihnen meinen größten Dank schuldig; ich gedenke damit auch die Reise bestreiten zu können, wenn ich nicht wegen der Vergleichung des zweiten Buchs meinen Aufenthalt verlängern soll. Mein eigner Wunsch wäre zwar so bald wie möglich nach Bonn zu kommen; doch ich hoffe, daß Sie deswegen durchaus nicht in Ihren eigenen Plänen eine Veränderung treffen. Sir John Malcolm & Sir George Staunton sind gegenwärtig hier.
Mit der größten Hochachtung
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebenster und dankbarster
Chr. Laßen.
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